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römische & germanische Traditionen im Mittelalter
10.09.2013, 20:58
Beitrag: #1
römische & germanische Traditionen im Mittelalter
Hallo,

ich hab mich letztens mit einem Kumpel, der ein wenig mehr Ahnung von Geschichte hat als ich, übers Mittelalter unterhalten. Dabei kamen wir darauf, dass das Mittelalter ja hauptsächlich ein Mischmasch, aus römischer und germanischer Kultur war, gemeinsam vereint unter der "Käseglocke" des Christentums...

Wir haben dann beide festgestellt, dass von der römischen Kultur nach 500 n. Chr. nur wenig übriggeblieben ist. Außer einen Bruchteil des architektonischen Könnens der Antike und einige wenige Erfindungen, wie z. B. die Herstellung von Glas oder besseren Waffen blieb eigentlich nicht viel, oder? Zumindest was Kleidung, Benimmregeln und "Politik" betraf, war das Mittelalter doch eher eine "Weiterentwicklung" von germanischen Traditionen, oder?

Wie gesagt, weder ich noch mein Kumpel sind Historiker oder kennen uns wirklich gut in der Materie aus... Deshalb wollte ich euch fragen, ob mir vielleicht jemand eine Webseite oder ein Buch empfehlen kann, dass sich nicht wie die meisten Geschichtsbücher, mit Königen, Kriegen und Schlachten, sondern eher mit der "Alltagskultur" des Mittelalters befasst!

Natürlich wäre ich auch sehr dankbar, wenn mir jemand direkt eine Antwort darauf geben könnte, was im Mittelalter eher aus römischer oder aus germanischer Tradition stammt, aber das ist bestimmt zu spezifisch und ich habe ja auch keinen Zeitdruck...

Vielen Dank für jede hilfreiche Antwort!

lg
........ vito
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10.09.2013, 22:21
Beitrag: #2
RE: römische & germanische Traditionen im Mittelalter
Hallo vitopetre, zuerst einmal ein "Herzlich Willkommen" in unserem Forum.

Ich kann Dir für den Anfang nachfolgende Bücher empfehlen:

Ferdinand Seibt; Glanz und Elend des Mittelalters. Eine endliche Geschichte; Ein SiedlerBuch bei Goldmann (Verlagsgruppe Bertelsmann), genehmigte Taschenbuchausgabe (Wolf Jobst Siedler Verlag GmbH, Berlin 1987); ISBN 3-442-12825-0

Rainer Beck (Herausgeber); Streifzüge durch die Jahrhunderte. Ein Lesebuch; Verlag C.H, Beck, München 1990; ISBN 3-406-32336-7; (Abschnitt II Mittelalter)

James Harpur; Faszinierendes Mittelalter. Ein Panorama des Alltagsleben (englischer Originaltitel: Revelations - The Medieval World); Mohndruck Graphische Betriebe GmbH (Bertelsmann), Gütersloh 1996, Buch-Nr. 014365

Ich hoffe, dass ich Dir etwas helfen konnte. Vielleicht lesen wir in diesem Forum in ein paar Wochen ein (oder mehrere) von Dir verfasste Artikel über das Mittelalter. Smile

VG Sansavoir

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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10.09.2013, 22:59
Beitrag: #3
RE: römische & germanische Traditionen im Mittelalter
(10.09.2013 20:58)vitopetre schrieb:  Hallo,

ich hab mich letztens mit einem Kumpel, der ein wenig mehr Ahnung von Geschichte hat als ich, übers Mittelalter unterhalten. Dabei kamen wir darauf, dass das Mittelalter ja hauptsächlich ein Mischmasch, aus römischer und germanischer Kultur war, gemeinsam vereint unter der "Käseglocke" des Christentums...

Wir haben dann beide festgestellt, dass von der römischen Kultur nach 500 n. Chr. nur wenig übriggeblieben ist. Außer einen Bruchteil des architektonischen Könnens der Antike und einige wenige Erfindungen, wie z. B. die Herstellung von Glas oder besseren Waffen blieb eigentlich nicht viel, oder? Zumindest was Kleidung, Benimmregeln und "Politik" betraf, war das Mittelalter doch eher eine "Weiterentwicklung" von germanischen Traditionen, oder?

Wie gesagt, weder ich noch mein Kumpel sind Historiker oder kennen uns wirklich gut in der Materie aus... Deshalb wollte ich euch fragen, ob mir vielleicht jemand eine Webseite oder ein Buch empfehlen kann, dass sich nicht wie die meisten Geschichtsbücher, mit Königen, Kriegen und Schlachten, sondern eher mit der "Alltagskultur" des Mittelalters befasst!

Natürlich wäre ich auch sehr dankbar, wenn mir jemand direkt eine Antwort darauf geben könnte, was im Mittelalter eher aus römischer oder aus germanischer Tradition stammt, aber das ist bestimmt zu spezifisch und ich habe ja auch keinen Zeitdruck...

Vielen Dank für jede hilfreiche Antwort!

lg
........ vito

Der germanisch keltische Einfluß ist sogar noch höher als früher vermutet. So ist die städtische Kultur zwar von den Römern beeinflußt, aber eine eigne germanisch-keltische Entwicklung. Auch das Glas wurde schon in vorrömischer Zeit produziert, von qualitativ hochwertigen Waffen und Agrarwerkzeug ganz zu schweigen, welche die Römer gerne aus dem keltisch-südgermanischen Raum importierten.
In der Baukunst gab es den größten römischen Einfluß. Sie brachten den Zement und Mörtel mit. Dies ermöglichte den Bau von Steinhäusern und fester Steinsockeln für die Fachwerkhäuser.
Die städtische Selbstverwaltung ist wahrscheinlich eine alte germanische Tradition aus den ubischen Städten, die die Ubier wie vieles andere mit ins Rheinland brachten. Möglicherweise gab es auch schon die Wanderung von Handwerksgesellen in der Eisenzeit. Die Metallhandwerker u.a. Handwerker könnten schon Entwicklungen des Zunftwesens während der Eisenzeit begonnen haben.

viele Grüße

Paul

aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn)
in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt
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11.09.2013, 00:04
Beitrag: #4
RE: römische & germanische Traditionen im Mittelalter
(10.09.2013 20:58)vitopetre schrieb:  Hallo,

ich hab mich letztens mit einem Kumpel, der ein wenig mehr Ahnung von Geschichte hat als ich, übers Mittelalter unterhalten. Dabei kamen wir darauf, dass das Mittelalter ja hauptsächlich ein Mischmasch, aus römischer und germanischer Kultur war, gemeinsam vereint unter der "Käseglocke" des Christentums...

Wir haben dann beide festgestellt, dass von der römischen Kultur nach 500 n. Chr. nur wenig übriggeblieben ist. Außer einen Bruchteil des architektonischen Könnens der Antike und einige wenige Erfindungen, wie z. B. die Herstellung von Glas oder besseren Waffen blieb eigentlich nicht viel, oder? Zumindest was Kleidung, Benimmregeln und "Politik" betraf, war das Mittelalter doch eher eine "Weiterentwicklung" von germanischen Traditionen, oder?

Wie gesagt, weder ich noch mein Kumpel sind Historiker oder kennen uns wirklich gut in der Materie aus... Deshalb wollte ich euch fragen, ob mir vielleicht jemand eine Webseite oder ein Buch empfehlen kann, dass sich nicht wie die meisten Geschichtsbücher, mit Königen, Kriegen und Schlachten, sondern eher mit der "Alltagskultur" des Mittelalters befasst!

Natürlich wäre ich auch sehr dankbar, wenn mir jemand direkt eine Antwort darauf geben könnte, was im Mittelalter eher aus römischer oder aus germanischer Tradition stammt, aber das ist bestimmt zu spezifisch und ich habe ja auch keinen Zeitdruck...

Vielen Dank für jede hilfreiche Antwort!

lg
........ vito

Servus Vito.

Das habt ihr Beide richtig erkannt.

Jede neue Kultur fußte auf der vergangenen höher Entwickelten.

Obwohl die römische Kultur, bezw. Rom nicht zu meinen Lieblingsbereichen zählt, möchte ich sie etwas in den Schutz nehmen. Noch im 6/7 ja sogar noch bis ins 9 Jahrhundert schmückten sich die germanischen Herrscher mit lateinischen Titel. Und wenn ich mich recht an meinen letzten Spitalsaufenthalt erinnere , wimmelte es auf dem Behandlungsblatt nur so von lateinischen Bezeichnungen. Ebenso unser Recht. Das setzt sich zusammen aus den germanischen Stammesrechten , die mit dem alten römischen Recht vermengt und mit dem Code Zivil Napoleons verbessert wurde. Aber so war es schon immer. Neues baut auf Gutem auf. So zählen wir noch Heute unsere Stunden in 60 Minuten , wie die Sumerer vor 5000 Jahren ( warum nicht im 10er System?) . Und seit Ihnen hat ein Kreis 360 Grade ( Sexagesimalsystem). Die meisten unserer Flußnamen gehen noch auf die Kelten zurück . Und wie wir wissen waren die schon vor den Römern und Germanen in Mitteleuropa zuhause.

Wir sollten auch nicht so herablassend auf das , ach ja so dunkle Mittelalter herabsehen.
obwohl es damals in unseren Breiten etwas kälter war, vermehrte sich die Bevölkerung rapide. Es wurden die Anbaumethoden verbessert ( z.B: die Dreifelderwirtschaft eingeführt ) . Die Metalurgie und der Bergbau wurden verbessert. Und aus dem faßt nichts heraus wurden im Mittelalter die Weichen für die spätere Rennaissance, beziehungsweise für die Neuzeit gelegt. Von uns Heute rückblickend mag uns Manches Tumb und Rückständig erscheinen . Aber nach dem Sturz Roms fingen doch alle Völker und Stämme faßt bei Null an . Nur fußend auf Relikte des vergangenen nebulösem römischen Reiches . Und was ist aus den mittelalterlichen, rückständigen Staaten und Fürstentümer geworden ?

Das Zeitalter der Aufklärung und der Vernunft .

Grüße vom Ludwig.
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11.09.2013, 15:02
Beitrag: #5
RE: römische & germanische Traditionen im Mittelalter
(10.09.2013 20:58)vitopetre schrieb:  Hallo,
./.

Natürlich wäre ich auch sehr dankbar, wenn mir jemand direkt eine Antwort darauf geben könnte, was im Mittelalter eher aus römischer oder aus germanischer Tradition stammt, aber das ist bestimmt zu spezifisch und ich habe ja auch keinen Zeitdruck...

Vielen Dank für jede hilfreiche Antwort!

lg
........ vito

Erstmal ein fröhliches Hallo Vito.

Die "Infiltranten" im römischen Reich, normalerweise geht man ja von Germanen aus, und die Bürger des römischen Reiches waren sich in der Völkerwanderungszeit recht ähnlich geworden.
Wobei man zwei Punkte beachten sollte:
die germanischen Stämme wollten keineswegs das römische Reich zerstören, sie wollten Teil des Reiches sein.
die Ethnien (Stämme) der Völkerwanderungszeit definierten sich durch Beitrittserklärung! Gote war, wer Gote sein wollte!
Wobei es manchen gab, der in der Zeit seines Lebens durchaus mehreren Ethnien angehörte. Je nach dem, wo er Vorteile für sich sah.

Wenn ich mir dein Post so durchlese, grundsätzlich fusst das Mittelalter, die Zeit der Völkerwanderung rechnet man ja zum Mittelalter, natürlich auf der römischen Kultur.
Die Innovationsrichtung ging hauptsächlich von Süd nach Nord, von West nach Ost.
Anders war es zB beim Pflug, der Wendepflug war eine Innovation der Norddeutschen Tiefebene, eine slawisch/germanische Erfindung. Innovationsrichtung Ost nach West, Nord nach Süd.
Auch die Schraube als Befestigungtechnik ist nach der heutigen Fundlage eine gotische Erfindung.
Wobei sich hier gleich ein Phänomen zeigt, die Eskimos haben die Schraube nämlich ebenfalls erfunden! Zur Verbindung von Pfeilschäften mit den Spitzen, und zum Abdichten von Schusslöchern.
Der menschliche Intellekt ist mehr oder weniger überall gleich hoch, und zur Lösung eines Problemes kommt man anscheinend unabhängig voneinander in verschiedenen Weltgegenden zur selben Lösung.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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11.09.2013, 17:45
Beitrag: #6
RE: römische & germanische Traditionen im Mittelalter
(11.09.2013 15:02)Suebe schrieb:  die germanischen Stämme wollten keineswegs das römische Reich zerstören, sie wollten Teil des Reiches sein.

Und nicht nur deshalb griffen sie dankbar auf Römisches zurück:
Das gotische, fränkische usw. Recht war dafür geeignet, eine nichtstädtische, auf Landwirtschaft basierende Gemeinschaft zu regieren.
Bei allen Streitereien, die Städte und Handel oder gar die Kirche betrafen, musste man auf römisches Recht zurück greifen.
Außerdem waren die Germanen überall nur dünne Oberschicht. Für die einheimischen Romanen ließ man oft einfach das römische Recht weiter gelten, so dass es in den meisten Germanenreichen anfangs zwei parallel genutzte Rechtssysteme gab: Das germanische und das römische.
Nachdem das römische Recht schon viel ausgefeilter war als das germanische, setzte sich letzteres weitgehend durch. Auch die Kirche nutzte ihr römisches Rechtssystem weiter und je größer die Macht der Kirche wurde, desto größer wurde auch die Rolle des römischen Rechts; beide Entwicklungen griffen ineinander über.
Nur z.B. im bäuerlichen Bereich hielt sich noch lang und zäh germanisches Recht.
Auch das Lehensrecht ist eigentlich eine germanische Sache.

Auch die Städte, die das 5./6./7.Jh. überlebt hatten, waren römische Städte. Richtig, Paul, auch die Kelten kannten städtische Siedlungen, und die Germanen übernahmen vereinzelt sogar solche Siedlungen, aber die Regel war das nicht. In allen germanischen Reichen siedelten sich die Machthaber in römischen Städten an!

Straßen: Auch hier wandelte man im Wortsinn noch sehr lange auf römischen Pfaden. Gepflasterte Straßen gab´s in Europa außer aus römischer Hand und immer wieder repariert keine. Und da auch die römischen Straßen nicht ewig hielten, pflügte man nach Regenfällen oder im Winter, wenn der Schnee schmolz, oft durch tiefen Schlamm (was die Bildung von Hohlwegen begünstigte) oder blieb dann doch lieber gleich daheim oder in der Herberge (was die Entwicklung der Städte förderte).
Aber auch wenn die römischen Straßenkörper dahin waren, die Straßenführung behielt man bei, so dass noch heute viele Straßen im ehemals römischen Gebiet alte Römerstraßen nachzeichnen.

In den Klöstergärten hielt sich auch noch so manches aus römischen Quellen: Von den Büchern abgesehen zogen die Mönche Kirschen und anderes Obst, das durch die Römer nach Germanien gekommen war. Wer es sich leisten konnte, baute sich Häuser aus Stein (lat. "murus" = Mauer) statt aus Holz und hatte nicht nur Rauchluken, sondern Fenster (lat. "fenestera"), wenn auch nicht mit Glas, sondern mit Tierhäuten oder Pergament abgedichtet (wenn überhaupt).

Und dann natürlich der Wein: Auch etwas, was ohne die Römer nie in Germanien angebaut worden wäre. Die Kelten bekamen ihren Wein ja nur über griechische und etruskische Händler... Jedes Kloster in Mitteleuropa hatte seine Weinberge. Die in der Nähe des Klosters waren für den Alltagsgebrauch (nur mit Wasser vermischt zu trinken), die Weinberge in Südtirol (JEDES süddeutsche Kloster hatte da mindestens einen Weinberg) waren für die (kirchliche) Oberschicht (wobei auch die Adligen ihren Anteil am Klosterwein einforderten, so sie die Chance dazu hatten... Wink )

Die Waffen der Germanen wurden spätestens im Mittelalter "romanisiert" (germanische Söldner dürften auch schon zu Zeiten des Römischen Reichs abgekupfert haben). Rüstungen z.B., Taktiken, einzelne Kampfweisen, Belagerungsmaschinen, Burgen (aus Stein oder Holz) waren Fortführungen von römischen Entwicklungen.

Ich hab jetz sicherlich vieles vergessen, aber schon diese kleine Auswahl zeigt, dass das Mittelalter sehr viel mehr Römisches an sich hatte als man vielleicht meinen könnte. In allen Alltagsangelegenheiten der Unter- und der Oberschicht waren etwa dreiviertel römischer Einfluss da, nur ein Viertel (grobe Schätzung!) stammte aus germanischen Wurzeln. Die Namen etwa, oder die Familienstrukturen. Aber das Leben im mittelalterlichen Europa wurde vom römischen Recht, von der römischen Sprache Latein und vom römischen Erbe bestimmt.

VG
Christian
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11.09.2013, 20:09
Beitrag: #7
RE: römische & germanische Traditionen im Mittelalter
(11.09.2013 17:45)913Chris schrieb:  Und dann natürlich der Wein: Auch etwas, was ohne die Römer nie in Germanien angebaut worden wäre. Die Kelten bekamen ihren Wein ja nur über griechische und etruskische Händler...

Gutes Stichwort.
An der Mosel gab es bis ins Hochmittelalter hinein eine romanischsprachige Bevölkerung. Die Moselromanen.

Zitat: Wer es sich leisten konnte, baute sich Häuser aus Stein (lat. "murus" = Mauer) statt aus Holz und hatte nicht nur Rauchluken, sondern Fenster (lat. "fenestera"), wenn auch nicht mit Glas, sondern mit Tierhäuten oder Pergament abgedichtet (wenn überhaupt).

Wobei hier anzumerken wäre, dass die Römer, auch in Gallien, im 3. Jahrhundert wieder vermehrt zum Holzbau zurückkehrten. Der Baustoff Holz hat natürlich manche Vorteile, von der Verarbeitung bis zum Wohnklima.
In Südwestdeutschland könnte ein Grund auch in den da recht häufigen Erdbeben liegen. zumindest scheint die Forschung diesem Fakt erste Kenntnisse über das "aufgehende Mauerwerk" römischer Bauten zu verdanken.
http://www.denkmalpflege-bw.de/denkmale/...ingen.html
aus dem Link
Zitat:Noch ungelöst ist die Frage: Warum sind die Wände in Oberndorf-Bochingen auf die beschriebene Weise umgefallen? Hat es ein Erdbeben gegeben, wie man angesichts der nahen geologischen Verwerfungen (z.B. Zollern-Alb-Graben) vermuten könnte? Hierzu wäre die Zusammenarbeit mit Kollegen aus der Erdbebenforschung gefragt.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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12.09.2013, 19:08
Beitrag: #8
RE: römische & germanische Traditionen im Mittelalter
In diesem Thread wurde ja das meiste schon gesagt. Aber da du am Anfang ja auch nach Internetseiten gefragt hattest, kann ich dir noch diese Seite empfehlen:

http://www.deutschland-im-mittelalter.de...hichte.php

Wenn du nach unten scrollst, findest du links im Menü auch noch die Punkte "Ereignisgeschichte", "Hausarbeiten", "Dokumentationen" und einiges anderes, aber das beste an der Seite ist der von mir verlinkte Teil zur Kulturgeschichte.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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12.09.2013, 19:32
Beitrag: #9
RE: römische & germanische Traditionen im Mittelalter
Zur Alltagsgeschichte des Mittelalters kann ich neben den von Sansavoir genannten Büchern noch empfehlen:
Arnulf Krause: Europa im Mittelalter. Wie die Zeit der Kreuzzüge unsere moderne Gesellschaft prägt. (modernes Buch vor allem zur Gesellschaft und Weltsicht des Mittelalters)
Otto Brunner: Sozialgeschichte Europas im Mittelalter. (strukturierte Darstellung der meisten Aspekte zum Mittelalter)
Karl Bosl: Die Gesellschaft in der Geschichte des Mittelalters (etwas anspruchsvoller, dafür wird dein Thema direkt angesprochen: die Wurzeln der mittelalterlichen Kultur)
Jacques LeGoff: Die Geburt Europas im Mittelalter. (spürt dem Wesen Europas im Mittelalter nach)

Wenn du dich für die "Entstehung Europas" interessierst, könnten auch Bücher speziell zum Frühmittelalter für dich interessant sein:
Christopher Dawson: Die Gestaltung des Abendlandes. (beschreibt "den Einfluss antiken und christlichen Geistes auf die Bildung der abendländischen Welt" (Text auf der Rückseite))
Patrick Geary: Die Merowiger. Europa vor Karl dem Großen. (zeigt die Veränderungen vor allem in Frankreich und Westdeutschland auf)
Georg Scheibelreiter: Die barbarische Gesellschaft: Mentalitätsgeschichte der europäischen Achsenzeit. 5. - 8. Jahrhundert (umfangreiches Buch, aber wenn man sich wirklich dafür interessiert sehr aufschlussreich)
Friedrich Behn: Römertum und Völkerwanderung (stellt nacheinander die von dir genannten Aspekte Römertum, Christentum und Germanentum vor)

Die meisten Bücher davon gibt es leider nur noch gebraucht, aber immerhin gibt es sie noch. Alle stellen einen anderen Aspekt dar, du kannst dich ja entscheiden, wofür du dich interessierst bzw. was dich am meisten anspricht.

Es grüßt
der Maxdorfer

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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14.09.2013, 00:58
Beitrag: #10
RE: römische & germanische Traditionen im Mittelalter
Da Maxdorfer u.a. auch "Patrick Geary. Die Merowinger. Europa vor Karl dem Großen" aufgeführt hat, das ich ebenfalls empfehlen kann, habe ich zu dieser Thematik auch:

Waltraut Bleiber. Das Frankenreich der Merowinger. Deutscher Verlag der Wissenschaften. Berlin 1988. ISBN 3-326-00329-3

Die Autorin beschreibt z.B. sehr gut das Fortbestehen der gallo-römischen Gesellschaft in den Bischofsstädten. Dieses Buch wird es sicher auch nur gebraucht geben. Aber es schadet ja nicht, mal im Antiquariat oder auf einen Flohmarkt zu suchen.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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14.09.2013, 04:02
Beitrag: #11
RE: römische & germanische Traditionen im Mittelalter
Ich habe jetzt immer noch das Gefühl, das der römische Einfluß auf die Stadtentwicklung im mittelalterlichen Deutschland etwas überbewertet wird.
-Im Bauwesen ist der römische Einfluß groß, weil er beim Bauen mit Stein ganz neue Möglichkeiten schuf und auch den Fachwerkbau, durch Sockel veränderte.
-Mit den Römern wurden einige weitere Obst-, Gewürz- und Gemüsevarianten eingeführt.
-Die Römer bauten die ersten Wassermühlen.
Städte hatten die Kelten und Latenegermanen schon, bevor es Rom gab. Viele Städte, im linksrheinischen Gebiet - auch im treverer Land, aber auch auf früher sugambrischen rechtsrheinischen Gebiet die für Deutschland in der Städteentwicklung eine besondere Vorreiterolle spielten, wurden von den Ubier ab etwa 50 vor Chr. teilweise systematisch, teilweise in einer ungeordneten Weise, wie in einem Boom innerhalb kurzer Zeit gegründet. Die Römer liesen die wilde Ansiedlung im Eburonengebiet erst zu und förderten sie dann. Sie konnten dabei sicherlich die Usipeter und Tenkterer nicht von anderen Ubiern unterscheiden.
Die ubischen Handwerker und Händler in Köln mußten ihr vielfältiges Handwerk nicht von den Römern lernen. Auch von den neuen Rheinhäfen konnten sie wie gewohnt ihre Produkte in verschiedene Regionen exportieren. Sie behielten sicherlich auch die Handelskontakte in die alte Heimat bei, welche ja nicht entvölkert wurde, wenn man von wenigen Orten absieht wie die Heidetränkestadt. Über die wirkliche Größe der ubischen Städte im rechten Rheintal, am Unterlauf von Sieg, Lahn und Main wissen wir nicht viel, da sie weiter besiedelt blieben. In Ostmittelhessen und im Maintal übernahmen die Ubier nach ihrem Erfokg gegen die Sueben auch wieder ihre Städte. Auch die intensive Landwirtschaft mit Fruchtwechsel, Wendepflug und Unkrautbekämpfung kannten sie schon, möglicherweise vor den Römern. Es gab dann allerdings sicherlich einen Erfahrungsaustausch. Die Ubier konnten dank des billigeren Eisens in ihrem rechtsrheinischem Gebiet hochwertigere Agrargeräte verwenden, als dies in anderen Regionen üblich war.

viele Grüße

Paul

aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn)
in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt
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14.09.2013, 09:56
Beitrag: #12
RE: römische & germanische Traditionen im Mittelalter
Noch´n Literaturtipp:
Werner: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000.

VG
Christian
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14.09.2013, 10:30
Beitrag: #13
RE: römische & germanische Traditionen im Mittelalter
Auch noch einer:

Arno Borst, Lebensformen im mittelalter, ISBN 3-933203-87-2

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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23.09.2013, 15:20
Beitrag: #14
RE: römische & germanische Traditionen im Mittelalter
hier gibt es auch noch was

[Bild: titel.jpg]

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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