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Meuterei in der kaiserlichen Marine
02.09.2013, 12:23
Beitrag: #1
Meuterei in der kaiserlichen Marine
Mit unserem geschätzten Neumitglied Köbis habe ich vor Jahren diskutiert, warum nach dem 1917er Matrosenaufstand Köbis und Reichpietsch erschossen, die anderen zum Tode verurteilten jedoch begnadigt wurden.

Selbstzitat:
Zitat:Reichpietsch hat aus Berlin Info-Material der USPD mitgebracht, er hat dann auch veranlasst, dass auf Schiffen der Hochseeflotte Listen ausgelegt wurden, in denen sich die Marinesoldaten in die USPD einschreiben konnten.
Ob das bereits als Mitgliedschaft gewertet werden kann, weiß ich nicht.

Eine Wertung kann ich natürlich nicht abgeben.
Aber sagen wir mal so, es wäre verwunderlich, hätte die KPD/SED die Marinemeuterei 1917 nicht für sich in Anspruch genommen.

(Teil der revolutionären Tradition der NVA)

Nachdem wir dies damals soweit klären konnten, ist mir schon länger etwas, jedenfalls für mich, erstaunliches aufgefallen.

Reichpietsch und Köbis waren Mitglieder der Neuapostolischen Kirche.

Nun wäre es interessant, ob es dazu irgendwelche Forschungen gibt.

Festzuhalten bleibt auf jeden Fall, dass beide auch eine Linie verbindet die klar außerhalb der "revolutionären Tradition" der verblichenen Volksmarine liegt.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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02.09.2013, 15:34
Beitrag: #2
RE: Meuterei in der kaiserlichen Marine
Ich denke, dass Köbis und Reichpietsch hingerichtet wurden, liegt vor allem daran, dass sie in Verbindung mit der USPD standen. Wobei es egal war, ob sie Mitglieder dieser Partei waren oder nicht. Sie haben Propagandamaterial der USPD unter den Matrosen verteilt. Erst als dieses nachgewiesen wurde, nahmen die Offiziere die Meuterei ernst und verfolgten die Verantwortlichen. Wäre es nur beim unerlaubten Verlassen der Schiffe geblieben, hätten die Offiziere versucht, die ganze Sache zu vertuschen oder zu bagatellisieren. Ihre Verbindung zu der USPD kostete Köbis und Reichpietsch ihr Leben. Dass beide neuapostolisch waren, spielte sicher keine bedeutende Rolle.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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02.09.2013, 16:48
Beitrag: #3
RE: Meuterei in der kaiserlichen Marine
(02.09.2013 15:34)Sansavoir schrieb:  Ich denke, dass Köbis und Reichpietsch hingerichtet wurden, liegt vor allem daran, dass sie in Verbindung mit der USPD standen. Wobei es egal war, ob sie Mitglieder dieser Partei waren oder nicht. Sie haben Propagandamaterial der USPD unter den Matrosen verteilt. Erst als dieses nachgewiesen wurde, nahmen die Offiziere die Meuterei ernst und verfolgten die Verantwortlichen. Wäre es nur beim unerlaubten Verlassen der Schiffe geblieben, hätten die Offiziere versucht, die ganze Sache zu vertuschen oder zu bagatellisieren. Ihre Verbindung zu der USPD kostete Köbis und Reichpietsch ihr Leben. Dass beide neuapostolisch waren, spielte sicher keine bedeutende Rolle.

Das ist die bekannte offizielle Version der "Volksfront" seit der WR.
So "Teil der revolutionären Tradition der NVA"

Reichpietsch war in Berlin bei Dittmann, der ihm USPD-Propagandamaterial mitgab. Dittmann hat in der Folge, als "geistiger Urheber" auch etliche Monate Knast eingefangen.

Zu Kaisers Zeiten wurde auch ein Deserteur, wenn er keine weiteren Vorstrafen hatte, nicht hingerichtet. Man war noch unter Menschen.
Reichpietsch und Köbis hatten wohl ein gewisses Vorstrafenregister. Das von Sachse war aber anscheinend noch länger, und der war auch der "profilirtere" Sozialist. Es war aber wohl so, dass die anderen einschl. Sachse, Köbis und Reichpietsch unisono belasteten.
(Sachse wurde dann 44 recht umstandslos hingerichtet, er hatte sich im 2. WK einer Widerstandsgruppe angeschlossen - gleich zweimal zum Tod verurteilt...)

Alles unbestritten.

Was mich interessieren würde, ob der "Neuapostolischen Verbindungslinie Köbis-Reichpietsch" jemals nachgegangen wurde.
Soviele Mitglieder dieser Glaubensgemeinschaft gibt es ja nun nicht, insofern fällt es mir schwer an einen Zufall zu glauben.

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03.09.2013, 19:48
Beitrag: #4
RE: Meuterei in der kaiserlichen Marine
(02.09.2013 20:08)Köbis17 schrieb:  
(02.09.2013 16:48)Suebe schrieb:  [...]Was mich interessieren würde, ob der "Neuapostolischen Verbindungslinie Köbis-Reichpietsch" jemals nachgegangen wurde.
Soviele Mitglieder dieser Glaubensgemeinschaft gibt es ja nun nicht, insofern fällt es mir schwer an einen Zufall zu glauben.

Das ist ein ganz neuer Ansatz für mich! Danke r... äh suebe Idea

Ich bin ja immer noch der Meinung, (ungeachtet meines Nicknamens, der aber ein starkes Interesse an der Person Köbis nicht verbergen kann) daß Köbis nicht wirklich eine politische Prägung bzw. in seinem Handeln von dem Gedankengut der USPD getragen wurde.

Ihm ging es wohl vordergründig erst einmal um die Umstände der Mannschaft an Bord der Prinzregent Luipold. Das die Agitatoren der Linksgerichteten USPD solche Aktionen der Meuterei ausgerechnet unter den Matrosen des Kaisers Flotte aufgreifen oder „aufschnüffeln“ und sich dieser unbändigen Kraft zunutze machen, war Köbis sicherlich nicht im Sinn.

Wer kennt sich mit diesem Schauspiel aus .. daß habe ich vor langer Zeit aufgegriffen, aber es war nie diskussionswürdig … vielleicht erreiche Ich hier einige Infos …

http://gutenberg.spiegel.de/buch/3536/1


Köbis, was machst du auch für Umwege? Wink
Frag doch einfach mich. Idea
http://books.google.de/books?id=ukHE4qJh...ch&f=false

Wobei Toller der Neuapostolische christliche Hintergrund von Reichpietsch und Köbis offensichtlich bekannt war.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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12.12.2015, 10:55
Beitrag: #5
Revolution und Aufstand schon 1917?
Ich greife die gesammelten Daten zu 1917 und 1918 mit der Frage auf, ob sich aus der Meuterei Sommer 1917 auch eine Aufstand oder gar Revolution hätte entwickeln können?

Gründe Meuterei Sommer 1917:
  • Untätigkeit der Hochseeflotte
  • eintöniger Drill um Kampfmoral aufrecht zu erhalten
  • Verhältnis zwischen Offizierkorps und Mannschaft
  • Gleiche Verpflegung für Offiziere und Mannschaft
  • Urlaubsregelung
Juni - 1917 Dienstverweigerung auf SMS Helgoland
06.06.1917 Hungerstreik auf SMS Prinzregent Luitpold
05.07.1917 Dienstverweigerung auf SMS Friedrich der Große
12.07.1917 weitere Dienstverweigerung auf SMS Friedrich der Große
19.07.1917 weiterer Hungerstreik auf SMS Prinzregent Luitpold
20.07.1917 kl. Kreuzer SMS Pillau verlassen 140 Mann unerlaubt das Schiff
01.08.1917 600 Mann verweigern den Dienst SMS Prinzregent Luitpold
02.08.1917 Dienstverweigerung auf SMS Prinzregent Luitpold ( Besatzungsteile marschieren nach Rüstersiel, wo der Heizer Köbis eine Rede hält)
08.08.1917 Untergrundzelle auf der SMS Helgoland aufgedeckt
10.08.1917 Dienstverweigerung auf SMS Posen
16.08.1917 Verweigerung der Kohlenübernahme SMS Westfalen
16.08.1917 Resolution der Besatzung in Bezug auf Urlaub SMS Rheinland

Nach Niederschlagung der Unruhen werden mehrere Matrosen verhaftet und zum Tode verurteilt. Köbis und Reichpietsch werden am 05.10.1917 erschossen.

Und nun mal die Daten zu 1918 mit Gründen für den Aufstand:

Gründe bzw. die Liste an Forderungen an den Stationschef Wilhelmshaven Nov 1918:
  • Einsetzen einer Vertrauenskommission
  • Aufhebung des Grußzwanges
  • Gleiche Verpflegung für Offiziere und Mannschaft
  • Urlaubsregelung
  • Abschaffung der Zensur
  • Rückzug der Armee-Einheiten vom Bahnhof
  • Freier Zugang von Reichstagsabgeordneten zur Festung Wilhelmshaven

27.10.1918 Teile der Besatzung kehren nicht an Bord zurück auf SMS Derfflinger; SMS Von der Tann; SMS Strassburg
30.10.1918 Befehlsverweigerungen auf SMS Kronprinz, SMS Markgraf, SMS König, SMS Thüringen, SMS Helgoland, SMS Regensburg

Ein Unterschied der Gründe für die Aufstände von 1917 und 1918 ist kaum zu erkennen, nur hatte sich die politische Bewegung in der Marine innerhalb einen Jahres enorm verstärkt. Interessant wäre nun noch ein Blick auf die Jahre vor 1917, oder hatte sich der Großeinsatz am 31.05./01.06.1916 nachhaltig beruhigend auf die Truppe ausgewirkt?
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12.12.2015, 12:25
Beitrag: #6
RE: Meuterei in der kaiserlichen Marine
Jede Truppe vergammelt, wenn sie längere Zeit nichts Vernünftiges zu tun hat. Das wussten schon die Legionäre Roms, die mehr mit dem Spaten als mit dem Gladius beschäftigt waren. Dazu kommt, dass man im Gegensatz zum Feldheer eher mitbekam, wie die wirkliche Lage in der Heimat war.

Wenn man sich die Forderungen ansieht, ist das eigentlich "Kinderkram". Mit der Erschiessung von ganzen 2 angeblichen Rädelsführern hat man genaugenommen noch eloquent reagiert, immerhin galt Kriegsrecht. Etwa zeitgleich meuterten Teile des französischen Heeres, da ging man wesentlich rabiater zu Werke, um die Sache niederzuschlagen.

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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12.12.2015, 13:28
Beitrag: #7
RE: Meuterei in der kaiserlichen Marine
Zitat:Ein Unterschied der Gründe für die Aufstände von 1917 und 1918 ist kaum zu erkennen, nur hatte sich die politische Bewegung in der Marine innerhalb einen Jahres enorm verstärkt.
Sorry wenn ich da widerspreche.
Grund und Anlass der Meuterei am 29.30. Oktober 1918 war die vorgesehene "Todesfahrt"
Die Forderungen als die Todesfahrt abgesagt wurde, ähneln sich allerdings dann sehr mit denen 1917. Wie von Dir bemerkenswert herausgearbeitet.

Was dann natürlich zu der Überlegung führt, dass in der Offiziersmesse auch "nach Köbis" Kalbsschnitzel gespeist wurden, und die Matrosen Steckrüben zu fressen bekamen.
Könnte/wird wohl so gewesen sein.
Ich denke mal, darum wird es dir gegangen sein.

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12.12.2015, 13:57
Beitrag: #8
RE: Meuterei in der kaiserlichen Marine
(12.12.2015 13:28)Suebe schrieb:  Was dann natürlich zu der Überlegung führt, dass in der Offiziersmesse auch "nach Köbis" Kalbsschnitzel gespeist wurden, und die Matrosen Steckrüben zu fressen bekamen.
Könnte/wird wohl so gewesen sein.
Ich denke mal, darum wird es dir gegangen sein.

Dann müsste man heute auch meutern. Mein Stiefsohn hat auf der "Gorch Fock" gedient. Wenn die auf Tour sind und irgendwo einen ausländischen Hafen anlaufen, gab es immer das gleiche Szenario. Die örtlichen Honoratioren und V.I.P.s kamen an Bord und prassten mit der Schiffsführung. Die Besatzung durfte hinterher den hinterlassenen Saustall aufräumen und vielleicht die Reste vom Büfett kratzen.

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12.12.2015, 14:09
Beitrag: #9
RE: Meuterei in der kaiserlichen Marine
(12.12.2015 13:28)Suebe schrieb:  Grund und Anlass der Meuterei am 29.30. Oktober 1918 war die vorgesehene "Todesfahrt"

Dieser Operationsbefehl 19, wurde sicherlich als Stein des Anstoßes genutzt, getreu dem Motto: "Nun ist das Mass voll!", aber nicht der Grund, für das Aufbegehren, was auch nach der Niederschlagung Sommer 1917 im Untergrund weiter schwelte.
Die Mischung aus der politischen Agitation von außerhalb der Marine und Truppen auf den Schiffen, schafften die organisatorische Basis oder Verhalten der Matrosen gegen den OB19.

Der Mythos der "Todesfahrt" wurde hier auch aus der neuen Ideologie der extremen Linke geschaffen, oder woher kam die Ansicht, daß der OB19 ein Himmelfahrskommando sein würde?
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12.12.2015, 14:12
Beitrag: #10
RE: Meuterei in der kaiserlichen Marine
(12.12.2015 13:57)Arkona schrieb:  Dann müsste man heute auch meutern. Mein Stiefsohn hat auf der "Gorch Fock" gedient. Wenn die auf Tour sind und irgendwo einen ausländischen Hafen anlaufen, gab es immer das gleiche Szenario. Die örtlichen Honoratioren und V.I.P.s kamen an Bord und prassten mit der Schiffsführung. Die Besatzung durfte hinterher den hinterlassenen Saustall aufräumen und vielleicht die Reste vom Büfett kratzen.

Das kann kein Vergleich sein! Die Matrosen auch in der mangelnden Versorgung von der Blockade der Nordsee betroffen, wo doch genau diese in der Lage sein sollten, sie zu beseitigen, bekamen vergammeltes Essen?
Das möchte ich mal sehen, wenn die Jungs heute vergammeltes Futter bekämen und permanent auf ihrem Schiff Dienst schieben in Wilhelmshaven, ohne Ausgang! Ständige Alarmbereitschaft ...
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12.12.2015, 15:21
Beitrag: #11
RE: Meuterei in der kaiserlichen Marine
Dass es schließlich im November 1918 zum Kieler Matrosenaufstand kam, hat sicher auch mit dem Bewusstsein zu tun, den Krieg nicht mehr gewinnen zu können. Die Entmachtung der 3. OHL Ende September 1918 und die Übertragung der politischen Macht auf den Zivilisten Max von Baden war faktisch ein Eingeständnis, dass die militärische Führung mit ihrem Latein am Ende war. Wilhelm Groener begann bereits im Oktober 1918 den Rückzug der Truppen zu planen. Die Marineführung wollte dies nicht wahr haben und wohl noch das Blatt wenden. Der OB 19 war dann der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ich denke auch, dass nach der Hinrichtung von Köbis und Reichpietsch die Unzufriedenheit der Matrosen weiter bestand und es eine Bereitschaft zum Aufstand gab. 1918 war sicher der Einfluss von Parteien oder Organisationen wie SPD, USPD, Spartakusbund oder Gewerkschaft bedeutender als 1917.

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12.12.2015, 15:43
Beitrag: #12
RE: Meuterei in der kaiserlichen Marine
(12.12.2015 15:21)Sansavoir schrieb:  Dass es schließlich im November 1918 zum Kieler Matrosenaufstand kam, hat sicher auch mit dem Bewusstsein zu tun, den Krieg nicht mehr gewinnen zu können. Die Entmachtung der 3. OHL Ende September 1918 und die Übertragung der politischen Macht auf den Zivilisten Max von Baden war faktisch ein Eingeständnis, dass die militärische Führung mit ihrem Latein am Ende war.

Wussten die Matrosen darüber bescheid?

Altes Thema, aber mich plagt eine Frage. Der Ursprung der Revolution in seiner direkten Aktion entsprang bei den Matrosen der Hochseeflotte, wen auch die Gründe des Einzelnen nicht immer politischen Ursprungs sein müssen, sondern einfach nur einen humanistischen Ursprung hatten.

Ab wann, hatte die USPD bzw. der Linke Rand der sozialdemokratischen Partei die Finger mit politischer Agitation im Spiel, die doch einfachen Probleme der Marineangehörigen auf den Lebensinseln der einzelnen Schiffe der Hochseeflotte so für sich einzusetzen, daß aus Humanismus Politik wurde?

Begann das erst im Jahr 1918 oder zumindest mit der Meuterei 1917?
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12.12.2015, 15:57
Beitrag: #13
RE: Meuterei in der kaiserlichen Marine
Es war im Oktober 1918 der Marineführung bewusst, dass die Marine den "Frieden zu bezahlen hätte".

Um bei den Volksvertretern der Zukunft ein gewisses moralisches Renomee aufzubauen, sollte dieser "Endkampf" gesucht und ausgefochten werden.
Nur so, die Meinung der Admiralskis, könnte auch in Zukunft eine mehr oder weniger große Flotte in Deutschland gebaut und in Dienst gehalten werden.

Es war 1914-18 jedem klar, die übermächtige Feindkoalition ging zu 99,99% auf Kosten des Flottenbaus und des U-Boot-Krieges. War also Originär der Marine geschuldet. Mit dem "Rest" der Feindkoalition, ohne GB und USA, wäre man ja durchaus fertig geworden.
Und was hatte die Flotte im Weltkrieg geleistet? Nichts adäquates!

Aber warum hat die Flotte im März, April, Mai, Juni, Joli 1918 als das Heer in Frankreich nochmals offensiv war, nicht angegriffen? Da hätte es keinerlei Meutereien gegeben.

Es war, nicht nur in der Flotte, allgemein bekannt, dass Friedensgespräche liefen, eigentlich bereits in eine entscheidende Phase getreten waren. Wer will da noch sterben?

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12.12.2015, 16:36
Beitrag: #14
RE: Meuterei in der kaiserlichen Marine
(12.12.2015 12:25)Arkona schrieb:  ./.
Mit der Erschiessung von ganzen 2 angeblichen Rädelsführern hat man genaugenommen noch eloquent reagiert, immerhin galt Kriegsrecht. Etwa zeitgleich meuterten Teile des französischen Heeres, da ging man wesentlich rabiater zu Werke, um die Sache niederzuschlagen.

Man muss hier noch festhalten, dass das Kaiserreich bei der Umsetzung des Militärstrafrechts zurückhaltend war.
Man insbesondere mit der Vollstreckung von Todesstrafen sehr zurückhaltend war.

Der ÖU-Verbündete hat da ganz anders gewütet....

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12.12.2015, 16:38
Beitrag: #15
RE: Meuterei in der kaiserlichen Marine
(12.12.2015 15:57)Suebe schrieb:  Aber warum hat die Flotte im März, April, Mai, Juni, Joli 1918 als das Heer in Frankreich nochmals offensiv war, nicht angegriffen? Da hätte es keinerlei Meutereien gegeben.

Am 23.04. bis zum 25.04.1918 starte die Hochseeflotte zu einem Unternehmen vor Norwegen, Höhe Bergen, um die stark gesicherten Skandinavien-Geleitzüge anzugreifen.
Dabei gab es auch Pannen, wie eine Maschinenhavarie auf der Moltke. Auf dem Rückmarsch in Schlepp genommen, wurde es auch noch von einem englischen Uboot torpediert.
Der Vorstoß blieb allerdings ergebnislos.

Aber die Hochseeflotte war zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr vollzählig, denn die Rheinland war nach der Flottenunternehmung im Rahmen der Finnland Intervention von 22.02. - 11.04.1918 durch auf Grund laufen nicht mehr Einsatzfähig.

Und die kleineren Einheiten, allen voran, den Torpedobooten und Ubooten, waren im Dauereinsatz.

Okay, die Herd des Unmuts lag allerdings bei den Großkampfschiffen, aber so ganz untätig war man doch nicht.
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12.12.2015, 19:06
Beitrag: #16
RE: Meuterei in der kaiserlichen Marine
(12.12.2015 16:38)Köbis17 schrieb:  ./.

Okay, die Herd des Unmuts lag allerdings bei den Großkampfschiffen, aber so ganz untätig war man doch nicht.


Sicher.
Aber der Eindruck, dass die Flotte das größte Unglück des Deutschen Kaiserreichs war, konnte man schon gewinnen.

Ergo: Braucht man nicht.

Und diee Meinung bei deutschen Parlamentariern und deren Wählern der 20er Jahre war maßgeblich vorhanden.
Die durch den VV zugelassene Flottenstärke wurde bis Adolfen nie ausgenützt.

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12.12.2015, 21:20
Beitrag: #17
RE: Meuterei in der kaiserlichen Marine
(12.12.2015 15:57)Suebe schrieb:  Aber warum hat die Flotte im März, April, Mai, Juni, Joli 1918 als das Heer in Frankreich nochmals offensiv war, nicht angegriffen?
Skagerrak 2? Die sind doch schon bei der ersten Ausgabe glücklich davongekommen und inzwischen hatten die Briten Einiges an neuen Schiffen dazubekommen und zumindest die gröbsten Webfehler im Design ihrer Schlachtkreuzer beseitigt. Dazu kann ich mir auch nicht vorstellen, dass sie die leicht gepanzerten Schiffe noch einmal gleich deppert eingesetzt hätten.

Selbst ein Sieg hätte wohl auch wenig gebracht, die Schiffe waren dann immer noch in der Nordsee gefangen und der Nachschub aus Amerika lief weiter.

"Es gibt nur eine Sache die größer ist als die Liebe zur Freiheit: Der Hass auf die Person, die sie dir weg nimmt."(Che Guevara)
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12.12.2015, 23:35
Beitrag: #18
RE: Meuterei in der kaiserlichen Marine
Ebemn, das Problem der Flotte war,dass sie nie gleichwertig gegenüber der Homefleet war und auf Dauer einen Kampf nicht gewinnen konnte. ein weiterer Vorstoß mit einer großen Seeschlacht hätte vermutlich ihr Ende bedeutet,denn selbst wenn man die gewonnen hätte, wäre das ein Phyrrussieg gewesen, der die Flotte so oder so handlungsunfähig gemacht hätte- da man das bei der OHL auch wußte war es strategisch richtig,die Flotte zum Küstenschutz und einer Deckung künftiger amphibischer Operationen in Reserve zu halten -was man auch wohlweislich bis Kriegsende tat.

Das geplante "letzte Gefecht" das zur Meuterei führte war weder einem strategischen noch taktischen Ziel geschuldet sondern scheint lediglich aus dem abstrusen Ehrbegriff des Seeoffizierscorps geboren worden zu sein.Den dafür verantwortlichen mußte klar sein,dass dadurch keine Kriegswende ,ja nicht einmal ein entscheidender strategischer Vorteil zu erzielen war. Und das war sicherlich auch den meuternden Matrosen klar- dass sie nur als Kanonenfutter für einen anachronistischen Ehrbegriff geopfert werden sollten.
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13.12.2015, 11:16
Beitrag: #19
RE: Meuterei in der kaiserlichen Marine
Das ist alles richtig, aus heutiger Sicht. Ein zweite Seeschlacht in der Größenordnung der Skagerrak-Schlacht, wäre zum Zeitpunkt nach 1917 gemessen am Kräfteverhältnis negativ für die Hochseeflotte ausgegangen.

Grundsätzlich konnte die Hochseeflotte aber keine richtigen Entlastungsangriffe für die Landfront ausführen. Durch die Fernblockade und dem Nachrichtenwesen aus dem Room40, konnte die RN jede weitere größeren Vorstoß der Hochseeflotte ins leere laufen lassen. Der versuchte Angriff auf die Versorgungslinie aus Skandinavien Ende April 1918 wäre bei einem Erfolg erstmalig auch ein strategischer gewesen, den bei einer dauerhaften Störung des Handelsverkehrs, wäre die RN zumindest mit größeren Gegenmaßnahmen aus ihrer passiven Haltung gelockt worden. Aber Grundsätzlich verhinderte die Hochseeflotte doch nur, ein Anlanden der Entente an einer deutschen Küste.

Paradox ist der Umstand, daß die Seeschlacht von Skagerrak 1916 die Moral der Truppe gehoben hat, eine weitere Seeschlacht Ende 1918 genau das Gegenteil erzeugte.
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16.11.2016, 17:55
Beitrag: #20
RE: Meuterei in der kaiserlichen Marine
So, bald haben wir das Jahr des 100. Todestages von Albin Köbis und Max Reichpietsch.

Interessant ist, daß dieses Vermächtnis dieser beiden Ermordeten Matrosen bis heute in der Tradition der Deutsche Marine oder in der Deutschen Geschichte keinen nennenswerten Stellenwert erhalten hat und heute noch halbwegs ignoriert wird.

http://kulturvereinigung.de/index.php?op...&Itemid=33

Liegt es an der Linkslastigkeit, die vor allem mit der Marinetradition der Volksmarine verbunden war?
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