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Italienisch - deutsche Beziehungen seit dem Spätmittelalter
14.06.2020, 12:47
Beitrag: #9
RE: Italienisch - deutsche Beziehungen seit dem Spätmittelalter
Für eine aktive Italienpolitik, die bei den Staufern offensichtlich Priorität besaß, war die Kontrolle über wenigstens einen Alpenpass eine unbedingte Notwendigkeit. Mehrere Pässe unter Kontrolle war natürlich noch besser, zudem sich damit auch noch zusätzlich die Möglichkeit bot, möglichen Feinde, Rivalen etc. einfach den Zugang nach Italien oder in den heutigen deutschen und französischen Sprachraum zu sperren.
(Angeblich musste der Salier Heinrich IV., damit sein Canossagang, mit dem er immerhin zunächst einmal eine Aussöhnung mit dem Papst erzwungen konnte, überhaupt möglich wurde, seiner Schwiegermutter entsprechende Gegenleistungen gewähren, damit sie ihm seine Reise nach Canossa, für welche er eine freie "Passage" für den "Bernhard" brauchte, nicht durch dessen Schließung für ihn behinderte.)

Nachdem die Staufer zudem in Italien in den Besitz des Königreiches Sizilien (inklusive das südliche Appeninenhalbinsel) gelangt war (kein Königreich von des Heiligen Römischen Reiches Gnaden, sondern ein Königreich von Papstes Gnade) war es für sie noch wichtiger, dass sie zwischen ihren beiden Reichen problemlos hin und her "pendeln" konnten.

Deswegen nehme ich unseren Historikerinnen und Historikern auch nicht ab, dass Papst Martin V. eifrig mehrmals zu Hussitenkreuzzügen aufgerufen haben soll, weil er Angst davor hatte, dass die Hussiten im fernen Königreich Böhmen von dort sonst nach Rom ziehen würden. Jedenfalls habe ich keinen Pass-Übergang nach Italien entdeckt, zu dem sie tatsächlich Zugang gehabt haben, da sie nie in der Nähe einer Küste aufgetaucht sind, ist ein Angriff auf Rom zur See wohl unwahrscheinlich und dass der Papst sich vor einer Invasion mit einem Luftballon gefürchtet haben soll, scheint mir nicht gerade glaubwürdig.

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Was die päpstlichen Urkunden betrifft, muss man allerdings nicht ein in Italien aktiver Kondottiere gewesen sein. Immerhin wurde im Mittelalter für alles Mögliche päpstliche Dispense, Privilegien, Zustimmungen etc. Hinzu kommt noch, dass der Papst streng genommen nicht nur für sämtliche kirchliche Würdenträger der "Vorgesetzte" war, sondern dass auch eine ganze Reihe von Staaten dank seiner Gnade (beziehungsweise als Lehen von ihm) entstanden waren. Dabei handelt es sich nicht nur um den Nachbarn Neapel, sondern auch um die Königreiche der iberischen Halbinsel oder das ungarische Königreich. (Nur der Kaiser oder Papst konnte im Mittelalter ein Land zum Königreich erheben.)

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Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
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RE: Italienisch - deutsche Beziehungen seit dem Spätmittelalter - Teresa C. - 14.06.2020 12:47

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