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Die Karwoche - Woche vor dem Pessahfest
22.10.2014, 22:02
Beitrag: #1
Die Karwoche - Woche vor dem Pessahfest
Hallo allerseits.

Ich habe eine historische Frage zur Karwoche. Ich hoffe, es gibt hier ein paar Leute, die sich da ein bisschen auskennen.

Meine Frage bezieht sich auf die Festlichkeiten in der damaligen Situation vor 2000 Jahren, also zur Zeit der Kreuzigung Jesus.
Es gab in Jerusalem durch die Besatzung der Römer auch römische Bauten wie eine Rennbahn, ein Amphitheater etc. Wenn nun römische Prokuratoren und Co. sich in der Stadt aufhielten wurden gerne mal Spiele darin abgehalten zu ihren Ehren.
Nun war in der Karwoche, also der Woche vor dem Pessahfest, auch Pilatus, als Präfekt und Herodes als Tetrarch anwesend.
Die Frage ist nun, ob es möglich ist, dass in dieser Woche auch römische Spiele, Rennen zB stattgefunden haben könnten, oder ob es irgendwie mit jüdischen Sitten ein Problem gegeben haben würde???

Vielen Dank schonmal im Vorraus Smile
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22.10.2014, 22:09
Beitrag: #2
RE: Die Karwoche - Woche vor dem Pessahfest
Oje, aus dem Stegreif kann ich dazu nix sagen. Steht vielleicht bei Flavius Josephus etwas dazu?
http://de.wikipedia.org/wiki/Flavius_Jos...Auswahl.29

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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23.10.2014, 01:06
Beitrag: #3
RE: Die Karwoche - Woche vor dem Pessahfest
Ich denke, dass man davon ausgehen kann, dass die Römer während des Passah-Festes keine Spiele abgehalten haben. Die Römer agierten normalerweise vorsichtig und nahmen Rücksicht auf regionale religiöse Bräuche, vor allem in Gebieten, in denen sie nicht direkt, sondern nur indirekt herrschten. Da zzt. der Kreuzigung einerseits ein sehr angespanntes Verhältnis zwischen dem Tetrarchen Herodes bzw. seiner Familie und der jüdischen Geistlichkeit, insbesonders dem jüdischen Hohepriester Josephus Kaiphas, andererseits aber auch zwischen dem jüdischen Establishment und der römischen Besatzungsmacht bestand, war der Prokonsul Pilatus beauftragt, in seinem Amt deeskalierend zu wirken. Dies versuchte er zumindest.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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23.10.2014, 01:41
Beitrag: #4
RE: Die Karwoche - Woche vor dem Pessahfest
Hallo Sansavoir.
Ja, das war auch meine Annahme. Allerdings ist ja auch eine Hinrichtung eine Art von Spektakel, wo man sich fragen muss, ob das nicht ein bisschen gewagt war, gerade weil es ja eine angespannte Situation damals war.
Was genau wären denn die Bräuche, die mit solchen römischen Spielen hätten kollidieren können?
Auf Wiki konnte ich nur heraus finden, dass in dieser Zeit Gesäuertes entsorgt werden musste und ansonsten steht da nicht viel. Das wäre ja an sich kein Grund, sich nicht zu amüsieren. Und zu anderen Zeiten wurden ja dort Spiele abgehalten.
Oder anders gefragt, aus welchem Grund kamen denn die Führungskräfte zu diesem Fest angereist? Nur um sich zu präsentieren, oder auch um Spaß zu haben und sich zu amüsieren?

Arkona, soweit mir bekann, hat sich Josephus dazu nicht geäußert, aber ich kenne seine Werke auch nicht.
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23.10.2014, 15:49
Beitrag: #5
RE: Die Karwoche - Woche vor dem Pessahfest
Servus!
Jerusalem wurde erst nach der Niederschlagung des Bar-Kochba-Aufstandes 135 n.Chr. eine römische Stadt. Thermen kann es gegeben haben, wobei mir da die Wasserversorgung unklar ist, es sei denn, es hätte einen Aquädukt gegeben. Jerusalem liegt in einer trockenen Gegend...
Von einem Zirkus hjab ich auch noch nichts gehört, der Jupiter-Tempel auf dem Tempelberg dagegen ist berühmt-berüchtigt.
VOR 135 n.Chr. war Jerusalem eine jüdische Stadt, römische Einrichtungen haten da nichts zu suchen, insofern erübrigt sich deine Frage.
NACH 135 n.Chr. war Jerusalem als "Aelia Capitolina" eine römische Stadt, Juden war es sogar verboten, dort zu leben. Insofern brauchten die Römer dann auch keine Rücksicht mehr auf die Juden zu nehmen, und auch in dieser Hinsicht hat sich somit deine Frage erübrigt, wenn ich sie richtig verstanden habe, denn sie bezieht sich auf die Zeit ca. 30 n.Chr.

VG
Christian
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23.10.2014, 17:18
Beitrag: #6
RE: Die Karwoche - Woche vor dem Pessahfest
Hallo Chris.
Naja, also Herodes hatte sich ja zumindest dort eine Tempel eingerichtet und auf alten Stadtplänen sind auch Aquädukte verzeichnet, die könnte es schon gegeben haben. Es wird wohl auch Kasernen oder sowas gegeben haben, da es ja eine besetzte Stadt war und offenbar auch immer eine gewisse Anzahl von Soldaten dort stationiert war. Aber zu anderen Bauten ist leider nichts Konkretes zu finden.
Ja genau, du hattest die Frage richtig verstanden.

Danke für deine Antwort.
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23.10.2014, 18:09
Beitrag: #7
RE: Die Karwoche - Woche vor dem Pessahfest
Durch die Gihon-Quelle und den Teich von Siloah war die Wasserversorgung gesichert...
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24.10.2014, 15:47
Beitrag: #8
RE: Die Karwoche - Woche vor dem Pessahfest
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Juden eine römische Garnison in Jerusalem zugelassen hätten. Der Herodes-Tempel war der Jahwe-Tempel, den Herodes neu hat erbauen lassen.

VG
Christian
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24.10.2014, 18:53
Beitrag: #9
RE: Die Karwoche - Woche vor dem Pessahfest
Aber was hätten sie denn machen können gegen die Besatzungsmacht? Jerusalem war zu der Zeit eine Kleinstadt und wohl kaum in der Lage, sich gegen Rom zu stellen.
Herodes war den Römern ergeben. Natürlich hatte er seinen Glauben und seine Götter, aber das heißt ja nicht, dass es dort keine Soldaten gegeben hätte.

Also ich meine, ich hätte das irgendwo gelesen, dass es dort immer eine Einheit gegeben hätte, wenn ich jetzt nur noch wüsste, wo... ich werd mal gucken, ob ichs noch finde.

Edit:
Hier hab ich mal was dazu gefunden
http://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Antonia
"Nach dem Tod des Herodes wurde dort eine Kohorte der X. Legion stationiert."
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24.10.2014, 20:27
Beitrag: #10
RE: Die Karwoche - Woche vor dem Pessahfest
Rom war nicht daran interessiert, in Judäa einen Aufstand zu provozieren. Die römischen Soldaten (du hast recht, es gab sie in Jerusalem) waren daher mannigfaltigen Einschränkungen unterworfen. so durften sie den heiligen Bezirk natürlich nicht betreten. Sie waren eine Art Polizei in der Stadt, die sich allerdings merklich zurückhielt. Als Pilatus eine Wasserleitung aus Mitteln des Tempelschatzes bauen ließ, um die neuen Viertel Jerusalems mit Wasser zu verworgen, gab es einen Aufstand. Die Soldaten schritten ein - aber nicht in Uniform, sondern in (jüdischer) Zivilkleidung, sie prügelten mit Stöcken auf die Protestierenden ein. Dass sie Spiele nach römischer Art abgehalten hätten, ist unter diesen Umständen nicht vorstellbar.
Dabei hatte Jerusalem ein Theater: Herodes hatte es bauen lassen, zum großen Missfallen der Pharisäer, denn dort wurden griechische - heidnische - Tragödien aufgeführt. Pontius Pilatus nutzte das Theater (auf Rekonstruktionen des antiken Jerusalem kann man es sehen, es liegt mitten in der Stadt), um z.B. 14 n.Chr. die Juden zu versammeln, Er wollte sie zwingen, römische Adler an öffentlichen Plätzen und Gebäuden zu dulden. die Juden widersetzten sich, Pilatus musste einen Rückzieher machen. Auf den Rekonstruktionen sieht man aber keine klassischen römischen Amphitheater oder gar Rennbahnen. Die kamen erst später, als Jerusalem zu Aelia Capitolina geworden war.

Die Episode mit Pilatus und dem Theater erwähne ich nur, um klar zu machen, wie die Juden von den Römern behandelt wurden - sehr vorsichtig - und wie die Juden zum Theater standen, nicht zu schweigen von den "Sportveranstaltungen" (= Gladiatorkämpfen, Wagenrennen) der Römer. In Caesarea könnte man sich sowas vorstellen, im heiligen Jerusalem nicht.

Die in der Antonia stationierten ca.400 römischen Soldaten (eine Kohorte) wurden von Pilatus an Festtagen, wenn die Juden leichter erregbar waren als sonst auch schon, weithin sichtbar auf dem Vordach der Tempelhalle positioniert und sollten die Juden einschüchtern. Diese 400 Männekens reichten aber nicht aus, um in Jerusalem typisch römische Veranstaltungen durchzudrücken - und das hätte man tun müssen.

Zumindest zur Zeit Jesu, und darum geht es in deiner Frage ja.

VG
Christian

PS: Nachzulesen sind meine Angaben bei Konzelmann: König Davids Erbe. 3000 Jahre Jerusalem.Bastei-Lübbe 1998.
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25.10.2014, 00:06
Beitrag: #11
RE: Die Karwoche - Woche vor dem Pessahfest
Sehr interessant, das mit dem Theater.
Aber bist du dir sicher, dass es Pilatus war? Der war doch erst seit 26 Statthalter dort.
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26.10.2014, 08:44
Beitrag: #12
RE: Die Karwoche - Woche vor dem Pessahfest
Stimmt. Konzelmann hat nur geschrieben, dass 14 n.Chr. Tiberius die Nachfolge von Augustus angetreten hat und Pilatus als neuen Statthalter eingesetzt hat. Hätte das Datum noch mal nachrecherchieren müssen...

VG
Christian
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26.10.2014, 18:13
Beitrag: #13
RE: Die Karwoche - Woche vor dem Pessahfest
Weißt du denn, warum Pilatus und Co. sich zum Pessahfest begeben haben? War der Grund die Unruhe in der Stadt? Oder war es so üblich, dass sich Statthalter zu solchen Festen dort aufhielten?
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26.10.2014, 18:46
Beitrag: #14
RE: Die Karwoche - Woche vor dem Pessahfest
Na, ich denke mal, aus politischen Gründen.
Einerseits gehörte es sich, dass der oberste römische Repräsentant beim höchsten jüdischen Fest zumindest anwesend war - an den Feierlichkeiten teilnehmen durfte er wohl nicht, das hätte einen Aufstand gegeben.
Andererseits waren die Juden besonders an hohen Festtagen leicht erregbar (vgl. "Kreuzige ihn!"; kurz vorher war Jesus noch jubelnd empfangen worden...). Sollte was passieren, musste der Oberbefehlshaber in der Antonia präsent sein.
Herodes dürfte anwesend gewesen sein, um nicht den anderen Terarchen den Vorwand zu geben, er sei am höchsten jüdischen Festtag nicht einmal in Jerusalem gewesen. Die Herodes-Sippe kämpfte ja zeitlebens darum, als jüdische Oberhäupter anerkannt zu werden, waren sie doch eigentlich Idumäer = Araber...

VG
Christian
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26.10.2014, 22:35
Beitrag: #15
RE: Die Karwoche - Woche vor dem Pessahfest
Das macht Sinn.

Viele Dank für deine Antworten, Chris. Damit kann ich erstmal was anfangen Smile

LG
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27.10.2014, 10:12
Beitrag: #16
RE: Die Karwoche - Woche vor dem Pessahfest
Freut mich!

VG
Christian
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