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Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
23.06.2012, 13:00
Beitrag: #17
RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Nikolaus Graf von Luckner

Nikolaus Luckner wird am 1. Januar 1722 in Cham geboren. Sein Vater ist der Bierbrauer, Hopfenhändler und Gastwirt des Gasthauses „Zur Gans“, Samuel Luckner, seine Mutter stammt aus Kötzing aus der Familie Billich. Die ersten Jahre verbringt er in seiner Heimatstadt. Mit acht Jahren zieht er jedoch von Cham weg zu seiner Großmutter nach Kötzing. In der dortigen Schule fällt er schon bald durch seine außergewöhnliche Begabung auf, und so will sein Vater ihn zum Pfarrer machen. Er steckt seinen Sohn ins Jesuitenkolleg. Dort zeigt sich dieser jedoch schon bald als untauglich. An einem Lichtmesstag, so wird berichtet, schüttet er Tinte ins Weihwasserbecken, sodass sich alle Zöglinge Gesicht und Hände beklecksen. Diese Tat wird er erst nach der Übergabe des Schlusszeugnisses gestehen.
Trotzdem schließt der junge Luckner die Schule ab, worauf er sich 1740 an der Universität von Ingolstadt einschreibt. Es sieht so aus, als würde der Vater seinen Wunsch doch noch erfüllt bekommen. Doch da bricht der Österreichische Erbfolgekrieg aus und Luckner junior tritt sofort und ohne zu zögern in die Armee ein. Dies war schon lange sein innigster Wunsch gewesen, und es geht die Anekdote um, er sei der erste gewesen, der sich bei den Werbern einfand, als diese Cham besuchten. Er wird sein Leben lang behaupten, schon 1737 in die Armee eingetreten zu sein und gegen die Türken ins Feld gezogen zu sein, doch Historiker haben das mittlerweile widerlegt. Nikolaus Luckner tritt also 1740, mit achtzehn Jahren, als Reiter ins Grenadierregiment des Kurfürsten von Bayern ein und zeigt schon bald besondere Fähigkeiten. In vielen Kämpfen im Winter 1742 / 1743 zeichnet er sich besonders durch Mut und Tapferkeit aus. Darauf kommt er im Frühling – das letzte Mal in seinem Leben – nach Cham zurück.
Schon bald darauf wird er aber wieder eingezogen und dem Morawitzky’schen Regiment zugeteilt. Der Krieg wird nämlich immer heftiger, und an Einsätzen und Schlachten herrscht kein Mangel – eher schon an fähigen Soldaten und Offizieren. Luckner hat genug Gelegenheit, seine Taktiken einzusetzen. So rettet er einmal mit einem Ausfall während der Belagerung von Straubing die Bayern vor der völligen Vernichtung durch die Ungarn. 1743 nimmt er am Feldzug des bayrischen Herzogs Karl Albrecht nach Böhmen teil, in dessen Verlauf er zum Premierleutnant der Grenadiere befördert wird. Später wird er Mitglied des Freikorps des Johann Michael Gschray in Deggendorf, kehrt jedoch 1745 zu seinem alten Regiment zurück, worauf er zum Kapitänleutnant, also zum Hauptmann, ernannt wird. Er ist gerade dreiundzwanzig Jahre alt. Mittlerweile breitet sich der Krieg auf die europäische Ebene aus. Luckner tritt mit seinen Männern in das Franzipani – Regiment aus bayrischen Husaren ein. Zuerst zieht dieses in die Lombardei und bald darauf nach Holland und wird Teil der dortigen Armee.
Auf einem Fest für Soldaten lernt er die reiche Holländerin de Cypres kennen und heiratet sie. 1748 endet der Österreichische Erbfolgekrieg, Luckner wird in Ehren entlassen. Mittlerweile ist er Major geworden. Da seine Frau große Landgüter in Holstein besitzt, zieht er nun mit ihr dorthin. 1750 wird ihm sein erster Sohn Nikolaus geboren (1750 – 1824), weitere Kinder folgen. Doch nachdem er einige Zeit sein Gut bewirtschaftet hat, beginnt 1757 ein neuer Krieg, der als „Siebenjähriger“ in die Geschichte eingehen wird. Der erst vierunddreißigjährige pensionierte Major sammelt ein 200 Mann starkes Husarenkorps zusammen und stellt es in hannoverisch – englische Dienste. Er führt gegen die französischen Truppen eine Art Partisanenkrieg und fällt dem Feind, wo es nur geht, in den Rücken. Überall, wo sie auftauchen, sind die Luckner’schen Husaren der Schrecken der französischen Gegner. Sie siegen immer wieder. Nächtliche Überfälle und die Zerstörung von Nachschubkolonnen leisten einen nicht unerheblichen Beitrag zum Erfolg Englands bzw. Hannovers.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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Xanthippe - Luki - 12.06.2012, 15:52
Etwas Bilder - Luki - 22.06.2012, 19:39
RE: Etwas Bilder - Maxdorfer - 22.06.2012, 20:43
Etwas Bilder - Luki - 22.06.2012, 21:31
RE: Etwas Bilder - Harald - 23.06.2012, 12:07
RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden . - Maxdorfer - 23.06.2012 13:00
Don Juan de Austria I. - Luki - 23.06.2012, 15:04
RE: Don Juan de Austria I. - Dietrich - 23.06.2012, 15:41
RE: Don Juan de Austria I. - Luki - 23.06.2012, 15:47
RE: Don Juan de Austria I. - Dietrich - 23.06.2012, 16:49
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