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Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
21.09.2012, 19:01
Beitrag: #57
RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Zu dieser Zeit tobte in den USA der Sezessionskrieg, auch Amerikanischer Bürgerkrieg genannt: Da die nördlichen Staaten von Einwanderern überflutet und somit von der Sklaverei unabhängig waren, lehnten sie diese ab und gingen gesetzlich dagegen vor. Die Südstaaten (Konföderierte Staaten von Amerika), die jedoch landwirtschaftlich geprägt und wirtschaftlich von der Sklavenhaltung abhängig waren, erklärten deshalb ihre Unabhängigkeit von den Nordstaaten. Es kam zum Krieg, und Custer machte auf Seiten der Nordstaaten mit.
Es scheint, als sei er an fast jeder militärischen Auseinandersetzung größeren Ausmaßes dabei gewesen. Dabei legte er jede Menge Einsatz an den Tag und kämpfte ohne Rücksicht auf Verluste, sowohl bei sich selber, als auch bei seinen Mitkämpfern. Diese Einstellung war damals dringend nötig, denn die Kavallerie der Armee der Konföderierten Staaten konnte gefährlich viele Erfolge aufweisen. Mit dem Stab des Generalmajors Pleasonton nahm Custer am größten Reitergefecht des gesamten Krieges teil, in Brandy Station (Virginia).
Auch in dieser Schlacht scheint er wieder alles gegeben zu haben, denn in der Folge wurde er am 29. Juni 1863 zum Brigadegeneral der Freiwilligen befördert. In den nächsten Monaten wurde er Kommandeur einer Kavalleriebrigade des Staates Michigan, und als solcher nahm er auch an der berühmten Schlacht von Gettysburg teil, bei der die Konföderierten entschieden zurückgedrängt wurden. Schließlich wurde er am 30. September 1864 zum Kommandeur der dritten Kavalleriedivision ernannt. Auch an den folgenden größeren Schlachten nahm er teil, und einmal gelang des der konföderierten Armee, sein persönliches Gepäck zu klauen und mitzunehmen.
Am 15. April 1865 wurde er aufgrund verschiedener Erfolge im Shenandoah- und im Appomattox – Feldzug zum Generalmajor der Freiwilligen befördert. Er war gerade 25 Jahre alt und hatte damit einen Rekord gebrochen: Kein anderer hatte in so jungen Jahren diesen Posten erlangt. Später erlangte er den Titularrang (d. h. Titel ohne Arbeit und Bezahlung) des Generalmajors der Regulären und wurde Hauptmann im fünften Kavallerieregiment. Er hatte in seinen 4 Dienstjahren (genau die vier Jahre des Bürgerkrieges) eine so schnelle Laufbahn hingelegt wie vor ihm keiner. Er wurde nun im ganzen Land (oder zumindest in den Nordstaaten) bestaunt und geehrt. Nur die Ehrenmedaille, die Medal of Honor, die höchste Auszeichnung der Armee der Vereinigten Staaten, bekam er nicht zugesprochen.
Wieder eine Ironie: Dafür bekam der ihm unterstellte Bruder Thomas Custer sie als erster gleich zweimal.
Am 1. Februar des Jahres 1866 trat Generalmajor George Armstrong Custer aus der Armee der Freiwilligen aus. Sofort erreichte ihn ein Angebot aus Mexiko vom dortigen aufständischen Präsidenten Benito Juárez, der ihm anbot, die Oberkommandantur über die mexikanische Kavallerie zu übernehmen und im Zuge von dessen umfangreichen Reformen die Reiterregimenter neu zu organisieren und in der Revolution gegen den Kaiser von Mexiko zum Sieg führen sollte. Aber das erlaubte die amerikanische Regierung nicht, da sie den Kaiser und seinen Verbündeten Frankreich nicht verärgern wollte.
Quasi als Entschädigung wurde Custer am 28. Juli 1866 zum Oberstleutnant befördert. Im Folgejahr machte er sich dann daran, einige Kompanien des siebten Kavallerieregiments unter Generalmajor Winfield Scott Hancocks eine Operation durchzuführen: Eine Expedition in das Indianerland der Sioux und Cheyennes. Aber dabei lief nicht alles glatt: Nicht nur, dass keine ausreichenden Ergebnisse gebracht wurden, Custer befahl dabei sogar, auf Deserteure zu schießen und den Überlebenden keine Hilfe zukommen zu lassen. Daher wurde er nach Fort Leavenworth gerufen, wohin er aber erst ziemlich verspätet kam: Er hatte vorher noch seine Frau Elisabeth in Fort Riley aufgesucht, da dort die Cholera ausgebrochen war.
Schließlich kam er in Arrest, mit der Begründung „fortgesetzte Disziplinlosigkeit“. Am Ende entschied ein Militärgericht im Herbst 1867, ihn für ein Jahr aus der Armee auszuschließen. Zum Glück hatte Custer Beziehungen und sein alter Freund Generalmajor Sheridan sorgte dafür, dass er wieder zurückkehren konnte. 1868 fand ein Winterfeldzug statt, bei dem er seinen einzigen Sieg Custers gegen indianische Stämme errang. Er zerstörte ein Dorf der südlichen Cheyenne so gut wie völlig. Viele Indianer konnten in die Wälder fliehen, aber die Pferde wurden allesamt getötet. Doch auch dieser Angriff ist nicht ganz unumstritten: Einerseits befahl er, Frauen und Kinder am Leben zu lassen, andererseits wurden jede Menge Zivilisten getötet. Da die Pferde umgebracht worden waren, fehlte den Bewohnern nun die Möglichkeit zur Büffeljagd und somit die Existenzgrundlage.
Auch bei seinen eigenen Leuten wurde Custer beschuldigt: Eine Gruppe Soldaten unter Major Elliot hatte indianische Krieger verfolgt, die fliehen wollten, und war von dieser Mission nicht zurückgekehrt. Auch dass Elliot widerrechtlich gehandelt und Custer einen Suchtrupp losgeschickt hatte, konnte die Beschuldigungen nicht verhindern.
Der strahlende Held, als der er am Ende des Amerikanischen Bürgerkrieges dagestanden hatte, war er jedenfalls nicht mehr.

Fortsetzung folgt.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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Xanthippe - Luki - 12.06.2012, 15:52
Etwas Bilder - Luki - 22.06.2012, 19:39
RE: Etwas Bilder - Maxdorfer - 22.06.2012, 20:43
Etwas Bilder - Luki - 22.06.2012, 21:31
RE: Etwas Bilder - Harald - 23.06.2012, 12:07
Don Juan de Austria I. - Luki - 23.06.2012, 15:04
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RE: Don Juan de Austria I. - Luki - 23.06.2012, 15:47
RE: Don Juan de Austria I. - Dietrich - 23.06.2012, 16:49
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