Parallelgesellschaft-Subkultur-Ghetto+Nationale Minderheiten
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05.01.2015, 20:07
Beitrag: #10
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RE: Parallelgesellschaft-Subkultur-Ghetto+Nationale Minderheiten
(05.01.2015 13:44)913Chris schrieb: Wird überall so sein. Hier in Ingolstadt ist 1845 die erste evangelische Kirche (gleichzeitig die erste evangelische Pfarrkirche Bayerns) mitten im Zentrum, am Holzmarkt gebaut worden - wohl für die Arbeiter, die an der Festung bauten wie auch für die evangelischen Soldaten. Da es damals mehr Soldaten als Zivilisten in Ingolstadt gab, mussten sich eher die Einheimischen integrieren...was sie in altbayerischer Sturheit aber auch nicht wollten. Etwas ketzerisch in den Raum geworfen, dauerte die Beilegung des ev-kath.- Gegensatzes so lange bis mit dem Islam eine weitere Religion zur Abgrenzung hinzukam? Nein, eigentlich war es das nicht, irgendwann zwischen den 60ern und 80ern hatte sich die Trennung zwischen den Konfessionen so ziemlich erledigt und die Hinterhofmoscheen störten noch nicht. (05.01.2015 13:44)913Chris schrieb: Demgegenüber stehen heute 9000 Muslime unter 130.000 Ingolstädtern, die sich in zwei Bezirken konzentrieren (entspricht ungefähr dem Zahlenverhältnis der Evangelischen zu den Katholischen des 19.Jhs.). Diese beiden Bezirke stellen zwar soziale Brennpunkte in Ingolstadt dar, aber eben auch deshalb, weil Auch ohne Audi ist das bei uns genauso, die sozialen Brennpunkte sind in den 70er Großwohnanlagen, dem BRD-Plattenbau. Die Zuzugszeitpunkte sind ähnlich. In diesen Betonsilos scheint es jede soziale Maßnahme bes. schwer zu haben, wer es irgendwie schafft, zieht da weg und wenn es nur in den Nachbarstadtteil mit den auch nicht mehr schönen 50er Jahre Blöcken ist. (05.01.2015 13:44)913Chris schrieb: Der Punkt ist der: Vor allem im Piusviertel (= dem Audi-Viertel) kann man beobachten, wie kroatische, türkische etc. Reisebüros, Supermärkte, sonstige Läden aus dem Bodengeschossen sind, v.a. in den letzten 20, 30 Jahren. Namen aus allen Erdteilen sind an den Klingelschildern zu lesen. Stadtteilfeste sind ein Sammelsurium aus unterschiedlichsten Musikstilen, Spielen, Süßigkeiten. Das ganze Viertel entwickelt so langsam ein eigenes Flair, von denjenigen Ingolstädtern, die sich zur "Intelligenz" rechnen, sichern sich viele Wohnungen (allerdings weniger in den Plattenbauten als vielmehr in den übriggebliebenen gründerzeitlichen Häusern in der Nähe der Altstadt), die Stadt investiert in die Infrastruktur (gerade wird die Ringstraße untertunnelt). Ich denke, es dauert noch 20 Jahre, spätestens dann ist zumindest das Piusviertel ein zwar etwas anderes Viertel von Ingolstadt, aber kein sozialer Brennpunkt mehr. Das heißt: Die Integration der "Ausländer" in Ingolstadt läuft nicht mehr innerhalb von 100, sondern innerhalb von vielleicht 50 Jahren ab. Unsere alte Arbeiterstadt, Anfang des 20. Jhd. eingemeindet, im Straßenbild eine bunte Mischung aus Wiederaufbau-Gründerzeit neben 50er Schlicht gliedert sich in 3 Bereiche. Die Mitte um das alte Rathaus ist schon ziemlich gentrifiziert. Die schönen, großen Eigentumswohnungen muß man sich leisten können und hat trotzdem eine Adresse mit linken Touch. Der nördliche Bereich um eine Einkaufsstraße ist bekannt für seine bes. bunte Mischung, Eine-Welt-fair-trade-Laden neben 1-€-Shop und Gebrauchtmöbelladen neben Edel-Bio-Döner. In 10 Jahren wird´s da richtig teuer. (05.01.2015 13:44)913Chris schrieb: Noch mal was zu den Zahlen: Kann gut sein, dass deine These stimmt, Chris. Richtig vergleichen kann man zwar die Zeiten nicht, vielleicht funktioniert der Vergleich besser über die sterbenden Regionen. Davon gibt es etliche, manchmal weiß man nicht warum. Hatte schonmal versucht, dass hier zu thematisieren http://www.forum-geschichte.at/Forum/sho...p?tid=6503 |
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