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Technischer Fortschritt in einem Wahnsinnstempo!
03.09.2014, 07:08
Beitrag: #10
RE: Technischer Fortschritt in einem Wahnsinnstempo!
Bei solchen Diskussionen sollte man auch bedenken, dass infolge des technischen Fortschritts auch Wissen bzw. Fähigkeiten verloren gehen. Dank des Taschenrechners können inzwischen nicht wenige Menschen nicht mehr im Kopf einfachste Aufgaben rechnen, während einst Fernhändler sich von A nach B sicher fortbewegten, obwohl sie keine Hinweisschilder hatten, kommen manche Leute ohne Navi nicht mehr bis zum Nachbarort und so mancher Computerhacker würde verhungern, wenn es keine Pizzadienste gäbe. Im Prinzip gehen viele Fähigkeiten verloren, ob das nun Strümpfe stopfen, kochen oder mit dem Abakus zu rechnen usw.. Der Grund ist, man braucht die Fähigkeiten nicht mehr oder glaubt, darauf verzichten zu können.

Deshalb ist es nicht richtig, z.B. das Mittelalter als neuerungsfeindlich darzustellen. Denn auch in dieser Zeit hat es technischen Fortschritt gegeben. Ich denke da an den Schiffbau (Wikinger, Hanse), Kirchenbau, (Kunst)Handwerk, Militär (Ritter, Armbrust, Langbogen) usw. Oft ist es heute schwierig, die damaligen Herstellungstechnologien zu rekonstruieren.

Wenn man sich z.B. überlegt, warum sich die Technologie der Tuchherstellung über Jahrhunderte nicht groß änderte, dann aber seit ca. 1770 revolutioniert wurde, muss man sich überlegen warum? Das hat m.E. mit der Durchsetzung des Kapitalismus, der Marktsituation und der Zunahme an Bevölkerung zu tun. Im Mittelalter regelten Zünfte den gesamten Prozess, auf den einheimischen Märkten wurde Konkurrenz ferngehalten bzw. deren Verkaufsmöglichkeiten erschwert wurde. Das System führte dazu, dass vom Weber bis zum Farbwaidlieferanten, niemand daran interessiert war, den Markt starke Schwankungen zu unterwerfen. Die Zünfte konnten auch keine Arbeitskräfte in großen Mengen freisetzen, sie waren ja für die lebenslängliche Versorgung ihrer Mitglieder verantwortlich. Fernhändler von Tuchen, wie die Fugger verdienten sich mit diesem Gewerbe nur das Grundkapital, das sie dann woanders z.B. im Bergbau einsetzten. Diese Geschäfte und ihr Wirken als Bank waren die Grundlage ihres immensen Reichtums, nicht unbedingt der Tuchhandel.

Der Bevölkerungszuwachs ab Anfang des 18. Jh. brachte mehr Verbraucher, die Produzenten (inzwischen keine Zünfte) mussten mechanisieren, um den Bedarf abzudecken. Das Problem waren dann die überschüssigen Weber usw.

Trotz der obigen Beispiele wurde die Entwicklung in vielen Bereichen durch die Kirche gehemmt. Oft aus ethischen und moralischen Gründen. So ist es erklärbar, dass z.B. medizinisches Wissen verloren ging und erst wieder seit dem 15. Jahrhundert mit Hilfe antiker griechischer Schrifte erneuert wurde. Heute steht die Frage, wie weit soll man medizinisch forschen. Zum Ende des Mittelalters gruben wissbegierige Mediziner heimlich Leichen aus, um die Zusammenhänge im menschlichen Körper zu erkennen. Das führte zwar dazu, dass man den menschlichen Körper begann zu erkennen, dies führte aber auch Anfang des 19. Jahrhundert dazu, dass gewissenlose Verbrecher Menschen umbrachten und dessen Leichen den forschenden Ärztzen verkauften. Heute kann man sich jede nötige OP, vorher in 3D anschauen und es ist inzwischen feststellbar, welches Pärchen intelligente oder dumme Kinder in die Welt setzen wird.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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RE: Technischer Fortschritt in einem Wahnsinnstempo! - Sansavoir - 03.09.2014 07:08

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