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Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
24.06.2012, 08:48
Beitrag: #26
RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Michael war während dessen nicht untätig geblieben. Er hatte Omurtag (regierte 814 bis 831), den Khan zur Bulgaren, zur Hilfe gerufen. 822 drang dieser tatsächlich in das Reich ein und erzielte einige nicht genauer bekannte militärische Erfolge, sodass Michael wieder an Boden gewann. Trotz all dieser Rückschläge gelang es Thomas, seine Kräfte im Laufe der folgenden Monate schließlich wieder soweit zu sammeln, dass er im Frühling 823 die Belagerung der Hauptstadt wieder aufnehmen konnte. Doch die dauerte noch kürzer als die erste: Schon im Mai kamen Michaels Armeen, unterstützt von Omurtag, wieder zurück und fielen den Belagerern in den Rücken. Diese mussten sich fluchtartig zurückziehen.
Dabei wurden sie in der Keduktos – Ebene bei Heraklea (heute Eregli) wieder geschlagen. Dies war auch moralisch für die Truppen eine Katastrophe. Doch sie wurden von den Befehlshabern weiter in eine offene Ebene geführt. Dies hatte seinen Sinn: Michael sollte die Hauptstadt verlassen, damit es zu einer entscheidenden Feldschlacht kommen konnte. Die Taktik, die Thomas anwenden wollte: Die Soldaten sollten Verzweiflung antäuschen, fliehen, dann jedoch umkehren und den verdutzten Gegner besiegen.
Als nun der Moment der Entscheidung gekommen war, in der die perfekt geplante Schlacht beginnen sollte, legten Thomas’ Soldaten jedoch einfach ihre Waffen hin und traten zu Michael über, sie hatten genug von verzweifelten Machtkämpfen. Die verlassenen Befehlshaber und ihre wenigen verbliebenen Getreuen retteten sich nach Thrakien, wo noch einige wenige Orte auf ihrer Seite standen. Schon bald kam es zur nächsten Belagerung.
Doch diesmal war es Michael, der seinen Gegner belagerte, und zwar in der thrakischen Stadt Arkadiopolis, wo dieser residierte. Thomas hielt den ganzen Sommer über tapfer stand. Doch die Versorgungslage war sehr schlecht, und Chronisten berichten, dass die Männer das Fleisch ihrer eigenen Pferde roh essen mussten. Einer nach dem anderen merkte, das alles verloren war, und lief zum Belagerer über.
Da sandte Michael eine Botschaft, in der er den Soldaten Straflosigkeit versicherte, wenn sie ihren Anführer ausliefern würden. Das war für diese scheinbar der einzige Weg, lebend davonzukommen, und so gingen sie auf das Angebot ein. Im Oktober 823 sandten sie Thomas in Ketten zum Kaiser. Die Geschichtsschreiber berichten, dieser habe dem gescheiterten Gegenkaiser den Purpurstiefel in den Nacken gehalten und dabei das Urteil verkündet: Die Hände und Füße sollten abgehackt, der restliche Körper gepfählt werden. Einige Orte blieben zwar unter dem Mitkaiser Anastasios am Rebellieren, doch im Laufe des nächsten halben Jahres wurden auch sie unterworfen.
Michael II. hatte seine Regentschaft gefestigt, doch das Reich war durch die Machtkämpfe vor allem in militärischer Hinsicht extrem geschwächt worden. So schafften es die Araber, die Verständigung mit Thomas ignorierend, die Insel Kreta zu erobern. Aber auch die eigenen Truppen richteten eine Menge Schaden an. Es wird berichtet, dass dieser Bürgerkrieg einer der schlimmsten der oströmischen Geschichte gewesen sei.
Der in dieser Zeit zu Ende gehende Bilderstreit hat übrigens in den Machtkämpfen keine Rolle gespielt, obwohl berichtet wird, dass Thomas Ikonenverehrer gewesen sei. Woher der Beiname „der Slawe“ herkommt, darüber konnte ich nichts herausfinden, doch da er erst in der Neuzeit aufkam, ist nicht sicher, dass er auf eine slawische Herkunft hindeutet.
Die Historiker wissen nicht genau, wie sie Thomas zu bewerten haben. Es gibt zwar für beide Seiten tendierende Quellen, aber keine wirklich objektive Darstellung. Worin sie sich einig sind: 824 nach Christus endete „die wohl bedrohlichste Rebellion in der byzantinischen Geschichte“ (John Julius Norwich: Byzanz. Aufstieg und Fall eines Weltreiches. Berlin4 2010. S. 226) – oder zumindest eine der bedrohlichsten.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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Xanthippe - Luki - 12.06.2012, 15:52
Etwas Bilder - Luki - 22.06.2012, 19:39
RE: Etwas Bilder - Maxdorfer - 22.06.2012, 20:43
Etwas Bilder - Luki - 22.06.2012, 21:31
RE: Etwas Bilder - Harald - 23.06.2012, 12:07
Don Juan de Austria I. - Luki - 23.06.2012, 15:04
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RE: Don Juan de Austria I. - Luki - 23.06.2012, 15:47
RE: Don Juan de Austria I. - Dietrich - 23.06.2012, 16:49
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