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Naher Osten
12.03.2017, 23:52
Beitrag: #24
RE: Naher Osten
2. Die Ereignisse in Syrien zwischen 1919 und 1958

Faisal wurde auf dem Syrischen Nationalkongress 1919/20 zum König des Vereinigten Königreichs von Syrien gewählt, das Syrien, den Libanon und Palästina umfasste. Dies widersprach den Interessen Frankreichs, das seine im Sykes-Picot-Abkommen zugestandene Mandatsmacht dann auch nutzte, militärisch zu intervenieren und Faisal aus Groß-Syrien zu vertreiben.

Für Frankreich erwies sich die Verwaltung der Gebiete als schwierig. Nach der Vertreibung von Faisal im Jahr 1920 wurden vier autonome, von einem Gouverneur verwaltete Gebiete (Damaskus, Aleppo, Groß-Libanon und die Alawiten-Gebiete) gebildet. 1921 wurde Groß-Libanon aus der gemeinsamen Verwaltung herausgelöst und zum christlich-maronitischer Staat Libanon zusammengefasst, die restlichen Gebiete wurden 1922 zur Syrischen Föderation zusammengefasst. Diese Föderation wurde 1924 aufgelöst und am 5. Dezember 1924 durch den Staat Syrien (ehem. Gebiete Damaskus und Aleppo) ersetzt. Dieser Tag gilt als Gründungstag des Staates Syrien. Nicht eindeutig geklärt war der Status der Alawiten, der Drusen und des syrischen Norden, der Sandschak. Deshalb kam es auch 1925/26 zu einem Aufstand der Drusen, der von den Franzosen niedergeschlagen wurde.

1928 gestattete Frankreich die Bildung politischer Parteien und es wurde eine (nach französischem Vorbild geschriebene) gesetzgebende Verfassung erlassen. Der Stammespartikularismus in den ländlichen Gegenden, die religiöse und ethnische Vielfalt, aber auch die Einschränkungen der französischen Verwaltung und das Fehlen einer einigenden und ausgleichenden politischen Kraft (wie der König von Irak) verzögerte allerdings die Bildung eines unabhängigen Staates Syrien und einer syrischen Nation.

Die 1930er Jahre waren geprägt zwischen den Auseinandersetzung der französischen Mandatsmacht und den syrischen Nationalisten. Die Politik der Franzosen wurde bestimmt von den politischen Auseinandersetzungen zwischen linken und rechten Kräften in Frankreich. 1930 ließ der französische Hochkommissar die gesetzgebende Verfassung von 1928 durch eine weniger Vollmachten gewährende Verfassung ersetzen. 1933 wollte die damalige französische Regierung auf die Mandatsmacht verzichten und das Verhältnis zu Syrien wurde durch einen „Freundschafts- und Bündnisvertrag“ regeln. Dies wurde von der Opposition im französischen Parlament vereitelt. Im Dezember 1938 lehnte schließlich die französische Regierung die Unabhängigkeit Syriens ab.

1939 wurden Gebiete um Antakya an die Türkei abgetreten. Dies geschah, um die Türkei von einem Bündnis mit den Achsenmächten abzuhalten. Die Araber betrachteten das als Verrat Frankreichs und erhoben sich gegen die Franzosen. 1941 bekannte sich der französische Hochkommissar zum Vichy-Staat. Daraufhin besetzten die Briten und das „Freie Frankreich“ Syrien. De Gaulles Hochkommissar Georges Catroux erklärte Syrien für unabhängig und 1943 übernahm der gewählte Präsident al Kuwatli die Macht. 1945 brach erneut ein anti-französischer Aufstand aus, der 1946 mit dem Abzug der französischen Truppen endete.

1948/49 führte der gescheiterte Angriff der Syrer auf Israel zum Verlust des Ansehens des Präsidenten al-Kuwatli, der am 30. März 1949 durch einen Putsch Generals Husni as Saim abgesetzt wurde. Saim wurde wiederum im Dezember 1949 von den Obristen Salu und Schischakli entmachtet. Die 1950er Jahre waren vor allem geprägt zwischen den Auseinandersetzungen innerhalb der Armeeführung, die sich als stärkste, straff organisierte politische Kraft durchsetzte. Seit 1952 behaupteten sich die Anhänger des Ägypters Nasser zunehmend in der Armeeführung (Baath-Bewegung). Nachdem Oberst Schischakli 1954 entmachtet wurde, konnte 1955 der ehemalige Präsident Kuwatli die Macht wieder übernehmen. Er gestaltete die Beziehungen zur Sowjetunion enger. 1956 wurde ein Abkommen geschlossen, in dem die Sowjetunion umfangreiche Wirtschaftshilfe und Waffenlieferungen zusicherte.

Infolge der Suezkrise von 1956 und den daraus entstandenen Spannungen zwischen den Großmächten drohte im Sommer 1957 eine kommunistische Machtübernahme in Syrien. Das syrische Militär und die Führer der Baath-Bewegung suchten deswegen die Annäherung an Ägypten. Am 1. Februar 1958 kam es zur Vereinigung beider Staaten, der neue Staat nannte sich Vereinigte Arabische Republik. Präsident dieses Staates wurde der bisherige ägyptische Präsident Gamal Ab del-Nasser.

3. Die Ereignisse im Irak zwischen Irak 1921 und 1958

Als Entschädigung für seine Absetzung als König von Syrien wurde Faisal 1921 von den Briten zum König von Irak bestimmt. Faisals älterer Bruder Abdullah (1882–1951) wurde von den Briten als König von Transjordanien eingesetzt, der heutige König von Jordanien ist sein Urenkel. Über Faisal schrieb Winston Churchill 1921 "Wenn Faisal im Irak weiß, dass nicht nur die materielle Unterstützung seines Vaters und der Schutz der Heiligen Stätten vor einem wahhabitischen Angriff, sondern auch die Stellung seines Bruders Abdullahs in Transjordanien von uns abhängt, wird er viel leichter zu handhaben sein." Es wird sich jedoch zeigen, wie bereits oben beschrieben, dass die Briten den wahhabitischen Angriff auf den Heiligen Stätten in Mekka und Medina nicht verhindern konnten.

1924 wurde eine verfassungsgebende Versammlung gebildet, die festlegte, dass der Irak ein Staat mit konstitutioneller Monarchie sein wird, in dem der britische Hochkommissar für Außen- und Verteidigungspolitik (vor allem für Marine und Luftwaffe) zuständig war. Faisal stimmte diesem faktischen Protektorat erst zu, nachdem seine innenpolitische Stellung als König zu Lasten des nationalen Parlaments gestärkt wurde. Faisal galt seitdem formal als ein konstitutioneller Monarch, dessen außerordentliche Macht nur durch den britischen Hochkommissar eingeschränkt wurde, aber auch übernommen werden konnte. Faisal starb bereits 1933 an den Folgen eines Herzinfarkts in Bern. Ihm folgte sein Sohn Ghazi, der im Alter von 27 Jahren im 1938 unter mysteriösen Umständen (Autounfall unter Alkoholeinfluss) verstarb. Bereits nach dem Tod Faisals konnte sich Ghazis Schwager und Cousin Abdullah ibn Ali, Sohn des ehemaligen Königs des Hedschas Ali ibn Hussein, als „starker Mann“ des Iraks behaupten. Seit 1938 fungierte er als Regent für den minderjährigen Faisal II.

Aufgrund der völligen Abhängigkeit Faisals von den Briten empfahlen diese 1925 dem Völkerbund die Übertragung des erdölreichen, zum Großteil von Kurden besiedelten Gebietes um Mosul an den Irak, was dann auch am 6. Juni 1926 geschah. 1932 wurde dem Irak die formale Unabhängigkeit gewährt. Die Politik des neuen Staates wurde jedoch weiterhin vom Erdölbedarf Frankreichs und Großbritanniens bestimmt. So musste der Irak sich verpflichten, den Bau von Pipelines von Mosul nach Tripolis (Nordsyrien) und Haifa (Palästina) zuzulassen. Desweitern war das Verhältnis des Iraks zum Nachbarstaat Iran belastet, da sich der Irak als Nachfolgestaat des Osmanischen Reiches verstand und auf die Einhaltung des 1847 geschlossenen Vertrags von Erzerum betrachtete, in dem der Grenzverlauf am Shatt el Arab festgelegt wurde. 1935 einigte man sich, so dass 1937 ein Bündnisvertrag zwischen der Türkei, dem Iran, Afghanistan und dem Irak unterzeichnet wurde, dessen Grundideen bereits im Konstantinopler Vier-Mächte-Protokoll 1912/13 festgelegt waren.

1941 wurde ein pro-deutscher Umsturz unter General al-Gailani nach wenigen Wochen mit britischer Hilfe vereitelt. 1943 erklärte der Irak Deutschland den Krieg und 1948 beteiligte sich der Irak am Angriff gegen den neu entstandenen Staat Israel. Geprägt waren die 1940er Jahre vor allem durch den Aufbau einer Erdölindustrie um die beiden Zentren Mosul und Basra, aber auch den Konflikten zwischen Kurden und Arabern und zwischen Sunniten und Schiiten.

In den 1950er Jahren stieg der Irak zum drittgrößten Erdöllieferanten auf. Das führte dazu, dass von 1950 bis 1958 das Pro-Kopf-Einkommen um 50 % stieg. Allerdings war die Verteilung unterschiedlich, so dass bereits 1952 soziale Unruhen in Bagdad ausbrachen, die von General Nuruddin blutig niedergeschlagen wurde. Nuruddin übernahm die Regierung und verhängte das Standrecht. Im Kurdengebiet um Mosul setzten sich die Aufstände unter Führung von Kommunisten fort. Die sunnitischen Araber neigten zu dem von Nasser angefachten arabischen Nationalismus. Abdullah ibn Ali musste 1953 die Inthronisierung seines Neffen Faisal II. zulassen. Innerhalb der Monarchie hielt er seine starke Stellung als Kronprinz des noch kinderlosen Königs. Die Militärs und deren neuen "starken Mann" Nur as-Said setzten auf ein antisowjetisches Bündnis, dieses wurde am 24. Februar 1955 unterzeichnet. Dem so genannten Bagdad-Pakt gehörten Großbritannien, die Türkei, der Iran und Pakistan an. Der Pakt wurde von der Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt, im Dezember 1956 musste die Regierung den Belagerungszustand verhängen. 1957 näherte sich der Irak dem konservativen Staat Saudi-Arabien und am 14. Februar 1958 wurde mit Jordanien die kurzlebige Haschemitische Föderation als Gegenentwurf zur Vereinigten Arabischen Republik gebildet. Diese Haschemitische Föderation existierte genau 5 Monate und endete mit der gewalttätigen Machtübernahme des Obristen und späteren Generals Kassem am 14. Juli 1958. Oberst Kassem war ursprünglich ein Anhänger der Baath-Bewegung und des ägyptischen Präsidenten Nasser. Er ließ noch am 14. Juli 1958 den politisch inaktiven 23-jährigen König Faisal II., dessen gesellschaftlich einflussreichen Onkel Abdullah ibn Ali und den Ministerpräsidenten Nuri as-Said hinrichten, weitere im Irak lebende Haschemiten und Anhänger des alten Regimes wurden in den nächsten Tagen ermordet.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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Naher Osten - Suebe - 18.10.2014, 11:15
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