Der Untergang von Sprachen
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10.06.2016, 16:21
Beitrag: #40
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RE: Der Untergang von Sprachen
Ob ein Volk die Sprache von Invasoren übernimmt oder nicht, hängt zuallererst von der Verwaltungsstruktur des Landes/Reiches ab. Englisch wäre nach der Invasion durch Wilhelm den Eroberer fast ausgestorben, weil plötzlich Französisch die Verwaltungssprache war. Der scharfe Gegensatz zwischen Angelsachsen und Normannen, wie er bei "Robin Hood" dargestellt wird, ist im Zusammenhang mit Robin Hodd zwar anachronistisch, aber ein paar Jahrhunderte zuvor war er tatsächlich so krass, eher noch krasser, weil es im Grunde keine angelsächsischen Adligen mehr gab. Entweder waren die getötet, von ihrem Besitz vertrieben und romanisiert worden.
Die Westgoten schafften es in Spanien nie, sich auch sprachlich durchzusetzen, weil es a) ein Heiratsverbot zwischen Romanen und Goten gab und weil die Goten b) das römische Rechts- und Verwaltungssystem übernommen hatten (zumindest für die romanische Bevölkerungsmehrheit). Die Franken waren in einer Sonderrolle, weil ihr Herkunftsgebiet immer auch Teil des Fränkischen Reiches war. Auch haben sie zwar mit der romanischen Bevölkerungsmehrheit zusammengearbeitet, aber spätestens seit der karolingischen Rennaissance war Fränkisch zur Verkehrs- und Verwaltungssprache geworden, die sich mit der vulgärlateinischen Verwaltungssprache vermischte und so zumindest im Westen des Reichs das Altfranzösische entstehen ließ. Im Westen, wo die Romanisierung im 9./10.Jh. schon fast wieder verschwunden war, entstand das Althochdeutsche. |
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