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Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
07.08.2016, 12:10
Beitrag: #78
RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Klaus Barbie

1913 bis 1939

Klaus Barbie wurde am 25. Oktober 1913 in Godesberg bei Bonn als Sohn eines damals noch nicht verheirateten Lehrerpaares geboren. Er ging bis 1923 in Godesberg zur Schule und danach in Trier, wo er mit seinem Bruder zuerst in einem Internat lebte, bis schließlich 1925 seine Eltern ebenfalls nach Trier zogen, um dort zu arbeiten. Der alkoholkranke Vater Nikolaus Barbie tyrannisierte die Familie und litt an einer Kriegsverletzung, an deren Folgen er 1933 verstarb. Im gleichen Jahr starb auch der Bruder. Wegen dieser Familientragödie schaffte Barbie nach eigenen Angaben das Abitur erst 1934 nach mehreren Versuchen. Obwohl Barbie in einem katholischen Jugend- und Sportverband engagiert war und ursprünglich Theologie studieren wollte, trat er 1933 der HJ bei. 1934 leistete er, um seiner Arbeitslosigkeit zu entgehen, freiwillig einen halbjährigen Dienst beim Reichsarbeitsdienst in einem Lager in Schleswig. Dort wurde er ein eifriger und überzeugter Anhänger der nationalsozialistischen Ideologie. Seit September 1935 war er Mitglied der SS und des SD, also des Sicherheitsdienstes der SS. Er wurde nach Berlin versetzt, wo er Juden und Homosexuelle zu überwachen hatte. 1936 wurde er nach Düsseldorf, etwas später nach Dortmund versetzt, wo er den kommunistischen und sozialdemokratischen Widerstand zu unterwandern hatte. Am 1. Mai 1937 trat Klaus Barbie in die NSDAP ein.

1939 bis 1945

Am 20. April 1940 wurde Barbie zum SS-Untersturmführer befördert. Er war nun SS-Offizier. Fünf Tage später heiratete er Regine Willms (1917–1981). Im Mai 1940 wurde er zur Zentralstelle für jüdische Auswanderung nach Amsterdam versetzt, die dem Chef der Sicherheitspolizei und des SD für die Niederlande unterstellt war. Barbie, seit November 1940 SS-Obersturmführer, organisierte in den Niederlande die Verfolgung von Juden und Freimaurern.

Nachdem die Wehrmacht 1942 auch den Süden Frankreich, das sogenannte Vichy-Frankreich, besetzte, übernahm Barbie die Leitung der berüchtigten Abteilung IV der Gestapo in Lyon. Dort war er direkt dem Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD bzw. dessen Stellvertreter unterstellt, d.h. er war der formal drittmächtigste SS-Mann in Lyon. Barbie hatte die Verfolgung von Juden und politischen Gegnern umzusetzen. Er blieb kein Schreibtischtäter, er folterte selbst mit unmenschlicher Grausamkeit oder er schaute zu, wenn seine Büttel folterten und vergewaltigten, sodass er als „Schlächter von Lyon“ in die Geschichte einging. Mit diesem Beinamen, auf Französisch "Le Mitrailleur de Lyon", wurde ganz bewusst eine geschichtliche Parallele zum Wirken des Jakobiners (und späteren napoleonischen Polizeiministers) Joseph Fouché (1759–1820) gezogen, dessen Terrorherrschaft in Lyon zwischen November 1793 und Mai 1794 1600 Menschen das Leben kostete.

Barbies prominentestes Opfer war der aus der kommunistischen Bewegung kommende Resistance-Chef Jean Moulin (1899–1943), den Barbie persönlich folterte und der an Folgen der Folterungen verstarb. Barbie scheute sich auch nicht, Frauen, Kinder oder Priester zu foltern. Im April 1944 leitete er den Überfall auf das jüdische Kinderheim von Izieu, dessen 3- bis 13-jährige Insassen er direkt nach Auschwitz deportieren ließ, wo sie nach ihrer Ankunft vergast wurden. Im August 1944, kurz vor dem Abzug der deutschen Wehrmacht aus Frankreich, vernichtete Barbie ihm belastendes Beweismaterial. Ebenso soll er französische Gestapo-Mitarbeiter und seine Geliebte ermordet haben bzw. den Befehl zu ihrer Ermordung erteilt haben. Barbies 21-monatige Schreckensherrschaft in Lyon führte zu 14.311 Verhaftungen, die wiederum zu 7.591 Deportationen und 4.342 Hinrichtungen führte. Im November 1944 wurde er in den Rang eines SS-Hauptsturmführers befördert und nach Dortmund versetzt. Ende 1944 tauchte er unter.

1945 bis 1964

Klaus Barbie genoss von 1945 bis 1951 den Schutz britischer und US-amerikanischer Geheimdienste, die ihn als Agenten einsetzten. In Frankreich wurde er wegen seiner Verbrechen in Lyon am 16. Mai 1947 in Abwesenheit zum Tode verurteilt. 1952 und 1954 folgten zwei weitere Prozesse gegen Barbie, in denen er ebenfalls zum Tode verurteilt wurde. Im Prozess von 1952 ging es um die Verurteilung der von Barbie im Jura begangenen Verbrechen. Für das am 20. August 1944 in Saint-Genis-Laval stattgefundene Massaker wurde er im Prozess von 1954 verurteilt. Bis 1955 hatte Frankreich mehrere Auslieferungsanträge an die Bundesrepublik Deutschland gestellt, die unbeachtet blieben. Nachweislich hielt sich Barbie von 1946 bis 1951 im Westen Deutschlands auf, wo er weiterhin Kontakte zu rechtsextremen Kreisen, wie z.B. den 1951 verbotenen Bund Deutscher Jugend pflegte. Seine Auslieferung nach Frankreich verhinderte vor allem der US-amerikanische Hochkommissar John McCloy, obwohl er spätestens seit 1949 von den Verbrechen Barbies wusste. 1951 entschieden sich schließlich US-amerikanische und bundesdeutsche Behörden dazu, Barbie über die sogenannte Rattenlinie nach Bolivien zu schleusen. Barbie wählte den Decknamen Klaus Altmann, möglicherweise in Anlehnung an den von 1920 bis 1938 in Trier wirkenden und 1944 in Auschwitz ermordeten Oberrabbiner Adolf Altmann!

1952 liefen in der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg erste deutsche Ermittlungen gegen Barbie alias Altmann an. Der war seit 1957 bolivianischer Staatsbürger und verdiente sich sein Geld als Vorarbeiter eines Sägewerks im Dschungel um Coroico. Seine Frau Regine führte eine Gastwirtschaft, in der die Sägewerksarbeiter versorgt wurden. Bis 1964 blieben die Barbies in der entlegenen Gegend.

Ein Grund dafür ist die politische Lage in Bolivien. Nach dem 2. Weltkrieg fanden in Bolivien massive Umwälzungen statt. Die bisherige herrschende Schicht, die vom Ausland unterstützten Zinnbarone Patiño, Hochschild und Aramayo wurden entmachtet und das Land versank in Gewalt. 1946 wurde ein Präsident ermordet und links- und rechtsgerichtete Regierungen wechselten einander ab, bevor sich 1951 das Militär an die Macht putschte, das aber bereits 1952 Wahlen für eine Regierung ermöglichen musste. Es gewann die zentralistische Bewegung MNR (Moviemento Nacionalista Revolucionaro). Präsident bzw. Vizepräsident der neuen Regierung wurden Victor Paz Estenssoro (1907–2001) und Dr. Hernan Siles Zuazo (1914–1996), der 1983 als Präsident Boliviens die Auslieferung Barbies an Frankreich durchsetzte. Beide setzten die Entmachtung der Zinnbarone fort, sie wurden enteignet und große Latifundien wurden unter landlosen Bauern verteilt. 1956 und 1960 gewann die MNR erneut die Wahlen, Siles Zuazo wurde 1956 Präsident, Paz Estenssorro erneut 1960. Nach 1960 geriet Bolivien in eine Wirtschaftskrise, die mit dem vom IWF erarbeiteten Eder-Plan überwunden werden sollte. Dies geschah nicht, die bolivianische Wirtschaftssituation verschlechterte sich und die beiden Gründer der MNR Paz Estenssorro und Siles Zuazo überwarfen sich, ersterer stand für den rechten Flügel, letzterer für den linken Flügel der MNR.

1964 bis 1983

In dieser Situation putschte am 4. November 1964 das bolivianische Militär, das bis zum 10. Oktober 1982 die Macht behielt. Die Militärdiktatur war politisch instabil, es gab in den 18 Jahren vierzehn oder fünfzehn Putsche und Gegenputsche rechts- und linksgerichteter Generäle, ab 1980 putschten auch mit der Kokainmafia verbundene Generäle. Barbie zog noch im Jahr 1964 in die bolivianische Hauptstadt La Paz, um Kontakt zu den Militärs aufzunehmen. Um den Patriotismus der Bolivianer anzustacheln, gründete die Militärregierung des Binnenlandes Bolivien eine Schiffsbaugesellschaft „Transmaritima“, die von Spenden der Bevölkerung finanziert wurde. Geschäftsführer wurde Barbie alias Altmann, der einen bolivianischen Diplomatenpass erhielt und deswegen überall hinreisen konnte. Deshalb konnte Barbie 1966 auch vom BND angeworben werden, für den er nachweislich bis 1967 arbeitete, wahrscheinlich aber bis Ende der 1970er Jahre. Des Weiteren arbeitete Barbie auch für die CIA, der er Informationen über einzelne Generäle lieferte. Ebenso soll Barbie 1967 die Jagd auf Ernesto Che Guevara (1928–1967), Tamara Bunke (1937–1967) und ca. 60 Guerillas in Bolivien unterstützt haben und alle Aktionen koordiniert haben. Zeitgleich beriet er Präsident René Barrientos (1919–1969) in dessen Kampf gegen streikende Bergarbeiter, dessen Führer „Willy“ Simon Cuba ebenfalls wie Che Guevara am 9. Oktober 1967 ermordet wurde.

Von 1971 bis 1978 diente Barbie den Diktator Hugo Banzer (1926–2002) im Range eines Oberstleutnants als Militärberater. Barbie soll die gegen innere Gegner eingesetzte Terrorgruppe „Die Verlobten des Todes“ aufgebaut und kommandiert haben. Banzers katastrophale Herrschaft endete durch rasch aufeinanderfolgende Putsche diverser Militärs, deren letzter Vertreter, der Luftwaffengeneral Walter Natusch Busch (1932–1994) nach einem Generalstreik im November 1979 zurücktrat und die Macht an die zivile Präsidentin Luise Gueiler Tejada (1921–2011) übergab, deren Regierung seit Anfang 1980 durch einen Wahlerfolg legitimiert war. Nachdem sich am 17. Juli 1980 General Luis Garcia Meza Tejada (* 1929) an die Macht putschte, stieg Barbie zu einem der mächtigsten Männer Boliviens auf, der vom Innenministerium aus den Terror und den Kokainhandel koordiniert haben soll. General Garcia Meza Tejada wurde von den argentinischen Militärs unterstützt und war eine wichtige Figur im Drogenhandel. Die schlechte wirtschaftliche Situation, der Zerfall staatlicher Institutionen und Machtkämpfe der Militärs untereinander führten schließlich zum Sturz des Generals am 4. August 1981. Barbie soll an diesem Tag die Verteidigung des am Ende gestürzten Präsidenten organisiert haben. Im Juli 1982 kam General Guido Vildosa Calderon (* 1937) schließlich an die Macht. Er war bereits unter Banzer Minister für Gesundheit und Sozialfürsorge und mit Barbie befreundet, dessen Stellung er unangetastet ließ. Trotzdem leitete er die Rückkehr zu einer zivilen Regierung ein. Er beauftragte das 1980 gewählte, aber bis dato machtlose Parlament einen Präsidenten zu benennen. Das Parlament bestimmte dann den bereits von 1956 bis 1960 amtierenden Präsident Hernan Siles Zuazo zum neuen Präsidenten, dessen 2. Amtszeit am 10. Oktober 1982 begann. Damit endete in Bolivien die Militärherrschaft

Verhaftung, Auslieferung, Prozess und Tod - 1983 bis 1991

Dass Klaus Barbie doch noch von einem Gericht verurteilt werden konnte, ist vor allem der deutschen Journalistin Beate Klarsfeld (* 1937), dem französischen Philosophen Jules Regis Debray (* 1940), dem bolivianischen Journalisten und Politiker Gustavo Sanchez Salazar (* 1928) und dem bolivianischen Präsidenten Hernan Siles Zuazo geschuldet. 1971 erhielt Klarsfeld von Sanchez eine Fotografie eines Deutschen, dessen Identität geklärt werden sollte. Die Journalistin stellte dann fest, dass nicht nur Altmann und Barbie die gleichen Vornamen hatten, sondern auch deren Ehefrauen, Söhne und Töchter, bei denen auch noch Übereinstimmungen beim Geburtstag gab. Sie schlussfolgerte daraus, dass dies kein Zufall ist und dass der in La Paz lebende Klaus Altmann niemand anderes war als Klaus Barbie, der ehemalige Gestapo-Chef von Lyon. Weiteren Recherchen von Beate und Serge Klarsfeld ist es zu verdanken, dass Barbies Verbrechen einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurden. Das Wirken der Klarsfelds beunruhigte Barbie, er setzte sich von La Paz nach Lima ab, wo er eine Immobilie besaß und wo er sich schließlich mit Beate Klarsfeld traf! Letztendlich scheiterten Klarsfelds Bemühungen, Barbie nach Frankreich ausliefern zu lassen. Nachdem sie von Peru nach Bolivien zurückkehrte, weigerte sich der französische Botschafter in La Paz, sie zu empfangen. Schließlich wurde sie aus Bolivien ausgewiesen. Aber aufgrund der persönlichen Begegnung in Lima war Beate Klarsfeld nun felsenfest davon überzeugt, dass sich hinter der Fassade des Geschäftsmanns Klaus Altmann der Schlächter von Lyon verbarg. In den folgenden Jahren gelang es Beate Klarsfeld ehemalige Opfer zu überzeugen, sie nach Bolivien zu begleiten, damit die Identität von Altmann/Barbie eindeutig nachgewiesen werden kann. 1972 beantragten die Republik Frankreich und die Bundesrepublik Deutschland gemeinsam die Auslieferung Barbies nach Frankreich. Dies scheiterte letztlich nur daran, dass der damalige französische Präsident Georges Pompidou nicht bereits war, einen vierstelligen Geldbetrag – etwa 5.000 US-Dollar auf ein Privatkonto des Präsidenten Hugo Banzer zu überweisen.

Beate Klarsfelds Arbeit in Bolivien wurde seit 1972 von dem französischen Linken Jules Regis Debray unterstützt, der sowohl Kontakte zu deutschen Linksradikalen wie Gudrun Ensslin oder Andreas Baader gehabt haben sollte, als auch Che Guevara nahestand, dessen Kampf er 1967 in Bolivien unterstützte. Er wurde an die CIA ausgeliefert, als deren Gefangener er wohl auf den Berater der Militärs Klaus Altmann aufmerksam wurde. Wegen seiner Aktionen wurde Regis Debray zu 30 Jahren Haft verurteilt, aber bereits im Dezember 1970 aufgrund eines Gesuchs von Gusavo Sanchez begnadigt und frei gelassen. Er siedelte nach Chile über, wo seit September 1970 die Unidad Popular unter Präsident Salvador Allende regierte. Gemeinsam mit seiner deutsch-bolivianischen Freundin Monika Ertl (1937–1973) versuchte er 1972 Barbie zu kidnappen, um ihn dann an Frankreich auszuliefern. Der Versuch scheiterte und Monika Ertl wurde ein Jahr später vom bolivianischen Geheimdienst ermordet. Als Drahtzieher der Ermordung Ertls vermutet Regis Debray Barbie, aber es gibt hierzu keine Beweise. Das Tragische an der Geschichte der Monika Ertl ist aber, dass ihr Vater Hans Ertl (1908–2000), ein Bergsteiger, der während der Naziherrschaft als Kameramann für Leni Riefenstahl, später für Erwin Rommel arbeitete und deswegen nach dem Krieg in Deutschland keine Arbeit fand, nach Bolivien auswanderte und dort eine Farm aufbaute, auf der auch ein Sägewerk betrieben wurde. Hier fand Barbie nach seiner Flucht seine erste Anstellung in Bolivien, wobei Hans Ertl behauptete, nur gewusst zu haben, dass Altmann-Barbie ein ehemaliger SS-Angehöriger war.

Monika Ertls Gefährte Jules Regis Debray wurde im Jahr 1981 Berater des französischen Staatspräsidenten François Mitterrand. In dieser Funktion erneuerte er den Kontakt zu seinem langjährigen Bekannten Gustavo Sanchez, der aus dem kubanischen Exil nach Bolivien zurückgekehrt war und den neuen Präsidenten Hernan Siles Zuazo beriet. Der französische Staatspräsident Mitterrand legte den Fall Barbie beim neuen Bundeskanzler Kohl vor, der ihn wissen ließ, dass seitens seiner Regierung keine Behinderungen erfolgen werden. Am 4. Februar 1983 wurde Gustavo Sanchez zum Vize-Innenminister von Bolivien ernannt. Noch am gleichen Tag ließ er den bereits am 19. Januar 1983 verhafteten Klaus Barbie an die französischen Behörden in Französisch-Guyana ausliefern. Seitdem wird spekuliert, welche Gründe Klaus Barbie bewogen hatten, die Zeit nach dem 10. Oktober 1982 nicht zu nutzen, um aus Bolivien zu verschwinden: Ein Grund ist sicher, dass Barbie wusste, dass er nicht mehr unerkannt irgendwo auftauchen konnte. Dies wäre dann ein Erfolg von Beate Klarsfelds Öffentlichkeitsarbeit gewesen. Ein weiterer Grund ist sicher auch, dass Barbie 1981 sowohl seine Frau infolge einer tödlch endenden Krebserkrankung als auch seinen Sohn durch einen tödlichen Sportunfall verloren hatte und deswegen nicht mehr aus Bolivien fortwollte.

Am 11. Mai 1987 begann der Prozess gegen Barbie. Verteidigt wurde er von Jacques Vergès (1925–2013), einen in Thailand geborenen und auf der Insel Reunion aufgewachsener französischen Rechtsanwalt mit kommunistischer Weltanschauung. Dieser Vergés darf nicht mit seinem Zwillingsbruder Paul (* 1925) verwechselt werden, der für das französische Überseedepartement Reunion als Kommunist in das französische und europäische Parlament gewählt wurde. Der Anwalt Jacques Vergès hatte sich in den 1950er Jahren aktiv in den antikolonialen Bewegungen in Südostasien und Algerien beteiligt. Zwischen 1970 und 1978 zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück, er hatte seine Ehefrau und seine Kinder verlassen und hielt sich an nicht bekannten Orten auf, so dass seitdem spekuliert wird, ob er die Roten Khmer von Pol Pot unterstützt hatte. Da Vergès sich auf die Verteidigung von Kriegsverbrechern und ehemalige Diktatoren spezialisierte, wurde er der „Anwalt des Teufels“ genannt. Nach dem Prozess gegen Barbie sollte Verges noch den venezolanischen Terroristen Carlos, den jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic oder den ehemaligen Präsidenten der Roten Khmer Khieu Samphan verteidigen. Finanziert wurde Vergès bzw. die Verteidigung Barbies durch den Schweizer Bankier François Genoud, einen berüchtigten Holocaust-Leugner, der bereits einige Prozesse von Vergès finanzierte. Genoud finanzierte bereits die Verteidigung Eichmanns, nach Barbie finanzierte er u.a die Verteidigung des Terroristen Carlos durch Verges. In den 1950er Jahr erwarb Genoud die Urheberrechte auf die Goebbels-Tagebücher und die Bormann-Diktate, deren Echtheit umstritten ist.

Klaus Barbie erhielt am 4. Juli 1987 eine lebenslange Freiheitsstrafe. Verurteilt wurde er für die Deportation von über 800 Menschen, darunter 44 Kinder aus Izieu, nach Auschwitz. Barbie selbst bekannte nicht seine Schuld. Er sah sich als Soldat, der nur seine Pflicht im Krieg tat. Der Prozess löste heftige Emotionen und öffentliche Diskussionen zu den Themen Kollaboration, Vichy und Resistance in Frankreich aus. Klaus Barbie starb am 25. September 1991 an Krebs im Gefängnis von Lyon. Für seine Verbrechen in Bolivien wurde er nie zur Verantwortung gezogen worden.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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Xanthippe - Luki - 12.06.2012, 15:52
Etwas Bilder - Luki - 22.06.2012, 19:39
RE: Etwas Bilder - Maxdorfer - 22.06.2012, 20:43
Etwas Bilder - Luki - 22.06.2012, 21:31
RE: Etwas Bilder - Harald - 23.06.2012, 12:07
Don Juan de Austria I. - Luki - 23.06.2012, 15:04
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RE: Don Juan de Austria I. - Luki - 23.06.2012, 15:47
RE: Don Juan de Austria I. - Dietrich - 23.06.2012, 16:49
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