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Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
07.07.2012, 17:42
Beitrag: #31
RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Georg Büchner (1813-1837)

Georg Büchner ist als erstes Kind von Ernst Karl Büchner (1786-1861) und dessen Ehefrau Louise Caroline Reuss (1791-1858) am 17. Oktober 1813 in Goddelau, einem Dorf im Großherzogtum Hessen-Darmstadt, geboren.
Sieben weitere Geschwister folgen nach, von denen zwei bereits im Kindesalter sterben. Die Kinder wachsen in gutbürgerlichen Familienverhältnissen auf.

Während seiner Geburt tobt bei Leipzig die Entscheidungsschlacht in den Napoleonischen Befreiungskriegen, die sogenannte "Völkerschlacht von Leipzig".

Sein Vater ist Bezirksarzt in Goddelau und als dieser eine Stelle als Medizinalrat erhält, zieht die Familie nach Darmstadt. Nebenher betreibt er wissenschaftliche Forschungen in seinem Laboratorium, in welchem sich sein Sohn Georg gerne aufhält.
Vor seiner Verheiratung hat der Vater jahrelang als Lazarettarzt unter Napoleon Bonaparte gedient und bleibt lebenslang ein großer Bewunderer Napoleons.

Die Mutter, die mit ihrer Familie vor den französischen Revolutionstruppen aus der Heim fliehen musste, ist Napoleon Bonaporte nicht sehr wohlgesonnen.
Sie ist Hausfrau und für die Erziehung der Kinder verantwortlich. Diese ist auch die erste Lehrerin für Georg und unterrichtet ihn ab 1820 in Lesen, Schreiben und Rechnen, zudem fördert sie die Urteilsfähigkeit der Kinder und regt diese zu selbständigem Denken an.
Sie gleicht die Strenge des Vaters aus und bringt den Kindern die Poesie nahe.

Im Jahre 1822 tritt Georg Büchner in die priavte Erziehungs- und Unterrichtsanstalt des Theologen Dr. Carl Weitershausen ein und erhält Unterricht in den Fächern der höheren Schulstufen.
Die Erziehungsziele der damaligen Schulausbildung waren vorallem Ordnung, Fleiß, Gehorsam und Selbstüberwindung.
Georg Büchner wechselt 1825 auf das Humnanistische Gymnasium in Darmstadtm über.
Er ist ein guter Schüler, aber die klassischen Fächer langweilen ihn, seine Neigung gehört den naturwissenschaftlichen Fächern, deren Unterricht zur damaligen Zeit noch sehr vernachläßigt wird.
Auf dem Gymnasium bildet sich eine Gruppe, die sich der Erörterung von Fragen der Politik, der Literatur und der Philosophie widmet. Dieser Gruppe schließt sich Georg Büchner an.
Sein Interesse für Politik verstärkt sich und er beobachtet aufmerksam die politischen Geschehnisse in der kurfürstlichen Residenzhauptstadt Darmstadt.
Bei einer Veranstaltung seines Gymnasiums am 29. September 1930 hält er eine beachtenswerte "Rede zur Verteidigung des Cato von Utika", in welcher er den Widerstandsgeist und Opfermut des Römers lobt.
Am 30. März 1831 erhält Büchner sein Reifezeugnis und beendet seine Schulzeit mit einer Abiturientenrede in lateinischer Sprache.

Georg Büchner beginnt im November 1831 ein Medizinstudium an der französischen Universität Straßburg und wohnt während dieser Zeit bei dem verwitweten Pfarrer Johann Jakob Jaeglé. Dessen Tochter Louise Wilhelmine (1810 - 1880), genannt Minna, wird zuerst seine heimliche Geliebte bis er sich mit ihr im Frühjahr 1832 offiziell verlobt.

In Straßburg macht Georg Büchner Bekanntschaft mit demokratischen Kräften sowie der sozialistischen Opposition gegen die Politik des französischen Bürgerkönigs Louis Philippe.
Seine Briefe aus dieser Zeit weisen ein lebhaftes Interesse an der Politik auf, seinen Bekannten erscheint er eher radikal.
Durch einen Studienkollegen bekommt er Kontakt zu der Studentenverbindung "Eugenia". In dieser versammeln sich politisch engagierte Studenten, die oft in Opposition zur herrschenden Politik stehen. Büchner bewährt sich in verschiedenen Debatten und kritisiert sowohl die deutschen Regierungen als auch die konstitutionelle Verfassung Frankreichs.
In Sraßburg hat Georg Büchner die Macht des Bürgerkönigtums und die Herrschaft der neuen Geldaristokratie kennen und durchschauen gelernt.
Georg Büchner aber geht es um die soziale Revolution, die auch vom ganzen Volk getragen werden muss.
Er ist bereit um die Bürgerrechte für die Angehörigne des Vierten Standes, also der Arbeiter, Handwerker und Bauern, zu kämpfen.
Deshalb setzt er sich deutlich von den deutschen Burschenschaftlern ab, deren vorrangigen Ziele die nationale Einheit, die Unabhängigkeit und Pressefreiheit ist, nicht aber das Wohl des kleinen Mannes, dessen Hilfe sie sich höchstens bedienen wollen.

Da seine Erlaubnis zu einem Auslandsstudium abgelaufen ist, immatrikuliert sich Georg Büchner am 31. Oktober 1833 an der Universität Gießen, um dort sein Medizinstudium abzuschließen. Dort leidet er sehr unter der Trennung von seiner Verlobten Minna und der bedrückenden Enge von Gießen, einer Stadt, die als Ort der oppositionellen Umtriebe gilt und deshalb unter verschärfter Polizeikontrolle steht.
Anfangs des Jahres 1834 betreibt Büchner intensive Studien über die Geschichte der Französischen Revolution und unter diesen Eindrücken schreibt er seiner Verlobten den sogenannten "Fatalismusbrief", in welchem er sich kritisch mit dem Ablauf der Französischen Revolution auseinandersetzt und feststellt, dass deren Ziele nicht erreicht worden sind und das Volk wieder mal nicht für sich selbst, sondern für die Bessergestellten geblutet hat.

Im März 1834 gründet Büchner die Gießener Gruppe "Gesellschaft der Menschenrechte" und im April eine weitere in Darmstadt.
Diese Gruppen sind illegal und die Tätigkeit für diese nach geltendem Recht Hochverrat.

Durch August Becker, einem Freund aus Gießen, bekommt er Kontakt zu dem Theologen Dr. Friedrich Ludwig Weidig, mit welchem er das Konzept des "Hessischen Landboten" entwickelt. Der "Hessische Landbote" ist ein Flugblatt mit eindeutig politischen Absichten. Das Flugblatt soll das Volk aufrühren, indem auf die Kluft zwischen arm und reich, sowie auf die dadurch entstehenden Ungerechtigkeiten aufmerksam gemacht wird. Die knappe Zusammenfassung und Interpretation der Staatseinnahmen, beziehungsweise der Ein- und Ausgaben des Großherzogtums Hessen, gibt dem Leser den Vergleich zu seinem eigenen mühevollen Leben und führt ihm sein Elend und seine Abhängigkeit vor Augen.
Mit der Losung: "Friede den Hütten! Krieg den Palästen!" wird zum Kampf gegen die Besitzenden aufgerufen.
Im Mai 1834 ist das Flugblatt endgültig fertiggestellt und wird Dr. Weidig, der einen geheimen Zugang zu einer Druckerpresse in Offenbach hat, zum Druck übergeben.
Dieser überarbeitet es in seinem Sinne und entfernt die Schärfe gegen die Oberigkeit ohne Rücksprache mit Büchner zu nehmen, der über die erfolgten Änderung sehr erbost gewesen sein soll.
In der Nacht vom 31. Juli 1834 werden die ersten gedruckten Exemplare von Freunden Büchners, darunter Carl Minnigerode, in Offenbach abgeholt. Aufgrund des Verrates von Konrad Kuhl, einem Mann aus dem vertrauten Umkreis von Dr. Weidig, wird dieser bei seiner Rückkehr nach Gießen festgenommen.
Carl Minnigerode bleibt drei Jahre in Untersuchungshaft, in welcher er schwerer körperlicher und seelischer Mißhandlung ausgesetzt ist, so dass er schließlich aus gesundheitlichen Gründen entlassen werden muss. Er wandert 1839 unter dem Druck der politischen Verhältnisse in die Vereinigten Staaten von Amerika aus.
Georg Büchner, der von Konrad Kuhl als Verfasser des "Hessischen Landboten" angegeben wird und dessen Zimmer deshalb in Gießen durchsucht wurde, kann aufgrund seines mutigen Verhaltens, indem er sich freiwillig dem Untersuchungsrichter stellt, diesem Amtsmißbrauch vorwirft, da der Untersuchungsrichter trotz mangelnder Beweise gegen ihn agiert habe, seiner Verhaftung vorerst entgehen.
Vorsichtshalber verbringt er den Winter 1834/1835 in seinem Elternhaus, bleibt aber weiterhin politisch aktiv.
Im Januar 1835 schreibt er im Laboratorium seines Vaters innerhalb von fünf Wochen das Drama "Dantons Tod". Es handelt von der Ausbeutung und der Ungleichheit der Menschen, er kritisiert die Französische Revolution und ihren Ausgang.
Im Juni 1835 erscheint die Buchausgabe.
Das Honorar hierfür will er für eine eventuell schnell notwendig werdende Flucht verwenden, da er sich in diesem Fall nicht an den Vater wenden kann und will.
Als Georg Büchner im März 1835 eine Vorladung zum Verhör erhält, sieht er den Zeitpunkt für seine Flucht gekommen. Um der Vernehmung zu entgehen flieht er nach Straßburg ins Exil. Er bezieht sein altes Zimmer bei seiner Verlobten Minna Jaeglé und deren Vater.
Am 13. Juni1835 erläßt der Untersuchungsrichter einen Steckbrief gegen Georg Büchner.
Während die Geschwister und die Mutter offenbar Verständnis für Georgs Flucht aufbringen, ist der Vater darüber in höchstem Grade erbittert. Er stellt für eineinhalb Jahre den Kontakt zum Sohn ein, läßt ihm aber die nötigen Geldmittel zukommen, die ihm die weitere Ausbildung ermöglichen.
Zwischen April und November 1835 entsteht die Novelle "Lenz". Vorbild hierfür ist der Dichter Jakob Michael Lenz (1751-1792) und der Philanthrop Johann Friedrich Obelin (1740-1826). Die Novelle hat teilweise den Charakter einer autobiographischen Arbeit, da Georg Büchner sich zu dieser Zeit in einer tiefen Krise befindet. "Lenz" erscheint erst 1839, also nach dem Tod Büchners.
Ab Herbst 1835 befasst er sich mit seiner Dissertation. Das Thema lautet: "Über das Nervensystemder Barben". Im März 1836 beendet Georg Büchner seine Arbeit und am
05. September 1836 wird ihm von der Zürischer Fakultät die philosophische Doktorwürde verliehen. Gleichzeitig erhält er eine Einladung zu einer Probevorlesung.
Bereits im Sommer 1835 beteiligt er sich an einem Wettbewerb des Cotta-Verlages, wofür er das Lustspiel "Leonce und Lena" schreibt. Das Stück wird 1838 veröffentlicht.
Etwa in denselben Zeitraum fällt auch die Entstehung des Stücks um den Mörder Franz Woyzeck, das er allerdings nicht mehr fertigstellen kann. Er hinterläßt es als ungeordnete Sammlung von Szenenentwürfen und Fragmenten.
Ein weiteres Drama über den intalienischen Renaissanceschriftstellter Pietro Aretino ist nicht erhalten.
Am 18. Oktober 1836 reist Georg Büchner nach Zürich, um der mit der Doktorwürde ausgesprochenen Einladung, nachzukommen. Am 11. Novemer 1836 hält er die für eine Dozentur erforderliche Probevorlesung.
Am 20. Januar 1837 legt er sich mit einer Erkältung zu Bett. Einige Tage später stellt sich heraus, dass es sich bei seiner Krankheit um Typhus handelt. Diese Krankheit verlief zur damaligen Zeit meist tödlich.
Minna Jaeglé trifft am 17. Februar 1837 in Zürich ein. Zwei Tage später, am 19. Februar 1837, erliegt Georg Büchner seiner Krankheit im Alter von nur 23 Jahren.
Er wird am 21. Februar1837 auf dem Zürichberg beigesetzt.

Georg Büchner war ein typischer Vertreter des Vormärzes.

Sein literarisches Werk umfasst nur vier Stücke, nämlich

das Drama "Dantons Tod", das Büchner im Jahre 1835 geschrieben hat und welches auch im selben Jahr veröffentlich wurde

die Novelle "Lenz", geschrieben ebenfalls im Jahre 1835, welches aber erst nach seinen 'Tod im Jahre 1839 veröffentlicht wurde

das Lustspiel "Leonce und Lena", geschrieben im Jahre 1836. erst nach seinem Tod im Jahre 1842 veröffentlicht

das Drama "Woyzeck", im Jahre 1836 geschrieben, erstnach seinem Tod veröffentlicht im Jahre 1879

Noch einige erklärende Worte zum Vormärz:
Der Begriff Vormärz bezieht sich auf die oppositionellen und revolutionären Schriften in der Zeit zwischen dem Wiener Kongress 1815 und der Revolution in Frankreich im Juli 1930, beziehungsweise der März-Revolution 1848.
Im Wiener Kongress wurde die Restauration, also die Wiederherrstellung der alten, vornapoleonischen Feudalordnung beschlossen. Der Adel wurde wieder in seinen Rechten gestärkt, die Rechte des Bürgers werden wieder eingeschränkt.
In den Karlsbader Beschlüssen 1819, nach der Ermordung des Schriftstellers August von Kotzebue durch Karl Sand werden die Versammlungs-, die Presse- und Redefreiheit noch weiter eingeschränkt. Da Karl Sand der Burschenschaft angehörte, werden diese ganz abgeschafft. Politisch anders denkende Menschen haben nun keine Möglichkeit mehr, ihre Meinung zu äußern. Diejenigen, die dagegen verstoßen, werden verfolgt und müssen ins Ausland emigrieren.

Zu den Dichtern des Vormärz zählen unter anderen:
Georg Büchner, Heinrich Heine, Karl Gutzkow und Ferdinand Freiligrath

Quelle: Georg Büchner, Leben und Werk
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