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Moraltheorien am Beispiel des 6. Gebots
22.01.2015, 19:01
Beitrag: #18
RE: Moraltheorien am Beispiel des 6. Gebots
Auf moralischer Ebene lag das 6.Gebot auf dem Tisch. Wenn die Kirche nicht darauf achtete, ob dieses Gebot beachtet wurde, warum sollte man dann nicht auch die anderen Gebote brechen dürfen? Um einer solchen Erosion der Glaubwürdigkeit der 10 Gebote gleich mal einen Riegel vorzulegen, war die Kirche fast gezwungen, ALLE 10 Gebote zu verteidigen und auf ihre Einhaltung zu achten...
Mal ganz davon abgesehen, dass sich die Eheleute auch damals schon Treue versprochen haben.
Deswegen kam wahrscheinlich der Tipp, die (oder den) Betrogene(n) im Unwissen zu lassen, weil dieser Vertrauensbruch die Ehe sehr wahrscheinlich zum Scheitern bringen wird, egal ob das Verhältnis noch besteht oder nicht.

Dass die Kirche sich da einmischt, hat aber - passend zu diesem Forum - auch historische Gründe. Unsaubere Erbschaftsfälle - die durch Ehebruch fast zwangsweise entstehen - haben zur Folge, dass gegebenenfalls jahrelang nicht auf ein Erbe zugegriffen wird und sich die Erben teilweise bis aufs Blut zerstreiten. In Zeiten des Fehdewesens konnte das schon auch wörtlich genommen werden. Krieg lag nicht im Interesse der Kirche, der Gesellschaft schon gar nicht. Da sich die Kirche gerade bei größeren Erbschaftsangelegenheiten auch ihren Teil erhoffte (auf den sie dann auch nicht zugreifen konnte), war das Interesse der Kirche schon auch recht handfest.
Wenn es gar um eine Herrschaft ging, hing die Legitimität des Herrschers daran, ob Papa Ehebruch begangen hatte oder nicht. Auch hier hatte die Kirche ein Interesse, ob das Erbe "sauber" angetreten werden konnte oder nicht, schließlich war die Kirche fast überall eng mit der Herrschaft verbandelt, irgendwie. Auch hier konnten Erbschaftsstreitigkeiten sehr leicht zum Krieg führen...
Aber auch bei den "Gemeinen" waren unsaubere Verhältnisse dem Zustand jedes Gemeinwesens abträglich. Die Kirche konnte dann wieder schlichten - wenn´s der Pfarrer nicht schaffte, musste die Obrigkeit ran, die also auch kein Interesse daran hatte, Nebenfrauen zu besänftigen und Halbgeschwister miteinander zu versöhnen.
Auch führte Ehebruch beim "Volk" meist dazu, dass Kinder entstanden, die vom Vater nicht unterhalten wurden. Solche Mütter mit ihren Kindern mussten vom Dorf versorgt werden - auch hier also war wieder ein handfestes Interesse, das es nahelegte, Ehebruch gleich zu verdammen.

VG
Christian
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RE: Moraltheorien am Beispiel des 6. Gebots - 913Chris - 22.01.2015 19:01

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