Kleine Geschichte(n) aus Österreich :
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15.02.2013, 16:26
Beitrag: #61
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RE: Kleine Geschichte(n) aus Österreich :
Servus .
Im Forumsquiz gings letztens um : Ulrich von Liechtenstein . Ein Multitalent und schräger Vogel im 13. Jahrhundert . Einer seiner Vorfahren war Aribo II. der Pfalzgraf von Baiern war . Ulrich wurde um 1200. vermutlich auf Liechtenstein ( nahe Judenburg ) als Sohn von Dietmar III. Und Kunigunde geboren , nebst mehreren Geschwistern . Seine Familie entstammte einem einflußreichen Ministerialengeschlecht ( desswegen meine Umschreibung ; sie waren verbeamtete Angestellte ) . Sein beruflicher Werdegang konnte sich sehen lassen . Von 1244/45 war er Truchsess ( Vorsteher der Hofhaltung ) beim steyermärkischen Herzog . 5. Jahre von 1267. bis 1272. war er am Herzogshof Marschall . Er hatte also die Leitung bei Heeresleistungen der Ritter über . Anschließend übte er einige Jahre die Funktion des Landrichters aus . Aus dem Zeitraum von 1227. bis 1274. sind 95. Urkunden bekannt in denen sein Name erwähnt wird . Und von denen hatte er 8. selbst ausgestellt . Verheiratet war er mit Perchta von Weißenstein , mit der er vier Kinder zeugte . Ulrich II. 1250/1285. Otto II. 1252/1311. Dietmut 1250. Perchta 1260. Nebenbei ließ er für seine Familie noch die Frauenburg erbauen ( Unzmark ) . Aus Wikipedia ; Burgruine Frauenburg ; Urheber GFDL , Dreinagel. Vergrößert . http://commons.wikimedia.org/wiki/File:B...uselang=de Aber heute noch bekannt ist er wegen seinem Steckenpferd . Er war auch ein Minnesänger . Seine Kollegen , ausgenommen Walther von der Vogelweide , dichteten über und lebten auch die hehre Minne . Ulrich von Liechtenstein dichtete sie nur aber er lebte sie nicht . Heute würden wir sagen eigentlich parodierte er sie . Min vreude war vil ofte groz , swenne ich kom , da man wazer goz der herzen lieben vrowen min uf ir vil wizen hendelin . daz wazer, da mit si sich twuoc , verholn ich daz von danne truoc, vor liebe ich ez gar uz tranc , da von so wart min truren cranc . Oh, welche Freude ich genoss , wenn ich sah , dass man Wasser goss wohl auf die weißen Händelein der herzensliebsten Fraue mein. Das Wasser, womit sie allein sich wusch , war heilig mir und rein , so dass ich heimlich liebeskrank es bis zum letzten Schlucke trank . Übersetzt von Dr. Lothar Jahn Jetzt wißt ihr auch von wem der Liedtext der Comedian – Harmonists stammt . ….Lass mich dein Badewasser schlürfen... Im Codex Manesse sind einige seiner Texte eingefügt . Die Minnegeschichte Frauendienst schrieb er wie eine Autobiographie . Wahre Erlebnisse und Erfundenes eingewoben mit Minnediensten . http://de.wikipedia.org/wiki/Frauendienst Belegt ist daß er an mehreren Turnieren teilnahm , bis hinauf nach Böhmen . Bei einer Turnierreise , bei der er in mehreren Städten antrat soll er mit den Zeichen der Venus eingeritten sein . Im Frauendienst beschrieb er das erhöht und ausgeschmückt , daß er in Frauenkleidern der Frau Venus gekleidet eine Turnierreise von Venedig bis Böhmen antrat . Und einige Zeit später soll er sich als König Arthus verkleidet zu Turnierkämpfen aufgemacht haben . Aus dem Codex Manesse Nr.: 14. Ritter Ulrich mit Helmzier der Venus , Mit der lodernden Flamme und dem Pfeil Amors . Er lehnte die bedingungslose Hingabe in der Minne ab und sprach in seinem Text auch die Homosexualität an . Für die damalige Zeit etwas unerhörtes . Aus der Manessischen Liederhandschrift . Noch ein Liedtext : Swem ein wîp sînen lîp minneclîch umbevât , ob der niht saelden giht, daz ist grôz missetât . imst geschehen , wil ers jehen , dâ von im wirt trűren kranc . sunder meil ist sîn heil , swem von linden armen blanc wirt umbevanc . Saelden hort ist ein wort das ein kus in gegît, sô ir spil minne wil spiln und liep liebe lît . ob dâ iht ougen liht lieplîch sehen ein ander an ? jâ für wâr , dâ wirt gar minneclîchen wol getân swaz ieman kan . Minnen solt wirt geholt volleclîch dâ ein man unde ein wîp umbe ir lîp lâzent vier arme gân , decke blôz. fröide grôz wirt dâ beidenthalben kunt . ob dâ niht męr geschiht, kleinvelhitzerôter munt wirt minnen wunt , dar nâch gesunt . Nachdichtung: von Lothar Jahn 2002 . Wenn ein Mann spüren kann, Dass die Frau, die er liebt, Ihn umfängt, zu ihm drängt - Ob es noch Schön'res gibt? Glück entsteht, Trauer geht, Wer einst fror, dem wird jetzt warm. Echtes Glück bleibt zurück, Wenn ein zarter weißer Arm Die Schwermut nahm. Glückes Hort schenkt ein Wort Und ein Kuss ihm allein. Wenn ihr Spiel Minne will, Wird's schon bald Liebe sein! Sucht ihr Blick seinen Blick? Seh'n sich beide fragend an? Jetzt ist's klar! Hier wird ja Minniglichen wohlgetan, So fängt man's an! Minne Sold wird gezollt Voll und ganz, wenn ein Mann Und ein Weib ihren Leib Sich zum Glück bieten an. Decke fort! Freudenort Soll dies Bett für beide sein. Mehr geschieht, als man sieht, Ein vielhitzeroter Mund Wird minnewund... ... und dann gesund! Hochgeehrt verstarb er am 26.1. 1275. Luki Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag |
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