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Karl der Kühne gewinnt den Burgunderkrieg
20.02.2016, 13:29
Beitrag: #17
RE: Karl der Kühne gewinnt den Burgunderkrieg
Wahrscheinlich würde bei einer Spekulation, was wäre, wenn Karl der Kühne den Burgunderkrieg (1473-1477) gewonnen hätte, zu berücksichtigen sein, ab welchen Zeitpunkt wir ihn den Burgunderkrieg gewinnen lassen.

Möglichkeit 1:
Karl der Kühne siegt im Krieg gegen die Berner Eidgenossen (und ihre Verbündeten in den Eidgenossenschaften im Gebiet der heutigen Schweiz), weil er die Schlacht bei Murten (oder bereits bei Grandson) für sich entscheiden kann. In diesem Fall ist wohl davon auszugehen, dass Karl der Kühne in der Folge aus einer gestärkten Position heraus, seine ursprünglichen Ziele, weswegen er überhaupt diesen Krieg begonnen hatte, weiterverfolgt hätte.

Möglichkeit 2:
Karl der Kühne siegt im Krieg gegen René von Lothringen bei Nancy und bleibt am Leben bzw. kann die Stadt sogar vorübergehend einnehmen. Gut vorstellbar, dass es daraufhin zu einem vorläufigen Friedensschluss mit Lothringen gekommen wäre oder er diesen erzwungen hätte. (Dies vor allem dann, wenn er Nancy tatsächlich eingenommen hätte).
Ob das auch zu einem Friedensschuss in seinem Krieg gegen die Berner Eidgenossen (und ihre Verbündeten in den anderen Eidgenossenschaften) geführt hätte, scheint mir dagegen nicht so sicher. Immerhin hätte sich vielleicht die Möglichkeit geboten, mit diesen Gegnern eine vorübergehende Einung zu schließen (und den Krieg erstmals ruhen lassen.)

Was die Allianz zwischen dem Herzog und dem Haus Österreich betrifft, so wäre die Ehe zwischen Maximilian und Maria bei Möglichkeit 2 ziemlich sicher auch geschlossen worden. (Meine Überlegungen dazu, siehe oben)

Bei Möglichkeit 1 eröffnen sich dagegen, weitere Szenarien.

Da die Länder, die Karl der Kühne unter seiner Herrschaft vereinigte, zum Teil der Lehenshoheit von Frankreich und zum Teil der des HRRs unterstanden, war der Weiterbestand von Karls Imperium dadurch, solange er keinen Sohn hatte, nach seinem Tod jedenfalls gefährdet, was sich zu dieser Zeit immer mehr und mehr abzeichnete. Ob siegreich im Burgunderkrieg oder nicht, auch hier wäre letztlich wohl ausschlaggebend gewesen, für welche Option der Herzog sich bei Möglichkeit 1 entschieden hätte.

- Karl der Kühne hätte diese Gefahr ignorieren können, was eher unwahrscheinlich ist, und was er eindeutig nicht gemacht hat.

- Er hätte versuchen können, einen "neutralen" Schwiegersohn zu finden, den der französische König und der Kaiser als seinen Nachfolger anerkennen, was die aber sicher nicht freiwillig gemacht hätten, da sie kein Interesse an einem Weiterbestand seines "Imperiums" hatten. (Also galt es um den Weiterbestand seines "Imperiums" zu sichern, dieses in einer Position zu etablieren, gegen die der französische König und der Kaiser nichts mehr unternehmen konnten oder gegen das sich beide auch mit Gewalt nicht hätten durchsetzten können.)

- Eine andere Möglichkeit wäre gewesen, einen der beiden als Verbündeten zu gewinnen, und sich mit dessen Unterstützung gegen den anderen zu behaupten, was allerdings sicher Krieg bedeutet hätte. (Wie die Ehe Burgund - Österreich mit Frankreich als Gegner zeigt, wurde diese "Lösung" angestrebt und trat letztlich ein.)

Karl der Kühne hätte versuchen können, sein Imperium als eigenes Reich zwischen Frankreich und HRR zu etablieren, was er mit dem Versuch, eine Königskrone für eines seiner Länder (und auf diesem Umweg eine Königsherrschaft über alle seine Länder) zu bekommen, tatsächlich versucht hat. Bei einem Sieg gegen die Eidgenossen hätte er diesen Weg sicher weiterverfolgt.

In diesem Zusammenhang können vermutlich auch seine Ambitionen, sogar als König (HRR) die Nachfolge des Kaisers im Reich anzutreten, gesehen werden. Aus diesem Grund würde ich auch bei Möglichkeit 1 eine Allianz zwischen Burgund und Österreich nicht ausschließen, allerdings hätte der Kaiser bei dieser Möglichkeit bestimmte Bedingungen, die bereits beim Treffen in Trier Thema waren und die Karl der Kühne gestellt hätte, erfüllen. (Wobei wieder zu berücksichtigen ist, wie weit Friedrich III. als Kaiser ihm letztlich tatsächlich entgegen gekommen wäre, und auch die Haltung der anderen Reichsfürsten wäre hier zu berücksichtigen.)

(20.02.2016 02:03)zaphodB. schrieb:  [...]
Burgund hätte sicherlich versucht auf Sundgau ,Breisgau und vor allem das reiche Elsass zuzugreifen. und dort wären neben den Interessen der Dekapolis und der Eidgenossen auch die der Habsburger im Süden und der pfälzischen Wittelsbacher im Norden tangiert worden. [...]
Es hätte also vermutlich weitere militärische Auseinandersetzungen gegeben.,in die weitere Mittelmächte wie Baden, Württemberg und die rheinischen und lothringischen Bistümer mit hineingezogen worden wären. Wer das letztlich ausgegangen wäre und ob Karl sich durchgesetzt hätte ist m.E. offen.

Wäre Möglichkeit 1 eingetreten, kann ich dir nur zustimmen.

Bei Möglichkeit 2 hätte Karl der Kühne vielleicht aufgrund seiner trotz Sieges schwierigen Lage, wenn er vernünftig gewesen wäre oder gute Ratgeber gehabt und auf diese gehört hätte, sich erst einmal um eine Sicherung seiner angeschlagenen Position bemüht und vielleicht um eine Veränderung der Allianzen, die sich inzwischen um den Elsaß gebildet hätten, gekümmert. (Immerhin war es Ludwig XI. dort gelungen, mit der "Niederen Vereinigung" ein Bündnis-System gegen ihn aufzubauen.)

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Josephine Tey, Alibi für einen König
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RE: Karl der Kühne gewinnt den Burgunderkrieg - Teresa C. - 20.02.2016 13:29

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