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Britannien - Elitetransfer oder Masseneinwanderung
20.11.2014, 16:38
Beitrag: #8
RE: Britannien - Elitetransfer oder Masseneinwanderung
(20.11.2014 15:56)Dietrich schrieb:  Es leuchtet ein, dass sich die romanisierten britischen Kelten nicht kampflos unterdrücken ließen. Ein solcher Widerstand wird vom legendären König Artus verkörpert, der angeblich um 500 einen großen Sieg am Mons Badonicus über die Angelsachesen davontrug. Dennoch bleibt unklar, ob mit einer großen germanischen Völkerwoge oder eher mit einem Elitetransfer zu rechnen ist.

Ich sagte ja oben schon: Peter Heather schreibt, dass die Bevölkerunsgeschichte archäologisch etwas besser dokumentiert ist. Informationen liefern u.a. 30 000 Gräber aus der frühen angelsächsischen Epoche, die die Überreste von 10-15 Generationen aus der Zeit vom 5. bis zum späten 7. Jh. enthalten. Die Gesamtbevölkerung Britanniens soll nach konservativen Schätzungen etwa 1 Million betragen haben.

So ganz gering kann demnach die Zahl der einwandernden Angeln und Sachsen nicht gewesen sein. Auf jeden Fall zeigt sich das anders als bei der Normannenherrschaft, die mit William the Conqueror beginnt. Da kann man zweifellos von einem Elitetransfer reden, der u.a. die Einführung des Französischen als Amtssprache in England brachte. Das nutzte allerdings wenig, denn in den Jahren 1250 bis 1400 ersetzte Englisch überall das Französische; allerdings wurden etwa 40 % des Gesamtanteils französischer Wörter ins Englische übernommen.

Ich neige zu der Annahme, daß es im Südosten (und natürlich nicht im Südwesten) zu einer recht großen Einwanderung kam und daß hier die romanisierten Briten tatsächlich verdrängt wurden.
Ich frage mich halt, welche Rolle es bei der schnellen Ausbreitung der angelsächsischen Kultur gespielt hat, daß die romanisierten Kelten Britanniens gewissermaßen "nicht Fisch, nicht Fleisch" waren. Sie waren nicht vollständig romanisiert, aber sie waren in weiten Teilen Englands eben auch keine wirklichen Kelten mehr. In den Gebieten, in denen zuvor die Römer nicht so stark vertreten waren (Westen, Norden), hielt sich auch der widerstand gegen die Angelsachsen länger.
Von daher könnte es durchaus sein, daß sich die angelsächsiche Kultur unter einer zwischen zwei Welten hin- und hergerissenen Kultur leichter durchsetzte als sie es bei einer geefestigten Kultur getan hätte.




(20.11.2014 15:56)Dietrich schrieb:  Folgt man der alten Tante Wiki, war der Bevölkerungsrückgang in Schleswig-Holstein/Angeln im 5. und 6. Jh. vor allem auf eine Klimaverschlechtetung zurückzuführen, bevor eine Abwanderung nach Britannien einsetzte. Allerdings misstraue ich dem populären Klimaargument, dass immer gern dann verwendet wird, wenn man nicht so recht weiter weiß.

Eine gesunde Distanz auf dieses Argument ist sicherlich nötig. Andererseits waren es bäuerliche Kulturen, die nach ein paar Mißernten wegen schlechten Wetters durchaus den Umzug erwogen haben könnten. Ob das dann nun wirklich ein "Klimawandel" war oder nur ein paar Jahre schlechtes Wetter, darüber läßt sich streiten...

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RE: Britannien - Elitetransfer oder Masseneinwanderung - Bunbury - 20.11.2014 16:38

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