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Kirchenkampf - altkatholische Kirche
21.01.2015, 12:36
Beitrag: #1
Kirchenkampf - altkatholische Kirche
Neulich ist mir, als Abfallprodukt meiner Sammelwut, etwas über die Altkatholische Kirche untergekommen.

Nun war es mir bisher nicht unbekannt, dass es diese Glaubensgemeinschaft gibt, aber mehr wusste/weiß ich nicht.

Entstanden ist sie ja anscheinend aus den gleichen Gründen wie der Bismarck/preußische Kulturkampf.
Plötzlich verstehe ich auch das "rk" für römisch-katholisch bei den Angaben zur Religionszugehörigkeit. Bei den Evangelischen steht da lediglich "ev" wobei es ja auch gehörige Unterschiede gibt.

Gibt es hier Jemanden, der da Detailwissen hat, und mir/uns das eine oder andere zum Thema sagen könnte?

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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23.01.2015, 12:11
Beitrag: #2
RE: Kirchenkampf - altkatholische Kirche
Ja, den gibt es. Big Grin

Aber allerdings muss ich sagen, dass ich dir auch schon versprochen habe, die "Kamel-Nadelöhr-Geschichte" mit der Vorhölle zu erläutern. Das habe ich auch nicht vergessen, nur die Zeit ist immer zu knapp, die Sache wie ich sie weiß nochmals nachzuprüfen.

Aber ich kann dir einen Tipp geben: Die Altkatholiken sind auf dem Stand vor dem Ersten Vatikanum und dem Syllabus Errorum, weil sie diesen und den Papst als uneingeschränkter Kirchenherrscher ablehnten.

Eigentlich ging die altkatholische Kirche aus dem Zwist im Zentrum hervor: auch dort gab es Intellektuelle (z. B. der Kirchenhistoriker Ignaz von Döllinger) die eine Spaltung provozierten. Leider jedeoch war ihnen klar, sie können nicht bei den römisch-katholischen Kirche bleiben, wenn sie wie Bismarck und das evanglische Bürgertum das Universalprimat des Papstes ablehnten. Dazu wurde (vor allem im Badischen Raum; größte Gemeinde Freiburg i. Br. bis heute) die altkatholische Kirche gegründet.

Bismarck versuchte das im Kulturkampf dann erst recht auszuschlachten und hoffte auch die Scharfmacher (Ludwig Windthorst) in der Zentrum zum Eintritt in die altkatholische Kirche bewegen zu können um das Zentrum von der römischen Kirche abzudrängen und damit die Wählerschichten zu den Liberalen bzw. Konservativen zu verschieben. So wurde z. B. bei Windehorsts Reden immer wieder "Dölliger" zwischengerufen, wenn er davon sprach, dass die Intellektuellen der Kirche gegen den Universalanspruch der römischen Kirche keinen Grund finden.

Der wesentliche Unterschied ist, dass die altkatholische Kirche eine dezentrale, genuin Deutsche Kirche ist, weswegen sie auch bei den Aufzählen der christlichen Kirchen untergeht. Sie sind für alle offen, haben zuerst die historisch-kritische Methode bei der Bibelauslegung eingeführt.

Die Altkatholiken sind aber keine Fanatiker, es gilt auch nicht der Katechismus, also auch Regeln über den Gottesdienst sind lockerer. Sprache - als Gegenmodell zum damaligen Gottesdienst - ist rein deutsch. Latein gibt es dort nicht, ist ja keine römische Kirche...

Zudem sind die Altkatholiken dafür bekannt, Menschen in Gnade aufzunehmen, die in der römisch-katholischen Kirche aus welchen Gründen auch immer unerwünscht oder schon exkommuniziert sind - viele ehemalige Priester die homesexuell sind oder auch mit einer Frau verheiratet sind.

Wer die Vergangheit nicht achtet, dem kann es die Zukunft kosten

"Im übrigen, mein Sohn, lass dich warnen! Es nimmt kein Ende mit dem vielem Bücherschreiben und viel studieren ermüdet den Leib!" Kohelet 12,12
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23.01.2015, 13:15
Beitrag: #3
RE: Kirchenkampf - altkatholische Kirche
Danke Dir Werner,

Ich habe mich inzwischen natürlich auch ein bisschen "weitergebildet"
die älteste und größte Altkatholische Diözese besteht wohl in Holland.
Die Altkatholen nahmen für sich in Anspruch bei sehr vielem, was in Rom inzwischen auch erfolgt wäre, Jahrzehnte voraus gewesen zu sein.
Die Diakone als verheiratete Geistliche zB. Ob sie jetzt auch Frauen als Priester ordinieren, oder dies nur für die Zukunft vorhaben, ist mir nicht recht klar geworden.

Wenn man allerdings den jetzigen Papst mit seinen Äußerungen nimmt, siehe Karnikel, scheint sich da im großen in Rom auch ein Wandel anzubahnen.
Wobei sein Vorgänger insgesammt doch recht weit zurückgerudert ist.
Insbesondere die seither sehr zurückgezogene Haltung zur Ökumene hat bei den Protestanten zum Teil zu erheblicher Verbitterung geführt.
Aber man wird sehen was die Zukunft bringt.

Die Altktholische Kirche scheint mir auf alle Fälle den einen oder anderen näheren Blick wert zu sein.


Edit: Bereits seit 1996 ordiniert die Alt-Kathlolische Kirche Frauen!

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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