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Frage zur Kriegsfinanzierung Frankreichs im 16. Jahrhundert:
14.02.2015, 23:19
Beitrag: #1
Frage zur Kriegsfinanzierung Frankreichs im 16. Jahrhundert:
Gestern kam ich auf folgende Frage:

Karl V führte ja ständig extrem teure Kriege gegen Frankreich. Finanzieren konnte er diese durch etliche finanziers: Handelsgesellschaften wie die der Fugger, die Reichen Genuesen und auch die Kolonien Spaniens dienten zur finanzierung der Kriegszüge.

Nun aber zu meiner Frage: Für Frankreich muss das ganze genauso teuer gewesen sein, wie finanzierte Frankreich seine Feldzüge gegen Karl V?

Freue mich auf interessante Antworten.
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15.02.2015, 10:41
Beitrag: #2
RE: Frage zur Kriegsfinanzierung Frankreichs im 16. Jahrhundert:
Die wichtigsten Einnahmen eines französischen Königs waren die "gabelle" und die "taille".

Die Gabelle war eine Salzsteuer. Sie ging einher mit der Auflage, wöchentlich eine bestimmte Menge Salz zu kaufen. Die Höhe der Gabelle war sehr unterschiedlich, es gab direkt so genannte Gabelle-Regionen, wo man einen sehr hohen Betrag bezahlen muss. Während der Herrschaft von Franz I. verdreifacht sich die Höhe der Gabelle.

Die Taille war eine direkte Steuer, die von den Bauern entrichtet werden musste, entweder direkt oder über den Grundherren. Unter Franz I. verdoppelte sich die Höhe der Taille.

Außerdem gab es noch weitere direkte und indirekte Steuern. Verwaltet wurden sie vom Generalkontrolleur der Finanzen.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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15.02.2015, 11:41
Beitrag: #3
RE: Frage zur Kriegsfinanzierung Frankreichs im 16. Jahrhundert:
Die Hauptgeldquelle Karls V. waren die Goldschiffe aus Amerika und die Steuern, v.a. aus den reichen Niederlanden. Dazu kamen noch die Fugger.
Bei den Franzosen lagen die Dinge ähnlich, abzüglich Fugger und Goldschiffe - und deswegen konnte Karl V. auch immer wieder die Oberhand gewinnen über die Franzosen. Dreimal startete Franz I. den Versuch, Italien zu erobern, dreimal scheiterte er, u.a. wegen finanzieller Schwierigkeiten.
Karl V. konnte seine Erfolge gegen Frankreich nur nicht dauerhaft erhalten, weil er an so vielen verschiedenen Fronten kämpfte, während den Franzosen immer wieder "Erholungspausen" blieben.

VG
Christian
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15.02.2015, 17:54
Beitrag: #4
RE: Frage zur Kriegsfinanzierung Frankreichs im 16. Jahrhundert:
In den 1510/20er Jahren wurde Franz I. von den Medici-Päpsten unterstützt. Deshalb kann man annehmen, dass die Kriege des französischen Königs auch seitens des Kirchenstaates finanziert wurden. Aus ihren Privatvermögen haben die Medici aber Franz I. nicht unterstützt, denn die Medici-Bank war seit 1492/94 pleite. 1533 stimmte Franz I. einer Heirat seines (zweiten) Sohnes, des späteren Heinrich II. mit der Nichte des Papstes Clemens VII. - Katharina de Medici - zu. Dass er dieser nicht ganz standesgemäßen Ehe zustimmte, könnte darauf deuten, dass er die politische und wirtschaftliche Unterstützung des Papstes benötigte.

In den 1530er Jahren erwies sich aber Karls V. Politik in Italien erfolgreicher. Er konnte sich nach dem Sturz der Sforza 1535 in Mailand behaupten, ebenso schwenkte Florenz 1535/37 auf kaiserliche Seite und mit dem neuen Papst Paul III. (Alessandro Farnese) einigte sich Karl ebenfalls diplomatisch. Dass die Kontrolle über Italien für Karl höchste Priorität besaß, beweist auch, dass Karl seine (natürliche) Tochter Margarethe zuerst mit Alessandro de Medici und nach dessen Ermordung mit Ottavio Farnese, dem Enkel des Papstes verheiratete. Bereits um 1530 schwenkte Andrea Doria bzw. die Republik Genau von französischer auf kaiserliche Seite. Für Franz I. bedeutete das, dass ab spätestens ca. 1535 keine Gelder aus Italien mehr zur Verfügung standen. Könnte das die Ursache sein, dass er sich danach mit dem Osmanischen Reich verband?

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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16.02.2015, 12:45
Beitrag: #5
RE: Frage zur Kriegsfinanzierung Frankreichs im 16. Jahrhundert:
Ich denke schon. Er griff nach dem letzten Strohhalm.
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17.02.2015, 11:38
Beitrag: #6
RE: Frage zur Kriegsfinanzierung Frankreichs im 16. Jahrhundert:
Ich habe jetzt zur franz. Kriegsfinanzierung im 16. Jahrhundert nichts belastbares gefunden. (Für das 17. Jahrhundert sehr wohl System Louvois zB)
Ich nehme allerdings an, dass es analog im HRR ablief.
Hier gab es zB den Versuch mit dem "Gemeinen Pfennig" eine Reichssteuer einzuführen, die spez. zur Kriegsfinanzierung dienen sollte. (Der Grund für die Eidgenossen, dem Reich den Rücken zu kehren)
Auch die Türkensteuer gehört hier rein.
Und dann natürlich die Finanzierung durch Kontribution. Es war zB im 30 jährigen Krieg für betroffene Städte überhaupt kein Problem über Schuldverschreibungen bei Banken in den damaligen "Weltstädten" Kontributionen zu bezahlen.
Die jeweiligen Kriegsherren konnten diese Schulkdverschreibungen ohne weiteres zu Geld machen.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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17.02.2015, 18:48
Beitrag: #7
RE: Frage zur Kriegsfinanzierung Frankreichs im 16. Jahrhundert:
Frankreich finanzierte sich wie gesagt v.a. aus der taille und der gabelle. Es konnte mit den Habsburgern, was die Truppenstärke angeht, aber erst um die Jahrhundertwende zum 17.Jh. einigermaßen gleichziehen.
Frankreich musste sich nämlich erst vom 100jähr.Krieg erholen und war außerdem - im Unterschied zu Kastilien z.B. - ein zersplittertes Land. Direkten Zugriff auf die Einnahmen hatte der König nur in der Krondomäne. 1557 war Frankreich pleite - wie übrigens im selben Jahr auch Spanien - obwohl man zu den regulären Staatseinnahmen auch schon - wieder wie Karl V. - Kredite aufnahm.
Die Hugenottenkriege und Kämpfe zwischen Adel und König schwächten Frankreich zusehends, 1596 hatte Frankreich 300 Millionen Livrees Schulden (bei jährlichen Einnahmen von 31 Millionen Livrees, von den aber vier Fünftel schon wieder ausgegeben waren für Schuldverschreibungen, Zinsen etc.) und musste 1598 Frieden mit Spanien schließen, sonst wäre das Land pleite gewesen. Erst Heinrich IV. bzw. sein Minister Sully konnten anfangs des 17.Jh. mit gezielten wirtschaftsfördernden Maßnahmen und einer Bereinigung des Steuerwesens (bzw. des Steuerbefreiungswesens) sowie dem Ämterverkauf die Finanzen innerhalb kürzester Zeit sanieren. Richelieu baute auf dieser Basis auf, aber durch den 30jährigen Krieg, weitere Adels- und Bauernrevolten sowie einem Machtverlust der Regierung in der Nach-Richelieuzeit war Frankreich 1659 wieder am Rande des Bankrotts. Einzig der Einstieg Englands in den französisch-spanischen Konflikt rettete Frankreich damals. Und das, obwohl 1643 doppelt so viele Steuern eingenommen wurden als noch 1635 - die Militärausgaben waren aber noch höher als selbst diese hohen Einnahmen. Frankreich hatte 1643 (Sieg bei Rocroi über die Spanier) 150.000 Mann unter Waffen, die kosteten!

VG
Christian
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