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Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
25.07.2012, 01:48
Beitrag: #47
RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Álvaro Obregón Salido
(Álvaro Obregón)

Álvaro Obregón Salido (* 19. Februar 1880 auf der „Hacienda de Siquisiva“ bei Navojoa nahe Alamos, Bundesstaat Sonora, Mexiko; † 17. Juli 1928 in San Angel – heute zu Mexiko-Stadt gehörend) war ein General und Politiker, der von 1920 bis 1924 als Präsident Mexikos amtierte.

1880 bis 1911

Der als jüngstes von achtzehn Kindern einer irisch-mexikanischen Viehzüchterfamilie geborene und als Halbwaise unter schwierigen materiellen Verhältnissen aufgewachsene Obregón bekam nur eine unzureichende Schulausbildung. Er arbeitete in seiner Jugend in verschiedenen Berufen, in denen er sich umfangreiche, vorwiegend technische Fähigkeiten aneignete, die er vor allem in seinen Tätigkeiten als Verwalter einer kleinen Getreidemühle, als Angestellter in einer Zuckerfabrik oder als Handelsvertreter für Schuhe anwandte. Um selbstständiger Landwirt zu werden, ließ er sich schließlich um 1900 in Huatabampo, im fruchtbaren Mayogebiet, nieder, wo er seinen neu aufgebauten Landwirtschaftsbetrieb bis zum Ausbruch der Mexikanischen Revolution auf mehrere hundert Hektar ausdehnen konnte.

Er heiratete 1903 Redugia Urrea und nachdem er bereits 1907 verwitwet war, vermählte er sich 1916 ein zweites Mal mit Maria Tapia.

1910 nahm der zu einen der im Bundesstaat Sonora wirtschaftlich erfolgreichsten Rancheros aufgestiegene Obregón gegenüber der beginnenden Revolution eine abwartende und unentschlossene Haltung ein, er folgte noch nicht der revolutionären Bewegung Francisco Maderos (1873–1913), die zum Sturz des Diktator Porfirio Diaz (1830–1915) führte.

1911 bis 1914

Mit seiner Wahl zum Gemeindepräsidenten (Bürgermeister) der Stadt Huatabampo begann im September 1911 Obregóns politische Karriere. Infolge der radikalen Auswechslung der Führungselite in Sonora stiegen Maderos Anhänger in die höchsten politischen Ämter auf. Aber auch bisher nicht in Erscheinung getretene Nutznießer des gestürzten Regimes konnten den Personalwechsel für ihre Karrieren nutzen. Bedeutend für die mexikanische Geschichte waren die beginnenden politischen Karrieren von Adolfo de la Huerta (1881–1955) als Abgeordneter im Parlament des Bundesstaates Sonora oder die von Plutarco Elías Calles (1877–1945), der als Polizeichef der bedeutenden Grenzstadt Agua Prieta amtierte.

Obregóns steiler Aufstieg war vor allem mit der in seinem Amt als Gemeindepräsident liegenden Verantwortlichkeit für die lokale militärische Selbstverteidigung begründet. Die mit Entschiedenheit betriebene Mobilisierung von der Bundesarmee unabhängiger Truppen entsprach der Politik der maderistischen Staatsregierung in Sonora. Außerdem war es dem sonorensischen Gouverneur José Maria Maytorena (1867–1948) gelungen, die Zustimmung der Zentralregierung zur Bildung und Finanzierung staatlicher Armeeverbände zu erhalten. Dadurch erlangte die Staatsregierung eine größere Unabhängigkeit gegenüber den in Sonora stationierten Bundestruppen, deren Befehlshaber noch dem gestürzten Präsidenten Diaz verpflichtet waren.

Der Gouverneur von Sonora unterstützte 1912 Präsident Madero gegen den Aufstand des dem alten Regime verbundenen Generals Pascual Orozco (1882–1915). Eines der stärksten Kontingente war das von Obregón ausgehobene und von ihm als Oberstleutnant kommandierte neu gebildete „ 4. Irreguläre Bataillon von Sonora“. Seine militärischen Erfolge bei der Abwehr der Orozco-Rebellen verschafften den Gemeindepräsidenten von Huatabampo eine hohe, des Amtes bei Weitem übertreffende Reputation. Nach dem Sturz und der Ermordung Maderos durch die Gegenrevolutionäre um General Victoriano Huerta (1850–1916), General Felix Diaz (1868–1945), dem Neffen des gestürzten Diktators Porfirio Diaz und Henry Lane Wilson (1857–1932), dem US-amerikanischen Botschafter in Mexiko, schloss sich Álvaro Obregón der revolutionären Bewegung unter Venustiano Carranza (1859–1920) an, die im Sommer 1914 die Huerta-Präsidentschaft blutig beendeten.

1914 bis 1919

Um über die Zukunft Mexikos zu entscheiden, war Carranza im Herbst 1914 bereit, sich mit allen Militärgouverneuren und Generälen in Aguascalientes zu treffen. Neben den Anhängern des neuen Präsidenten trafen dort auch Abordnungen von Emiliano Zapata (1879–1919) und Pancho Villa (1878–1923) ein. Die stärkste Gruppe bildeten jedoch die unabhängigen Armeeführer der Nordwestarmee unter Álvaro Obregón, der einerseits bereit war, eine Koalition mit dem bürgerlich-konservativen Präsidenten einzugehen, andererseits nicht abgeneigt war, Bündnisse mit den progressiv-radikalen Zapatisten und Villisten zu führen. Es erfolgte jedoch keine Einigung, stattdessen drohte Pancho Villa Álvaro Obregón zu erschießen und im November 1914 wurde der Bürgerkrieg fortgesetzt, in dem Obregón weiter an der Seite Carranzas kämpfte. Am 19. November 1914 evakuierte er seine Truppen aus Mexiko-Stadt, um die Hauptstadt den überlegenen Armeen Zapatas und Villas zu überlassen und um die Stadt Veracruz zu besetzen, dessen Hafen erst von den US-Amerikanern geräumt wurde.

Der keine militärische Ausbildung erhaltene, inzwischen zum Oberst beförderte, Obregón erwies sich als genialer Autodidakt in der militärischen Führung der Armee des Präsidenten. Aufgrund seines eingehenden Studiums des Geschehens auf den europäischen Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges modernisierte Obregón die Feldartillerie, so setzte er verstärkt das Maschinengewehr zur Bekämpfung des Gegners ein. Zwischen dem 6. April und dem 10. Juli 1915 schlugen seine Truppen in vier großen Schlachten in der Nähe der Städte Celaya, León und Aguascalientes die Rebellenarmee Pancho Villas, der einerseits für die Erfüllung der sozialen Forderungen der Bauern weiter kämpfte, andererseits aber auch eigene Machtambitionen verfolgte. Während der Schlacht von Celayo verlor Obregón seinen rechten Arm, ein deswegen erfolgter Suizidversuch konnte von seinen Mitkämpfern in letzter Minute verhindert werden. Schließlich amtierte Obregón 1917 für einige Monate als Kriegsminister.

1919 bis 1920

Nach der 1919 erfolgten Ermordung des Rebellen Emiliano Zapata versuchte Carranza die aus den konstitutionalistischen Revolutionstruppen gebildete neue Armee an sich zu binden. Die Befehlshaber dieser Armee bestanden jedoch darauf, ihre Autonomie in den von ihnen kontrollierten Gebieten zu behalten und entzogen sich zunehmend der zivilen Kontrolle. Versuche der Carranza-Regierung, die Generäle durch wirtschaftliche Zugeständnisse zu neutralisieren, blieben im Wesentlichen erfolglos.

Als einer der prominentesten Revolutionsgeneräle war Obregón in der Armee fest verankert. Er strebte bereits seit Anfang 1919 die Nachfolge des Präsidenten an, verkündete am 1. Juni 1919 ein sehr vages, gegen Carranza gerichtetes Programm und riskierte damit das Ende der Partnerschaft ziviler und militärischer Revolutionsführer. Als Carranza begann, seinen eigenen Kandidaten, den bisherigen Botschaften in Washington, Ignacio Bonillas (1858–1944), als Nachfolger aufzubauen, begann Obregón Geheimverhandlungen mit einigen Gouverneuren und Armeekommandanten, aber auch mit dem Casa del Obrero Mundial (CROM / Gewerkschaft), der Partido Laborista Mexicano (PLM / Mexikanische Arbeiterpartei) und der damals wichtigsten Partei im Parlament, der Partido Liberal Constitucionalista (PLC) zu führen, die ihm alle ihre Hilfe zusagten.

Nachdem Präsident Carranza am 11. April 1920 den Gouverneur von Sonora – Adolfo de la Huerta – absetzen ließ, flüchtete der seine eigene Verhaftung befürchtende Obregón aus Mexiko-Stadt, um sich am 23. April gemeinsam mit de la Huerta und den Generälen Plutarco Elías Calles, Salvador Alvarado (1879–1924) und Benjamin Hill (1874–1920) gegen die Regierung zu erheben. Dieser von ihm organisierte und mit dem so genannten „Plan von Agua Prieta“ programmatisch begründete Militärputsch führte am 8. Mai 1920 zum Sturz des Präsidenten, wobei die Putschisten auch von den verbliebenen Anhängern des im Juli 1919 ermordeten Revolutionärs Emiliano Zapata unterstützt wurden. Der nach Veracruz flüchtende Carranza wurde am 21. Mai 1920 gefangen gesetzt und erschossen. Mit dem Sturz des Präsidenten Venustiano Carranza war die erste Phase der mexikanischen Revolution abgeschlossen, fast alle Führer der ersten Stunde hatten bereits die politische Bühne verlassen.

Obwohl der Konflikt zwischen Carranza und Obregón vordergründig als ein Ringen zwischen zivilen und militärischen Führern erschien, scheiterte Carranza vor allem an seiner Konzeptlosigkeit zur Stabilisierung der Revolution. Sein Konkurrent dagegen hatte erkannt, dass neben der politischen Domestizierung der ehemaligen Revolutionstruppen das Regime eine Massenbasis brauchte, was die Entwicklung neuer Wege zur Massenmobilisierung – bei gleichzeitiger Massenkontrolle – voraussetzte. Des Weiteren plädierte Álvaro Obregón für eine flexiblere Haltung in der Außenpolitik, er war ebenso zu bestimmten Konzessionen gegenüber dem Auslandskapital bereit. Als Exponent der Grundbesitzer Sonoras verzichtete er jedoch auf eine deutliche öffentliche Aussage zur Agrarpolitik, er lehnte einerseits die Aufteilung des Großgrundbesitzes ab, andererseits signalisierte er seine Bereitschaft, kleinere Landwirtschaftsbetriebe staatlich zu fördern.

Für das Interim vom 1. Juni bis 30. November 1920 fungierte Adolfo de la Huerta als Präsident Mexikos, nach dem Vollzug der Wahlen im September übernahm Álvaro Obregón am 1. Dezember 1920 offiziell die Präsidentschaft, der zurück getretene Interimspräsident diente ihm dann bis 1923 als Finanzminister. Da 60 % der Machtelite aus dem Norden, allein 35 %, einschließlich vier der sechs Präsidenten aus dem Staat Sonora kamen, wird die von 1920 bis 1935 herrschende Regierungsform als sonorensisches Regime bezeichnet.

1920 bis 1924

Die Folgen eines zehnjährigen Bürgerkrieges, die Wanderungsbewegungen der Bevölkerung und ihre gleichzeitige Politisierung erforderten eine neue Politik. Wichtige Ziele des sonorensischen Regimes waren die Schaffung einer nationalen Identität und die Stärkung der Zentralmacht gegenüber den zahlreichen regionalen „Caudillos“ und den lokalen „Kaziken“.

Während der Präsidentschaft von Álvaro Obregón stabilisierte sich die politische Lage, militärische Putschversuche in den Jahren 1921 und 1922 blieben als isolierte Verschwörungen einzelner Generäle ohne Erfolg. Obregón leitete erste gesellschaftliche Reformen ein, die vor allem das Bildungswesen und im geringem Maße die Agrarreform betrafen. Der Erziehungsminister José Vasconcelos (1882–1959) nutzte das ihm gewährte höhere Budget zur stärkeren Förderung des ländlichen Elementarunterrichts. Ihm gelang es, Freiwillige zu mobilisieren, die mit viel Engagement in den entlegenen Gebieten Mexikos unterrichteten und die Alphabetisierung breiter Bevölkerungsschichten durchführten. Ebenso leitete Vasconcelos Reformen zur Integration der Indios in die mexikanische Gesellschaft ein.

Dagegen fanden Obregóns Landreformen nur in den zentralmexikanischen Staaten des ehemaligen zapatistischen Bauernaufstandes statt, deren Befriedung der Präsident damit erreichte. In den anderen Staaten hielt sich die Regierung mit der Umverteilung des Landes zurück.

Der Präsident und sein Innenminister Calles begannen durch taktisch geschickte Manöver, wie z. B. der Bildung von Koalitionen kleinerer Parteien und die Förderung schwächerer Parteien, die im Parlament dominierende Liberal-konstitutionalistische Partei (PLC) zu isolieren und zu verdrängen. Des Weiteren förderte Obregón regimeloyale Bauernorganisationen, die revisionistische Arbeiterpartei (PLM) und die Gewerkschaft (CROM), die sich im Gegenzug nicht scheute, Gegner des Präsidenten gewaltsam einzuschüchtern.

Ebenso bemühte sich die Regierung, die Beziehungen zur USA zu verbessern. Die USA nahm den gewaltsamen Regierungswechsel von 1920 zum Anlass, die diplomatische Anerkennung Mexikos in Abhängigkeit zur Erfüllung ihrer Forderungen zu stellen. Obregón und sein Finanzminister de la Huerta signalisierten bereits 1920 ihre Bereitschaft zur Anerkennung der mexikanischen Schulden in Höhe von 1 Mrd. Pesos und zur Entschädigung der während der Revolution erfolgten Eigentumsverluste. Allerdings konnten sie sich aus innenpolitischen Gründen nicht auf eine formelle Anerkennung der amerikanischen Forderungen durch einen internationalen Vertrag einlassen. Deshalb verweigerte die USA diplomatische Beziehungen, erst nach der 1922 erfolgten Anerkennung der mexikanischen Schulden durch den Finanzminister (De la Huerta-Lamont-Abkommen) begannen sich die Beziehungen zu normalisieren. Die diplomatische Anerkennung Mexikos durch die USA erfolgte mit dem Bucareli-Abkommen im Mai 1923. Ein besonders wichtiger Punkt dieses Abkommens war der Verzicht auf den Artikel 27 der Verfassung von 1917, der die Enteignung ausländischer Konzerne regelte. Daraufhin folgten fast alle europäischen Staaten – mit Ausnahme Großbritanniens – in der diplomatischen Anerkennung Mexikos. Zu Sowjetrussland bzw. zur UdSSR bestanden schon seit 1920 normale diplomatische Beziehungen.

Nach dem Ende der Bucareli-Konferenz im August 1923 begann Präsident Obregón die Nachfolge seines Innenministers Plutarco Elías Calles in das Präsidentenamt zu regeln. Daraufhin spalteten sich seine politischen Anhänger, die zum Teil den im Juli 1923 infolge der Bucareli-Verträge zurückgetretenen Finanzminister Adolfo de la Huerta favorisierten und vor allem Calles die Verantwortung für die ebenfalls im Juli 1923 erfolgten Ermordung Pancho Villas anlasteten. De la Huerta ließ sich von der Partido Nacional Cooperista (PNC) als Präsidentschaftskandidat aufstellen. Ebenso kündigten Teile der Generalität und der Erziehungsminister José Vasconcelos ihren Widerstand gegen Obregóns Pläne, Calles ins Präsidentenamt zu hieven.

Ende November erhoben sich erste Armeeverbände. Um dem Aufstand einen politischen Anstrich zu geben, verkündete de la Huerta am 7. Dezember 1923 den Plan von Veracruz, in dem er versprach, das Frauenwahlrecht in Mexiko einzuführen und die Agrar- und Bildungsreform voranzutreiben. Seine Anhängerschaft war sehr heterogen, ihm folgte einerseits der General Salvador Alvarado, der in Yucatan Reformen zugunsten der indigenen Bevölkerung umgesetzt hatte, andererseits nahmen an der de la Huerta-Rebellion Militärs teil, die als Exponenten einer reaktionären Agrarpolitik galten und die Führung de la Huertas nicht anerkannten. Nachdem die Rebellen im Februar und März 1924 wichtige Schlachten verloren hatten, brach ihr Aufstand, der insgesamt 7.000 Tote forderte, im Mai 1924 zusammen. Ausschlaggebend für den Sieg Obregóns im Machtkampf gegen de la Huerta waren die Waffenlieferungen (darunter Flugzeuge) der USA, die ihm nach der Ratifizierung der Bucareli-Verträge im Dezember 1923 und Januar 1924 enorm unterstützten.

Während die de la Huerta-Rebellion zusammenbrach, gewann Obregóns Kandidat Plutarco Elías Calles die inszenierte Präsidentschaftswahl mit 1,34 Mio. Stimmen gegenüber seinen Gegenkandidaten General Angel Flores (1883–1924), der nur 250.000 Stimmen bekam.

1924 bis 1928

Plutarco Elías Calles übernahm am 1. Dezember 1924 als Nachfolger Obregóns das Präsidentenamt. Als Vertreter des linken Flügels des sonorensischen Regimes setzte er die Agrarreform fort, stimmte aber infolge der zunehmenden Staatsverschuldung verstärkt den Privatisierungen, z.B. der Eisenbahn zu. Er fügte sich dem Druck der USA und annullierte zwei Paragraphen des Erdölgesetztes, die die Verstaatlichung der Erdölkonzerne regelten.

Die bereits während der Präsidentschaft Álvaro Obregóns vollzogene rigorose Trennung von Staat und Kirche belastete die ganzen 1920-er Jahre die Politik. Es kam zum Konflikt mit dem Vatikan und zu Spannungen mit der einheimischen Kirche, die sich zu pro-katholischen Aufständen ausweiteten. Höhepunkt war der 1926 ausgebrochene Aufstand der „Cristeros“, der vom Calles-Regime rücksichtslos und gewaltsam bekämpft wurde.

Bereits 1925 scheiterte ein erster Versuch des Präsidenten eine Wiederwahl Obregóns zum Präsidenten zu ermöglichen. Einflussreiche Gruppen der Regierung, des Militärs und des Parlaments leisteten Widerstand gegenüber der geplanten Änderung der Verfassung. Obregón gelang es, sich nach der Niederwerfung des pro-katholischen Aufstandes der „Cristreos“ als Vermittler zwischen Staat und Kirche zu empfehlen. Daraufhin wuchs seine Stellung im Staat so, dass man in Mexiko von einer „Diarchie“ sprechen musste. Ende 1926 setzte er ohne Widerstand die Verfassungsänderung durch.

Obregón ließ daraufhin mögliche politische Konkurrenten beseitigen. Ein Putschversuch der Generäle Arnulfo Gomez und Francisco Serrano, beide Teilnehmer der de la Huerta-Rebellion scheiterte in der Nacht vom 3. zum 4. Oktober 1927. Serrano wurde sofort standrechtlich erschossen, Gomez einen Monat später ermordet. Infolge des gescheiterten Putsches wurden bis zum 7. Oktober 1927 auf Befehl des Präsidenten 25 Generäle und 150 Personen hingerichtet. Des Weiteren wurden 23 Abgeordnete, die gegen die Verfassungsänderung gestimmt haben, im Oktober 1927 aus dem Parlament ausgeschlossen.

Obregón entkam im November 1927 nur knapp zwei Attentatsversuchen. Er gewann am 1. Juli 1928 unangefochten eine zweite Amtszeit als Präsident. Nach seinem Sieg kehrte er nach Mexiko-Stadt zurück, um dort seinen Sieg zu feiern. Während eines Banketts in dem Restaurant „La Bombilla“ im Dorf San Angel (heute Mexiko-Stadt) wurde Àlvaro Obregón am 17. Juli 1928 von dem als Karikaturist getarnten römisch-katholischen Priesteramtskandidaten José de León Toral (1900–1929) erschossen. Der junge, fanatische Katholik sah in Álvaro Obregón einen Exponenten der antikirchlichen Politik der Regierung. Er wollte außerdem mit seiner Tat die beiden katholischen Brüder Pro rächen, die 1927 aufgrund ihrer Teilnahme an einem missglückten Attentat auf Obregón angeklagt und nach einem fragwürdigen Verfahren hingerichtet wurden.

Bis heute ist nicht geklärt, ob die Ermordung Obregóns die Tat eines Einzelnen oder ein Komplott einer Gruppe war. Unter den Verdächtigen befand sich auch Präsident Calles, dessen Position im Sommer 1928 besonders schwach und isoliert war. Er verzichtete zwar auf eine Wiederwahl zum Präsidenten, setzte jedoch mit dem ehemaligen Gouverneur von Tamaulipas, Emilio Portes Gil (1890–1978), einen damals noch fügsamen Kandidaten für seine Nachfolge durch. 1929 gründete Calles die Partido Nacional Revolucinario (PNR), die bis zum Jahr 2000 unter verschiedenen Namen – seit 1946 Partido Revolucionario Institucional (PRI) - immer den Präsidenten Mexikos und bis 1989 alle Gouverneure der Bundesstaaten stellte. Als Parteichef (Jefe Maximo) war er bis 1935 der starke Mann Mexikos, den erst Präsident Lázaro Cárdenas (1895–1970) entmachtete und ins Exil zwang. Die Regierung Cárdenas leitete weitere, soziale Umwälzungen ein, sie schloss die Mexikanische Revolution ab.

Ehren

Zu Álvaro Obregóns Ehren erhielt der 16. Stadtbezirk in Mexiko-Stadt den Namen „Álvaro Obregón“. Am Ort des Attentats befindet sich ein Denkmal. Ebenso sind die Benennungen der Stadt Ciudad Obregón im Bundesstaat Sonora, des Dorfes Colonia Álvaro Obregón im Bundesstaat Chihuahua, der Gemeinde Cañadas de Obregón in Jalisco und die Álvaro-Obregón-Talsperre ihm zum Gedenken gewidmet. Begraben ist er in Huatabampo im Bundesstaat Sonora.

Literatur

* Hans Werner Tobler; Die mexikanische Revolution – Gesellschaftlicher Wandel und politischer Umbruch, 1876 – 1940; Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main, 1. Auflage 1984; ISBN 3-518-04588-1

* Dieter Nohlen; Mexiko in „Unser Jahrhundert in Wort, Bild und Ton – Die 20er Jahre“; Bertelsmann Lexikothek Verlag; 1997; ISBN 3-570-07947-3

* Biografien zur Weltgeschichte; VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1989

* Álvaro Obregón Salido (Wikipedia)

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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Xanthippe - Luki - 12.06.2012, 15:52
Etwas Bilder - Luki - 22.06.2012, 19:39
RE: Etwas Bilder - Maxdorfer - 22.06.2012, 20:43
Etwas Bilder - Luki - 22.06.2012, 21:31
RE: Etwas Bilder - Harald - 23.06.2012, 12:07
Don Juan de Austria I. - Luki - 23.06.2012, 15:04
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RE: Don Juan de Austria I. - Luki - 23.06.2012, 15:47
RE: Don Juan de Austria I. - Dietrich - 23.06.2012, 16:49
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