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Handelsrouten der Bronzezeit
04.09.2012, 10:53
Beitrag: #21
RE: Handelsrouten der Bronzezeit
(04.09.2012 10:25)Renegat schrieb:  Nach einem Blick auf den Atlas möchte ich auf Troja und die bronzezeitlichen Metalle zurückkommen.
Troja lag am Eingang zum schwarzen Meer aber weiter im Westen als Istanbul.
Als die ergiebigen Zinnvorkommen in Cornwall erschlossen waren, wurde es entlang der Küsten gehandelt, erst über Tartessos, später mischten die Punier mit.
Alternativ die Fluss/Landwege über die französische Seine - Rhone -Route mit Umladung und Landweg dazwischen, das vorerst nur aus dem Kopf. Wahrscheinlich wurde der Land/Flussweg schon früher benutzt, auch schon für steinzeitliche Güter.

Das dauerte aber viel länger als der Seeweg. Den Landweg wählte man auch in der Bronzezeit nur dann, wenn´s nicht anders ging. Gerade beim cornischen Zinn ist eigentlich nicht vom Landwegtransport auszugehen.

(04.09.2012 10:25)Renegat schrieb:  Die Verbindungen von Wessex zu den frühen Bronzezeitkulturen des eur. Festlands wie Aunjetitz, liegen zwar nahe, sind aber etwas unklar. Über diese sind mehrere Wege nach Süden ans Mittelmeer vorstellbar. Einmal über die Alpen und entlang der Adria

Wahnsinnig schwerer Weg, und wahnsinnig gefährlich!

(04.09.2012 10:25)Renegat schrieb:  oder über die Donau.


Die ja über den Rhein und den relativ kurzen Landweg in der Bodenseegegend auch an die Nordsee angeschlossen war.
Aber auch hier wieder: Viel umständlicher als der reine Seeweg, der zwar auch nicht ungefährlich war für bronzezeitliche Händler, aber im Zweifelsfall viel schneller und immer noch weniger gefährlich als der Weg durch den Kontinent.
Die Flüsse waren ja damals an den Ufer nicht so schön gradlinig wie heute, und auch nicht so ausgebaut wie im Mittelalter (Treidelwege!).
Die waren allenthalben versumpft. Per Boot musste man sich von Siedlung zu Rastplatz zu Siedlung voranpirschen, konnte immer wieder mal auf einen halbversunkenen Baum auffahren oder in Stromschnellen, Untiefen u.Ä. kommen und musste immer wieder mal Landstrecken überwinden, d.h. die ganze Last auf Tiere oder - wahrscheinlicher - Menschenrücken verladen. Das kostete! Nicht nur Zeit...
Auch waren die damaligen Flüsse ein Irrgarten für den, der sich nicht wirklich 100% genau auskannte.

(04.09.2012 10:25)Renegat schrieb:  Seit wann die längeren Seerouten entlang der Mittelmeerküsten von Spanien, Südfrankreich genutzt wurden, ist nicht ganz sicher. Die kretischen Minoer, die frühesten Seehändler befuhren gesichert nur die Strecken Kreta-Ägypten-Levante-Anatolien, also nür das östliche Mittelmeer mit den vielen Zwischeninseln.

Aber schon die Mykener kamen ins westliche Mittelmeer. Und nachdem Zypern ein Knotenpunkt der Mykener war, und nachdem in Spanien (Tartessos) zu Beginn des 3.Jts.v.Chr. plötzlich Tholos-Gräber auftauchen, wie sie auch in Syrien und Zypern üblich waren, kann man schon vermuten, dass da intensive Handelskontakte bestanden, bevor die Phönizier ihre belegten Kontakte aufbauten.

(04.09.2012 10:25)Renegat schrieb:  Der Weg über die Donau sieht auf der Karte am einfachsten aus, weil auf dem Weg nach Troja kaum Berge zu überwinden sind.

Der Fluss selber war das Hindernis. S.o.!
Nichtsdestotrotz war die Donau eine "Handels-Autobahn" der Bronzezeit, auch wenn die belegbaren Straßen am Nord- und Südufer die eigentlichen Handelswege waren...

(04.09.2012 10:25)Renegat schrieb:  Ebenso bergungehindert wäre aber auch eine nordöstliche Route entlang des Nordufers des Schwarzmeers.

Wie jetzt? Von der Donaumündung nach Süden geht´s doch viel schneller und einfacher Richtung Troja, als einmal rund ums Schwarze Meer, wobei dann ja noch die eigentlich unwegsame Südküste zu bewältigen wäre!

(04.09.2012 10:25)Renegat schrieb:  Wenn Zinn, Lapis und andere Metalle zuerst aus Mittelasien kamen, was für die frühe Bronzezeit fast gesichert ist, sieht die direkte südliche Route geographisch viel schwieriger aus.

Nicht wirklich. Da muss es gut ausgebaute Routen gegeben haben.

Der von dir anfangs postulierte Bezug zu Troja scheint im Laufe deines Mails in Vergessenheit geraten zu sein... Smile

Wobei Troja ja als Handelsmetropole durchaus auch eine Erwähnung wert wäre.

VG
Christian
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04.09.2012, 11:04
Beitrag: #22
RE: Handelsrouten der Bronzezeit - Troja
Servus!
Stichwort Troja:

Die Stadt entwickelte sich an einer Stelle, an der der Weg von der Ägäis ins Schwarze Meer besonders schwer war. Das halbe Jahr über blasen nämlich Winde aus dem Schwarzen Meer Richtung Ägäis, dazu kommen noch sehr schwierige Strömungsverhältnisse im Marmarameer.
Wollten bronzezeitliche Schifffahrer von der Ägäis ins Schwarze Meer, mussten sie warten, bis günstige Verhältnisse herrschten. Während großer Teile des Jahres herrschte bei Troja eine Strömung, die es verhinderte, Richtung Schwarzes Meer zu fahren. Man konnte aber eben bei Troja die Schiffe entladen, die Ladung auf dem Landweg auf die andere Seite der "trojanischen Halbinsel" bringen, dort auf ein anderes Schiff laden und weiter gings.

Für den Rückweg galt Gleiches. Eine Stadt an dieser Stelle hatte nicht nur eine strategische Schlüssposition, sondern konnte auch gehörig Gewinne abschöpfen, solange wartende Schiffe im Hafen lagen und durch die Bereitstellung von "Transportservices".
Und genau das taten die Trojaner. Als der Handel mit dem Schwarzen Meer für die Mykener immer wichtiger wurde, weil die südlicheren Handelsbeziehungen gegen Ende der Bronzezeit nicht mehr so einfach zu handeln waren, geriet Troja in den Fokus der Mykener. Was, wenn man diese Schlüsselposition selber beherrschen könnte? Troja war ja mit den Hethitern eng verbandelt, wohingegen das südlich angrenzende "Ahhijawa" eher mykenisch geprägt gewesen zu sein scheint, zumindest politisch ein eher widerspenstiger Zeitgenosse für die Hethiter gewesen zu sein scheint.
Das dürfte der historische Kern des Trojanischen Krieges gewesen sein (Homer soll ja aus einer Gegend gestammt haben, die zum vormaligen "Ahhijawa" gehörte): Ein Föderation aus Ahhijawa und Mykenern griff den hethitischen Stützpunkt bzw. das hethitische Tributkönigreich Troja an, um den Schwarzmeerhandel beherrschen zu können.

Nach der trojanischen Niederlage und dem Untergang sowohl der Hethiter als auch der Mykener in den Wirren der Seevölkerzeit wurde etwas weiter östlich Byzanz gegründet (auf wahrscheinlich noch älteren Wurzeln), das in einer ähnlichen strategischen Gunstlage war, aber besser verteidigbar war als Troja. Troja selbst existierte weiter (irgendwie musste die Problemstelle ja nach wie vor bezwungen werden), gelangte aber nie wieder in so eine Großmachtstellung wie zum Ende der Bronzezeit - die böse Konkurrenz verhinderte dies.

VG
Christian
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04.09.2012, 11:15
Beitrag: #23
RE: Handelsrouten der Bronzezeit
Der Handelsweg über die Donau ist für den Bernstein auf jeden Fall bekannt- und es ist letztendlich der einzig sinnvolle Weg, über den Bernstein in die Ägäis gekommen ist.

Bei dem Zinn ist es anders.
Die Handelswege Nordsee- Atlantik oder auch die französischen Flüsse hinunter hat das Zinn aus Cornwall auf jeden Fall genommen.

Aber für einen Beleg von Trojas Wichtigkeit taugt das Zinn aus Cornwall nicht. Selbst wenn doch Zinn aus Cornwall in der Ägäis in großem Stil verarbeitet worden wäre, war wohl kaum Troja der Hauptumschlagsplatz- dazu liegt es zu weit nordöstlich.

Aber es ist doch sehr wahrscheinlicher, daß ein Großteil des Zinns in der ägäischen Bronzezeit aus dem Taurusgebirge stammte.
Dort, wo Kupfer und Zinn geographisch am engsten beieinander liegen (und am wahrscheinlichsten zufällig zusammengekommen sind), wird die Bronze wohl entstanden sein. Zumindest in der frühen Bronzezeit dürfte das Zinn also daher gekommen sein.

Meine Überlegungen gehen dann weiter dahin, daß ein reger Warenaustausch mit Zentralasien durchaus belegt ist, weswegen das Zinn aus Zentralasien eher in großem Umfang in die Ägäis gelangt ist als über Cornwall...

Troja war vermutlich Drehpunkt für Waren, die von Nordost- Europa nach Asien und das östliche Mittelmeer gehandelt wurden, also auf einer Nord- Südachse.
Aber das waren nicht die Güter, die jene Zeit dominierten.

Die Frage lautet eher- wurden Metalle vom Mittelmeer über das Schwarze Meer bzw vom Schwarzen Meer zum Mittelmeer gehandelt? Auch wenn das Kupfer aus Zypern bis nach Zentralasien gehandelt wurde, hätte Troja seine Bedeutung gehabt.

Was jetzt die Route anbetrifft. Stimmt, die südliche Route sieht schwieriger aus. Aber wenn mich nicht alles täuscht, war die südliche Schwarz-Meer Küste die bewohntere- und das spräche dann trotz aller Schwierigkeiten für die Südroute. Auf der anderen Seite- eine Südroute mußte nicht zwangsläufig über Troja führen, ganz im Gegenteil.

Gans schön viele "Wenns" und "Danns". Kein Wunder wird da so viel gestritten...

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04.09.2012, 11:27
Beitrag: #24
RE: Handelsrouten der Bronzezeit - Troja
Hi, ich habe gerade gesehen, daß du schneller warst als ich.

(04.09.2012 11:04)913Chris schrieb:  Servus!
Stichwort Troja:

Die Stadt entwickelte sich an einer Stelle, an der der Weg von der Ägäis ins Schwarze Meer besonders schwer war. Das halbe Jahr über blasen nämlich Winde aus dem Schwarzen Meer Richtung Ägäis, dazu kommen noch sehr schwierige Strömungsverhältnisse im Marmarameer.
Wollten bronzezeitliche Schifffahrer von der Ägäis ins Schwarze Meer, mussten sie warten, bis günstige Verhältnisse herrschten. Während großer Teile des Jahres herrschte bei Troja eine Strömung, die es verhinderte, Richtung Schwarzes Meer zu fahren. Man konnte aber eben bei Troja die Schiffe entladen, die Ladung auf dem Landweg auf die andere Seite der "trojanischen Halbinsel" bringen, dort auf ein anderes Schiff laden und weiter gings.

Für den Rückweg galt Gleiches. Eine Stadt an dieser Stelle hatte nicht nur eine strategische Schlüssposition, sondern konnte auch gehörig Gewinne abschöpfen, solange wartende Schiffe im Hafen lagen und durch die Bereitstellung von "Transportservices".

Bis hierhin stimme ich mit dir völlig überein.

(04.09.2012 11:04)913Chris schrieb:  Und genau das taten die Trojaner. Als der Handel mit dem Schwarzen Meer für die Mykener immer wichtiger wurde, weil die südlicheren Handelsbeziehungen gegen Ende der Bronzezeit nicht mehr so einfach zu handeln waren, geriet Troja in den Fokus der Mykener. Was, wenn man diese Schlüsselposition selber beherrschen könnte? Troja war ja mit den Hethitern eng verbandelt, wohingegen das südlich angrenzende "Ahhijawa" eher mykenisch geprägt gewesen zu sein scheint, zumindest politisch ein eher widerspenstiger Zeitgenosse für die Hethiter gewesen zu sein scheint.
Das dürfte der historische Kern des Trojanischen Krieges gewesen sein (Homer soll ja aus einer Gegend gestammt haben, die zum vormaligen "Ahhijawa" gehörte): Ein Föderation aus Ahhijawa und Mykenern griff den hethitischen Stützpunkt bzw. das hethitische Tributkönigreich Troja an, um den Schwarzmeerhandel beherrschen zu können.

Hier bin ich mir bis auf das Ende nicht mehr sicher. Daß der trojanische Krieg um die Kontrolle des Handels ging, ist ziemlich einleuchtend (und steht für mich fest.)

Was nun die Stellung Trojas als hethitischer Vasallenstaat anbetrifft, bin ich mir nicht ganz so sicher. Wenn Troja den Handelsweg kontrollierte, dann ist es doch durchaus wahrscheinlich, daß die Trojaner vielleicht auch das eine oder andere Mal auf den Gedanken gekommen sind, vielleicht mal nicht einen Teil ihrer Gewinne nach Hattusa abliefern zu müssen (salopp ausgedrückt). Schließlich finden sich keine Hetither in den Homerischen Epen... (oder irre ich mich da?) Soo eng waren die Beziehungen zwischen Hetithern und Trojanern zumindest im trojanischen Krieg dann nicht mehr...

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Oscar Wilde
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04.09.2012, 12:23
Beitrag: #25
RE: Handelsrouten der Bronzezeit
(04.09.2012 11:15)Bunbury schrieb:  Die Frage lautet eher- wurden Metalle vom Mittelmeer über das Schwarze Meer bzw vom Schwarzen Meer zum Mittelmeer gehandelt? Auch wenn das Kupfer aus Zypern bis nach Zentralasien gehandelt wurde, hätte Troja seine Bedeutung gehabt.

Was jetzt die Route anbetrifft. Stimmt, die südliche Route sieht schwieriger aus. Aber wenn mich nicht alles täuscht, war die südliche Schwarz-Meer Küste die bewohntere- und das spräche dann trotz aller Schwierigkeiten für die Südroute. Auf der anderen Seite- eine Südroute mußte nicht zwangsläufig über Troja führen, ganz im Gegenteil.

Erst mal zur Südroute:
Stimmt, die Südküste war mehr besiedelt. Für den Handel wichtiger war aber die Nordküste, denn von hier bezog man Waren aus dem heutigen Südrussland - v.a. Nahrungsmittel/Getreide und Holz, aber auch Pelze, Häute u.Ä. Auch Pferde, nicht zu vergessen.
Heute ist an der Südküste des Schwarzen Meeres - hohe Niederschläge, angenehmes Klima, aber steile Hänge und wenige größere Flüsse - das Hauptanbaugebiet vor Haselnüsse und Wein/Rosinen in der Türkei. Das dürfte an der Antike und auch schon in der Bronzezeit ähnlich gewesen sein. Das Gold aus Kolchis wurde eher auf dem Landweg und eher Richtung Süden vermarktet (vgl. den vergleichsweise verzweifelten Versuch Jasons, eine Handelsbeziehung mit Kolchis herzustellen...).
Der Seeweg war in der Bronzezeit immer der bevorzugte Handelsweg, und der führte aus dem Schwarzen Meer zwangsläufig an der Engstelle Troja vorbei.

Metalle wurden aus dem Schwarzen Meer also kaum exportiert.
Zyprisches Kupfer wurde nicht nach Zentralasien gehandelt, wenigstens nicht in nennenswertem Umfang, und wenn, dann waren die Handelswege durch Syrien nach Mesopotamien die besseren und traditionsreicheren, schon zu Zeiten der Mykener.
Wenn, dann war das Schwarzmeergebiet Transitland für Metallhandel, und der müsste dann zuerst über die Donau gelaufen sein, und von der Donaumündung (wo eine wichtige und uralte griechische Kolonie, Tomis, liegt, von Milet (!) aus gegründet) an der Westküste des Schwarzen Meeres entlang ins Mittelmeer.
In Frage kommen dabei nur Erze aus Mitteleuropa, die aber wohl nicht in dem Umfang abgebaut wurden, dass ein derart weitreichender Handel großes Gewicht hätte haben können.
Interessanter war da schon der Handel in umgekehrter Richtung: Kupfer aus Zypern wurde über das Schwarze Meer nach Mitteleuropa gebracht, wo es zusammen mit "einheimischem" und cornischem Zinn zu Bronze verarbeitet wurde.
Auf diesem Wege dürften auch kulturelle Errungenschaften der Mykener z.B. nach Bernstorf gekommen sein.

VG
Christian
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04.09.2012, 14:28
Beitrag: #26
Feuersteinstrassen
(01.09.2012 12:46)913Chris schrieb:  Servus!
In der Bronzezeit wurden von Nord nach Süd wohl vor allem Rohstoffe wie Bernstein, Salz oder Felle transportiert, in der umgekehrten Richtung Fertigwaren aus dem Süden (Luxusartikel) und wohl auch schon Wein und ähnliches.
Die Handelsrouten waren keine "Straßen" im heutigen Sinn, sondern ein Netz an Wegen, das sich an Tälern und Flüssen orientierte und das sich wohl auch nach schon prähistorischen Vorläufern richtete.
So ist z.B. für die sogenannte "Donausüdstraße" nachgewiesen, dass sie nicht erst seit der Bronzezeit genutzt wurde (Fundort Zuchering, Z.B.), sondern auch schon vorher. Die ganzen "Salzstraßen" waren wohl auch schon in der Jungsteinzeit genutzt, genauso wie Feuersteinstraße(n).

VG
Christian

Servus Christian .
Gerade Süddeutschland war ein Ausgangspunkt von Fernhandelsnetzen .

Zu den Feuersteinstrassen fällt mir ein Bericht über den bayerischen Archäologen
Alexander Birnstein ein .

Er bezeichnet die Fundstellen um Arnhofen als das Ruhrgebiets der Jungsteinzeit .
Dort wurde schon um ca. 6 000. v.Chr. Silex abgebaut .
Da Holzkohlereste aus der Zeit von 5000 .bis 4000. v.Chr. gefunden wurden ,
vermutet man daß in jener Zeit der Hauptabbau stattfand .

Es wurden auf der Fläche von ca. 10 Ha. über 10 000. ( vermutlich über 20 000. )
Schächte gefunden .
Diese sind je nach der Dicke des Deckgestein zwischen 4.-8m tief
und drei bis 4. Meter im Durchmesser .
Unterhalb der Kies – und Sandschicht liegt noch eine Schicht Verwitterungsgestein .
Und darunter der Kalkstein in dem die Silexknollen eingebettet sind .

http://www.geogruender.de/Feuersteinberg...FCnder.pdf

Es gab in ganz Westeuropa verstreut mehrere Abbaustellen .
Sie variierten aber in der Größe der Knollen und der Brauchbarkeit des Materials .

Der Feuerstein aus Arnhofen , nahe der Donau , besaß aber eine bessere Qualität
und Verwendbarkeit .
Und er war daher als Handelsgut sehr begehrt .

Denn obwohl sich nahe Wien eine Feuersteinabbaustelle befand ,
wurde in der Gegend und , an einigen Stellen , im Waldviertel ,
Feuerstein aus Arnhofen , neben dem aus Wien , gefunden .

Der Arnhofer Silex wurde bis zum Bodensee sowie nach Westen
und Norden gehandelt .
Auch die Donau abwärts bis Ungarn .

Und über Regensburg und Cham den Regen aufwärts bis Böhmen .
Ein bevorzugtes Ziel waren die Lösstäler von Pilsen und Prag .
Was unzählige Funde Belegen .
Ebenso wurden in Böhmen Feuersteine aus Polen und gefunden .
Sächsischen handelte man bis Mähren .


Die Reisenden ließen sich vorwiegend an Wasserstellen nieder und bearbeiteten
nebenbei die mitgeführten Silexstücke .
Jene unbrauchbaren Abschlagfragmente fand man manchmal mit zufällig
zerbrochenen Scherben von Keramikgefäßen .
Anhand jener Raststätten konnte man die Reiserouten nachstellen .

Aus Wikipedia ; Urheber : Anton .
[Bild: 220px-Feuerstein-bruch.jpg]
Man darf sich diese Feuersteinstraßen nicht als breite ausgebaute Wege vorstellen .
Es waren eher ausgetretene Pfade , nach Möglichkeit , den Wasserwegen entlang .

Da es eine zimmlich ähnliche Kultur vonm Atlantik bis in die Westukraine gab ,
die Linienbandkeramiker und nachfolgend die Stichbandkeramiker ,
mit ihren jeweils regional abweichenden Dekoren vermutet Hr. Birnsteiner
daß es solche Feuersteinstraßen kreuz und quer durch
West- und Mitteleuropa gab .
Jene Handelswege waren offt hunderte von Kilometern lang .

Nach 4000. v.Chr .waren auch die Alpen kein Hinderniss mehr .
Feuersteine aus den Lesinischen Alpen ( Nähe Verona ) fanden sich
in Ostfrankreich , der Schweiz und In Süddeutschland .
Ein Beispiel ist auch der Dolch von Ötzi .
Auch er stammte aus jener Abbaustelle .

Diese Feuersteinstraßen waren sicher auch ein Grund daß sich Ideen
jeglicher Art rascher europaweit ausgebreitet hatten .

http://sciencev1.orf.at/science/urban/61845

http://de.wikipedia.org/wiki/Feuersteinb...g-Arnhofen

http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96tzi

Luki

Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag Cool
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04.09.2012, 15:15
Beitrag: #27
RE: Handelsrouten der Bronzezeit
(04.09.2012 12:23)913Chris schrieb:  Erst mal zur Südroute:
Stimmt, die Südküste war mehr besiedelt. Für den Handel wichtiger war aber die Nordküste, denn von hier bezog man Waren aus dem heutigen Südrussland - v.a. Nahrungsmittel/Getreide und Holz, aber auch Pelze, Häute u.Ä. Auch Pferde, nicht zu vergessen.

Ups, die habe ich aber vergessen. Aber die sind doch nicht in den Schiffen der Bronzezeit übers Meer geliefert worden, oder? Bei den Pferden spielte doch dann sicherlich der Landtransport die größere Rolle.
Aber von den von dir erwähnten Güter waren die Pferde und Holz sicherlich die wichtigsten. Bei Nahrungsmitteln kann ich mir aber schlecht vorstellen, daß wirklich ein so großer Teil der Versorgung des Mittelmeers über Südrussland erfolgte.


(04.09.2012 12:23)913Chris schrieb:  Der Seeweg war in der Bronzezeit immer der bevorzugte Handelsweg, und der führte aus dem Schwarzen Meer zwangsläufig an der Engstelle Troja vorbei.

Die Frage, die sich mir bei der Bedeutung von Troja letztendlich stellt, ist wie bedeutend die Ahndelsstadt Troja war, sprich wie wichtig die Güter waren, die über Troja gehandelt wurden.

Du sagst, es war nicht Metall. Dann wäre die nächste Frage,wie bedeutend die anderen Güter waren. War Troja nur ein Handelzentrum unter vielen, oder wurde ein wichtiges Gut hauptsächlich oder fast ausschließlich über Troja gehandelt? Weißt du da etwas näheres darüber?

(04.09.2012 12:23)913Chris schrieb:  Interessanter war da schon der Handel in umgekehrter Richtung: Kupfer aus Zypern wurde über das Schwarze Meer nach Mitteleuropa gebracht, wo es zusammen mit "einheimischem" und cornischem Zinn zu Bronze verarbeitet wurde.
Auf diesem Wege dürften auch kulturelle Errungenschaften der Mykener z.B. nach Bernstorf gekommen sein.

VG
Christian

Wenn aber die Sachen aus dem Raum des Schwarzen Meeres nach Mitteleuopa gehandelt wurde, dann war ja eher nicht Troja die Drehscheibe des Handels...

Deinen Ausführungen zufolge war Troja dann zwar eine Handelsdrehscheibe, aber keine allzu bedeutende...

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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07.09.2012, 11:43
Beitrag: #28
RE: Ochsenhautbarren
(04.09.2012 10:19)913Chris schrieb:  
(04.09.2012 09:51)dieter schrieb:  wenn Zinn aus Cornwall bis zur Iberischen Halbinsel kam, warum sollte er nich aus das übrige Mittelmeer erreicht haben?
Das fragt sich meines Wissens auch die wissenschaftliche Gemeinde, aber offenbar hat das Cornwall-Zinn das Mittelmeer kaum erreicht, weil metallurgische Untersuchungen gezeigt haben, dass in den antiken Bronzen kaum Cornwall-Zinn verarbeitet wurde.
Vermutlich war der Konkurrenzdruck durch das zentralasiatische und kleinasiatische Zinn einfach zu groß. Und zwar wegen der leichteren Verfügbarkeit. Bei Kleinasien schon mal aufgrund der geringen Entfernung logisch, bei Zentralasien dürfte es lang eingespielte Handelsbeziehungen gegeben haben, gegen die die cornischen Vorkommen nicht ankamen.
Man hat ja mittlerweile hochstehende Zivilisationen in Zentralasien ausgemacht (http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/...845.html), teilweise mit eigener Schrift. Vermutlich wurden diese Zivilisationen nicht nur wegen des Lapislazuli-Exports so reich, sondern erst mal wegen des Zinn-Exports. Auch dürfte der Anstoß zur Entwicklung einer Zivilisation von außen gekommen sein - höchtswahrscheinlich von den Kunden des Zinns...
VG
Christian
Lieber Christian,
vielen Dank für diese Erklärung.Smile

Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu
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07.09.2012, 14:58
Beitrag: #29
RE: Handelsrouten der Bronzezeit
(04.09.2012 15:15)Bunbury schrieb:  Bei den Pferden spielte doch dann sicherlich der Landtransport die größere Rolle.

Keine Ahnung, aber im Mittelalter gab´s Transportschiffe, auf denen Pferde transportiert wurden.
Nur Tiere, die in größerer Zahl gehandelt wurden, z.B. Ochsen, wurden "auf eigenen Beinen" zum Markt getrieben.
Pferde aber waren so kostbar, dass keltische Fürsten nahezu jeden Preis zu zahlen bereit waren, wenn es sich um edle Rassepferde handelte. Die aber kamen aus dem anatolischen und südrussischen Raum. Und zwar wahrscheinlich auch schon in der Bronzezeit.

(04.09.2012 15:15)Bunbury schrieb:  Aber von den von dir erwähnten Güter waren die Pferde und Holz sicherlich die wichtigsten. Bei Nahrungsmitteln kann ich mir aber schlecht vorstellen, daß wirklich ein so großer Teil der Versorgung des Mittelmeers über Südrussland erfolgte.

Nachdem die skythischen Olbiopoliten ein riesiges Gebiet zwischen Dnjepr und Bug bewohnten und von Herodot als "Ackerbauern" bezeichnet wurden, dürften diese Völker einiges an Getreide zu liefern gehabt haben.
Nachdem andererseits in Griechenland Ackerland knapp war, könnte ich mir schon Getreideexporte größeren Ausmaßes aus dem Gebiet der Olbiopoliten vorstellen.

(04.09.2012 15:15)Bunbury schrieb:  Die Frage, die sich mir bei der Bedeutung von Troja letztendlich stellt, ist wie bedeutend die Ahndelsstadt Troja war, sprich wie wichtig die Güter waren, die über Troja gehandelt wurden.

Du sagst, es war nicht Metall. Dann wäre die nächste Frage,wie bedeutend die anderen Güter waren. War Troja nur ein Handelzentrum unter vielen, oder wurde ein wichtiges Gut hauptsächlich oder fast ausschließlich über Troja gehandelt? Weißt du da etwas näheres darüber?

Ich würde auf das Getreide tippen. Aber nach http://www.stephan-matthiesen.de/de/text...troja.html waren doch auch Metalle relativ wichtig, vor allem in der frühen Bronzezeit. Aber auch Bernstein und Elfenbein (!) wurden in Troja sowie auf bronzezeitlichen Schiffen gefunden. Luxusmaterialien also, die wohl zu den Völkern am Schwarzen Meer verhandelt wurden, wobei diese möglicherweise nur Zwischenhändler waren.

Das alles zusammen macht Troja dann doch zu einer bedeutenden Handelsdrehscheibe.

VG
Chrsistian
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07.09.2012, 22:19
Beitrag: #30
RE: Handelsrouten der Bronzezeit
(07.09.2012 14:58)913Chris schrieb:  Keine Ahnung, aber im Mittelalter gab´s Transportschiffe, auf denen Pferde transportiert wurden.

Im Mittelalter konnte man aber auch gegen den Wind kreuzen. Die Schiffe der Bronzezeit, die ich bsiher (im Modell) gesehen, lassen es eher unwahrscheinlich erscheinen, etwas so kostbares wie Pferde darauf sicher transportiert werden konnten, wenn das Wetter nicht ideal war...

Oder mache ich mir da völlig falsche Vorstellungen von der bronzezeitlichen Schiffahrt?

(07.09.2012 14:58)913Chris schrieb:  Nachdem die skythischen Olbiopoliten ein riesiges Gebiet zwischen Dnjepr und Bug bewohnten und von Herodot als "Ackerbauern" bezeichnet wurden, dürften diese Völker einiges an Getreide zu liefern gehabt haben.
Nachdem andererseits in Griechenland Ackerland knapp war, könnte ich mir schon Getreideexporte größeren Ausmaßes aus dem Gebiet der Olbiopoliten vorstellen.

Irgendwie hatte ich immer den Eindruck, als sei das im Mittelmeer gehandelte Getreide vor allem aus Ägypten und Kleinasien gekommen...


(07.09.2012 14:58)913Chris schrieb:  Ich würde auf das Getreide tippen. Aber nach http://www.stephan-matthiesen.de/de/text...troja.html waren doch auch Metalle relativ wichtig, vor allem in der frühen Bronzezeit. Aber auch Bernstein und Elfenbein (!) wurden in Troja sowie auf bronzezeitlichen Schiffen gefunden. Luxusmaterialien also, die wohl zu den Völkern am Schwarzen Meer verhandelt wurden, wobei diese möglicherweise nur Zwischenhändler waren.

Das alles zusammen macht Troja dann doch zu einer bedeutenden Handelsdrehscheibe.

VG
Chrsistian

Dann frage ich mal konkreter- für wie bedeutend hälst du Troja in der späten Bronzezeit? War es einer der wichtigsten Handelspunkte des Mittelmeeres? Oder war es einer unter vielen?

Schließlich wollten wir ja aufgrund seiner Bedeutung Rückschlüsse auf die Größe von Troja ziehen....Wink

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Oscar Wilde
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08.09.2012, 09:52
Beitrag: #31
RE: Handelsrouten der Bronzezeit
(04.09.2012 11:15)Bunbury schrieb:  Was jetzt die Route anbetrifft. Stimmt, die südliche Route sieht schwieriger aus. Aber wenn mich nicht alles täuscht, war die südliche Schwarz-Meer Küste die bewohntere- und das spräche dann trotz aller Schwierigkeiten für die Südroute.

Also, ich hab jetzt noch mal meinen dtv-Atlas zur Weltgeschichte konsultiert - da sind an der Südküste zwischen Byzanz und Trapezunt 10 Kolonien eingezeichnet, für die restlichen Küsten 15 Kolonien, wobei v.a. an der Westküste die Koloniedichte mindestens so hoch erscheint wie an der Südküste.

VG
Christian
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08.09.2012, 11:04
Beitrag: #32
Handelsrouten der Bronzezeit
(08.09.2012 09:52)913Chris schrieb:  
(04.09.2012 11:15)Bunbury schrieb:  Was jetzt die Route anbetrifft. Stimmt, die südliche Route sieht schwieriger aus. Aber wenn mich nicht alles täuscht, war die südliche Schwarz-Meer Küste die bewohntere- und das spräche dann trotz aller Schwierigkeiten für die Südroute.

Also, ich hab jetzt noch mal meinen dtv-Atlas zur Weltgeschichte konsultiert - da sind an der Südküste zwischen Byzanz und Trapezunt 10 Kolonien eingezeichnet, für die restlichen Küsten 15 Kolonien, wobei v.a. an der Westküste die Koloniedichte mindestens so hoch erscheint wie an der Südküste.

VG
Christian

Servus Christian .

Das die Achaier das Schwarze Meer befuhren ist sicher .
Sonst wären die Mythen wie " der troianische Krieg " ,
" Die Argonautensagen " Kolchis , das goldene Vlies " usw.
nicht noch Jahrhunderte später in die griechische Sagenwelt eingeflossen .

Vermutlich hatten sie als Seefahrer auch bevorzugte Landepunkte ,
Häfen oder handelspartnerliche Städte .
Möglich daß sie auch schon Niederlassungen oder kleine Kollonien hatten.
Aber jene sind vermutlich nach 1200. v.Chr. aufgegeben worden
als die mykenische Kultur , nach ca. 1200. unterging .

Die von Dir erwähnten Pflanzstädte , an den Küsten des schwarzen Meeres
sind spätere Gründungen .
Eigentlich Alle erst nach 1100. V.Chr.

Da aber die Eisenzeit , bei den Hethitern um ca. 1700. v.Chr.
in Griechenland um ca 1000. v.Chr. begann würden diese Pflanzstädte
nicht mehr in die Bronzezeit fallen .

Zu den Exportgütern der nord- und östlichen Küstenstädte fallen mir
auch Sklaven ein .
Von den Östlichen und Südlichen Metalle oder ihre Halbfertigprodukte .
Sowie Schmuck - und Edelsteine .

Im Knaurs Atlas las ich daß eine Vermutung , zum Untergang
der Mykenischen Palastkultur , die darauf basiert , daß es in in Vorderasien politische Umstürze ( Kriege , Überfälle , nicht nur die der Seevölker ) gab und desswegen
der Nachschub an Zinn wegfiel und daher auch die materielle Grundlage der Macht
der mykenischen Herrscher ???

G.v.Luki

Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag Cool
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08.09.2012, 11:04
Beitrag: #33
RE: Handelsrouten der Bronzezeit - Troja
(04.09.2012 11:27)Bunbury schrieb:  Was nun die Stellung Trojas als hethitischer Vasallenstaat anbetrifft, bin ich mir nicht ganz so sicher. Wenn Troja den Handelsweg kontrollierte, dann ist es doch durchaus wahrscheinlich, daß die Trojaner vielleicht auch das eine oder andere Mal auf den Gedanken gekommen sind, vielleicht mal nicht einen Teil ihrer Gewinne nach Hattusa abliefern zu müssen (salopp ausgedrückt). Schließlich finden sich keine Hetither in den Homerischen Epen... (oder irre ich mich da?) Soo eng waren die Beziehungen zwischen Hetithern und Trojanern zumindest im trojanischen Krieg dann nicht mehr...

Die Trojaner haben die Einnahmen tatsächlich lieber in die eigene Tasche gesteckt als in die der Hethiter. Darum gab´s ja in der Troas und darüber hinaus auch den hethitischen Vasallenstaat "Wilusa" (aus dem Wort ist dann "Ilion" entstanden). Und Wilusa war mehr hethitisch als thrakisch oder griechisch; darauf deuten nicht nur "ungriechische" Einzelheiten beim Festungs- und Tempelbau hin, sondern auch der bisher einzige in Troja gefundene Schriftbeleg, der auf luwisch geschrieben ist. Auch wurden westlich von Troja um 1900 v.Chr. einige Städte zerstört, und in der darauf folgenden Zeit (Troja II) zeigen sich deutliche hethitische Einflüsse, die zuvor noch nicht feststellbar waren; dies wird in Zusammenhang gebracht mit einer Bevölkerungsverschiebung im Gefolge der Einwanderung der Hethiter in Anatolien.
Schon allein die Namen der in der Ilias erwähnten Trojaner deuten darauf hin, dass kulturelle Beziehungen zu den Hethitern bestanden:

Paris hat einen zweiten Namen, Alexander (ein eigentlich ungriechischer Name). In hethitischen Archiven finden wir tatsächlich einen Fürsten "Alaksandu von Wilusa", der ein Verbündeter der Hethiter gewesen ist (den Westen Kleinasiens konnten die Hethiter offenbar nie so richtig beherrsch, hier gab es neben Wilusa auch noch den Staat Ahhijawa mit Milawanda = Milet, sowie Arzawa/Luwiya mit der Hauptstadt Apasa = Ephesos).

Priamos ist ein luwischer Name. Ein Piyama-Radu war als König von Troja/Wilusa ein Vorläufer des Königs Alaksandu.

Hekuba, Frau von Priamos, soll die Tochter eines phrygischen Königs gewesen sein.

Kassandra - auch als Alexandra bezeichnet - scheint ursprünglich eine göttliche (?) Figur aus Anatolien gewesen zu sein, da sie mit der Doppelaxt dargestellt wird, einem aus dem Nahen Osten stammenden göttlichen Symbol.

Ihr Zwillingsbruder heißt in der Ilias Helenus, aber auch Skamander - ein Flussname, der nicht nur in der Troas, sondern auch in Lykien und Phrygien geläufig gewesen zu sein scheint, jedenfalls gibt es mehrere Flüsse dieses Namens in Anatolien.

Helena wurde auf Rhodos als Baumgöttin verehrt.

Aphrodite, die die Trojaner im Krieg gegen die Achaier unterstützte und durch ihr Versprechen an Paris, ihm die schönste Frau auf Erden zu besorgen, die eigentlich Auslöserin des Trojanischen Kriegs war, stammt aus dem mesopotamischen Raum (= Ischtar).

Poseidon und Apoll, die angeblich die Mauern Trojas gebaut haben sollen, sind zwei Götter mit Ursprüngen in Nordwestanatolien. Poseidon war eventuell ursprünglich ein Pferdegott...auch Apoll hat Bezüge zu Pferden, und die Troas war in der Antike berühmt für ihre Pferdezucht...

Ganymed, ein Halbbruder von Priamos, ist eine Sagengestalt, die auch auf akkadischen (!) Siegeln schon dargestellt ist.

Usw., usf.

Dass in der Ilias die Beziehungen zwischen Trojanern und Hethitern nicht erwähnt werden, liegt daran, dass zu Zeiten Homers die Hethiter schlicht vergessen worden sind. Aber es blieben Spuren erhalten, die genau diese Beziehung nahe legen.

VG
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08.09.2012, 11:31
Beitrag: #34
RE: Handelsrouten der Bronzezeit
(08.09.2012 11:04)Luki schrieb:  Vermutlich hatten sie als Seefahrer auch bevorzugte Landepunkte ,
Häfen oder handelspartnerliche Städte .
Möglich daß sie auch schon Niederlassungen oder kleine Kollonien hatten.
Aber jene sind vermutlich nach 1200. v.Chr. aufgegeben worden
als die mykenische Kultur , nach ca. 1200. unterging .

Die von Dir erwähnten Pflanzstädte , an den Küsten des schwarzen Meeres
sind spätere Gründungen .
Eigentlich Alle erst nach 1100. V.Chr.

Sicher. Da die Griechen ihre Pflanzstädte aber nicht "ins Blaue" heinein gründeten, kann man annehmen, dass sie sich an ihren "Vorgängern" aus mykenischer Zeit orientierten.
Zumindest die Verteilung der Kolonien rund ums Schwarze Meer müsste eigentlich ähnlich gewesen sein, wenn es auch bei weitem nicht so viele Kolonien gewesen sein dürften, da stimme ich dir zu.

Ich hab mir grad noch einen anderen Geschichtsatlas angesehen '("Der große Bildatlas zur Weltgeschichte" vom List-Verlag, 1983 zu Weihnachten geschenkt bekommen...), da sind die Handelsgüter zur Zeit des Perikles (5.Jh.v.Chr.) eingezeichnet. Aus dem nördlichen Schwarzmeerraum kamen damals neben dem Haupthandelsgut Getreide noch Felle und Häute, daneben Salz (von der Dnjestr-Mündung). Holz, Holzkohle (!) und ebenfalls Salz kamen von der heute bulgarischen Schwarzmeerküste, während aus Kolchis v.a. Sklaven, Holz und Flachs kamen. Die Südküste lieferte Holz, Getreide und Wolle, daneben ist bei Trapezunt ein Kupfer-Symbol eingezeichnet.

VG
Christian
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09.09.2012, 15:13
Beitrag: #35
RE: Handelsrouten der Bronzezeit - Troja
(08.09.2012 11:04)913Chris schrieb:  Die Trojaner haben die Einnahmen tatsächlich lieber in die eigene Tasche gesteckt als in die der Hethiter. Darum gab´s ja in der Troas und darüber hinaus auch den hethitischen Vasallenstaat "Wilusa" (aus dem Wort ist dann "Ilion" entstanden). Und Wilusa war mehr hethitisch als thrakisch oder griechisch; darauf deuten nicht nur "ungriechische" Einzelheiten beim Festungs- und Tempelbau hin, sondern auch der bisher einzige in Troja gefundene Schriftbeleg, der auf luwisch geschrieben ist. Auch wurden westlich von Troja um 1900 v.Chr. einige Städte zerstört, und in der darauf folgenden Zeit (Troja II) zeigen sich deutliche hethitische Einflüsse, die zuvor noch nicht feststellbar waren; dies wird in Zusammenhang gebracht mit einer Bevölkerungsverschiebung im Gefolge der Einwanderung der Hethiter in Anatolien.
Schon allein die Namen der in der Ilias erwähnten Trojaner deuten darauf hin, dass kulturelle Beziehungen zu den Hethitern bestanden:

Paris hat einen zweiten Namen, Alexander (ein eigentlich ungriechischer Name). In hethitischen Archiven finden wir tatsächlich einen Fürsten "Alaksandu von Wilusa", der ein Verbündeter der Hethiter gewesen ist (den Westen Kleinasiens konnten die Hethiter offenbar nie so richtig beherrsch, hier gab es neben Wilusa auch noch den Staat Ahhijawa mit Milawanda = Milet, sowie Arzawa/Luwiya mit der Hauptstadt Apasa = Ephesos).

Priamos ist ein luwischer Name. Ein Piyama-Radu war als König von Troja/Wilusa ein Vorläufer des Königs Alaksandu.

Hekuba, Frau von Priamos, soll die Tochter eines phrygischen Königs gewesen sein.

Kassandra - auch als Alexandra bezeichnet - scheint ursprünglich eine göttliche (?) Figur aus Anatolien gewesen zu sein, da sie mit der Doppelaxt dargestellt wird, einem aus dem Nahen Osten stammenden göttlichen Symbol.

Ihr Zwillingsbruder heißt in der Ilias Helenus, aber auch Skamander - ein Flussname, der nicht nur in der Troas, sondern auch in Lykien und Phrygien geläufig gewesen zu sein scheint, jedenfalls gibt es mehrere Flüsse dieses Namens in Anatolien.

Helena wurde auf Rhodos als Baumgöttin verehrt.

Aphrodite, die die Trojaner im Krieg gegen die Achaier unterstützte und durch ihr Versprechen an Paris, ihm die schönste Frau auf Erden zu besorgen, die eigentlich Auslöserin des Trojanischen Kriegs war, stammt aus dem mesopotamischen Raum (= Ischtar).

Poseidon und Apoll, die angeblich die Mauern Trojas gebaut haben sollen, sind zwei Götter mit Ursprüngen in Nordwestanatolien. Poseidon war eventuell ursprünglich ein Pferdegott...auch Apoll hat Bezüge zu Pferden, und die Troas war in der Antike berühmt für ihre Pferdezucht...

Ganymed, ein Halbbruder von Priamos, ist eine Sagengestalt, die auch auf akkadischen (!) Siegeln schon dargestellt ist.

Usw., usf.

Dass in der Ilias die Beziehungen zwischen Trojanern und Hethitern nicht erwähnt werden, liegt daran, dass zu Zeiten Homers die Hethiter schlicht vergessen worden sind. Aber es blieben Spuren erhalten, die genau diese Beziehung nahe legen.

VG
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Ich glaube, ich habe mich unklar ausgedrückt. Ich bin durchaus davon überzeugt, daß Troja in den hethitischen Kulturkreis gehörte, sprachlich wie auch kulturell, nicht in den achaischen.

Das, wobei ich mir nicht so sicher bin, ist, wie weit Troja zum Ende der Bronzezeit noch ein Vasallenstaat von Hattusa war- oder ob es sich gewissermaßen von der hetithischen Vorherrschaft losgesagt hatte oder es zumindest versucht.
Es geht eher um das Verhältnis Troja- Hattusa, als darum, ob es in diesen Kreis gehörte....

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09.09.2012, 21:32
Beitrag: #36
RE: Handelsrouten der Bronzezeit - Troja
(09.09.2012 15:13)Bunbury schrieb:  Das, wobei ich mir nicht so sicher bin, ist, wie weit Troja zum Ende der Bronzezeit noch ein Vasallenstaat von Hattusa war- oder ob es sich gewissermaßen von der hetithischen Vorherrschaft losgesagt hatte oder es zumindest versucht.
Es geht eher um das Verhältnis Troja- Hattusa, als darum, ob es in diesen Kreis gehörte....

Wilusa war bis etwa Mitte des 14.Jh.v.Chr. Vasallenstatt von Arzawa, das mal mehr, mal weniger abhängig von den Hethitern war und von Luwiern bewohnt war, deren Kultur der hethitischen sehr ähnlich war.
Ab Mitte des 14.Jhs. änderte sich das Verhältnis Arzawa-Hethiter, Arzawa wurde von den Hethitern erobert und zerschlagen. Demzufolge dürfte die Abhängigkeit von Wilusa zu den Hethitern um einiges enger geworden sein als zuvor. Wenn überhaupt, dann war Wilusa ab Mitte des 14.Jhs. Vasall von Hattuscha, nicht vorher.

VG
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15.09.2012, 14:29
Beitrag: #37
RE: Handelsrouten der Bronzezeit - Troja
(09.09.2012 21:32)913Chris schrieb:  Wenn überhaupt, dann war Wilusa ab Mitte des 14.Jhs. Vasall von Hattuscha, nicht vorher.

Über Troja muß der Goldschatz von Syke nicht gehandelt worden sein. Die 1,8 kg schweren Schmuckstücke aus Gold wurden im 14. Jhd. BC vergraben, in einem Beutel aus organischen Material. Es handelt sich wahrscheinlich um das Depot eines Händlers, jedenfalls sind es keine Grabbeigaben. http://de.wikipedia.org/wiki/Goldhort_von_Gessel

Die chemische Analyse zur Herkunft des Goldes ergab Zentralasien, genauer Kasachstan, Afghanistan oder Tadschikistan. http://www.rockefeller-news.com/31637/de...n-stammen/

Das ist die gleiche Region aus der das Zinn der frühen Bronzezeit stammte. http://www.forum-geschichte.at/Forum/sho...hp?tid=403

Das Schürfdatum des Goldes kann wahrscheinlich nicht festgestellt werden, überhaupt ist die Herkunft von Gold wegen seiner Reinheit schwerer zu bestimmen als die anderer Metalle.
Der Goldschmied, der die Schmuckstücke hergestellt hat, kann also ganz woanders gesessen haben. Die Schmuckstücke können über viele Generationen in Gebrauch gewesen sein, evtl. wurde das Gold sogar teilweise eingeschmolzen und neu verarbeitet.
Trotz aller Unsicherheiten bleibt es ein interessanter Umstand, dass es zwischen dem nördlichen Syke bei Bremen und Zentralasien offensichtlich eine Verbindung gab und sei es über viele Zwischenstationen.

Und da bin ich doch wieder nördlich von Troja, kann es eine direktere, nördliche Route von Zentralasien nach Mitteleuropa gegeben haben als über den Vorläufer der Seidenstraße über Mesopotamien, Ugarit, Mittelmeer?
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15.09.2012, 16:46
Beitrag: #38
RE: Handelsrouten der Bronzezeit
Also, wenn ich mir die Karten so ansehe, dann müßte der Transport auf jeden Fall an Troja vorbei gegangen sein. Entweder erfolgte er über den Vorläufer von Istanbul, wenn es südlich um das Schwarze Meer herum ging, oder aber ich würde im Donaudelta nach einer Handelsstadt suchen...

Würde mir zumindest logischer erscheinen...

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19.09.2012, 15:20
Beitrag: #39
RE: Handelsrouten der Bronzezeit
ich bin jetzt gerade in einem Buch, das ich gerade lese, über die Behauptung gestolpert, daß Trojas Aufstieg gewissermaßen mit der Entdeckung der Bronze begann und sein Untergang mit dem Ende der Bronzezeit zusammenfiel.
Darüber hinaus heißt es dort, verschiedene Formen der Metallegierungen seien frühzeitig aus Zentralasien beaknnt gewesen, die ältesten bekannten Zinnbronzen seien allerdings am Hellespont gefunden worden. Die Bronze also kam nicht aus Zentralasien.

Demnach wäre die Bedeutung Troias mit der Bronze eng verknüpft. Nun hatten wir aber schon so halbwegs "herausgefunden", daß eigentlich der Haupthandel nicht über Troia gelaufen ist...
Paßt also irgendwo nicht. Oder wurde in Troia die Bronze verarbeitet? Troia also nicht Handelspartner für Metalle- sondern für Gegenstände aus Metall?

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14.10.2012, 16:12
Beitrag: #40
RE: Handelsrouten der Bronzezeit
ich wollte jetzt keinen eigenen Thread dafür aufmachen, und ich weiß auch, daß die meisten von Terra X rein gar nichts halten- aber heute abend und nächste Woche gibt es für die, die sich dafür interessieren, im ZDF eine Dokumentation über den Bernsteinhandel in der Bronzezeit.

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