Antwort schreiben 
 
Themabewertung:
  • 1 Bewertungen - 5 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Geschichten rund um die Seidenstraße
23.10.2012, 17:47
Beitrag: #15
RE: Geschichten rund um die Seidenstraße
Palmyra - Teil 1

Eine wichtige Rolle im internationalen Handelsverkehr der Antike spielte Palmyra.
Heute nur eine kleine Oase in der Wüste, war sie im dritten Jahrhundert nach Christus
eine Stadt, deren Einfluss weit über die Region hinausging
und die auch politisch auf die Geschichte Einfluss nahm.

Lage von Palmyra

Die günstige Lage der Stadt brachte es mit sich,
dass die Stadt ein Wirtschaftszentrum ersten Ranges wurde.
Viele syrische Wüstenstraßen führten hier zusammen
(was auf der verlinkten Karte nicht wirklich gut sichtbar ist).
Auch dies war kein Zufall: Hier befand sich eine fruchtbare Oase.

Die Seleukiden gründeten an besagter Stelle 280 v. Chr. eine Stadt namens Tadmor.
Schon im 19. Jahrhundert vor Christus belegen assyrische Tontafeln dort
zumindest eine kleinere Siedlung.

Die Geschichte der Seleukiden in WDPG’s Geschichte Persiens: Teil 1, Teil 2, Teil 3

Mit der Zeit gewann die Oase an Bedeutung im Handelsverkehr.
Später siedelten die Seleukiden hier ihre Veteranen aus Makedonien an
und gründeten, wie an vielen anderen Stellen ihres Reiches, eine Militärkolonie.

Als das Seleukidenreich seinem Untergang entgegenwankte,
eroberten die Parther die Stadt, die mittlerweile Palmyra hieß.
Sie erbauten extra eine neue Straße von Dura-Europos hierher,
die die Bedeutung der Stadt erneut stark anschwellen ließ.

Bis zu den Römern gelangte die Nachricht von dieser Stadt.
Immer mehr Kaufleute wandten sich hierhin, denn sie wussten:
Hier konnten sie fast alle begehrten Stoffe Asiens bekommen.

Die Geschichte der Parther in WDPG’s Geschichte Persiens: Teil 1, Teil 2
Baalstempel in Palmyra

Im 1. Jahrhundert nach Christus kamen dann die Römer nach Palmyra.

Dies war ein bedeutender Schritt in den west-östlichen Beziehungen:
Die Römer hatten ein wichtiges Tor zum Osten aufgestoßen,
das zu einer Verbindungsstelle zwischen den Herren des Mittelmeers
und den Mongolen und Sarmaten wurde
(Funde beweisen nämlich, dass selbst diese Völker Händler bis Palmyra schickten).
Vom Persischen Golf kamen Händler mit Korallen, Gewürzen und vielem mehr,
nach einem Weg durch die Wüste, der ca. eineinhalbtausend Kilometer lang war!
Des Weiteren kamen Tiger und andere Raubtiere wurden angeliefert, aus dem fernen Indien.
Von dorther kamen auch andere exotische Dinge, so fand man
beispielsweise eine nur auf der indischen Halbinsel heimische Jutesorte in Palmyra.

Mein Beitrag zum Handel in dieser Gegend

Nachdem die Umbrüche in den ersten Jahrzehnten und Jahrhunderten
des neuen Jahrtausends den Handel mit Fernost zum Stocken gebracht hatten,
wurde er nun wieder intensiviert.
Die „Seidenstraße“ erlebte einen neuen Höhepunkt.
Neben dem Landweg wurde auch der Seeweg um Indien benutzt.
Beide Möglichkeiten waren eng mit Palmyra verbunden, dass eine Art Kreuzung darstellte:
Die nord-südlich verlaufende Straße, die verschiffte Waren vom Meer brachte,
traf hier auf die west-östliche „eigentliche“ Seidenstraße.
Die Bewohner nutzten das, indem sie sich als Karawanenführer anboten.

Der Handel ging nicht nur in einer Linie vonstatten, sondern in alle Himmelsrichtungen.
Aus Judäa, Kleinasien, Ägypten, Arabien, Mesopotamien und dem Hindukusch
kamen die Straßen, und jede wurde rege in beide Richtungen befahren.
Die Römerherrschaft zeigte sich nur bedingt, und trotzdem profitierte das Reich.
Aber die Händler wurden immer reicher, und wollten sich Rom nicht unterordnen.
Sie erbauten Paläste im hellenistischen Stil und verschönerten Palmyra.
Das Zentrum der Stadt bildete eine lange und elf Meter breite Straße,
an deren Seite riesige korinthische Säulen Spalier standen.
Diese Hauptachse mündete auf den oben schon verlinkten Baalstempel.
Alles dies sind heute nur noch Ruinen, aber man kann den einstigen Glanz
noch durch die Monumentalität des Erhaltenen erahnen.

Bildersammlung zu Palmyra

Natürlich versuchte auch Rom mit seinen machtbewussten Kaisern,
vom blühenden Handel zu profitieren.
Gleiches hatte auch für die vorigen Mächte der Region gegolten,
und gleiches galt immer noch ebenfalls für die Parther, die Rivalen Roms.
Doch die Palmyrener waren geschickt, und deshalb gelang es ihnen,
eine Sonderstellung im Grenzgebiet der zwei Großmächte einzunehmen,
und sich ein gewisses Maß an Selbstständigkeit zu erhalten,
wenn auch in Abhängigkeit zu den Römern:
Dabei half, dass die ganz aufs Wirtschaftliche ausgerichteten Bewohner
alle interessierten Mächte ihrer Neutralität versicherten.
Jahrhunderte lang agierte die Stadt zwischen zwei erbitterten riesigen Rivalen,
ohne zermalmt zu werden oder auch nur Macht einzubüßen.
Mit keinem verdarben sie es sich.

Der Hadriansbogen in Palmyra

Es ist bezeichnend, dass Plinius der Ältere mitteilt,
bei jedem Konflikt zwischen den Großmächten würde erwartungsvoll gefragt,
welche Position Palmyra einnehmen würde.
Außer der so schon großen Macht der Stadt
hatte sie nämlich auch noch bedeutenden Einfluss auf die sie umgebenden Wüstenvölker.
Die Römer waren schon zufrieden damit,
wenn ihre Dekrete ins Aramäische übersetzt wurden,
dass sie auch noch gelesen oder gar beachtet wurden, konnten sie nicht erwarten.

Nur die Zollbeamten der Römer setzten sich durch
und trüben das Bild einer fast allmächtigen Stadt.
Dafür wachten römische Soldaten über die Sicherheit des Handels.
Die Kohorte XX Palmyrenorum saß in Dura-Europos
und hatte entlang der kleinen Handelswege ihre Niederlassungen.
Damals machten nämlich Beduinen den Verkehr zwischen den Städten gefährlich.
Sie wurden Sarazenen genannt,
was sich vom arabischen Wort für „aus dem Osten stammend“ ableitet.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Antwort schreiben 


Nachrichten in diesem Thema
RE: Geschichten rund um die Seidenstraße - Maxdorfer - 23.10.2012 17:47

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste

Kontakt    |     Startseite    |     Nach oben    |     Zum Inhalt    |     SiteMap    |     RSS-Feeds