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Umgang mit der NS-Vergangenheit
22.06.2014, 20:23
Beitrag: #25
RE: Umgang mit der NS-Vergangenheit
(22.06.2014 14:37)Marek1964 schrieb:  Du beziehst Dich ausschliesslich auf Deutsche und vor allem wikipedia Quellen. Gerade in solchen Thematiken keine verlässliche Basis. [...]


Warum das? Deine und einige angelsächsische Quellen gehen von rund 30 000 Toten aus, das wäre gerade mal 1%.
Vergleicht man das mit dem brutalen Vorgehen und diversen dokumentierten Massakern, wie etwa dem Brünner Todesmarsch oder dem Massaker von Aussig, scheint diese Zahl sehr niedrig gegriffen zu sein, zumal die Differenz zu Quellen, die von über 250 000 Opfern, das sind immer noch deutlich unter 10% der Vertiebenen, ausgehen, extrem hoch ist.

Aber selbst, wenn die 30000 (bei denen auch zahlreiche Kinder inlusive Säglinge inkludiert sind) korrekt sind, bleibt deren Ermordung und die Verrtreibung das was es ist: ein staatlich legitimiertes Kapitalverbrechen.









(22.06.2014 14:37)Marek1964 schrieb:  Was in Deutschland gelehrt oder publiziert wird ist ja nicht Gegenstand der Diskussion

Doch, für mich schon. Es wird ein äußerst einseitiges Geschichtsbild vermittelt und die öffentliche Meinung manipuliert.
Das geht sogar soweit, dass in historische Dokus des ORF falsche Karten gezeigt werden und Falschinformation betrieben wird.








(22.06.2014 14:37)Marek1964 schrieb:  - die Frage ist ja, wei das jeweils in den betreffenden Ländern aussieht. Dass man die unmotivierten und insgesamt viel gravierenderen Verbrechen der Nazis mehr thematisiert als die Gewaltakte bei den Vertreibungen und Aussiedlungen, die als Reaktion darauf erfolgten, wie auch Thomas und Golo Mann das festhalten, hat aber schon seine Logik.

Das ist ja völlig unbestritten. Ich wehre mich aber gegen Totschweigen und Geschichtsklitterung.

Den während keine Woche vergeht, ohne dass man in Ö oder D in irgendeiner Weise medial mit den Naziverbrechen konfrontiert wird, werden andere zeitgeschichtliche Geschehnisse, das betrifft ganz besonders die ethnische Säuberung das deutschen Ostens von 1945-50, konsequent totgeschwiegen, bzw. wenn es doch mal zur Sprache kommt mit den Naziverbrechen legitimiert, so wie du es hier z.T auch tust.


(22.06.2014 14:37)Marek1964 schrieb:  Die Vertreibungen, die wilden Aussiedlungen, kamen aufgrund der sechsjährigen Besatzung und dem durchaus gegebenen Terror zu Stande.


Nicht nur. Tschechische Nationalisten, z.B. auch Benes, hatten bereits nach dem 1. WK ethnische Säuberungen gefrordert. Es wurde die Gunst der Stunde genutzt.

Benes' Reden lassen an Eindeutigkeit nichts zu wünsche übrig, z.B.
Zitat:„In unserem Land wird das Ende dieses Krieges mit Blut geschrieben werden. Den Deutschen wird mitleidlos und vervielfacht all das heimgezahlt werden, was sie in unseren Ländern seit 1938 begangen haben. Die ganze Nation wird sich an diesem Kampf beteiligen, es wird keinen Tschechoslowaken geben, der sich dieser Aufgabe entzieht, und kein Patriot wird es versäumen, gerechte Rache für die Leiden der Nation zu nehmen.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Edvard_Bene...doner_Exil








(22.06.2014 14:37)Marek1964 schrieb:  Wichtig ist dabei auch, dass gerade die intellektuellen Eliten, die naturgemäss hätten zur Mässigung aufrufen können, von den Nazis umgebracht worden sind.

Manche Eliten, wie Benes, taten aber genau das Gegenteil, sie hetzte die Bevölkerung auf.






(22.06.2014 14:37)Marek1964 schrieb:  Diese Periode ging aber nicht so lange und wurde vor allem auf Druck der Alliierten noch vor der Konferenz von Potsdam eingestellt. Was danach passierte, lag vor allem an den Roten Garden und der Armee, dass sich ein Mob dazugesellte, dürfte auf der Hand liegen, aber es wäre an der Armee gelegen, für Ordnung zu sorgen und sie tat leider genau das Gegenteil.

Die Verbrechen wurden von großen Teilen der tschechischen Bevölkerung nicht nur hingenommen, sondern auch unterstützt und aktiv betrieben, darn aändert dein Hinweis auf die Verbrechen der Roten Armee gar nichts.






(22.06.2014 14:37)Marek1964 schrieb:  Die Sudetendeutsche Landsmannschaft, wie schon gesagt, arbeitet die eigene Geschichte durchaus nicht auf, auch etwa den Terror an den nicht nationalistischen Deutschen in Böhmen und Mähren schon vor 1938 und an der spezifischen Rolle der Sudetendeutschen in der Besatzungszeit. Wenn man das verstehen soll, dann muss man auch verstehen, dass man von der anderen auch kein Entgegenkommen erwartet werden kann.

Ein bißchen billig, zu sagen, wegen der paar ewiggestrigen Mitglieder in Landsmannschaften, können wir nicht handeln. Denn diese sind nur eine ganz marginale Minderheit innerhalb der Deutschen.

Im Übrigen ist es bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar, dass die Sudetendeutschen in der Zwischenkriegszeit nicht die allerbesten Freunde des Tschechoslowakischen Staates waren, schließlich waren sie nach dem Krieg von der tschechischen Armee mit Gewalt an der Selbstbetimmung gehindert worden - das schafft freilich keine Grundlage für ein gedeihliches Miteinander.
Natürlich dar hier auch nicht verschwiegen werden, dass die Tschechen in der Habsburgermonarchie von der deutschen Mehrheitsbevölkerung nicht adäquat behandelt wurden, ein Ausgeleich, wie der mit Ungarn war ihnen ebenfalls verwehrt worden.







(22.06.2014 14:37)Marek1964 schrieb:  Die sogenannten Beneš Dekrete sind schon lange wirkungslos, eine Abschaffung wäre etwa so sinnvoll wie die Aufhebung der Beschlüsse von Potsdam, die dazu die Grundlage bildete. Dies als Bedingung für die Aufnahme in die EU festzusetzen, wäre angesichts der Vorgeschichte ungeheuerlich und zum hatte zum Glück nirgendwo eine echte Chance.

Diesen Standpunkt kann ich in keiner Weise nachvollziehen, geschweige denn teilen.Thumbs_down

Gerade weil sie angeblich wirkungslos sind, könnte man sie sofort streichen, das hätte eine enorme Symbolkraft.

Denn Gesetze, die ethnische Säuberungen und Massaker an Frauen und Kindern straffrei stellen, haben in einer EU nichts verloren. Mord verjährt nicht. Wenn Tschechien sie behalten will, können sie das ja tun, ist eine innerstaatliche Angelegenheit, aber Österreich und Deutschland hätten ebenso berechtigt einen EU-Beitritt mit Benesdekreten mit einem Veto verhindern können -haben sie natürlich nicht, weil's politisch nicht opportun ist und weil es wiedermal am nötigen Mut gefehlt hat.

Naziverbrecher kommen zu recht auch bis ans Ende ihrer Tage vor Gericht, sollte man ihnen habhaft werden.






(22.06.2014 14:37)Marek1964 schrieb:  Die meisten sehen das als Konsequenz des Krieges und der Naziherrschaft und das ist auch gut so.


Das ist die offizielle Legitimation der Kommunisten gewesen. Thumbs_down

Weil mir ein Leid geschehen ist, darf ich die Angehörigen der Täter, inklusive deren Kinder massakrieren?

Ein Verbrechen legitimiert ein anders, ist das deine Meinung?

Meine ist es jedenfalls sicher nicht!

Ethnische Säuberungen bleiben immer dasselbe, egal unter welchem Vorzeichen, - ein Kapitalverbrechen.


In Summe sind deine Posts sehr rechtfertigend. Man kann eine historische Schuld des eigenen Landes aber auch einfach eingestehen, tut gar nicht so weh, wie man glaubt. Österreich und Deutschland tut es auch jeden Tag in irgend einer Form.

MfG, Titus Feuerfuchs
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RE: Umgang mit der NS-Vergangenheit - Titus Feuerfuchs - 22.06.2014 20:23

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