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Vertreibung in der Geschichte
06.10.2014, 18:02
Beitrag: #41
RE: Vertreibung in der Geschichte
(05.10.2014 20:45)Suebe schrieb:  
(05.10.2014 16:16)Marek1964 schrieb:  Es fing an spätestens 1848.

Vermutlich hat es in Konstanz angefangen.

Aber schade ist es allemal.
Die gemeinsam erzielten Leistungen sind phänomenal.

Schon vor 1848, aber schon im 19.Jh. entdeckten die Tschechen ihren Nationalismus. sie griffen dabei auf die Hussiten zurück, das stimmt, aber zwischen den Hussiten und dem 19.Jh. war eine Zeit, in der die Tschechen offenbar ganz zufrieden waren mit ihrem Status als Königreich oinnerhalb der Habsburger Monarchie. Bzw. die Bemühungen von Wien aus, den Tschechen das Tschechischsein auszutreiben, waren erfolgreich. Die tschechische Sprache wäre fast gänzlich verschwunden, wäre sie im 19.Jh. nicht neu belebt worden!

VG
Christian
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07.10.2014, 13:52
Beitrag: #42
RE: Vertreibung in der Geschichte
(06.10.2014 18:02)913Chris schrieb:  Schon vor 1848, aber schon im 19.Jh. entdeckten die Tschechen ihren Nationalismus. sie griffen dabei auf die Hussiten zurück, das stimmt, aber zwischen den Hussiten und dem 19.Jh. war eine Zeit, in der die Tschechen offenbar ganz zufrieden waren mit ihrem Status als Königreich oinnerhalb der Habsburger Monarchie. Bzw. die Bemühungen von Wien aus, den Tschechen das Tschechischsein auszutreiben, waren erfolgreich. Die tschechische Sprache wäre fast gänzlich verschwunden, wäre sie im 19.Jh. nicht neu belebt worden!

VG
Christian

Ganz freiwillig haben die Tschechen sich nicht den Habsburgern unterworfen. Eine besondere Bedeutung haben da die Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges und der Westfälische Frieden. Im westfälischen Frieden wurde die Eigentumsverhältnisse von 1618 für das Reich anerkannt, also auch die Säkularisierungen im 16. Jahrhundert, die bereits im Passauer Vertrag von 1552 anerkannt worden sind. Eine Ausnahme war jedoch, dass dies für Böhmen und Mähren nicht galt. Hier wurden die Eigentumsverhältnisse von 1624 als verbindlich erklärt. Das bedeutet, dass alle Enteignungen nach der Schlacht am Weißen Berg (1620) rechtlich anerkannt worden sind. Dies bedeutete aber auch, dass Teile des tschechischen Adels und Bürgertums ihre Bedeutung verloren hatten und diese bisherige führende Schicht durch eine katholische (meist deutsche) Elite ersetzt wurde. Diese neue Schicht sicherte wiederum den Verbleib der Tschechen innerhalb der Habsburgermonarchie ab. Dies führte schließlich zum Rückgang der tschechischen Sprache.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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09.10.2014, 10:59
Beitrag: #43
RE: Vertreibung in der Geschichte
(07.10.2014 13:52)Sansavoir schrieb:  
(06.10.2014 18:02)913Chris schrieb:  Schon vor 1848, aber schon im 19.Jh. entdeckten die Tschechen ihren Nationalismus. sie griffen dabei auf die Hussiten zurück, das stimmt, aber zwischen den Hussiten und dem 19.Jh. war eine Zeit, in der die Tschechen offenbar ganz zufrieden waren mit ihrem Status als Königreich oinnerhalb der Habsburger Monarchie. Bzw. die Bemühungen von Wien aus, den Tschechen das Tschechischsein auszutreiben, waren erfolgreich. Die tschechische Sprache wäre fast gänzlich verschwunden, wäre sie im 19.Jh. nicht neu belebt worden!

VG
Christian

Ganz freiwillig haben die Tschechen sich nicht den Habsburgern unterworfen. Eine besondere Bedeutung haben da die Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges und der Westfälische Frieden. Im westfälischen Frieden wurde die Eigentumsverhältnisse von 1618 für das Reich anerkannt, also auch die Säkularisierungen im 16. Jahrhundert, die bereits im Passauer Vertrag von 1552 anerkannt worden sind. Eine Ausnahme war jedoch, dass dies für Böhmen und Mähren nicht galt. Hier wurden die Eigentumsverhältnisse von 1624 als verbindlich erklärt. Das bedeutet, dass alle Enteignungen nach der Schlacht am Weißen Berg (1620) rechtlich anerkannt worden sind. Dies bedeutete aber auch, dass Teile des tschechischen Adels und Bürgertums ihre Bedeutung verloren hatten und diese bisherige führende Schicht durch eine katholische (meist deutsche) Elite ersetzt wurde. Diese neue Schicht sicherte wiederum den Verbleib der Tschechen innerhalb der Habsburgermonarchie ab. Dies führte schließlich zum Rückgang der tschechischen Sprache.


Vielen Dank für die Info der rechtlichen Regelung im Westfälischen Frieden, das wusste ich nicht, dass Böhmen in der Beziehung ausgenommen war.

Wobei,
ich glaube ich habe es hier auch schon mal geschrieben, persönlich bin ich der Meinung, dass ohne die Hussitenkriege Böhmen und Mähren eine Entwicklung ähnlich wie Brandenburg oder Pommern (überhaupt der deutsche Osten) gemacht hätte (oder neuer Lothringen), das Tschechische zur Hof- und Küchensprache geworden wäre, und irgendwann lediglich noch touristischen Zwecken gedient hätte.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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09.10.2014, 19:46
Beitrag: #44
RE: Vertreibung in der Geschichte
(05.10.2014 20:45)Suebe schrieb:  Vermutlich hat es in Konstanz angefangen.

Also die Verbrennung von Jan Hus.

Übrigens hat Konstanz einen tschechischen Namen - Kostnice. Eine Anekdote: Als ich 1990 mit einer Studentenorganisation in der Tschechoslowakei war, gab es dort ein Lokalkomittee, dass mit Konstanz eine Partnerschaft hatte. Sie sprachen aber auch auf Slowakisch von "Konstanz", als ich dann ganz selbstverständlich von Kostnice sprach (was denen ein historischer Begriff war natürlich), wunderten sie sich, das es dasselbe sei...

Mag sein, dass man das im Zuge der Steigerung des Nationalbewusstseins man das als ersten deutsch-tschechischen Konflikt verklärt hat, aber von meinem Vater wurde mir das so nicht beigrebracht. Es war vor allem etwas gegen die Katholiken.


(06.10.2014 18:02)913Chris schrieb:  Schon vor 1848, aber schon im 19.Jh. entdeckten die Tschechen ihren Nationalismus. sie griffen dabei auf die Hussiten zurück, das stimmt, aber zwischen den Hussiten und dem 19.Jh. war eine Zeit, in der die Tschechen offenbar ganz zufrieden waren mit ihrem Status als Königreich oinnerhalb der Habsburger Monarchie. Bzw. die Bemühungen von Wien aus, den Tschechen das Tschechischsein auszutreiben, waren erfolgreich. Die tschechische Sprache wäre fast gänzlich verschwunden, wäre sie im 19.Jh. nicht neu belebt worden!

VG
Christian


Naja, da denke ich mir, dass man das von Wien aus nicht so tragisch sah, wenn sich Wien so sehr bemüht hätte, die Sprache zu unterdrücken, wären nicht die ersten tschechischen Zeitungen schom im 18. Jrh erschienen: Die erste Zeitung in tschechischer Sprache erschien 1719.

http://www.ceskatelevize.cz/ct24/kalenda...ke-noviny/

Und in Wien erschien 1761 die erste tschechischsprachige Zeitung - in Wien. In der Höhle des Adlers..Lol.

http://www.slavistik-portal.de/datenpool...ata=102801

Auch die Schlacht am Weissen Berg 1620 und das Enteignen der tschechischen Adels und Intelligenz war kaum national motiviert als vor allem religiös und machtpolitisch (Habsburger al Katholiken straften die "Verräter"), es wurden auch deutschsprachige Protestanten enteignet und hingerichtet.

Im Nachhinein wurden diese Dinge wohl verklärt, ebenso die Hussitenkriege, übrigens von beiden Seiten, sudetendeutsche Pamphlete verunglimpfen bis heute die Hussiten, obschon es doch die ersten Reformatoren der korrupten Kirche waren. Ein Jahrhundert vor Luther.

Im übrigen schliesse ich mich den Ausführungen von sansavoir an. Und bin der Meinung, dass es bis 1848 nicht wirklich Charakter nationaler Konflikte hatte, sondern eher gesellschaftlicher Natur war.
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09.10.2014, 20:01
Beitrag: #45
RE: Vertreibung in der Geschichte
(05.10.2014 20:45)Suebe schrieb:  
(05.10.2014 16:16)Marek1964 schrieb:  ./.


Es fing an spätestens 1848. Dieser Gegensatz zweier Völker auf einem Gebiet konnte nie überwunden werden, auch wenn es immer Lichtblicke gab. Der erste Weltkrieg, aber dann vor allem Hitler, verhinderte jedoch jede Aussicht auf Zusammenleben.

./.

Vermutlich hat es in Konstanz angefangen.

Aber schade ist es allemal.
Die gemeinsam erzielten Leistungen sind phänomenal.

Ja, wir hatten ja im Februar hier den Thread gehabt, bis wann war die KuK Monarchie zu retten, das wäre die Chance gewesen, einen gemeinsamen Wirtschafts- und Kulturrraum zu schaffen. Aber eben. Nach 1848 war das vielfach von Rivalität geprägt ,aber sicher nicht hoffnungslos, und wie Du richtig sagts, so manches ist auch gemeinsam erreicht worden. Aber da hätte es (mindestens) intelligentere Herrscher gebraucht (Habsburger) und vor allem keinen ersten Weltkrieg.
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09.10.2014, 23:54
Beitrag: #46
RE: Vertreibung in der Geschichte
Die Hussiten waren spätestens unter Jan Zizka eine früh-tschechische Nationalbewegung, schon da gab es üble Pogrome gegen die deutschen Mitbürger. Das wurde früher auch entsprechend nationalistisch verklärt, bis 1989 und danach, Stichwort: Panslawismus.

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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10.10.2014, 19:12
Beitrag: #47
RE: Vertreibung in der Geschichte
(09.10.2014 23:54)Arkona schrieb:  Die Hussiten waren spätestens unter Jan Zizka eine früh-tschechische Nationalbewegung, schon da gab es üble Pogrome gegen die deutschen Mitbürger. Das wurde früher auch entsprechend nationalistisch verklärt, bis 1989 und danach, Stichwort: Panslawismus.


Das ist auch mein Kenntnisstand.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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12.10.2014, 13:59
Beitrag: #48
RE: Vertreibung in der Geschichte
Die operettenhaft verfremdete Kaiserin Sisi hat das Unmögliche geschafft, die Aussöhnung mit den Ungarn. Vielleicht hätte der ermordete Kronprinz auch die Aussöhnung mit den Slawen erreicht. Gerade diese Möglichkeit war es ja, die ihm den Hass der serbischen Nationalisten einbrachte.
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14.10.2014, 21:10
Beitrag: #49
RE: Vertreibung in der Geschichte
(10.10.2014 19:12)Suebe schrieb:  
(09.10.2014 23:54)Arkona schrieb:  Die Hussiten waren spätestens unter Jan Zizka eine früh-tschechische Nationalbewegung, schon da gab es üble Pogrome gegen die deutschen Mitbürger. Das wurde früher auch entsprechend nationalistisch verklärt, bis 1989 und danach, Stichwort: Panslawismus.


Das ist auch mein Kenntnisstand.

Das ist grob verzerrt. Die Hussiten waren eine religiöse und keineswegs nationale oder gar nationalistische Bewegung. Dass Jan Hus seine Predigten auf tschechisch hielt und nicht auf Latein, war kein Nationalismus, aber schlicht Volksnähe, wie hundert Jahre später Martin Luther ähnlich. Die Forderungen der Hussiten ware ausschliesslich religiöser Art.

Die katholische Kirche führte nicht weniger als vier Kreuzzüge gegen die Hussiten, die sie alle verlor. Trotzdem laugte das das kleine Land aus. Die Reaktion waren in der Tat Raubzüge (aber keine Pogrome) in alle Himmelsrichtungen gegen die katholischen Länder. Das waren nicht nur Deutsche, aber auch Polen oder Ungarn. Die Raubzüge dienten der Finanzierung des für das kleine Land gewaltigen stehenden Heeres, das aber eben den vorangegangenen Kreuzzügen geschuldet war.

Die Hussitenkriege sind ebenso wenige oder sehr als nationalistisch zu sehen wie der Dreissigjährige Krieg.
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30.11.2014, 17:18
Beitrag: #50
RE: Vertreibung in der Geschichte
Die Tschechen waren unter der deutschen Besatzung alles andere als Helden. Sie kamen mit der Zuckerbrot und Peitsche-Politik Heydrichs einigermaßen zurecht. Heydrich garantierte den Rüstungsarbeitern Höchstlöhne. Eine Widerstandbewegung à la Resistance gab es nie. Das ging der tschechoslowakischen Exilregierung in London gewaltig gegen den Strich, denn es verminderte ihr Ansehen bei den Alliierten ständig . Um das zu ändern wurde das Attentat auf Heydrich befohlen. Erst jetzt zogen die Nazis die Zügel an und der Hass potenzierte sich. Als die Deutschen dann im Mai 1945 mit dem Herannahen der Sowjetarmee immer mehr militärisch zusammen brachen, zeigten viele Tschechen, was sie unter "Heldentum" verstanden. Mit gnadenloser Brutalität quälten sie wehrlose Zivilisten und Kriegsgefangene. Das ganze gipfelte in den wilden Vertreibungen. Erst Proteste der Amerikaner machten die Lage für die Deutschen im Sudetenland erträglicher. Man kann es drehen und wenden wie man will, die Vertreibung der Sudetendeutschen 1945 war ein Verbrechen. Ich sprach einst mit einem Sudetendeutschen, der die Vertreibung in Aussig an der Elbe miterlebte. Er sagte auch, dass sich die anständigen Tschechen schämten über das, was damals geschah.
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30.11.2014, 17:36
Beitrag: #51
RE: Vertreibung in der Geschichte
(21.10.2012 22:32)Sansavoir schrieb:  
(21.10.2012 21:34)solon schrieb:  @Titus, wenn Nazideutschland Böhmen und Mähren versklaven wollte, hätten sie es von Anfang an getan oder zumindest im WKII vollzogen. Nur eins ist nachgewiesen, noch nie ging es der Industriearbeiterschaft in Böhmen und Mähren so gut wie zwischen 1939-1942, trotz dem Attentat, Zuckerbrot und Peitsche.
solon

Sehr zynischer Kommentar. Im November 1941 wurde das KZ Theresienstadt errichtet. Von dort aus wurden Zehntausende Juden in die Vernichtungslager in Polen deportiert.

Die Tschechen haben sich im Gegensatz zu anderen besetzten Nationen nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Sie kassierten Höchstlöhne, die Heydrich ihnen bezahlte. Es gab keine Widerstandsbewegung á la Resistance. Der tschechischen Exilregierung in London ging das gewaltig gegen den Strich, denn es schwächte ihr Standing bei den Alliierten. Um das zu ändern befahl man das Attentat auf Heydrich. Erst danach zogen die Nazis die Zügel an. Die Tschechen waren immer noch keine Helden. Im Mai 1945 begann von den Russen unterstützt im
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30.11.2014, 18:11
Beitrag: #52
RE: Vertreibung in der Geschichte
Liberace, verzeih, aber das ist immer noch Blödsinn, auch wenn du es in diesem Thread schon zum zweiten Mal behauptest...
In der Tschechoslowakei ist ein Partisanenkampf schlecht möglich, aber Sabotagen. Und die wurden von Anfang an durchgeführt, das war ja auch ein Grund, warum Heydrich nach Prag beordert wurde und von Anfang an auch hart durchgriff und sich dadurch verhasst machte.
Die Terrormaßnahmen als Reaktion der Nazis auf das Heydrich-Attentat mit vielen zehntausenden Toten brachen wohl bei vielen Tschechen den Willen, gegen die Nazis vorzugehen.
Aber im Mai 1945 starteten die Prager einen Aufstand gegen die Deutschen, die es der vor den Toren stehenden Roten Armee erleichterte, Prag einzunehmen (es war dann immer noch schwer genug für die Russen).

Die Vertreibung der Sudetendeutschen war eine Reaktion der Tschechen auf den NS-Terror (und da die Sudetendeutschen bzw. "ihre" Partei "bessere" Nazis waren als die reichsdeutschen Nazis selbst, hatte sich die Vertreibung auch schon lange angekündigt, schon vor 1939...).

Ich denke, die Tschechen haben den Widerstand geleistet, der ihnen möglich war. In Frankreich und den Benelux-Staaten stand ein Bruchteil der deutschen Truppen als Besatzer wie in der Tschechoslowakei...

Beppe
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30.11.2014, 22:16
Beitrag: #53
RE: Vertreibung in der Geschichte
(30.11.2014 18:11)913Chris schrieb:  Aber im Mai 1945 starteten die Prager einen Aufstand gegen die Deutschen, die es der vor den Toren stehenden Roten Armee erleichterte, Prag einzunehmen (es war dann immer noch schwer genug für die Russen).

Lange Zeit galt der 9. Mai 1945 als der Tag der Befreiung Prags durch die Rote Armee und tschechische Widerständler. Heute geht man davon aus, dass die Befreiung Prags, wie im nachfolgenden Wikipedia-Artikel beschrieben, stattfand.

Am 5. Mai 1945 wurden die Prager über das Radio zum Prager Aufstand aufgerufen. Neben Barrikadenkämpfen begannen sofort blutige Übergriffe gegen deutsche Zivilisten und verwundete Soldaten in den zahlreichen Lazaretten der Stadt. Am selben Tag schloss das nationaltschechische Militärkommando Groß-Prag ein Abkommen mit der 1. Division der an sich mit dem Deutschen Reich verbündeten Russischen Befreiungsarmee (ROA = Wlassow-Armee. Diese Division marschierte am 6. Mai von Westen gegen das aufständische Prag, griff dort am 7. Mai die deutschen Stellungen von Westen her an und besetzte bis zum Abend weite Teile der Stadt. Auch der kommunistisch beeinflusste Tschechische Nationalrat (ČNR) hatte das Vorgehen der Wlassow-Leute in einer Punktation vom 7. Mai gebilligt, sich aber wenig später schon wieder distanziert. Als sich abends abzeichnete, dass die Amerikaner nicht nach Prag marschieren würden, sondern die Stadt von der Roten Armee besetzt werden würde, zogen sich die Wlassow-Truppen noch in der Nacht auf den 8. Mai gegen Pilsen zurück, um der Rache Stalins zu entgehen.

Die Position der deutschen Truppen in der Stadt, vor allem Teile der Waffen-SS-Division „Wallenstein“, verbesserte sich dadurch aber nur unwesentlich. Ihr Ziel war eine Kapitulation gegenüber den Amerikanern, und ihr befehlshabender General Rudolf Toussaint unterzeichnete am 8. Mai um 16.00 Uhr gegenüber dem ČNR eine Kapitulationsurkunde, die den Soldaten freien Abzug gewährte. Letzterer wurde noch vor Ende der Nacht vollzogen. Nur ein kleiner Teil der rund 42.000 Prager Deutschen und weiterer deutscher Zivilisten konnte die Stadt zusammen mit den Truppen verlassen. Als die sowjetischen Truppen der 1. Ukrainischen Front (Befehlshaber: Iwan Stepanowitsch Konew) die Stadt am Morgen des 9. Mai 1945 im Zuge der Prager Operation erreichten, ging der bis dahin auch militärische Aufstand der Tschechen in eine Gewaltorgie gegen die verbliebene deutsche Minderheit über, der nach tschechischen Angaben in zwölf Tagen etwa 27.000 deutsche Zivilisten zum Opfer fielen. Die überlebenden Deutschen wurden in Kinos, Schulen und im Stadion von Strahov interniert, in die Landwirtschaft verbracht oder in das KZ Theresienstadt deportiert. Tausende von vermeintlichen Kollaborateuren wurden in wilden Gewaltexzessen ohne Gerichtsverfahren ermordet. Die Befreiung der Tschechen mündete bald in eine erneute Besetzung. Der SMERSCH ließ mehrere hundert verwundete Wlassow-Soldaten ermorden, der Vorsitzende des ČNR, Pražák, verlor seine Professur, und weitere Mitglieder des ČNR wurden verhaftet oder hingerichtet.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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02.12.2014, 15:17
Beitrag: #54
RE: Vertreibung in der Geschichte
Ich kannte einen Sudetendeutschen, der die Vertreibung in Aussig an der Elbe miterlebte. Er schilderte, wie die Tschechen alles inkl. Kleinkindern von der großen Brücke über die Elbe in den Fluss warfen. Auf der Brücke wurden Mütter mit ihren Kleinkindern mit Zaunlatten tot geschlagen. Die Deutschen haben sicherlich im damaligen Protektorat Böhmen und Mähren viel Unrecht begangen, aber mir ist nicht bekannt, dass sie sich so verhalten hätten, es sein denn in den KZ. Eine christliche Tschechin sagte einst in einem TV-Bericht wörtlich: "Gott vergib uns Tschechen, was wir getan haben." Mein Bekannter sagte mir aber auch, dass sich die anständigen Tschechen geschämt hätten, die Grausamkeiten hätte der Abschaum begangen. Im Übrigen hat sich Vaclav Havel später für die Form der Vertreibung entschuldigt. Vaclav Havel hatte die Größe, das zu tun.

Die Tschechen hat auch zur Weißglut getrieben, dass sie sich nach dem Münchener Abkommen gegen die Deutschen nicht verteidigen durften. Sie hatten eine hochgerüstete Armee und extrem effiziente Grenzbefestigungen. Meine Prognose: da hätte sich die Wehrmacht erstmal eine blutige Nase geholt.
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02.12.2014, 15:39
Beitrag: #55
RE: Vertreibung in der Geschichte
(02.12.2014 15:17)liberace schrieb:  Die Tschechen hat auch zur Weißglut getrieben, dass sie sich nach dem Münchener Abkommen gegen die Deutschen nicht verteidigen durften. Sie hatten eine hochgerüstete Armee und extrem effiziente Grenzbefestigungen. Meine Prognose: da hätte sich die Wehrmacht erstmal eine blutige Nase geholt.

Kann man oft lesen, stimmt aber so nicht.
An der Grenze zu Österreich gab es keine nennenswerten Grenbefestigungen, und das gehörte zdZ schon ein halbes Jahr zum Hitlerstaat.

Ein gewisses Recht auf Eingliederung ins Reich hatten die Deutsch-Böhmen schon, sie wurden 1918-19 von den Tschechen mit Gewalt daran gehindert.
Nur hätte der Hitler halt da Schluss machen müssen.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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04.12.2014, 02:39
Beitrag: #56
RE: Vertreibung in der Geschichte
(17.10.2012 23:44)Sansavoir schrieb:  Nachdem die Kapkolonie 1806 unter britischer Herrschaft kam, war der Großteil der Buren nicht bereit, die britischen (modernen) Gesetze anzuerkennen. Dies verschärfte die Konflikte, vor allem nachdem 1836 die Sklaverei verboten wurde. Dies entsprach den Interessen der englischen Neusiedlern, die nicht von der Arbeit von Sklaven lebten und damit höhere Kosten auf ihren Farmen hatten. Das Verbot der Sklaverei entzog den eher klein- und mittelbäuerlichen Buren ihre wirtschaftliche Grundlage. Dies führte dazu, dass seit Ende der 1830-er Jahren die Buren ihre Heimat verließen. Die verschiedenen Trecks hatten große Opfer, sowohl in den Kämpfen gegen die nachrückenden Engländer als auch gegen die Zulus zu beklagen. 1880/81 führten die Konflikte zum 1. Burenkrieg, 1899 bis 1902 zum 2. Burenkrieg. Während des 2. Burenkriegs wurden erstmals Menschen in Konzentrationslagern interniert. Aber das ist nun schon Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Im Zuge dieser kleinen Völkerwanderung entstanden eine Reihe neuer Stämme, welche den Westen der heutigen Südafrikanischen Republik besiedelten. Deswegen wird in diesem westlichen Teil, wie in der Kapprovinz mehrheitlich Afrikaans gesprochen. Es handelte sich jeweils um die Nachfahren von Farmerfamilien, die sich mit vielen Sann Frauen sehr schnell vermehrten und die Sannstämme assimilierten(Das Gegenteil von Apartheit).
Es kam dann zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Briten, worauf mehrere Stämme nach Deutsch-Süd-Westafrika wanderten.

viele Grüße

Paul

aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn)
in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt
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11.12.2014, 21:30
Beitrag: #57
RE: Vertreibung in der Geschichte
(30.11.2014 18:11)913Chris schrieb:  Aber im Mai 1945 starteten die Prager einen Aufstand gegen die Deutschen, die es der vor den Toren stehenden Roten Armee erleichterte, Prag einzunehmen (es war dann immer noch schwer genug für die Russen).

Hier habe ich jetzt eine kleine Ergänzung: Der Aufstand geriet sehr rasch nach seinem Beginn in grosse not - kaum Waffen. Als die Wehrmacht und vor allem die SS alles kurz und klein schlagen wollten, bat der Widerstandsrat die Wlassow Armee um Hilfe. Diese kämpfte dann auf oder Seite der Tschechen. Später zog sie sich gegen Westen zurück wie die Werhmacht ,die SS wollte weiterkämpfen, letzte versprengte SS Angehörige kämpften noch am 13. Mai.

Auch in diesen letzten Tagen und nach Hitlers Tod verübten noch vor allem die SS Gräuel.
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11.12.2014, 21:39
Beitrag: #58
RE: Vertreibung in der Geschichte
(02.12.2014 15:17)liberace schrieb:  Ich kannte einen Sudetendeutschen, der die Vertreibung in Aussig an der Elbe miterlebte. Er schilderte, wie die Tschechen alles inkl. Kleinkindern von der großen Brücke über die Elbe in den Fluss warfen. Auf der Brücke wurden Mütter mit ihren Kleinkindern mit Zaunlatten tot geschlagen. Die Deutschen haben sicherlich im damaligen Protektorat Böhmen und Mähren viel Unrecht begangen, aber mir ist nicht bekannt, dass sie sich so verhalten hätten, es sein denn in den KZ.

Klar. Im Kz ist das ja legitim. Da hat das seine gute Deutsche Ordnung. Ausserdem übersiehst du, dass in den Kinos und Zeitungen gleich nach dem Krieg die entsetzlichen Aufnahmen aus den Kz gesehen wurden. Das steigerte den Hass.

(02.12.2014 15:17)liberace schrieb:  Eine christliche Tschechin sagte einst in einem TV-Bericht wörtlich: "Gott vergib uns Tschechen, was wir getan haben." Mein Bekannter sagte mir aber auch, dass sich die anständigen Tschechen geschämt hätten, die Grausamkeiten hätte der Abschaum begangen. Im Übrigen hat sich Vaclav Havel später für die Form der Vertreibung entschuldigt. Vaclav Havel hatte die Größe, das zu tun.

Leider habe ich solche Sätze nie von einem Funktionär der Sudetendeutschen Landsmannschaften gehört.

(02.12.2014 15:17)liberace schrieb:  Die Tschechen hat auch zur Weißglut getrieben, dass sie sich nach dem Münchener Abkommen gegen die Deutschen nicht verteidigen durften. Sie hatten eine hochgerüstete Armee und extrem effiziente Grenzbefestigungen. Meine Prognose: da hätte sich die Wehrmacht erstmal eine blutige Nase geholt.

Suebe hat da Recht: Auch die Maginot Linie konnte man umgehen, so konnte man durch Österreich umgehen. Die Tschechen fühlten sich von den Westmächten verraten. Erst recht dann 1939. Verteidigen hätte man sich sehr wohl können, es hätte aber aus verschiedenen Gründen keinen Sinn gemacht.
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11.12.2014, 22:36
Beitrag: #59
RE: Vertreibung in der Geschichte
(30.11.2014 18:11)913Chris schrieb:  Liberace, verzeih, aber das ist immer noch Blödsinn, auch wenn du es in diesem Thread schon zum zweiten Mal behauptest...
In der Tschechoslowakei ist ein Partisanenkampf schlecht möglich, aber Sabotagen. Und die wurden von Anfang an durchgeführt, das war ja auch ein Grund, warum Heydrich nach Prag beordert wurde und von Anfang an auch hart durchgriff und sich dadurch verhasst machte.
Die Terrormaßnahmen als Reaktion der Nazis auf das Heydrich-Attentat mit vielen zehntausenden Toten brachen wohl bei vielen Tschechen den Willen, gegen die Nazis vorzugehen.
Aber im Mai 1945 starteten die Prager einen Aufstand gegen die Deutschen, die es der vor den Toren stehenden Roten Armee erleichterte, Prag einzunehmen (es war dann immer noch schwer genug für die Russen).

Die Vertreibung der Sudetendeutschen war eine Reaktion der Tschechen auf den NS-Terror (und da die Sudetendeutschen bzw. "ihre" Partei "bessere" Nazis waren als die reichsdeutschen Nazis selbst, hatte sich die Vertreibung auch schon lange angekündigt, schon vor 1939...).

Ich denke, die Tschechen haben den Widerstand geleistet, der ihnen möglich war. In Frankreich und den Benelux-Staaten stand ein Bruchteil der deutschen Truppen als Besatzer wie in der Tschechoslowakei...

Beppe

Absolut richtig. Ich verweise da nochmal auf den Beitrag im gleichen Thread:

http://www.forum-geschichte.at/Forum/sho...5#pid38915

Schon sechs Wochen her, deshalb hier noch mal für einsteigende Leser.
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16.03.2016, 23:56
Beitrag: #60
RE: Vertreibung in der Geschichte
(05.10.2014 16:16)Marek1964 schrieb:  Das stimmt. 3 Millionen innert zwei Jahren auszusiedeln ohne "Ersatz zu haben - was ja in Polen der Fall war - das war nicht zu schaffen. Dass das gleichzeitig ein wirtschaftlicher Kahlschlag war, war auch Beneš bewusst.

Das stimmt so nicht ganz.

In Polen war das Missverhältnis soagr noch krasser. Aus den sog. "wiedergewonnenen Gebieten" waren 1945-50 rund 7 Mio Deutsche vertrieben worden, während aus der an die Sowjets verlorene Kresy nur rund 1,5 Mio Polen angesiedelt wurden.

Da man für die Deutschen keinen Ersatz hatte, das gilt besonders für Schlüsselkräfte im oberschlesischen Industriegebiet, erfolgte die Vertreibung im Gegensatz zu Tschechien nicht flächendeckend.

MfG, Titus Feuerfuchs
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