Antwort schreiben 
 
Themabewertung:
  • 1 Bewertungen - 5 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
11.07.2012, 18:00
Beitrag: #34
RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Anna von Sachsen

Anna von Sachsen (* 23. Dezember 1544 in Dresden; † 18. Dezember 1577 in Dresden) war die einzige Tochter des Kurfürsten Moritz von Sachsen (1521–1553) und dessen Ehefrau Agnes von Hessen (1527–1555). Sie war von 1561 bis 1571/75 mit Wilhelm von Oranien (1533–1584) verheiratet und ist die Mutter von Moritz von Oranien (1567–1625), dem späteren Statthalter der Niederlande.

Frühe Jahre

Anna wuchs als Einzelkind auf, das nach dem Tod ihres Bruders Albrecht (1545–1546) von ihren Eltern besonders geliebt und verwöhnt wurde. Das Mädchen war sehr intelligent und wissbegierig, wurde aber aufgrund einer verwachsenen Schulter und eines Gehfehlers vom höfischen Umfeld als hässliches Kind betrachtet und gemieden.

Ihr Vater Moritz gilt als einer der bedeutendsten Reichsfürsten des 16. Jahrhundert. Schon in jungen Jahren widersetzte sich der eigenwillige Wettiner dem politischen Willen seines Vaters Heinrich des Frommen (1473–1541) und verlobte sich mit der Tochter des Landgrafen Philipp von Hessen (1504–1567), der sich als einer Führer der protestantischen Stände im Schmalkaldener Bund behauptet hatte. So drängte Moritz 1539 seinen wenig tatkräftigen und bis dato, seinem Regierungsantritt, beschaulich lebenden Vater zur Einführung der Reformation im albertinischen Herzogtum Sachsen. Ende 1546 stellte sich der Machtpolitiker auf die Seite Karls V., an dessen Seite er gegen seine ehemaligen protestantischen Verbündeten in die Schlacht von Mühlberg an der Elbe (24. April 1547) zog, in der die kaiserlichen Truppen das Herr des Schmalkaldener Bundes besiegten. Der Kaiser belohnte daraufhin Moritz mit der Übertragung der Kurwürde und der Belehnung ehemals ernestinischer Gebiete, wie z.B. Sachsen-Wittenberg.

Der deswegen als „Judas von Meißen“ verleumdete neue Kurfürst wechselte 1548 erneut die Fronten und kämpfte an der Spitze eines Fürstenbundes gegen den Kaiser. 1551/52 folgte schließlich das Bündnis mit dem französischen König Heinrich II. (1519–1559), das zum Abtreten der drei Bischofsstädte Metz, Toul und Reims an Frankreich (Vertrag von Chambord) führte. Karl V. war deshalb bereit, im August 1552 den Passauer Vertrag mit den Protestanten zu schließen und in dessen Konsequenz den Augsburger Religionsfrieden von 1555 zuzustimmen. Doch zu dieser Zeit lebte Moritz von Sachsen nicht mehr.

Seit dem Passauer Vertrag bewährte sich der sächsische Kurfürst als ein zuverlässiger Verbündeter Karls V. So kämpfte er für den Kaiser gegen die Türken in Ungarn. Als der umtriebige, stets für Unruhe sorgende Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach (1522–1557) sich 1553 erneut gegen den Kaiser erhob, war sein einstiger politischer Freund Moritz von Sachsen als Einziger bereit, gegen den Rebellen vorzugehen. In der blutigen Schlacht von Sievershausen bei Lehrte (9. Juli 1553) besiegte zwar der sächsische Kurfürst seinen Gegner, doch zwei Tage später erlag er seinen in der Schlacht erlittenen Verletzungen.

Seine Tochter Anna zog 1555 mit ihrer wieder vermählten Mutter zu deren zweiten Ehemann Herzog Johann Friedrich den Mittleren von Sachsen (1529–1595) nach Weimar. Doch bereits Ende des Jahres 1555 verstarb Agnes von Hessen an den Folgen einer Frühgeburt. Ihre Tochter Anna kehrte nun an den Hof ihres Onkels August von Sachsen (1526–1586) nach Dresden zurück. Dort eskalierte bald das häusliche Leben, der eher nüchtern denkende und pragmatisch handelnde Kurfürst und seine ebenfalls mit diesen Eigenschaften ausgestattete Gattin Anna von Dänemark (1532–1585) verstanden ihre stolze, leidenschaftliche, dem protestantischen Erziehungsideal widerstrebende Nichte nicht. Anna blieb am Dresdner Hof isoliert, sie fühlte sich allein und unglücklich und wartete darauf, verheiratet zu werden.

Ehe mit Wilhelm von Oranien

Die Tochter Moritz’s von Sachsen galt als eine der reichsten Erbinnen im Reich. Bereits 1556 hielt der spätere Schwedenkönig Erik XIV. (1533–1577) um ihre Hand an und 1558 warb der kurz zuvor verwitwete Wilhelm von Oranien um sie. Allerdings musste sich Wilhelm mit dem Widerstand von Annas einem Vormund, ihrem Großvater Philipp von Hessen (1504–1567) auseinandersetzen. Der hessische Landgraf betrachtete Wilhelm den Schweiger einerseits als unebenbürtig für eine Kurfürstentochter, andererseits durchschaute er die Absicht des hoch verschuldeten Fürsten, der Annas Erbe für seine kostspielige Widerstandspolitik gegen die Habsburger benötigte. Erst die Erkenntnis, dass Wilhelm mit seinen niederländischen Besitzungen ein wertvoller Bündnispartner der Protestanten sein könnte, überzeugte den Landgrafen von Hessen. Und so wurde am 2. Juni 1561 in Torgau der Ehevertrag unterschrieben, der Annas Mitgift auf 100.000 Taler festlegte.

Am 24. August 1561 heirateten Wilhelm von Oranien und Anna von Sachsen in Leipzig, eine Woche später reisten beide in die Niederlanden ab. Dort stellten sich wenige Monate später die ersten Zwistigkeiten zwischen den Eheleuten ein. So schrieb Oraniens Schwester Katharina von Schwarzburg 1564 an ihren jüngeren Bruder Ludwig von Nassau (1538–1574): „Es wird je länger, je ärger mit der Personen, und noch allerlei, welches ich nicht schreiben darf.“ Und Wilhelms politischer Gegner Antoine Perrenot de Granvelle (1517–1586) schrieb 1565 an einen Vertrauten: „Sein häusliches Leid ist so arg und so allgemein bekannt, dass jedermann davon spricht. Seine Frau flucht dem Geschlecht, in das sie versetzt wurde, da sie doch den Sohn eines Königs haben könnte.“ Ebenso war Kurfürst August über das Verhalten seiner Nichte erzürnt, er schickte Gesandte zu ihr, mit der Aufforderung, ihr Verhalten im Sinne einer harmonischen Ehe zu ändern. Anna versuchte sich zu rechtfertigen, indem sie ihren Schwager Ludwig von Nassau als Urheber ihrer Streitereien mit ihrem Ehemann bezichtigte. So war es spätestens 1565 an allen deutschen und niederländischen Höfen bekannt, dass Wilhelms und Annas Ehe zerrüttet war.

Der Tod ihres ersten Sohnes Moritz im Jahr 1566 stürzte Anna in eine tiefe Krise. Sie litt an Depressionen, hegte Selbstmordabsichten und versuchte, ihren Kummer mit maßlosem Alkoholkonsum zu bekämpfen. Auch aus diesem Grund traf sich Wilhelm mit ihrem sächsischen Onkel August und ihrem Onkel Landgraf Wilhelm IV. von Hessen-Kassel (1532–1592), der die Nachfolge Philipps des Großmütigen angetreten hatte. 1567 musste der Oranier jedoch infolge seiner antihabsburgischen Politik die Niederlande verlassen und zum Jahresende wurden seine niederländischen Besitzungen von den Spaniern beschlagnahmt. Zu diesem Zeitpunkt lebte Anna von Sachsen bereits auf dem Stammsitz der Grafen von Nassau in Dillenburg, wo sie am 14. November ihren Sohn Moritz von Oranien, den späteren Statthalter der Niederlande, gebar. Aber ihre dortige Situation war belastet durch den offen gezeigten Hass ihrer Schwiegermutter Juliana zu Stolberg (1506–1580), der es schließlich gelang, ihr die Kinder Anna und Moritz zu entziehen. Dieser unerträglichen Lebenslage versuchte die erneut schwangere Anna zu entgehen, indem sie sich im Oktober 1568 entschloss, gemeinsam mit ihrem Gefolge, Dillenburg zu verlassen und in Köln ein neues Leben zu beginnen. Im April 1569 brachte sie dort ihre Tochter Emilia zur Welt.

Doch ihre Situation besserte sich nicht. Wilhelms Feldzug gegen den spanischen Statthalter Alba (1507–1582) war gescheitert und er zog es nun vor, die französischen Hugenotten in ihren Glaubenskämpfen zu unterstützen. Anna schlussfolgerte daraus, dass ihr Ehemann sie nicht mehr versorgen kann oder will. Sie entschied sich ihre beschlagnahmten Güter zurückzufordern. Um ihre Forderungen durchzusetzen, wandte sie sich an den in Köln lebenden, aus Brüssel geflüchteten, calvinistischen Anwalt Jan Rubens (1530–1587), dem (späteren) Vater des flämischen Malers - und Liebhabers draller Frauen - Peter Paul Rubens (1577–1640). Rubens und Anna beabsichtigten zuerst den Herzog von Alba zur Rückgabe von Annas Gütern aufzufordern und sollte dies nicht gelingen, als Plan B - das Haus Nassau auf eine jährliche Apanage von 12.000 Gulden zu verklagen. Diese Forderung wäre für die Nassauer eine nicht oder schwer zu bewältigende finanzielle Belastung gewesen, Anna geriet zum Risikofaktor für die politischen Ziele dieser Familie.

Im Januar 1570 erhob Jan Rubens als Generalbevollmächtigter Annas in Brüssel vor dem königlichen Fiskal Klage wegen ihrer in den Niederlanden eingezogener Güter. Während des Jahres 1570 trafen sich Wilhelm und Anna dreimal, im Mai für einige Tage in Butzbach, im Juni für zwei Wochen in Siegen und erneut zu den Weihnachtstagen, ebenfalls in Siegen. Besonders das letzte Treffen soll sehr harmonisch verlaufen sein, Wilhelm gelang es seine Frau zu überzeugen nach Dillenburg zurück zu kehren und auf Zahlungen aus ihrem Wittum zu verzichten. Dass er jedoch ein doppeltes Spiel trieb, beweisen verschiedene Dokumente, die belegen, dass Wilhelm bereits Ende 1570 eine Anklage Annas wegen Ehebruch eingeleitet hatte.

Jan Rubens war als Annas Ratgeber, Anwalt und Vermögensberater häufig mit ihr zusammen und genoss ihr Vertrauen. Er begleitete sie stets auf ihren Reisen und war wohl auch seit Mai 1570 ihr Liebhaber. Deswegen wurde Rubens des Ehebruchs bezichtigt und um den 10. März 1571 in Siegen verhaftet. Er gestand unter der Folter die gegen ihn vorgebrachten Anschuldigungen, mit denen Anna dann unter Druck gesetzt wurde.

Ihr blieben nur noch die Möglichkeiten, entweder selbst zu gestehen oder die Hinrichtung zu zulassen. So erklärte sie sich am 26. März 1571 des Ehebruchs mit Jan Rubens für schuldig. Dieses Schuldeingeständnis führte dazu, dass Anna im Dezember 1571 die endgültige Trennung von ihrem Ehemann zustimmen musste. Außerdem musste sie auf ihre Unterhaltsansprüche verzichten und ihre am 22. August 1571 geborene Tochter Christine wurde von Wilhelm nicht als sein Kind anerkannt.

Letzte Jahre

Anna von Sachsen unternahm im September 1572 einen de facto aussichtslosen Versuch, beim Reichskammergericht um ihr Recht zu kämpfen. Die Nassauer hatten aber bereits zu diesem Zeitpunkt (gemeinsam mit Annas sächsischen und hessischen Verwandten) beschlossen, die widerborstige Frau auf Schloss Beilstein einzukerkern. Am 1. Oktober 1572 wurde Anna von Sachsen festgenommen, um danach mit ihrer jüngsten Tochter Christine auf das mit vergitterten Fenstern und vermauerten Ausgängen gesicherte Schloss gebracht zu werden.

Seit März 1575 verdichteten sich die Gerüchte, dass Wilhelm von Oranien seine dritte Eheschließung vorbereitete. Seine Auserwählte war Charlotte von Bourbon-Montpensier (1547–1582), Tochter des Hugenotten Louis II. de Bourbon, Herzog von Montpensier († 1582). Darüber waren neben Anna auch ihre sächsischen und hessischen Verwandten empört, die nun die Herausgabe des ehemaligen Heiratgutes ihrer Nichte durch die Nassauer forderten.

Wilhelm der Schweiger drängte nun auch auf die formelle Trennung von seiner Frau. Er bezichtigte nun Anna öffentlich des Ehebruchs, mit dem Ziel, eine schnelle Scheidung seiner Ehe zu erreichen. Durch das Öffentlichwerden der bisher geheim gehaltenen Affäre Annas fühlten sich ihre hessischen und sächsischen Verwandten brüskiert. Kurfürst August bezeichnete Wilhelm als „Haupt aller Schelme und Aufrührer“. Außerdem forderte er die Überführung seiner Nichte nach Sachsen und die Herausgabe einer der beiden nassauischen Grafschaften Dietz und Hadamar.

Wilhelm war nur bereit, Anna nach Sachsen auszuliefern. Als diese davon erfuhr, unternahm sie einen Selbstmordversuch. Daraufhin wurde ihr ihre Tochter Christine entzogen und Wilhelms Mutter zur Betreuung übergeben. Schließlich wurde Anna am 19. Dezember 1575 mit Gewalt in einen Reisewagen gesteckt und nach Zeitz gebracht, von wo aus sie nach einem einjährigen Aufenthalt nach Dresden überführt wurde. Ihr letztes Lebensjahr verbrachte die inzwischen psychisch kranke, zunehmend verwahrloste und unter Dauerblutungen leidende Frau in einem Verließ ohne Tageslicht, wo sie einmal am Tag durch eine Luke mit Speisen und Getränke versorgt wurde. Sie verstarb am 18. Dezember 1577, einige Tage vor ihren 33. Geburtstag und wurde namenlos im Dom zu Meißen bestattet.

Kinder

Aus der Ehe Annas von Sachsen mit Wilhelm von Oranien entstammen folgende Kinder:

* ein Mädchen (* / † 1562)

* Anna von Oranien-Nassau (1563–1588) – 1587 verheiratet mit Graf Wilhelm Ludwig von Nassau-Dillenburg (1560–1620), Statthalter von Friesland

* Moritz (1564–1566)

* Moritz von Oranien (1567–1625) – Statthalter der Niederlande

* Emilia von Oranien-Nassau (1569–1629) – 1597 verheiratet mit Manuel von Portugal (1568–1638), portugiesischer Thronprätendent

* Christine von Diez, (* 22. August 1571; † 1637/38) – von Wilhelm von Oranien nicht anerkannt.

Literatur

* Johannes Herrmann; Moritz von Sachsen (1521–1553); Landes-, Reichs- und Friedensfürst; SAX-Verlag Beucha; 1. Auflage 2003; ISBN 3-934544-47-9

* Klaus Vetter; Wilhelm von Oranien; Akademie-Verlag Berlin, 1987, ISBN 3-05-000247-6

* Anna von Sachsen (Wikipedia)

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Antwort schreiben 


Nachrichten in diesem Thema
Xanthippe - Luki - 12.06.2012, 15:52
Etwas Bilder - Luki - 22.06.2012, 19:39
RE: Etwas Bilder - Maxdorfer - 22.06.2012, 20:43
Etwas Bilder - Luki - 22.06.2012, 21:31
RE: Etwas Bilder - Harald - 23.06.2012, 12:07
Don Juan de Austria I. - Luki - 23.06.2012, 15:04
RE: Don Juan de Austria I. - Dietrich - 23.06.2012, 15:41
RE: Don Juan de Austria I. - Luki - 23.06.2012, 15:47
RE: Don Juan de Austria I. - Dietrich - 23.06.2012, 16:49
Don Juan de Austria II. - Luki - 23.06.2012, 15:25
Don Juan de Austria III. - Luki - 23.06.2012, 15:41
Orelie Antoine de Tounens . - Luki - 08.07.2012, 12:19
RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden . - Sansavoir - 11.07.2012 18:00
Ludwig III. Ostfranke - Luki - 19.07.2012, 20:56
Eadgyth von Wessex . - Luki - 02.10.2012, 08:35
Grover Cleveland - Luki - 03.02.2013, 15:54
Lucia von Syracrus - Luki - 21.03.2013, 00:48
Naimanenprinz Kütschlüg: - WDPG - 07.04.2013, 21:07
Mohammed Scheibani: - WDPG - 07.08.2013, 12:50

Möglicherweise verwandte Themen...
Thema: Verfasser Antworten: Ansichten: Letzter Beitrag
  Biographien : Luki 48 68.627 14.07.2012 17:28
Letzter Beitrag: Maxdorfer

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste

Kontakt    |     Startseite    |     Nach oben    |     Zum Inhalt    |     SiteMap    |     RSS-Feeds