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Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
23.06.2012, 13:03
Beitrag: #18
RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Schließlich schafft es Luckner sogar zum Oberst und dann zum Generalleutnant, er erlangt im Laufe des siebenjährigen Krieges über die Grenzen seines Landes hinaus Berühmtheit. Als dieser endete, wurde sein Regiment aufgelöst. Darauf wirt er vor allen Offizieren seinen Generalsmantel mitsamt aller Orden in das Feuer des Kamins und verließ die Armee. Darauf wird er vom englischen König zum Freiherren und in die Ritterschaft Dänemarks aufgenommen. Der dänische König Christian VII. macht ihn sogar zum Grafen, da Luckner ja auch durch seine Heirat Großgrundbesitzer geworben ist. Die nächste Zeit verbringt er, weil Friede herrscht, auf seinen Landgütern in Holstein.
Doch weil er sich solch einen hervorragenden Ruf erworben hat, versuchen sowohl Russland als auch Frankreich, ihn auf ihrer Seite zu haben. Schon 1763 tritt er als Generalleutnant mit 30.000 Livres Gehalt pro Jahr in französische Dienste. Obwohl kein Krieg herrscht, will Frankreich sicher sein, dass er bei den nächsten Auseinandersetzungen auf dessen Seite ist, es auf keinen Fall bekämpft. Ursprünglich hat Graf von Luckner noch gezögert, das Angebot anzunehmen. Doch kurz darauf hat er mit seiner Frau die Hinrichtung eines Bekannten, des Grafen von Struensee, mit ansehen müssen, worauf diese geisteskrank geworden und bald darauf verschieden ist. Nun hat ihn nichts mehr in Dänemark gehalten, er hat das Angebot seines ehemaligen Erzfeindes angenommen, das Landgut an seinen Sohn übergeben und fluchtartig Nordeuropa verlassen.
1789 beginnt die Französische Revolution, worauf die europäischen Länder Frankreich den Krieg erklären. Der König wird gezwungen, auf der Seite Deutschlands gegen sein aufmüpfiges Volk zu kämpfen und General Luckner wird als Marschall von Frankreich und Feldherr der Rheinarmee, einer der drei französischen Revolutionsarmeen, mit dieser nach Ostfrankreich geschickt. Während die Feldherren der beiden anderen Armeen nur sehr zögerlich vorgehen, gewinnt der siebzigjährige Luckner eine Schlacht nach der anderen. 1792 wird ihm vom Komponisten Rouget de Lisle das „Kriegslied für die Rheinarmee“ gewidmet – die heutige Marseillaise und Nationalhymne Frankreichs, die mit ihrem Text den kriegerischen Hintergrund zeigt (http://de.wikipedia.org/wiki/Marseillais...nalhymne).
Der Graf von Luckner bereitet gerade einen Feldzug gegen Preußen vor und fühlt sich nun ganz als Franzose, als man ihm unter den Revolutionären plötzlich nicht mehr traut, da er ja ursprünglich aus Deutschland kommt. Zu den nun folgenden Ereignissen gibt es zwei Versionen. Entweder der Konvent setzt Luckner aus Gründen mangelnder Energie den Oberst Choderlos de Laclos an die Seite, worauf er seinen Rücktritt einreicht. Oder aber man verdächtigt ihn total unbegründet, auf Seite seines Heimatlandes zu stehen und zwangspensioniert ihn. Wie dem auch sei, jedenfalls wird ihm seine Pension nicht ausbezahlt. Als er sich darüber in Paris beschwert, wird er auf Anstiftung des Prinzen Carl von Hessen des Verrats, der Verleumdung, der unterlassenen Rechtsprechung etc. angeklagt. Er habe für unsägliche Verbrechen gesorgt (vor allem durch den letzten Punkt) und Frankreich hinterhältig verraten. Alle Punkte sind falsch, beruhen auf Verleumdung. Doch jede Verteidigung ist zwecklos, am 3. (Wikipedia meint am 4.) Januar 1794 wird der zweiundsiebzigjährige Luckner an der Guillotine hingerichtet.
Im folgenden Jahr kommt sein gleichnamiger Sohn nach Frankreich und fordert, man solle ihm die Güter seines Vaters zurückgeben. Dies wird bewilligt, und darüber hinaus erklärt der Wohlfahrtsausschuss schriftlich, dass General Luckner unschuldig hingerichtet worden sei. Am Thriumphbogen in Paris ist sein Name eingraviert. Die Bestallungsurkunde und der Marschallstab kommen in Familienbesitz (seit 1967 befinden sie sich im Armeemuseum von Paris). So ist die Ehre wiederhergestellt. Doch trotz allem ist Luckner unschuldig zu Tode gekommen.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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Xanthippe - Luki - 12.06.2012, 15:52
Etwas Bilder - Luki - 22.06.2012, 19:39
RE: Etwas Bilder - Maxdorfer - 22.06.2012, 20:43
Etwas Bilder - Luki - 22.06.2012, 21:31
RE: Etwas Bilder - Harald - 23.06.2012, 12:07
RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden . - Maxdorfer - 23.06.2012 13:03
Don Juan de Austria I. - Luki - 23.06.2012, 15:04
RE: Don Juan de Austria I. - Dietrich - 23.06.2012, 15:41
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