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Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
29.09.2012, 13:55
Beitrag: #62
RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Margarete von Wrangell

Margarete von Wrangell wurde am 7. Januar 1877 in Moskau geboren. Sie entstammte einem deutsch-baltischen Adelsgeschlecht, das schon ziemlich lange in der Gegend ansässig war. Sie wuchs in Moskau, Ufa und schließlich Reval (dem heutigen Tallinn) auf, wo sie eine deutschsprachige Mädchenschule besuchte. Nach der Schulausbildung machte sie eine Ausbildung zur Lehrerin und schloss diese 1894 mit Auszeichnung ab. In den nächsten Jahren gab sie ein bisschen Privatunterricht, vornehmlich in Naturwissenschaften, und wurde künstlerisch tätig. Einerseits malte sie einige Bilder und andererseits verfasste sie kurze Geschichten.
Schließlich entschloss sie sich, nach Greifswald zu gehen und dort einen Botanikkurs zu besuchen. Das war im Jahr 1903, als sie 26 Jahre alt war. Von da an begann sie, sich immer mehr für naturwissenschaftliche Themen zu interessieren. „Damenhafte Beschäftigungen“ und anderer standesgemäßer Krempel waren ihr nicht mehr genug, sie wollte immer sicherer eine wissenschaftliche Laufbahn durchlaufen. Also ging sie endgültig nach Deutschland und schrieb sich an der Universität Leipzig im Fach Naturwissenschaften ein. Später wechselte sie nach Tübingen, wo sie 1909 auch promovierte. Ihre Arbeit „Isomerie – Erscheinungen beim Formylglutaconsäureester und seinen Bromderivaten“ im Fachgebiet der Organischen Chemie machte sie mit Bestnote zur Doktorin. Sie war somit eine der ersten Studentinnen des Königreiches Württemberg. Ihre Mutter unterstützte sie bei all dem eifrig und zog sogar mit ihr nach Tübingen.
In den folgenden Jahren durchlebte Wrangell das, was man gerne als „Lehr- und Wanderjahre“ bezeichnet. 1909 ging sie als wissenschaftliche Assistentin an eine landwirtschaftliche Versuchsstation in Dorpat, im folgenden Jahr ging sie nach London zu William Ramsay und assistierte diesem bei seinen Forschungen zur Radioaktivität. 1911 wurde sie Assistentin am „Institut für anorganische und physikalische Chemie“ in Straßburg, von wo sie 1912 für neun Monate der Forscherin Marie Curie in Paris anempfohlen wurde. Dann kehrte sie in ihre Heimat zurück, nach Estland.
In Reval wurde sie Ende des Jahres 1912 die Leiterin der Versuchsstation des „Estländischen Landwirtschaftlichen Vereins“. Diese Versuchsstation hatte zur Aufgabe, verschiedene Experimente zur Erleichterung der Landwirtschaft durchzuführen, des Weiteren aber auch Saatgut, Futter und Düngemittel genau zu untersuchen und permanent zu kontrollieren. Ein wichtiges Forschungsprojekt von Wrangell persönlich war die Untersuchung des Phosphorbedarfes von Nutzpflanzen. Sie fand heraus, dass Pflanzen weniger Phosphor brauchen, als angenommen, was die immer an Geldnot leidende estnische Landwirtschaft enorm entlastete. Sie trieb nebenbei viel Sport, zum Beispiel Tennis, sie schwamm, fuhr Fahrrad und ritt gerne.
Doch dann kam die Katastrophe, im Jahr 1917: Die Kommunisten stürzten die zaristische Regierung, und im Laufe dieser, „Oktoberrevolution“ genannter Ereignisse wurden viele Relikte der alten Zeit verdammt. So wurde auch Wrangells Institut geschlossen und fast alle Mitarbeiter verhaftet. Ihr selber hätte wohl ein schlimmes Ende gedroht, doch besonders glückliche Umstände gestatteten ihr im Folgejahr, zu fliehen. Sie entkam nach Deutschland. Im Sommer 1918 wurde sie durch die Landwirtschaftliche Versuchsstation Hohenheim angestellt, auch dort stieg sie schnell auf. Schon zwei Jahre später wurde ihr eine eigene Abteilung zugeteilt. Ihre Aufgabenbereiche waren dort grob gesagt die gleichen wie schon in Reval. Als erstes Projekt untersuchte sie mit ihren Mitarbeitern, wie sich Phosphorsäure im Boden verhält.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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Xanthippe - Luki - 12.06.2012, 15:52
Etwas Bilder - Luki - 22.06.2012, 19:39
RE: Etwas Bilder - Maxdorfer - 22.06.2012, 20:43
Etwas Bilder - Luki - 22.06.2012, 21:31
RE: Etwas Bilder - Harald - 23.06.2012, 12:07
Don Juan de Austria I. - Luki - 23.06.2012, 15:04
RE: Don Juan de Austria I. - Dietrich - 23.06.2012, 15:41
RE: Don Juan de Austria I. - Luki - 23.06.2012, 15:47
RE: Don Juan de Austria I. - Dietrich - 23.06.2012, 16:49
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Orelie Antoine de Tounens . - Luki - 08.07.2012, 12:19
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