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Irak - Geschichte und Entwicklung
28.06.2014, 00:34
Beitrag: #21
RE: Irak - Geschichte und Entwicklung
(27.06.2014 07:13)913Chris schrieb:  Außerdem werden nach deinem "schau´n mer mal"-Szenario Millionen von Menschen sterben, die ganze Region wird zu einem hochgehenden Pulverfass, was die ganze Mittelmeerwelt und Südwestasien (mindestens! Zentralasien ist höchstwahrscheinlich dann auch noch "drin") destabilisieren würde - das kann´s nicht sein. Das würde richtig gefährlich für die ganze Welt, weil sich die Chinesen irgendwann auch nicht mehr nur hinter den Kulissen einmischen - siehe Syrien - sondern aktiver werden (müssen), um ihre Interessen zu verteidigen.

Auch USA und EU werden spätestens mit "drin" sein, wenn Israel von ISIS angegriffen wird.

(27.06.2014 07:13)913Chris schrieb:  Ich vermute eher mal, dass die ISIS implodieren wird. Da sind ja auch zahlreiche Saddam-Anhänger dabei, die mit dem Islamismus wenig anfangen können, dafür umso mehr mit den Millionen Dollars. Die Karte mit den territorialen Plänen von Isis, die einen Staat skizzierte, der von Mittel- und Nordsyrien über den mittleren und südlichen Irak reicht, wird so nicht Wirklichkeit werden, da ist für den südlichen Irak schon der Iran ein massives Hindernis, denn dort leben Schiiten und befinden sich wichtige schiitische Heiligtümer.
Die Kurden im Nordirak werden sich hoffentlich gegen ISÍS wehren können, und Bagdad wird die ISIS vielleicht einnehmen können, aber halten? nur dann, wenn sich die Saddam-Anhänger durchsetzen.

Das von der ISIS beanspruchten Territorium entsprecht in etwa dem "Arabischen Halbmond", der als Staat den Arabern 1916 (Arabischer Aufstand) versprochen worden ist. Ob die ISIS mal zerfällt, ist momentan nicht ersichtlich, eine Abspaltung ehemaliger Saddam-Anhängern sehe ich nicht. Saddam selbst hatte zwar nichts mit dem Islam am Hut, während seiner Diktatur wechselte er aber mehrmals die ideologische Ausrichtung, die zwischen Sozialismus, Panarabismus oder Nationalismus schwankte. Während der Golfkriege bediente er sich zusätzlich auch der Religion. Seine heutigen Anhänger sind Oppurtunisten, sie werden im Interesse ihrer eigenen Macht bei ISIS bleiben.

Die Schiiten werden sich gegen die ISIS sicher erheben, sie haben aber nur eine Chance, erfolgreich zu sein, wenn sie vom Iran unterstützt werden. Inwieweit der Iran sich in einen Konflikt einmischt, dessen Ende heute nicht mehr absehbar ist, ist momentan nicht einschätzbar. Ich neige dazu, dass die derzeitige Regierung die arabischen Schiiten nicht offen unterstützen wird.

Was aus den Kurden im Nordirak wird, ist auch noch nicht erkennbar. Sie werden keine Unterstützung vom Iran und der Türkei erhalten, da beide Staaten einen kurdischen Staat, der für ihre eigenen kurdischen Minderheiten sehr attraktiv wäre, ablehnen. Die Kurden des Nordiraks haben nach dem Zerfall des Iraks praktisch nur zwei Möglichkeiten, sie bilden einen eigenen Staat oder sie bekennen sich zur ISIS und bleiben im Irak (ISIS-Staat). Ein Lavieren, eine Politik ohne genaue Formulierung ihres Zieles, diese Möglichkeiten haben die Kurden des Nordiraks nicht. Bilden sie einen eigenen Staat, benötigen sie einen starken Partner, der dieses Land militärisch schützt und wirtschaftlich unterstützt. Ein Verbleiben im ISIS-Staat ist vorstellbar, sowohl unter autonomen, als auch unter den Bedingungen der islamistischen Diktatur.

(27.06.2014 07:13)913Chris schrieb:  Meine (derzeitige) Voraussage: ISIS/Saddam-Leute werden "ihre" Teile Syriens und des Irak erobern, Jordanien wird mindestens kurz vor dem Implodieren stehen, wenn Jordanien zusammenbricht, wird es wahrscheinlich der ISIS in die Hände fallen (die damit an den Grenzen Israels stehen würden!!! Auauauau....brandgefährlich!). Danach hängt die weitere Entwicklung davon ab, wieweit sich in der ISIS Islamisten und Saddam-Leute einigen. Gut möglich, dass sich zwei neue Staaten entwickeln: Ein ISIS-Staat in Syrien, ein Saddam-Staat im mittleren Irak. Beide im Dauerclinch mit allen möglichen Nachbarn (und miteinander), also keine wirklich stabile Lage.

Ob es einen ISIS-Staat geben wird, ist noch spekulativ. Das ist sicher auch abhängig, welche Personen sich schließlich bei ISIS als führende Persönlichkeiten durchsetzen bzw. behaupten. Deshalb sind alle Optionen noch offen, ein Staat, zwei Staaten - vielleicht mehrere Staaten, die von Warlords beherrscht werden. Alles keine günstige Voraussetzungen. Bloß welche Möglichkeiten gibt es? Demokratie? Momentan nicht vorstellbar. Eine Rückkehr bzw. eine Stabilisierung der alten Regimes? Nein. Was bleibt? Man muss sich irgendwie mit den neuen Machthabern arrangieren, auch im Interesse der in ihrem Machtbereich lebenden Menschen.

Jordanien ist schwierig zu beurteilen. König Abdallah II. besitzt (noch) großen Respekt in der arabischen Welt, einerseits weil er ein Nachkomme Mohammeds ist, andererseits aufgrund des politischen Wirkens seines Vaters Hussein II. nach dem "Schwarzen September" 1970. Inwieweit die Herrschaft des Königs stabil ist, ist auch schwierig einzuschätzen. Zwar hat es 2011/12 auch infolge des Arabischen Frühlings Aufstände in Jordanien gegeben, aber der König reagierte mit einigen Reformen, z.B. des Wahlrechts. Ob sie ausreichen oder ob weitere Reformen das Land zusammenhalten wird? Kann man nur hoffen. Die Bevölkerung Jordaniens ist überwiegend nicht islamistisch, sie ist zum Teil westlich ausgerichtet. Die Palästinenser leben heute gleichberechtigt neben den Jordaniern, viele Palästinenser ziehen aufgrund des liberalen Regimes aus den Golfstaaten nach Jordanien. Das Königreich Jordanien ist nicht mit dem Irak, Syrien oder Ägypten zu vergleichen, noch ist die Königsfamilie geachtet, sie fungiert praktisch noch als die zusammenhaltende Klammer der jordanischen Gesellschaft. Wirtschaftliche Probleme müssten jedoch schnellsten behoben werden. Hier sollte USA, EU, China, Russland usw. gemeinsam im Interesse der Stabilisierung des Nahen Osten, aber auch im Interesse Israels aktiv werden und helfen.

(27.06.2014 07:13)913Chris schrieb:  Die Minderheiten Nordsyriens - christliche Assyrer, Kurden, Alawiten etc. - sind eh schon geflüchtet, ich glaub kaum, dass da noch welche übrig sind in Syrien. Aber wenn noch welche da sind, werden sie´s kaum überleben.

Da hast Du sicher Recht. Diese Menschen sind politische Flüchtlinge, die wohl ihr Leben in den nächsten Jahren in irgendwelchen Flüchtlingslagern oder Asylantenheimen verbringen müssen. Und daran erkennt man dann auch die ganze Heuchelei über die oft geforderten Menschenrechte.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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02.07.2014, 05:17
Beitrag: #22
RE: Irak - Geschichte und Entwicklung
(28.06.2014 00:34)Sansavoir schrieb:  Auch USA und EU werden spätestens mit "drin" sein, wenn Israel von ISIS angegriffen wird.

[...]

So deppert, sich mit der Atommacht und USA-Protege Israel in einem offenen Krieg anzulegen, sind nicht mal die ISIS-Fanatiker.

MfG, Titus Feuerfuchs
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02.07.2014, 13:08
Beitrag: #23
RE: Irak - Geschichte und Entwicklung
Die amerikanischen Barbaren werden auch im dritten Anlauf keine Lösung erreichen. Wenn Maliki bleibt, kann es keine Lösung geben. Den Ausdruck Barbaren verwende ich bewußt wegen ihres Verhaltens in Sachen irakisches Nationalmuseum.
Positiv wäre, wenn ein kurdischer Staat mit großer Toleranz gegenüber anderen Nationalitäten und Religionen entstünde. Aber wer schützt diesen vor der Türkei?
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02.07.2014, 14:09
Beitrag: #24
RE: Irak - Geschichte und Entwicklung
(02.07.2014 13:08)Harald schrieb:  Positiv wäre, wenn ein kurdischer Staat mit großer Toleranz gegenüber anderen Nationalitäten und Religionen entstünde. Aber wer schützt diesen vor der Türkei?

Nicht nur das, könnte es nicht auch sein das ein solcher Staat weitere Gebietsansprüche, etwa gegenüber der Türkei anmeldet? Das würde dann zur Entstehung des nächsten Konfliktherdes führen.
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02.07.2014, 14:27
Beitrag: #25
RE: Irak - Geschichte und Entwicklung
Nun mal ein paar Gedanken zu der ganzen Geschichte mit der ISIS und den Medienberichten darüber:

Im Moment kommt es mir vor als ob entweder die ISIS Größenwahnsinnig wird oder die Medien Panik machen. Pläne gibt es da. Das ein vereinigtes Kalifat aus Syrien und Irak das Ziel ist, ist mir klar. Schon hier stellt sich die Frage „wollen das die Mächte des nahen Ostens“ wirklich. Oder greifen früher oder später nicht der Iran oder Saudi Arabien aktiv ein.
OK, das die ISIS am liebsten den ganzen Nahen Osten beherrschen möchte ist klar, aber die angeblichen Pläne die bis weit nach Europa reichen, erscheinen mir übertrieben.

Eine Gefahr sind solche Terrorgruppen auf jedem Fall, sie können destabilisierend auf diverse Länder wirken und sie können anderen Terrorgruppen mut machen oder sie aktiv unterstützen – was katastrophal wäre. Katastrophal ist auch das Regime das solche Gruppen führen. Ich bin kein Experte, kann mir aber nicht vorstellen das, dass was die da aufführen den Sinn des Glaubens den sie so hochhalten entspricht oder erfüllt.

Was schwer zu sagen ist, ist aber auch ob die ISIS nicht auch überschätzt werden, es handelt sich um ein paar tausend Kämpfer. Diese sind auch so stark geworden weil es die Irakische Führung nicht geschafft hat was halbwegs vereinigendes Aufzubauen, sondern eine Gruppe bevorzugt haben und deshalb die anderen gegen sich aufbrachte. Doch stellt sich nicht für diese auch mal die Fragen „wollen wir wirklich in einem Terrorkalifat leben, ist uns das die Gegnerschaft zu Maliki wert“? Hoffentlich stellt man sich die Frage nicht zu spät.

Im Moment gibt’s 3 Möglichkeiten wie sich das ganze lösen kann:

-Eine Regierung die es dann doch schafft halbwegs was vereinigendes darzustellen. Harald hat recht, der derzeitige Regierungschef ist dafür wohl nicht der richtige. Außerdem stellt sich hier die Frage wie man die ISIS besiegt. Bei dieser Variante wäre Ausländische Hilfe eine Möglichkeit. Denke aber das diese alleine nicht reicht, oder nur kurzfristig was bringt, es braucht möglichst schnell eine Lösung auf die Frage „wie soll es danach weitergehen“?

-Eine ISIS-Fanatikerherrschaft a la Taliban. Hier stellen sich jedoch mehrere Fragen. Was wird aus den Schiiten im Irak? Können die Nachbarn das wirklich wollen oder werden sie eingreiffen usw.?

-Oder eben ein Zerfall, wo sich auch wieder die Frage nach Grenzen usw. stellt.


Ob und wer von den Ausländischen Mächten schließlich eingreift ist auch eine interessante Frage.
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03.07.2014, 20:15
Beitrag: #26
RE: Irak - Geschichte und Entwicklung
Ist dem Forum eigentlich bekannt, um wen es sich bei der ominösen "ISIS" handelt?

Das sind genau die, zu deren Schutz vor ca. einem Jahr ein UN-Militäreinsatz in Syrien gefordert wurde. Resolutionen wurden auf den Weg gebracht, und von den Russen per Veto abgeschmettert.....
Die Bundeswehr ist mit Raketen/Flugabwehr im türkisch-syrischen Grenzgebiet. Zum Schutz der Türkei gegen Syrein....

Nur mal scoviel zu den Medienberichten, die man uns Tagsaus Tagein vorsetzt.

Um Kosten zu sparen, haben sich die westlichen Medien Monatelang Berichte arabischer Agenturen, offensichtlich zweifelhafter Herkunft, ungeprüft für viel Geld andrehen lassen.

Und jetzt plötzlich soll es im Irak gegen die ISIS gehen....


Ich, ich ganz persönlich fühle mich verar...... . Zumindest hinters Licht geführt.
Nur, jetzt... vorher.... oder dauernd?

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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03.07.2014, 20:20
Beitrag: #27
RE: Irak - Geschichte und Entwicklung
Die NZZ schreibt heute auch zum Thema.

http://www.nzz.ch/international/front-ge..._am_Morgen

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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04.07.2014, 08:20
Beitrag: #28
RE: Irak - Geschichte und Entwicklung
Naja, nur über die Netzwerke kann der Kampf gegen ISIS natürlich nicht laufen.

Aber mit der Ausrufung eines ISI-Kalifats könnten sich die islamistischen Terroristen durchaus einen gehörigen Schuss ins Knie verpasst haben.
Wie Sonja Zektri in der SZ vom 30.Juni 2014 schreibt,

"pokert [der selbsternannte Kalif] ziemlich hoch. Was, wenn das bombastische Kalifat militärische Rückschläge erleidet - in Tikrit oder Bakuba, gar in Mossul? Gebietsverluste für Dschihadis sind keine große Sache, eine Niederlage des Kalifats aber ist ideologisch das Aus. Was, wenn die Gefolgschaft ausbleibt? Ein Kalif mit umstrittener Legitimität, verstrickt in Hahnenkämpfe mit anderen Gläubigen, kann schnell zur Peinlichkeit werden.
Niemand weiß, ob und wie eng sich die Kalifen-Macher vor ihrer megalomanen Erklärung mit ihren derzeitigen Verbündeten im Irak verständigt haben. Dank der katastrophalen Politik der schiitisch dominierten Regierung in Bagdad fand der "Islamische Staat" die Unterstützung vieler Sunniten, der Stämme, der Sufis, der marginalisierten Saddam-Nostalgiker. Dass diese ihre eigenen Pläne aufgeben für die Unterwerfung unter eine neureiche Usurpatoren-Truppe mit globalen Zielen, ist auf lange Sicht schwer vorstellbar." (Quelle: http://www.sueddeutsche.de/meinung/isis-....2023558).

Und Saudi-Arabien reagiert bereits: 30.000 Soldaten wurden an der (langen und schwer kontrollierbaren) irakischen Grenze stationiert.
(http://www.sueddeutsche.de/politik/kampf....2029156).
Dass Israel derzeitmilitärisch gegen die Hamas vorgehen will, bringt zusätzlichen Zündstoff in die Sache...

Bald könnte im Nahen Osten ein Pulverfass hochgehen...

VG
Christian
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04.07.2014, 09:55
Beitrag: #29
RE: Irak - Geschichte und Entwicklung
Als sich der Irak zu Saddams Zeiten 1990 Kuwait "einverleibte" war in den Medien zu lesen, dass der Kuwait einst eine Provinz des Irak gewesen wäre, ergo die Iraquis da schon gewisse "Rechte" hätten.
Und. ich habe es vorhin nachgelsen, in wiki steht es so heute noch im Artikel zu den Golfkriegen.

Das ist aber schlicht Pillepalle.

Kuwait stand, wie im Prinzip der großteil der Arabischen Halbinsel unter mehr oder weniger loser Oberherrschaft der Osmanen, mehr nicht. Die sei 1899 gegen britische tauschten. Den Briten ging es aber zdZ noch keinewegs um Öl, wie es ebenfalls in Wiki steht.

Das Osmanische Reich hatte zT eine Struktur ähnlich dem HRR vielschichtige Herrschafts- und Vasallengebiete mit unterschiedlichsten Abhängigkeiten, die außer dem Oberherr in Stambul wenig gemeinsam hatten.

Der Wissensgewinn aus heutigen Medienberichten zu den ganzen Nahostthemen ist beschränkt und mit großer Vorsicht zu behandeln.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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04.07.2014, 10:04
Beitrag: #30
RE: Irak - Geschichte und Entwicklung
(04.07.2014 08:20)913Chris schrieb:  Naja, nur über die Netzwerke kann der Kampf gegen ISIS natürlich nicht laufen.

Aber mit der Ausrufung eines ISI-Kalifats könnten sich die islamistischen Terroristen durchaus einen gehörigen Schuss ins Knie verpasst haben.
Wie Sonja Zektri in der SZ vom 30.Juni 2014 schreibt,

"pokert [der selbsternannte Kalif] ziemlich hoch. Was, wenn das bombastische Kalifat militärische Rückschläge erleidet - in Tikrit oder Bakuba, gar in Mossul? Gebietsverluste für Dschihadis sind keine große Sache, eine Niederlage des Kalifats aber ist ideologisch das Aus. Was, wenn die Gefolgschaft ausbleibt? Ein Kalif mit umstrittener Legitimität, verstrickt in Hahnenkämpfe mit anderen Gläubigen, kann schnell zur Peinlichkeit werden.
Niemand weiß, ob und wie eng sich die Kalifen-Macher vor ihrer megalomanen Erklärung mit ihren derzeitigen Verbündeten im Irak verständigt haben. Dank der katastrophalen Politik der schiitisch dominierten Regierung in Bagdad fand der "Islamische Staat" die Unterstützung vieler Sunniten, der Stämme, der Sufis, der marginalisierten Saddam-Nostalgiker. Dass diese ihre eigenen Pläne aufgeben für die Unterwerfung unter eine neureiche Usurpatoren-Truppe mit globalen Zielen, ist auf lange Sicht schwer vorstellbar." (Quelle: http://www.sueddeutsche.de/meinung/isis-....2023558).

Und Saudi-Arabien reagiert bereits: 30.000 Soldaten wurden an der (langen und schwer kontrollierbaren) irakischen Grenze stationiert.
(http://www.sueddeutsche.de/politik/kampf....2029156).
Dass Israel derzeitmilitärisch gegen die Hamas vorgehen will, bringt zusätzlichen Zündstoff in die Sache...

Bald könnte im Nahen Osten ein Pulverfass hochgehen...

VG
Christian


Heute beleuchtet die NZZ einen anderen Aspekt des Irak
http://www.nzz.ch/international/naher-os..._am_Morgen

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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04.07.2014, 22:57
Beitrag: #31
RE: Irak - Geschichte und Entwicklung
(27.06.2014 07:13)913Chris schrieb:  Meine (derzeitige) Voraussage: ISIS/Saddam-Leute werden "ihre" Teile Syriens und des Irak erobern, Jordanien wird mindestens kurz vor dem Implodieren stehen, wenn Jordanien zusammenbricht, wird es wahrscheinlich der ISIS in die Hände fallen (die damit an den Grenzen Israels stehen würden!!! Auauauau....brandgefährlich!). Danach hängt die weitere Entwicklung davon ab, wieweit sich in der ISIS Islamisten und Saddam-Leute einigen. Gut möglich, dass sich zwei neue Staaten entwickeln: Ein ISIS-Staat in Syrien, ein Saddam-Staat im mittleren Irak. Beide im Dauerclinch mit allen möglichen Nachbarn (und miteinander), also keine wirklich stabile Lage.
Die Minderheiten Nordsyriens - christliche Assyrer, Kurden, Alawiten etc. - sind eh schon geflüchtet, ich glaub kaum, dass da noch welche übrig sind in Syrien. Aber wenn noch welche da sind, werden sie´s kaum überleben.

VG
Christian

Die Minderheiten in Syrien sind vor allem aus den von Isis besetzten Gebieten geflohen. Teilweise in die Autonome Region Westkurdistan, teilweise in den Nordirak o. in die Türkei. Viele Flüchtlinge kehren jetzt zurück. Wenn die Autonomie sich gegen Isis durchsetzt, wird die Rückkehr sich beschleunigen. Rojava erhält jetzt Waffen aus dem Irak. Die eigne Waffenproduktion z.B. an gepanzerten Fahrzeugen und panzerbrechende Waffen ist auch angelaufen, außerdem erbeuten sie viele Waffen von Isis.
Die Opposition löst sich gerade auf. Al Nusra hat sich teilweise Isis angeschlossen. Viele FSA Gruppen und Freiwillige aus allen ethnischen Gruppen schließen sich der Autonomie an, andere FSA Gruppen ergeben sich der Assad Regierung. Sogar arabische Flüchtlinge aus dem Irak melden sich zur Autonomiearmee in Syrien, insbesondere auch Frauen.
Übrig bleibt im Moment die Assad Regierung, Isis und die Autonomie.
Im Moment hat Isis wieder eine Offensive gegen den Kanton Kobane gestartet, welcher für Isis verlustreich verläuft.

Im Irak errichtet die PKK im Einvernehmen mit der kurdischen Regionalregierung einen neuen Stützpunkt in der Provinz Ninive, um die Bevölkerung im Partisanenkrieg gegen Isis auszubilden und zu unterstützen.
Während die irakische Armee sich an der syrischen Grenze weiter zurückzog, sind Peschmerga und YPG an der Grenze zu Syrien nach Süden vorgestoßen. Auch in Dyjalla befreien Peschmerga kurdische und gemischte Regionen, welche die irakische Regierung gegen Isis verlor.
Eine Isis Offensive in die christliche Ninive Ebene haben die Peschmerga abgewehrt.
Eine Großoffensive gegen Isis z.B. in Mossul o. Tal Afar haben die Peschmerga noch nicht gemacht, Sie stocken aber ihren Personalbestand auf z.B. indem deaktivierte Peschmerga zurückkehren und viele auch weibliche Rekruten ausgebildet werden.

viele Grüße

Paul

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10.09.2014, 17:41
Beitrag: #32
RE: Irak - Geschichte und Entwicklung
Beitrag gedoppelt
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10.09.2014, 17:46
Beitrag: #33
RE: Irak - Geschichte und Entwicklung
Ich meine, es wäre besser gewesen, Saddam Hussein an der Macht zu lassen. Er mag gewesen sein, wie er war, aber er garantierte Stabilität. George W. Busch konnte es nicht verwinden, dass sein Papi im 1. Golfkrieg nicht nach Bagdad marschieren durfte. Das war der wahre Grund für den Irak-Krieg. Herausgekommen ist ein einziger Mist mit Millionen von Toten und zusätzlich tausenden amerikanischen Soldaten mit PTBS. Ein Resultat dieses total dummen Krieges ist u. a. auch ISIS.
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12.09.2014, 03:23
Beitrag: #34
RE: Irak - Geschichte und Entwicklung
Saddam war ein Massenmörder der Kurden und Schiieten unterdrückte. Natürlich dürfen jetzt nicht die arabischen Sunniten unterdrückt werden. Isis muß man bekämpfen, aber auch die Sunniten einbeziehen.

viele Grüße

Paul

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16.10.2014, 00:46
Beitrag: #35
RE: Irak - Geschichte und Entwicklung
Isis hat seine Eroberungsgier so übertrieben, so das jetzt Kurden und die Zentralregierung wieder zusammenarbeiten und von anderen Staaten durch Luftschläge und Waffen unterstützt werden. Dies hat sich jetzt auch auf Syrien ausgedehnt.
Plötzlich wird Assad nicht mehr als Hauptgegner in der Region gesehen. Die Nordsyrische Autonomie wird als Bündnispartner akzeptabel, vor allem da sie so viele Menschen gerettet haben, die Gleichberechtigung der Frau fördern und Isis bekämpfen.

viele Grüße

Paul

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26.12.2014, 13:39
Beitrag: #36
RE: Irak - Geschichte und Entwicklung
(25.06.2014 20:07)Suebe schrieb:  
(24.06.2014 21:22)Harald schrieb:  Hallo Suebe: Steht in dem Buch der Mrs. Tuchmann nichts über Vietnam? Dann hätte der gottesfürchtige Kennedy daraus lernen müssen, daß man gegen dieses Volk keinen Krieg führen darf, und wenn man es noch so grausam macht.


Nein,
es steht nichts drin über Vietnam.

Das Buch handelt ausschließlich von der "fast" versehentlichen Auslösung des 1.WK.
Als die Militärs in "allen" Staaten meinten, jetzt wäre man noch "Überlegen".
Was Kennedy dazu veranlasste, seine Militärs die auch "jetzt noch" überlegen waren, an die kurze Leine zu nehmen. Und deren Einflüsterungen vom Tisch wischte.

OT:
Vietnam war keineswegs der grausamste dieser ganzen Pripheriekriege.
Schon Korea war wesentlich grausamer.

Als der Vietnamkrieg immer mehr eskalierte, sagte General Douglas Mac Arthur auf dem Sterbebett zum damaligen US-Präsident Johnson: "Son don`t ever get bogged down in a landwar in Asia".
Er wusste wovon er sprach.
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26.12.2014, 15:32
Beitrag: #37
RE: Irak - Geschichte und Entwicklung
(26.12.2014 13:39)liberace schrieb:  Als der Vietnamkrieg immer mehr eskalierte, sagte General Douglas Mac Arthur auf dem Sterbebett zum damaligen US-Präsident Johnson: "Son don`t ever get bogged down in a landwar in Asia".
Er wusste wovon er sprach.
aber nicht nur speziell auf Asien.
MacArthur, wohl einer der ganz Großen - lernfähig und geläutert, der auch sagte:
Zitat:I know war as f ew other men now living know it, and nothing to me - and nothing to me is more revolting. I have long advocated its complete abolition, as its very destructiveness on both friend and foe has rendered it useless as a means of settling international disputes.


Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte.
Süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon, wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's! Dich hab ich vernommen!

Eduard F. Mörike (1804-1875)
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27.12.2014, 10:44
Beitrag: #38
RE: Irak - Geschichte und Entwicklung
War das derselbe MacArthur, der Atombomben auf Korea abwerfen wollte?

VG
Christian
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27.12.2014, 11:58
Beitrag: #39
RE: Irak - Geschichte und Entwicklung
(27.12.2014 10:44)913Chris schrieb:  War das derselbe MacArthur, der Atombomben auf Korea abwerfen wollte?

Ja, natürlich und seine Ansichten polarisier(t)en, waren jedoch aus rein militärischer Sicht nicht unbedingt von der Hand zu weisen.
Ähnlich wie seine Forderung, diesen Krieg auf das aufstrebende kommunistische China auszuweiten und Mao schon in den Anfängen zu verhindern und so möglicherweise auch den zigmillionenfachen Tod, den dieses Regime im Lauf der Zeit letztlich zu verantworten hatte.

Eine verwandte Fragestellung, die den Atombombeneinsatz auf Japan betrifft, hatten wir anderswo schon mal diskutiert.


Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte.
Süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon, wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's! Dich hab ich vernommen!

Eduard F. Mörike (1804-1875)
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27.12.2014, 21:51
Beitrag: #40
RE: Irak - Geschichte und Entwicklung
(27.12.2014 10:44)913Chris schrieb:  War das derselbe MacArthur, der Atombomben auf Korea abwerfen wollte?

In Ergänzung zum obigen Beitrag sei noch angemerkt, dass MacArthur zugeschrieben wurde, er soll als eine Reaktion auf die massive Intervention chinesischer Truppen im Koreakonflikt, den Einsatz von Kernwaffen auf chinesische Städte gefordert haben. Jedoch nicht speziell auf koreanisches Gebiet.
Dieses wurde ihm allerdings nur zugeschrieben und nachgesagt, resultierend aus missverständlichen Worten Trumans in einer Pressekonferenz vom 30. November 1950, in der dieser nach dem möglichen Einsatz von Kernwaffen in diesem Konflikt befragt wurde. Im Nachhinein bestritt MacArthur, dass er Truman gegenüber, die Option eines solchen Kernwaffeneinsatzes gefordert haben soll.


Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte.
Süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon, wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's! Dich hab ich vernommen!

Eduard F. Mörike (1804-1875)
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