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Das Ende der (Westfränkischen-)Karolinger
20.04.2015, 00:03
Beitrag: #12
RE: Das Ende der (Westfränkischen-)Karolinger
(19.04.2015 21:01)Suebe schrieb:  Vielen Dank für Eure tollen Beiträge.

Wenn ich hier noch eine Zwischenfrage anbringen darf.
Kann man es tatsächlich so sehen, wie es zB der Ploetz schreibt, dass Capet die Westfränkischen Karolinger ausgemordet hat, wie Anjou die Staufer?
Wenn es so war,
handelt es sich um eine öfter praktizierte Lösung von Rechtsstreitigkeiten unter kokurrierenden Dynastien im MA?

Das Vorgehen von Karl von Anjou gegen die Staufer war nicht ungewöhlich.
Die öffentliche Hinrichtung des erst sechzehnjährigen Konradins sollte Karls bzw. die Stellung des Papsttums festigen. Die Söhne Manfreds mussten dann rund 40-50 Jahre in Einzelhaft leben.

Die frühen Karolinger schickten ihre Rivalen ins Kloster, so den letzten Merowinger oder Herzog Tassilo III. von Baiern. Ob Karlmann auf einmal von Reue geplagt und sich zum Mönchtum freiwillig entschloss, kann auch nur ein Märchen sein. Immerhin ließ er seine Frau und Kinder schutzlos zurück und ihr weiteres Schicksal blieb ungewiss. Kam Karlmanns Bruder Pippin sehr gelegen.

Die Blendung oder Verstümmelung war ein Mittel, einen Konkurrenten regierungsunfähig zu machen. Dies geschah z.B. mit dem Bosoniden Ludwig III., den Blinden. Hugo von Arles scheute sich auch nicht, seinen Halbbruder Lambert von Spoleto zu blenden. Ludwig der Fromme ließ seinen Neffen Bernhard von Italien blenden.

Hugo Capet inhaftierte 991 Karl von Niederlothringen. Karl verstarb dann in der Haft. Der westfränkische Karl III., der Einfältige starb nach sechsjähriger Haft als Gefangener der Vermandois. Der ostfränkische König und spätere Kaiser Karl III., der Dicke musste sich öffentlich von seiner Ehefrau als impotent bezeichnen lassen. Damit galt er als schwach und regierungsunfähig.

Man könnte noch viele Beispiele aufführen. Die beiden Karl III. bekamen dann noch zusätzlich Beinamen verpasst, die ihren Ruf für alle Zeit versauten. Auch wenn beide am Ende ihrer Herrschaft unglücklich agierten, war der eine nicht einfältig oder dumm und der andere war auch nicht dick und träge. Aber Verlierer konnten im Mittelalter nicht mit Nachsicht rechnen.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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RE: Das Ende der (Westfränkischen-)Karolinger - Sansavoir - 20.04.2015 00:03

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