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Geschichten rund um die Seidenstraße
19.10.2012, 18:41
Beitrag: #4
RE: Geschichten rund um die Seidenstraße
Doch was Zhang-Qian nicht geschafft hatte, nämlich, bis ans Ende der Welt zu kommen, das interessierte nun immer mehr.
Hunderte Forscher – und Händler – machten sich auf den Weg.
Die einen erhofften sich neue Erkenntnisse, die anderen dachten eher an Absatzmärkte und fremde Waren.
Auch der chinesische Kaiser entsandte immer neue Expeditionen.
Dank der Reisebeschreibung des Entdeckers und Diplomaten fand man auch schneller in Richtung des kaspischen Meeres,
umrundete es – trotz der Warnungen der dortigen Völker – und kam schließlich nach Vorderasien.
Zhang-Qian hatte die Seidenstraße „erfunden“.

Bald tauchten in Europa chinesische Waren in größerem Maßstab auf.
Sie waren unvorstellbar weit getragen oder mit einfachen Karren gezogen worden.
Eine dieser Waren war – die Seide, die bald überall heiß begehrt war.
Im Austausch dafür erhielten die Händler meist Gemälde der großen griechischen Kunsthandwerker.
Meist aber nur die der unbedeutenden und nicht so guten – im fernen Osten machte man da eh keinen Unterschied,
denn Hauptsache, es war exotisch.
Das römische Reich eroberte die ganze Gegend rund um das Mittelmeer
und es wäre sicher zu intensiveren Kontakten und vielleicht sogar einer politischen Berührung gekommen, wenn nicht…

das Reich der Parther entstanden wäre.
Wie ein großer und fast undurchdringlicher Block schob es sich zwischen die beiden Einflussgebiete.
Es wusste Profit aus dem großen Wunsch nach den Erzeugnissen der beiden Partner zu treiben:
Als Mittelshändler kontrollierten sie ab jetzt den Warenfluss, und sie schoben natürlich noch einmal den Preis in die Höhe.

Auch der Seeweg nach Fernost wurde in dieser Zeit erforscht.
Nach dem Tode Alexanders des Großen begannen die Bewohner der arabischen Halbinsel,
immer die Küste entlang über den indischen Ozean in die weite Welt zu segeln.
Auf diesem Wege gelangten sie auch bald nach Indien. Hier entstand ebenfalls ein reger Handel.

Wegen der Stürme auf dem Roten Meer wurde dieses sehr ungern befahren.
Deshalb legten die indischen Schiffe schon in den Städten im Süden der arabischen Halbinsel an.
Die Handelsgüter wurden dann über Wege, die damals schon jahrhunderte alt waren und von denen schon die Bibel berichtet,
nach Syrien transportiert.

Eine tolle Entdeckung war die des Monsuns.
Der griechische Steuermann Hippalos, ein erfahrener Seemann, bemerkte im Laufe seiner Berufsjahre,
dass der Wind im indischen Ozean jedes halbe Jahr seine Richtung änderte.
Einmal wehte er von Südwesten nach Nordosten, dann genau umgekehrt und so weiter.
Man nannte dieses Phänomen „Hippalos-Wind“.
Ein großer Fortschritt für den Indienhandel:
Man fuhr, den Wind im Rücken, nach Indien, und sobald er sich gedreht hatte, wieder zurück.
Das Ptolemäerreich war bereits zu ausgelaugt, um davon profitieren zu können,
doch als die Römer das Land erobert hatten, bekam der Indienhandel neuen Schwung.

Kaufleute starteten über die ganze Küste des roten Meeres verteilt, in Leukos Limen oder auch in Berenike im Land der Troglodyten.
Diese Händler besorgten für die westliche Welt Baumwolle, Edelsteine, Gewürze und exotische Tiere,
und erschlossen gleichzeitig einen Absatzmarkt für Gold und Silber, oder auch für den ägyptischen Flachs.
Doch die Forscher des römischen Reiches konnten von diesen Männern wenig erfahren,
denn sie waren schweigsam und verrieten nicht gerne Einzelheiten über fernöstliche Länder.
Es hätte die Konkurrenz anschwellen lassen.

Nur eine Ausnahme gab es:
Ein sonst unbekannter Seefahrer schrieb eine Segelanweisung für die weite Reise,
die natürlich auch vielfältige Informationen über die fernen Länder enthielt.
Er beschrieb die afrikanische Ostküste von Ägypten bis Sansibar,
er beschrieb die Insel Ceylon (Sri Lanka)
und er beschrieb die indischen Gebiete rund um die Mündung des Ganges.
Über die Länder noch weiter im Osten jedoch konnte er nur wenig in Erfahrung bringen:
Es gäbe einen Punkt, wo das Land zu Ende sei.
Dieser Punkt sei der Beginn des großen chinesischen Reiches.
Doch dort hin zu kommen, sei fast unmöglich und es kämen nur selten Menschen von dort.


Trotzdem wurden die Kontakte zwischen den Kontinenten immer enger.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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RE: Geschichten rund um die Seidenstraße - Maxdorfer - 19.10.2012 18:41

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