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Das Ende der (Westfränkischen-)Karolinger
18.04.2015, 12:44
Beitrag: #5
RE: Das Ende der (Westfränkischen-)Karolinger
Angesichts der Niederlage gegen Otto II. und Karl von Niederlothringen leitete Lothar eine neue Phase seiner Politik ein: Er ließ seinen Sohn Ludwig zum Mitkönig krönen - erstmalig für einen westfränkischen König - und verwöhnte sich mit Otto II., der seine Italienpläne verwirklichen wollte und Ruhe an der westfränkischen Front brauchte.
Hugo Capet witterte Unheil - er war von dem Treffen Lothars, Ludwigs und Ottos nicht unterrichtet worden - und eilte seinerseits 981 nach Italien, um zusammen mit Otto und dessen Familie Ostern zu feiern. Hugo kehrte als Verbündeter Ottos zurück nach Franzien...
983 starb Otto II. überraschend und die Karten wurden neu gemischt: König Lothar und Heinrich der Zänker beanspruchten beide als Neffen Ottos I. die Vormundschaft über Otto III. Heinrich wollte selber König des Ostfrankenreiches werden, Lothar glaubte einen Weg gefunden zu haben, doch noch in den Besitz Lothringens zu kommen. Reginar IV. und Lambert von Hennegau sowie Karl von Niederlothringen hatten sich auf Lothars Seite geschlagen, nachdem ihr Lehensherr und Patron Otto II. ja weggefallen war.

Als Heinrich der Zänker jedoch die Gelegenheit für eine Allianz zwischen ihm und Lothar hatte verstreichen lassen, setzte Lothar auf die militärische Karte. Viel mehr als die wiederholte Besetzung Verduns gelang Lothar aufgrund seiner beschränkten finanziellen Möglichkeiten nicht, aber bei dieser Gelegenheit konnte er Gottfried von Verdun gefangen nehmen, den Bruder Erzbischof Adalberos von Reims (und damit Onkel Ascelins von Laon), der Lothringen erfolgreich gegen die Reginar-Söhne Reginar IV. und Lambert sowie gegen Karl von Niederlothringen verteidigt hatte.
In Oberlothringen, zu dem Verdun gehörte, herrschte aber nach wie vor Beatrix, die Witwe des 983 gestorbenen Herzogs und Schwester Hugo Capets (!). Auch aus dem Ostfrankenreich konnte Lothar keine Unterstützung mehr erwarten, denn Heinrich der Zänker hatte sich mit Mutter udn Großmutter Ottos III. versöhnt (unter Vermittlung von Beatrix von Oberlothringen...). Der Kampf um Lothringen war für König Lothar endgültig aussichtslos geworden, er scheint ihn aber trotzdem nicht aufgegeben zu haben, starb aber 986 mit 44 Jahren. Sein 19jähriger Sohn Ludwig (V.) übernahm, da er ja ohnehin schon Mitkönig war, problemlos die Nachfolge.
Ein einziges Jahr regierte Ludwig V. noch selbstständig, dann starb auch er an den Folgen eines schweren Jagdunfalls. In diesem Jahr war es allerdings hoch hergegangen im Westfrankenreich. Ludwigs Mutter Emma - die ja Ottonin war - und sein Onkel Karl von Niederlothringen hatten beide versucht, Einfluss auf Ludwig V. zu nehmen. Emma wollte im Bunde mit Hugo Capet und Erzbischof Adalbero von Reims ein Ende der aggressiven Lothringenpolitik und eine Aussöhnung mit Otto III., während Karl von Niederlothringen vor allem wollte, dass seine alte Erzfeindin Emma keinen Einfluss auf den König hatte. Ludwig griff Adalbero von Reims an und brach nicht nur mit seiner Mutter, sondern auch mit seiner Großmutter, Kaiserin Adelheid, der Mutter Ottos II. Ludwig hätte Adalbero vielleicht besiegt - eine Belagerung von Reims konnte Adalbero nur mit Mühe überstehen - starb aber, bevor seine Politik irgendwelche längerfristigen Folgen hätte haben können. Ludwigs Beiname "der Nichtstuer" relativiert sich von daher.

Nun war Karl von Niederlothringen der letzte karolingische Thronanwärter, was aber weder von Adalbero von Reims noch von Hugo Capet gewünscht war. Folgerichtig wurde auf Betreiben Adalberos Hugo zum neuen König des Westfrankenreichs gewählt und gekrönt.
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RE: Das Ende der (Westfränkischen-)Karolinger - 913Chris - 18.04.2015 12:44

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