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Warum haben die USA diesen Vietnam-Komplex?
18.11.2014, 22:00
Beitrag: #1
Warum haben die USA diesen Vietnam-Komplex?
70 Jahre her ist in diesen Tagen die - weitgehend unbekannte - Schlacht im Hürtgenwald, in der die Amis nach neuen Schätzungen doch nicht mehr Opfer hatten als im gesamten Vietnamkrieg (58000).

Warum haben die Amis eigentlich diesen Komplex, dass gefühlt in jedem zweiten Hollywoodfilm der Vietnamkrieg vorkommt? Ok, sie haben verloren, aber wie Peter Scholl-Latour immer süffisant bemerkte, ist das bei den USA nach dem 2.Weltkrieg eher die Regel als die Ausnahme.

"Es gibt nur eine Sache die größer ist als die Liebe zur Freiheit: Der Hass auf die Person, die sie dir weg nimmt."(Che Guevara)
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19.11.2014, 12:51
Beitrag: #2
RE: Warum haben die USA diesen Vietnam-Komplex?
Sie haben verloren, aber sie haben nie und nimmer damit gerechnet. Das war der Schock.
die hochgerüstete Armee der USA verliert gegen ein paar Dschungelkämpfer - gibt´s doch nicht.
Gab es doch.

Dazu kommt: Den Amerikanern daheim wurde durch die zum ersten Mal in einem Krieg, bei dem die USA dabei waren, sehr große und kaum zensierte Zahl von bewegten Bildern vom Kriegsgeschehen bewusst, dass die USA keineswegs einen "sauberen" Krieg führten, sondern genauso gewalttätig und brutal waren wie diejenigen, die in den Augen der Amis eindeutig "die Bösen" waren. Auch das war ein Schock...

VG
Christian
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19.11.2014, 13:21
Beitrag: #3
RE: Warum haben die USA diesen Vietnam-Komplex?
Die USA haben diesen Krieg zu Anfang mit Wehrpflichtigen geführt.
Das war mMn der Knackpunkt.

Vielleicht kann sich der eine oder andere noch erinnern, was das für ein Theater war mit Cassius Clay, der ums Verrecken nicht nach Vietnam wollte.
Ein naher Verwandter, deutscher Staatsbürger! sollte hin, ging er mit Unterstützung der Eltern nach Kanada. Bis die die Wehrpflicht aufhoben.
Auch Bush II hat sich um Vietnam gedrückt.
Was so manchen ein bißchen sympathischer macht. Exclamation

Es ist das Trauma einer ganzen Generation von US-Amerikanern geworden.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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19.11.2014, 19:31
Beitrag: #4
RE: Warum haben die USA diesen Vietnam-Komplex?
Das Wehrpflichtigen-Argument zieht im Vergleich zum 2.Weltkrieg nicht, in dem sogar Schwarze noch als Soldaten zweiter Klasse behandelt wurden. Mein Vater erzählte mir, dass direkt nach dem Krieg die farbigen GIs wesentlich "netter" waren und einer sagte ihm ganz offen, dass er von den weißen Offizieren kaum besser behandelt wird als die "Nazis".

Ungern in den Vietnamkrieg zu wollen, kann ich aber nachvollziehen. Es war ja wohl nicht so, dass man wie hierzulande Ersatzdienst ableisten konnte, wenn man keine Waffe in die Hand nehmen wollte. Wobei Kriegsdienstverweigerer bei uns im Ernstfall dann eben Sanitöter sind, vielleicht ging das in den USA auch. Wenn ja, hätte ich kein Verständnis für Drückebergertum, denn einer muss schließlich die Drecksarbeit dann an Deiner Stelle tun.

Gegen das Drückebergertum des George W. Bush oder des Cassius Clay kann man wenig sagen, die ja wenigstens einen Heimatdienst angetreten bzw. für ihre Überzeugung eine Haftstrafe angetreten sind. Ganz anders sieht es bei den Spezis aus, die urplötzlich kaum gehfähig oder gar geistig eingeschränkt sind, im Zivilleben aber rasch wieder genesen....Das sind einfach charakterlose Betrüger.

Chris dürfte richtig liegen, die Unfähigkeit, dem Vietcong Herr zu werden, trotz Napalm, Düsenjets und Helicopter-Schwärmen, war schwer begreiflich. Und die unzensierte Bilderflut war auch neu, weshalb die USA in den Golfkriegen penibel darauf geachtet haben, was gesendet wurde.

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19.11.2014, 21:29
Beitrag: #5
RE: Warum haben die USA diesen Vietnam-Komplex?
(19.11.2014 19:31)Triton schrieb:  Das Wehrpflichtigen-Argument zieht im Vergleich zum 2.Weltkrieg nicht, in dem sogar Schwarze noch als Soldaten zweiter Klasse behandelt wurden. Mein Vater erzählte mir, dass direkt nach dem Krieg die farbigen GIs wesentlich "netter" waren und einer sagte ihm ganz offen, dass er von den weißen Offizieren kaum besser behandelt wird als die "Nazis".

Ungern in den Vietnamkrieg zu wollen, kann ich aber nachvollziehen. Es war ja wohl nicht so, dass man wie hierzulande Ersatzdienst ableisten konnte, wenn man keine Waffe in die Hand nehmen wollte. Wobei Kriegsdienstverweigerer bei uns im Ernstfall dann eben Sanitöter sind, vielleicht ging das in den USA auch. Wenn ja, hätte ich kein Verständnis für Drückebergertum, denn einer muss schließlich die Drecksarbeit dann an Deiner Stelle tun.

Gegen das Drückebergertum des George W. Bush oder des Cassius Clay kann man wenig sagen, die ja wenigstens einen Heimatdienst angetreten bzw. für ihre Überzeugung eine Haftstrafe angetreten sind. Ganz anders sieht es bei den Spezis aus, die urplötzlich kaum gehfähig oder gar geistig eingeschränkt sind, im Zivilleben aber rasch wieder genesen....Das sind einfach charakterlose Betrüger.

Chris dürfte richtig liegen, die Unfähigkeit, dem Vietcong Herr zu werden, trotz Napalm, Düsenjets und Helicopter-Schwärmen, war schwer begreiflich. Und die unzensierte Bilderflut war auch neu, weshalb die USA in den Golfkriegen penibel darauf geachtet haben, was gesendet wurde.

Nee Triton,
das triffts nicht.

Es ist wie gesagt das Trauma einer ganzen Generation US-Amerikaner geworden. Ähnliche Geburtsjahre wie ich.
Was bei uns der "Auschwitz-Schock" durch die KZ, richtiger Vernichtungslager-Prozesse ausgelöst hat, war in den USA Vietnam.
Wenn ich mehr Zeit habe komme ich nochmals darauf zurück.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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19.11.2014, 21:39
Beitrag: #6
RE: Warum haben die USA diesen Vietnam-Komplex?
Achso, Du meinst das Ende der Illusion, die "Guten mit der weissen Weste" zu sein, ist für das Trauma verantwortlich?
Da ist sicher was dran.

Eines der Lieblingthemen in Hollywoodfilmen ist ja: Die schwachen Guten gegen die starken Bösen.
Und die Guten sind natürlich die Amerikaner und alle anderen mächtig und böse. Und dann kommt Vietnam, wo waffenstarrende GIs sich an armen Reisbauern vergreifen...

"Es gibt nur eine Sache die größer ist als die Liebe zur Freiheit: Der Hass auf die Person, die sie dir weg nimmt."(Che Guevara)
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19.11.2014, 23:09
Beitrag: #7
RE: Warum haben die USA diesen Vietnam-Komplex?
(19.11.2014 21:39)Triton schrieb:  Achso, Du meinst das Ende der Illusion, die "Guten mit der weissen Weste" zu sein, ist für das Trauma verantwortlich?
Da ist sicher was dran.

Eines der Lieblingthemen in Hollywoodfilmen ist ja: Die schwachen Guten gegen die starken Bösen.
Und die Guten sind natürlich die Amerikaner und alle anderen mächtig und böse. Und dann kommt Vietnam, wo waffenstarrende GIs sich an armen Reisbauern vergreifen...


so ähnlich, nix mehr mit "gods own country"

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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08.12.2014, 11:38
Beitrag: #8
RE: Warum haben die USA diesen Vietnam-Komplex?
Die Militärdoktrin der USA lautet seit dem Bürgerkrieg "Safety first". Das soll heißen: siegen mit überlegenem Materialeinsatz ist allemal besser als das Leben der Soldaten zu gefährden. Mein Vater musste diese Doktrin leidvoll (schwere Verwundung) an der Westfront im deutsch-französischen Grenzgebiet bei Saarbrücken ertragen. Schon Grant, Sherman und Sheridan erdrückten den Süden mit Hightech (Eisenbahn) und einem überlegenen Materialeinsatz.
So und jetzt kommt der "Casus knaxus" - in Vietnam zog dieses Rezept nicht mehr. Da war ein Gegner, der sich trotz hoffnungsloser Unterlegenheit allen finalen Zugriffen entzog. Alles, was man in Westpoint gelernt hatte, galt auf einmal nicht mehr. Was noch im II. WK zum Erfolg führte, galt für Vietnam nicht. Das ganze gipfelte dann in einer Militärischen Niederlage und einem schmachvollen Abzug. Das war zu viel für ein Land, das seine Armee immer mit großem Stolz betrachtete. Hinzu kamen Verluste in Höhe von ca. 56.000 Mann, PTBS nicht mitgerechnet. Viele Ehen zerbrachen, es betraf nahezu komplett eine Generation. Erst langsam verschwindet das Vietnam-Syndrom.
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28.12.2014, 05:18
Beitrag: #9
RE: Warum haben die USA diesen Vietnam-Komplex?
(19.11.2014 23:09)Suebe schrieb:  
(19.11.2014 21:39)Triton schrieb:  Achso, Du meinst das Ende der Illusion, die "Guten mit der weissen Weste" zu sein, ist für das Trauma verantwortlich?
Da ist sicher was dran.

Eines der Lieblingthemen in Hollywoodfilmen ist ja: Die schwachen Guten gegen die starken Bösen.
Und die Guten sind natürlich die Amerikaner und alle anderen mächtig und böse. Und dann kommt Vietnam, wo waffenstarrende GIs sich an armen Reisbauern vergreifen...

so ähnlich, nix mehr mit "gods own country"

Der Film "Platoon" mit Charlie Sheen und Tom Berenger (Paraderolle) in den Hauptrollen, spiegelt die Wahrheit wohl gut wider. Regie führte Oliver Stone, der selber in Vietnam war.
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04.03.2015, 11:35
Beitrag: #10
RE: Warum haben die USA diesen Vietnam-Komplex?
Gestern gelesen: Die Amerikaner sollen Versorgungspakete gezielt so abgeworfen haben, dass der Vietcong sie als erstes in die Hände bekam. Inhalt: Riesige (nicht rissige Wink) Kondome.
Warum? Der Asiate verbindet eine große Männlichkeit mit überlegener Kraft, Macht, Unbesiegbarkeit.

Was wohl erklären dürfte, warum viele gefolterte GIs nackt aufgefunden wurden und ein Körperteil wohl bevorzugt vom Vietcong abgeschnitten wurde...
Klassisches Eigentor, nehme ich an, wenn die Geschichte wahr sein sollte.

"Es gibt nur eine Sache die größer ist als die Liebe zur Freiheit: Der Hass auf die Person, die sie dir weg nimmt."(Che Guevara)
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15.03.2015, 20:50
Beitrag: #11
RE: Warum haben die USA diesen Vietnam-Komplex?
Die Tatsache,dass das Vietnamtrauma heute noch nachwirkt liegt zum einen sicherlich daran, dass hier ein Krieg erstmals für die US-Armee verloren ging - bis dahin war man seit dem Unabhängigkeitskrieg siegreichen oder konnte es zumindest propagandistisch so drehen. Aber bei Vietnam gab es an der Niederlage nix zu deuteln.
Zum anderen war es ein schmutziger,asymetrischer Krieg, bei dem die eigenen Kriegsverbrechen auch unmittelbar dokumentiert und nach Hause weitergeleitet wurden- und dort auf eine Gesellschaft im Umbruch trafen. Die USA hatten neben Vietnam die Studentenunruhen, die Rassenfrage, und eine Rezession bedingt durch den Niedergang der Stahl- und Automobilindustrien am Hals.Und man war klar der Agressor, da das unterstützte einheimische Regime ja alles andere als lupenrein demokratisch war.
Daher stellte sich zunehmend die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines Krieges, der nicht unter Beachtung der Werte geführt werden konnte , für deren angebliche Verteidigung man ihn begonnen hatte und bei dem,. je länger er dauerte, deutlich wurde,dass er militärisch nicht zu beenden war.
Die Generation,die diesen Krieg als Soldaten führen musste hatte das Gefühl vom damaligen konservativen Establishment in einem sinnlosen Kriege für reine Machtpolitik verheizt zu werden.
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