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Bildungspolitik
18.09.2012, 19:28
Beitrag: #61
RE: Bildungspolitik
(03.09.2012 14:35)Wallenstein schrieb:  Mit dem was krasnaja über Mann's "Der Untertan" schreibt, hat er im Übrigen absolut recht, wobei das Buch selbst - für einen Jugendlichen - tatsächlich schwer zu lesen war.

Ich hab mich gekringelt, als ich ´s gelesen hab. Allerdings erst im Studium, dann allerdings rein interessehalber, ohne es von einem Prof vorgeschrieben bekommen zu haben...

Für Schüler allerdings wohl zu schwer, da zu viel (auch historisches) Vorwissen erforderlich ist.

VG
Christian
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18.09.2012, 19:46
Beitrag: #62
RE: Bildungspolitik
(03.09.2012 23:13)Viriathus schrieb:  Gelesen wurde bis zum Abi (der Erinnerung nach):
Kabale und Liebe - Schiller
Kleider machen Leute - Keller
Prinz Friedrich von Homburg - Kleist
Der zerbrochene Krug - Kleist
Die Ratten - Hauptmann
Geschichten aus dem Wiener Wald - Horvath
sowie diverse romantische Gedichte und Novellen

Also nix "aktuelleres"? Kroetz oder so?

(03.09.2012 23:13)Viriathus schrieb:  Mir fehlt ein der Schule (und fehlt aktuell, würde das gern freiwillig neben der Uni machen) das Fach "Literatur".

Öhm...eigentlich sollte das Fach Deutsch das Facht Literatur beihalten...

(03.09.2012 23:13)Viriathus schrieb:  Ein klassisches Werk lesen und darüber diskutieren, komplett auseinandernehmen, mann vermisse ich das. Deutsch LK war echt eines der besten Dinge der Schulzeit.

Hat mich in der Schule nur noch angeödet. Konnt ich nix damit anfangen. Hat sich im Studium grundlegend geändert... Smile

(03.09.2012 23:13)Viriathus schrieb:  Würde übrigens sagen, dass in Punkto Relevanz, Unterhaltung und Wahrheit wenig über die Naturalisten geht.

Auch in dieser Hinsicht ist Goethe für mich nach wie vor erste Wahl.


(02.09.2012 13:53)Bunbury schrieb:  Aber mich würde mal interessieren, ob du die diese Einschätzung teilst mit Schiller, Goethe und Lessing und ihrer Bedeutung für bestimmte Epochen der deutschen Literatur und auch, für wie wichtig du es hälst, diese Stücke zu lesen. Gerne auch per Mail. (Ich fand Lessing auf jedenfall einfacher zu lesen als Goethe.)

Ich halt´s für wichtig und find es traurig, dass im aktuellen bayerischen G8-Kanon all diese Dichter höchstens am Rande erscheinen. Nachdem jahrzehntelang nix anderes gelesen wurde, übertreibt man´s jetzt in die andere Richtung.
Schiller zu verstehen, so richtig zu verstehen, das gelingt allerdings erst, wenn man seine theoretischen Schriften auch gelesen - und verstanden - hat. Was mich an Goethe so fasziniert, ist sein unglaubliches Geschick beim Umgang mit der Sprache. Nicht umsonst stammen geschätzte 50% unserer "geflügelten Worte" aus dem Faust. Auch seine Balladen sind ein Genuss beim Lesen. Und wenn man dann genauer hinschaut, entdeckt man universelle Botschaften, die einfach nie veralten.

(03.09.2012 23:13)Viriathus schrieb:  Jemand der nichts mit Schiller anfangen kann, wird auch Goethe eher verschmähen.

Find ich nicht. Beide huldigten immerhin dem gleichen Schema, zuerst im Sturm und Drang, dann dem klassischen Schema. Wenn man mal ihren "Wettstreit um die beste Ballade" im Musenalmanach chronologisch mitverfolgt, wird erst so richtig klar, wie sie sich die beiden gegenseitig befruchtet und beeinflusst haben.
Schon ironisch, wenn man weiß, dass Goethe anfangs eine alles andere als hohe Meinung von Schiller hatte...

(03.09.2012 23:13)Viriathus schrieb:  (Böll böte sich an). Später ab Klasse 10 kann man an die im Satzbau und Syntax doch etwas schwierigeren Klassiker gehen. So verschreckt man keinen.

Naja, Böll hat da auch so seine Besonderheiten...

(02.09.2012 20:00)krasnaja schrieb:  Ich stamme nun aus einer Epoche, in der Schillers Werke und das Fach Geschichte sich direkt ergänzten.
Später Lessing, Kleist und Gottfried Keller nicht zu vergessen, Conrad Ferdinand Meyer , von den Kleidern die Leute machen , der Kuss von der Schanzel (es musste mal wieder sein, oh ihr müden Helden der Klasse von Johannes Berkan)
50 jahre ist es her und noch so präsent als wäre es gestern gewesen.


Spricht doch durchaus für die Klassiker, zu denen ich persönlich auch C.F.Meyer zähle. Nicht epochenmäßig, aber qualitätsmäßig.

(03.09.2012 23:13)Viriathus schrieb:  Leider richtig chris, der geänderte Kanon.
Folglich bleibt nur das Elternhaus, die angenommenen Versäumnisse der Schule auszugleichen.

Jau. Nur - wie viele Elternhäuser (prozentual gesprochen) gibt es denn noch, die selbiges leisten können?!? Es dürften nach meiner Schätzung so an die 20% sein. Alleroberstes Maximum!

(03.09.2012 23:13)Viriathus schrieb:  
(03.09.2012 13:20)krasnaja schrieb:  Mir machte der Bürgermeister Adam und seine Gerichtsverhandlung, um den Täter des zerbrochenen Kruges ausfindig zu machen, nachhaltig und auch heute noch viel Freude.
War Adam nicht der Richter?

Stimmt. Lustig ist es allemal. Hat was von Mann´s "Untertan"...
Ich hab den "Richter" mal in einer TV-Aufzeichnung einer 50er-Jahre (60er-Jahre?) Aufführung gesehen. Wenn, dann sollte man Schüler diese Aufführung zeigen!

(03.09.2012 23:13)Viriathus schrieb:  ich weiß es gar nicht mehr. Auf jeden Fall hat Kleist meiner Meinung nach einen viel zu geringen Stellenwert gegenüber anderen Autoren. Ich kenne Menschen, die halten ihn für den besten deutschen Autoren.

Nicht gerade für DEN besten - das ist für mich immer noch der alte Goethe - aber auch er gehört in die allererste Riege. Novalis noch dazu, Jean Paul, Storm, Fontane, Mann (Thomas und Heinrich), Böll, Borchert, Dürrenmatt und Frisch nicht zu vergessen - ein paar Autoren der (für mich) "ersten Riege" hab ich bestimmt noch vergessen, aber Deutschland bzw. der deutschsprachige Raum hat in der Hinsicht Unglaubliches hervorgebracht.

(03.09.2012 13:20)krasnaja schrieb:  In meiner Epoche wurden in der Schule Gedichte gelernt , gab es die auswendig zu lernende Glocke, behaftet mit so ungeheuer viel Weisheit, was allerdings erst in späteren Jahren aufgeht, und der Erlkönig mir erst eine Gänsehaut brachte, als ich selber Vater war.


Hätt auch ich schreiben können.

(03.09.2012 23:13)Viriathus schrieb:  Gedichte sind ein gutes Beispiel für die Schnittmenge zwischen Literatur und Geschichte. Begreift man z. B. was die Romantiker suchten, versteht man vieles was später folgte besser!

Hab ich erst gelernt, als ich mich auf das Erste Staatsexamen vorbereitete und mir da die Romantiker als einen meiner Schwerpunkte aussuchte.

(03.09.2012 23:13)Viriathus schrieb:  Übrigens musste ich nur zwei Gedichte auswendig lernen in meiner Schulzeit. Da ändert sich wohl die Zeit. Den "Herrn von Riebeck" und "Wünschelrute". Letzteres ist ja nicht schwer. Es ist auf vier Versen genau das was die Romantik kennzeichnet. Ein wahnsinniges Stück Literatur, man konnte nur staunen was sich alles aus diesen vier Zeilen herausholen ließ.

Wünschelrute
Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.

Hachja. Jetzt kann ich schlafen gehen. Danke!

VG
Christian
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03.10.2012, 21:30
Beitrag: #63
Nicht so wichtig?
Am Montag abend war ich auf einem Elternstammtisch. Nicht, daß besonders viele Eltern da gewesen wären, aber immerhin, der eine oder andere kam dann doch.
Und dabei bekam ich etwas zu hören, was mich dann doch sehr nachdenklich machte.
In der sechsten Klasse stehen drei Wochenstunden Biologie auf dem Stundenplan. Zwei davon werden am Freitag nachmittag unterrichtet- und haben in den mittlerweile 8 Wochen seit den Sommerferien gerade zweimal stattgefunden. Sofern sie jetzt am Freitag stattfinden, haben gerade mal 13 von 25 Unterrichtseinheiten stattgefunden.
Auf dem Plan stehen in diesem Schuljahr Fische, Reptilien, Amphibien und Vögel sowie Sexualkundeunterricht.
Eine Am Stammtisch anwesende Mutter sagte, sie sei gar nicht so traurig, daß der Unterricht ständig ausfiele. Dann sei er wenigstens nachmittags mal daheim, Bio sei schließlich unwichtig. Wenn da der Unterricht ausfiele, sei es nicht schlimm.
Irgendwie machte mich diese Aussage betroffen. Nicht schlimm? Wenn ein Abiturient die Schule verläßt und keine Ahnung davon hat, was der Unterschied ist zwischen einem Reptil und einer Amphibie? Keine Ahnung davon hat, wie die Tiergattungen aufeinander aufbauen? Das soll nicht schlimm sein?
Kommt es heute wirklich nur noch darauf an, daß man Mathe beherrscht, um Ingenieur zu werden, Englisch, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können? Nein, für Börsenkurse und Managerposten braucht man nicht zu wissen, was der Unterschied ist zwischen einem Reptil und einer Amphibie.
Aber ist das alles, wozu Bildung da sein sollte? Bildung als Mittel zum zweck, zur Bereitstellung von "Human Ressources"?
Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, daß diejenigen, die damals zur Zeiten der Aufklärung als Ideal die Bildung sahen, das im Sinn hatten.
Wenn ja- dann - Armes Deutschland.

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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04.10.2012, 08:36
Beitrag: #64
RE: Nicht so wichtig?
(03.10.2012 21:30)Bunbury schrieb:  Am Montag abend war ich auf einem Elternstammtisch. Nicht, daß besonders viele Eltern da gewesen wären, aber immerhin, der eine oder andere kam dann doch. Und dabei bekam ich etwas zu hören, was mich dann doch sehr nachdenklich machte.
In der sechsten Klasse stehen drei Wochenstunden Biologie auf dem Stundenplan. Zwei davon werden am Freitag nachmittag unterrichtet- und haben in den mittlerweile 8 Wochen seit den Sommerferien gerade zweimal stattgefunden. Sofern sie jetzt am Freitag stattfinden, haben gerade mal 13 von 25 Unterrichtseinheiten stattgefunden.
Auf dem Plan stehen in diesem Schuljahr Fische, Reptilien, Amphibien und Vögel sowie Sexualkundeunterricht. Eine Am Stammtisch anwesende Mutter sagte, sie sei gar nicht so traurig, daß der Unterricht ständig ausfiele. Dann sei er wenigstens nachmittags mal daheim, Bio sei schließlich unwichtig. Wenn da der Unterricht ausfiele, sei es nicht schlimm.
Irgendwie machte mich diese Aussage betroffen. Nicht schlimm? Wenn ein Abiturient die Schule verläßt und keine Ahnung davon hat, was der Unterschied ist zwischen einem Reptil und einer Amphibie? Keine Ahnung davon hat, wie die Tiergattungen aufeinander aufbauen? Das soll nicht schlimm sein? Kommt es heute wirklich nur noch darauf an, daß man Mathe beherrscht, um Ingenieur zu werden, Englisch, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können? Nein, für Börsenkurse und Managerposten braucht man nicht zu wissen, was der Unterschied ist zwischen einem Reptil und einer Amphibie.
Aber ist das alles, wozu Bildung da sein sollte? Bildung als Mittel zum zweck, zur Bereitstellung von "Human Ressources"? Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, daß diejenigen, die damals zur Zeiten der Aufklärung als Ideal die Bildung sahen, das im Sinn hatten.
Wenn ja- dann - Armes Deutschland.

Das stimmt allerdings.
Ich wundere mich wirklich, dass bei "dir" an der Schule so wenig Biologie stattfindet. Besonders in den unteren Klassen ist der Unterrichtsstoff einfach unheimlich wichtig.
Mein Großvater, promovierter Chemiker, hat mit mir gerade gestern wieder lange und ausdauernd darüber gesprochen. Er kriegt das halt in seinen Fachgebieten Chemie (als Hauptstudienfach), Geologie (als Nebenfach) und Astronomie (als Hobby) immer wieder mit, dass manchen Menschen einfach die grundlegenden Kenntnisse fehlen, gerade den Journalisten, die ja keine Fachausbildung absolviert haben müssen.
Du hast also völlig recht, die Themen, die du da genannt hast, sind wirklich essentiell, und es ist ein Armutszeugnis, dass da so viel ausfällt. Die Äußerung der einen Mutter kann ich mehr oder weniger verstehen. Ich weiß nicht, wie viel sie arbeitet und wie viele außerschulische Aktivitäten ihr Sohn noch macht, aber dass es sie freut, wenn ihr Sohn endlich mal zu Hause ist, kann ich verstehen. Natürlich ist es trotzdem gravierend, was sich bei euch an Unterrichtsausfall summiert.
So weit, so gut - oder besser, so weit, so schlecht. Aber der Witz an der Sache ist ja der Stoff aus den höheren Klassen und Kursen. Das fing bei uns schon in der achten Klasse an. Ich war in der bilingualen Biologie-Klasse (zweisprachiger Unterricht in Deutsch-Englisch), aber trotzdem gab es da schon Dinge, die einfach unnötig waren. Ein Beispiel (bei weitem nicht das einzige): Wir durften alle 32 Körperteile des klassischen Regenwurms auswendig lernen und mussten sie zuordnen können - und auf Deutsch UND auf Englisch! Und nicht im Leistungskurs, sondern in der achten Klasse!
Um noch einmal auf meinen Großvater zurückzukommen, er regt sich nun einmal gerne auf, und da hat er auch jede Menge Grund dazu. Ein Grundkurs oder auch eine Chemieklasse der Mittelstufe sind nun einmal dazu da, um die Grundlagen zu beherrschen, eben beispielsweise, um verstehen zu können, was die Zeitungen berichten. Sowohl spätere Journalisten als auch spätere Leser/Zuschauer müssen die "Basics" der Chemie erlernen, verbunden vielleicht mit etwas aktuell nutzbarem Wissen, zum Beispiel über Radioaktivität. Gleiches gilt natürlich auch für andere Fächer, Mathe, Geschichte, Musik etc.
Doch das, was bei uns im Chemieunterricht durchgenommen wird, oder auch teilweise vor bis zu zwei Jahren durchgenommen wurde, ist laut ihm ziemlich unnötig. Die Broensted-Säuren, mit der wir uns monatelang herumschlugen, kannte er gar nicht, und selbst als ich sie ihm erklärte, konnte er sich nicht erinnern. Reaktionskinetik benötigt nach der Schule erst recht nur noch der professionelle Chemiker, vom Reaktionsverhalten der Erdalkalimetalle erst ganz zu schweigen.
Diejenigen, die dieses Wissen wirklich brauchen, befinden sich im Chemie-Leistungskurs.

Besonders vor diesem Hintergrund kann ich dein Entsetzen gut verstehen. Meiner Meinung nach müsste der Lehrplan an vielen Stellen weggekürzt werden, um dafür ein breiteres Fundament an (dauerhaftem) Wissen zu schaffen.

Und bitte, grinst nicht so blöd, nur weil ich geschrieben habe, man solle den Lehrplan zusammenkürzen.

VG
Der Maxdorfer

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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04.10.2012, 09:16
Beitrag: #65
RE: Bildungspolitik
@Maxdorfer
du hast sicherlich gar nicht so Unrecht mit deiner Forderung nach einem gestrafften Lehrplan. Vor allem Angesichts der verkürzten Lernzeit (G8). Es wird viel Ballast mitgeschleppt.

@Bunbury
mich hat deine Schilderung auch sehr nachdenklich gemacht. Ich hatte schon ähnliche Diskussionen und es bleibt immer die Frage, was an Stoff vermittelt werden soll und was nicht.

Eigentlich müsste es doch irgendwie jedem mal klar geworden sein, dass es nicht wirklich funktioniert, Schüler 10-12 Jahre lang auf einen Stuhl zu fesseln, sie (manchmal relativ unkritisch) mit Inhalten zuzutexten und dann zu erwarten, sie würden dynamisch, innovativ, spontan und kreativ ins Berufsleben einsteigen können.
Mein Sohn hat das Glück, dass sein neuer Schulleiter ähnlich denkt. Er (mein Sohn) ist in der 7. Klasse, Gymnasium und derzeit gibt es noch Frontalunterricht. Der wird aber in den nächsten Jahren immer mehr durch fächerübergreifende Projektarbeit mit Tandemunterricht abgelöst werden. D.h. in den Kernfächern stehen für ein paar Unterrichtseinheiten pro Woche zwei Lehrer zur Verfügung. Damit können die individuellen Stärken und Schwächen der Schüler berücksichtigt werden. Der Rest ist Projektarbeit.
In der fächerübergreifenden Projektarbeit können genau die Fähigkeiten vermittelt werden, die die Kinder später brauchen. Eigenverantwortliches Arbeiten, Strukturen finden und vorgeben, Zeitmanagement, Teamwork, Kommunikation, etc. Das dazu notwendige (Fach-)Wissen erarbeiten sich die Schüler mit Unterstützung der Lehrer zum großen Teil dann selber.
Wir werden sehen, ob das funktioniert.
Ich würde es mir sehr wünschen, denn so könnte der Unterricht der Zukunft aussehen.

nicht ärgern, nur wundern...
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04.10.2012, 09:43
Beitrag: #66
RE: Nicht so wichtig?
(03.10.2012 21:30)Bunbury schrieb:  Aber ist das alles, wozu Bildung da sein sollte? Bildung als Mittel zum zweck, zur Bereitstellung von "Human Ressources"?
Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, daß diejenigen, die damals zur Zeiten der Aufklärung als Ideal die Bildung sahen, das im Sinn hatten.
Wenn ja- dann - Armes Deutschland.

(04.10.2012 08:36)Maxdorfer schrieb:  Besonders vor diesem Hintergrund kann ich dein Entsetzen gut verstehen. Meiner Meinung nach müsste der Lehrplan an vielen Stellen weggekürzt werden, um dafür ein breiteres Fundament an (dauerhaftem) Wissen zu schaffen.

Schule als einzige Vermittlerin von Bildung im Sinne der Aufklärung - verlangt man da nicht zu viel?
Mir würde es reichen, wenn die staatlichen Schulen ein Basiswissen vermitteln, nicht nur in Naturwissenschaften, Sprachen, Mathematik, Ethik, Philisophie, Geschichte sondern auch Wirtschaft, Jura, vor allem Alltagswissen und Lern- und Informationstechniken.
Und das möglichst 10 Jahre für alle gleich in zuverlässig organisierten Ganztagsschulen mit Mittagstisch von ordentlicher Qualität. Die musischen Fächer und Sport sollten den Schultag so gliedern, dass sie der Entspannung und Erfrischung zwischendurch dienen.

Und den Lehrplan würde ich auch zusammenkürzen, um das Gehirn frei für die notwendigen Grundlagen zu machen.
Die weichen Naturwissenschaften Biologie, Geographie können neugierige Kinder gut außerschulisch vertiefen, etwa durch Sachbücher für Kinder wie z.B. die "Was ist was"-Reihe oder gute TV-Sendungen wie "Löwenzahn".
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04.10.2012, 10:01
Beitrag: #67
RE: Nicht so wichtig?
(04.10.2012 08:36)Maxdorfer schrieb:  Das stimmt allerdings.
Ich wundere mich wirklich, dass bei "dir" an der Schule so wenig Biologie stattfindet. Besonders in den unteren Klassen ist der Unterrichtsstoff einfach unheimlich wichtig.

Sehe ich genauso. Es geht hier schließlich um Basiswissen, um "Allgemeinbildung".


(04.10.2012 08:36)Maxdorfer schrieb:  Die Äußerung der einen Mutter kann ich mehr oder weniger verstehen. Ich weiß nicht, wie viel sie arbeitet und wie viele außerschulische Aktivitäten ihr Sohn noch macht, aber dass es sie freut, wenn ihr Sohn endlich mal zu Hause ist, kann ich verstehen.

Ich ehrlich gesagt nicht wirklich. Der Sohn hat sehr viele außerschulische Aktivitäten, aber auch hier dreht es sich nur um das, was irgendwann mal den beruflichen Erfolg bringen soll.
Mir wird ein bißchen Angst und bange, wenn ich daran denke, daß da ein junger Mensch heranwächst, bei dem es einzig und allein um Erfolg geht. Dieser jetzt noch junge Mensch ist für Führungsaufgaben bestimmt, das ist jetzt schon klar ersichtlich. (Gut.bleibt die Frage, ob er mitmacht....)
Nur- will man wirklich von so jemandem geführt werden?
Ich nicht...

(04.10.2012 08:36)Maxdorfer schrieb:  Sowohl spätere Journalisten als auch spätere Leser/Zuschauer müssen die "Basics" der Chemie erlernen, verbunden vielleicht mit etwas aktuell nutzbarem Wissen, zum Beispiel über Radioaktivität. Gleiches gilt natürlich auch für andere Fächer, Mathe, Geschichte, Musik etc.
Doch das, was bei uns im Chemieunterricht durchgenommen wird, oder auch teilweise vor bis zu zwei Jahren durchgenommen wurde, ist laut ihm ziemlich unnötig. Die Broensted-Säuren, mit der wir uns monatelang herumschlugen, kannte er gar nicht, und selbst als ich sie ihm erklärte, konnte er sich nicht erinnern. Reaktionskinetik benötigt nach der Schule erst recht nur noch der professionelle Chemiker, vom Reaktionsverhalten der Erdalkalimetalle erst ganz zu schweigen.

Ich habe auch keine Ahnung, was Bronstead Säuren sind- und ich hatte immer 15 Punkte. (Aber Grundkurs.) Aber du hast recht. Obwohl wir immer mehr Abiturienten haben, fehlt es an Basiswissen- quer durch alle Fächer weg, in breiten Teilen der Bevölkerung.
Aber als alter verswchwörungstheoretiker glaube ich, daß das durchaus gewollt ist. Je höher der Bildungsgrad, umso krtitischer ist jemand...

(04.10.2012 08:36)Maxdorfer schrieb:  Besonders vor diesem Hintergrund kann ich dein Entsetzen gut verstehen. Meiner Meinung nach müsste der Lehrplan an vielen Stellen weggekürzt werden, um dafür ein breiteres Fundament an (dauerhaftem) Wissen zu schaffen.

Und bitte, grinst nicht so blöd, nur weil ich geschrieben habe, man solle den Lehrplan zusammenkürzen.

VG
Der Maxdorfer

Ich grinse überhaupt nicht. Ich bin nämlich auch der Meinung, daß der Lehrplan die Schüler nicht dort abholt, wo sie stehen und sie mit einem Wissen befrachtet, das völlig unsinnig ist.
Ich weiß nicht, welchen Weg Rheinland-Pfalz bei der Verkürzung zu G8 genommen hat, aber Hessen hat ja die Mittelstufe um ein Jahr gekürzt. Mit dem Ergebnis, daß die Kinder in der sechsten Klasse mit der zweiten Fremdsprache beginnen.
Meiner Meinung nach eine krasse Fehlentscheidung. Der Englischunterricht wurde enorm komprimiert und die Kinder müssen die Grammatik jetzt schneller lernen und haben nicht ausreichend Zeit, das zu üben. Und noch bevor da eine solide Basis da ist, wird schon die zweite Fremsprache oben drauf gepackt. Viel zu früh. Die zweite Fremdsprache lernt so ohnehin nur jemand, der sehr sprachbegabt ist- und die erste wird auch nicht richtig gesprochen. (Insbesondere, wenn der Stundenplan so gestrickt ist, daß zweimal in der Woche der Englisch- auf den Französischunterricht folgt, was jeden Hirnforscher nur fassungslos zurückläßt...)

Wie man hört, zeigen erste Reaktionen von Universitäten und Ausbildung, daß das Englischniveau durch G8 bei Verkürzung der Mittelstufe deutlich gesunken ist.

Ich bin mal gespannt, wie das weitergeht...

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04.10.2012, 10:13
Beitrag: #68
RE: Nicht so wichtig?
(04.10.2012 09:43)Renegat schrieb:  Schule als einzige Vermittlerin von Bildung im Sinne der Aufklärung - verlangt man da nicht zu viel?

Du liest da etwas hinein, was ich nicht gesagt habe. Nein, natürlich sollte Schule nicht die einzige Bildungsinstitution sein.
Aber es ist nun mal die zentrale Institution, die, die jeder durchlaufen muss. Wenn also die Schule es nicht schafft, ein Basiswissen zu vermitteln- woher soll es denn bei den Kindern kommen, deren Eltern es nicht bis zum Abitur gebracht haben?

(04.10.2012 09:43)Renegat schrieb:  Mir würde es reichen, wenn die staatlichen Schulen ein Basiswissen vermitteln, nicht nur in Naturwissenschaften, Sprachen, Mathematik, Ethik, Philisophie, Geschichte sondern auch Wirtschaft, Jura, vor allem Alltagswissen und Lern- und Informationstechniken.

Im großen und ganzen gebe ich dir recht. Allerdings würde mich mal so ganz nebenbei interessieren, was du unter "Basiswissen in Jura" verstehst. Ich bin mir nicht sicher, ob Jura darauf ausgelegt ist, als "Basiswissen" verstanden zu werden...Aber das ist jetzt nur nebenschauplatz...

(04.10.2012 09:43)Renegat schrieb:  Und das möglichst 10 Jahre für alle gleich in zuverlässig organisierten Ganztagsschulen mit Mittagstisch von ordentlicher Qualität. Die musischen Fächer und Sport sollten den Schultag so gliedern, dass sie der Entspannung und Erfrischung zwischendurch dienen.

Eine schöne Vision, die aber weit entfernt ist von jeder Realität. Die Kinder, die jetzt zur Schule gehen, können nicht darauf warten, daß (und ob...) es irgendwann einmal so weit kommen wird. Raum- und Personalmangel werden dem immer im Wege stehen- alles andere ist Illusion.


(04.10.2012 09:43)Renegat schrieb:  Die weichen Naturwissenschaften Biologie, Geographie können neugierige Kinder gut außerschulisch vertiefen, etwa durch Sachbücher für Kinder wie z.B. die "Was ist was"-Reihe oder gute TV-Sendungen wie "Löwenzahn".

Wenn die Grundlagen da sind, durchaus. Aber dazu müssen erst einmal die Grundlagen da sein. Die Bildung, die außerschulisch erfolgt, muss sich dann nach den persönlichen Interessen des Kindes richten, ansonsten ist auch sie Zeitverschwendung.
Und seien wir doch ehrlich- außerschulische Bildung hängt nun mal davon ab, daß Eltern die Möglichkeiten dazu geben. Und das hängt wiederum davon ab, welche Möglichkeiten die Eltern haben...

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04.10.2012, 10:48
Beitrag: #69
RE: Nicht so wichtig?
(04.10.2012 10:13)Bunbury schrieb:  Du liest da etwas hinein, was ich nicht gesagt habe. Nein, natürlich sollte Schule nicht die einzige Bildungsinstitution sein.
Aber es ist nun mal die zentrale Institution, die, die jeder durchlaufen muss. Wenn also die Schule es nicht schafft, ein Basiswissen zu vermitteln- woher soll es denn bei den Kindern kommen, deren Eltern es nicht bis zum Abitur gebracht haben?

Ok, da habe ich dich gründlich mißverstanden. Bei der Erwähnung der Aufklärung habe ich vorschnell ins 19.Jht umgeschaltet ins Bildungsbürgertum, denn daher kommen mE noch einige Lehrplaninhalte und Methoden.


(04.10.2012 10:13)Bunbury schrieb:  Im großen und ganzen gebe ich dir recht. Allerdings würde mich mal so ganz nebenbei interessieren, was du unter "Basiswissen in Jura" verstehst. Ich bin mir nicht sicher, ob Jura darauf ausgelegt ist, als "Basiswissen" verstanden zu werden...Aber das ist jetzt nur nebenschauplatz...

Jura ist zu hoch gegriffen, ich habe schon zu viele junge Erwachsene an den Fallstricken unserer Gesellschaft verzweifeln sehen.
Kaufverträge, Gewährleistungen, Mietverträge, Mobilfunkverträge, Kredite, Kündigungsfristen wären die Stichpunkte.
Natürlich sollten Jugendliche das zu Hause lernen aber erstens sind nicht alle Eltern in allen Bereichen umfassend gebildet und zweitens fällt die Volljährigkeit noch fast mit der Pubertät zusammen.

(04.10.2012 10:13)Bunbury schrieb:  Eine schöne Vision, die aber weit entfernt ist von jeder Realität. Die Kinder, die jetzt zur Schule gehen, können nicht darauf warten, daß (und ob...) es irgendwann einmal so weit kommen wird. Raum- und Personalmangel werden dem immer im Wege stehen- alles andere ist Illusion.

Das ist das traurige Hauptproblem. Seit den 80ern durchläuft eine Schülergeneration nach der anderen das deutsche Flickenteppich-Schulsystem, alle wissen um seine Fehler, reden viel und ändern wenig. Eltern versuchen nach ihren individuellen Möglichkeiten, die Mängel auszugleichen und hoffen damit ihren Kindern einen kleinen Vorsprung beim großen Rennen um die besten Jobs zu verschaffen.

OT Alle Eltern wollen nur das beste für ihre Kinder und dass es ihnen mal besser geht. Diesen Allgemeinplatz habe ich erst neulich wieder gehört, als es um Generationengerechtigkeit ging und den gefürchteten Jahrgang 64 und die Übertragung der Verunsicherung der Elterngeneration auf ihre Kinder und die unsicheren Arbeitsverhältnisse europaweit bei den unter 35-Jährigen und....und ...
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04.10.2012, 21:27
Beitrag: #70
RE: Nicht so wichtig?
(03.10.2012 21:30)Bunbury schrieb:  Am Montag abend war ich auf einem Elternstammtisch. Nicht, daß besonders viele Eltern da gewesen wären, aber immerhin, der eine oder andere kam dann doch.
Und dabei bekam ich etwas zu hören, was mich dann doch sehr nachdenklich machte.
In der sechsten Klasse stehen drei Wochenstunden Biologie auf dem Stundenplan. Zwei davon werden am Freitag nachmittag unterrichtet- und haben in den mittlerweile 8 Wochen seit den Sommerferien gerade zweimal stattgefunden. Sofern sie jetzt am Freitag stattfinden, haben gerade mal 13 von 25 Unterrichtseinheiten stattgefunden.
Auf dem Plan stehen in diesem Schuljahr Fische, Reptilien, Amphibien und Vögel sowie Sexualkundeunterricht.
Eine Am Stammtisch anwesende Mutter sagte, sie sei gar nicht so traurig, daß der Unterricht ständig ausfiele. Dann sei er wenigstens nachmittags mal daheim, Bio sei schließlich unwichtig. Wenn da der Unterricht ausfiele, sei es nicht schlimm.
Irgendwie machte mich diese Aussage betroffen. Nicht schlimm? Wenn ein Abiturient die Schule verläßt und keine Ahnung davon hat, was der Unterschied ist zwischen einem Reptil und einer Amphibie? Keine Ahnung davon hat, wie die Tiergattungen aufeinander aufbauen? Das soll nicht schlimm sein?
Kommt es heute wirklich nur noch darauf an, daß man Mathe beherrscht, um Ingenieur zu werden, Englisch, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können? Nein, für Börsenkurse und Managerposten braucht man nicht zu wissen, was der Unterschied ist zwischen einem Reptil und einer Amphibie.
Aber ist das alles, wozu Bildung da sein sollte? Bildung als Mittel zum zweck, zur Bereitstellung von "Human Ressources"?
Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, daß diejenigen, die damals zur Zeiten der Aufklärung als Ideal die Bildung sahen, das im Sinn hatten.
Wenn ja- dann - Armes Deutschland.
Ganz klar nein. Auch wenn die Schule auf das Berufsleben vorbereiten soll, hat sie auch den Auftrag den Kindern ein großes Allgemeinwissen beizubringen.
Und gerade in der Sek. I wird den Kinder noch viel sinnvolles beigebrachet, wobei es auch da schon einige unsinnige Themen gibt.
Die unsinnigsten Dinge lernt man allerdings erst in der Oberstufe.

"Auflehnung ist das heiligste aller Rechte und die notwendigste aller Pflichten."
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04.10.2012, 21:31
Beitrag: #71
RE: Nicht so wichtig?
(04.10.2012 10:01)Bunbury schrieb:  Ich weiß nicht, welchen Weg Rheinland-Pfalz bei der Verkürzung zu G8 genommen hat, aber Hessen hat ja die Mittelstufe um ein Jahr gekürzt.
Hat man in NRW auch gemacht.
(04.10.2012 10:01)Bunbury schrieb:  Mit dem Ergebnis, daß die Kinder in der sechsten Klasse mit der zweiten Fremdsprache beginnen.
Ist in NRW auch so.
(04.10.2012 10:01)Bunbury schrieb:  Meiner Meinung nach eine krasse Fehlentscheidung. Der Englischunterricht wurde enorm komprimiert und die Kinder müssen die Grammatik jetzt schneller lernen und haben nicht ausreichend Zeit, das zu üben.
Nanana, deswegen wurde in NRW der Englischunterricht schon in die Grundschule verlegt. Schon ab der ersten Klasse lernen die Kinder in NRW Englisch.

"Auflehnung ist das heiligste aller Rechte und die notwendigste aller Pflichten."
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04.10.2012, 22:16
Beitrag: #72
RE: Bildungspolitik
Englisch wird hier auch ab der ersten bzw der dritten Klasse unterrichtet.
Aber der Englischuntericht an der Grundschule verfolgt ganz andere Ziele als der Englischunterricht an der weiterführenden Schule.
Der Englischunterricht an der Grundschule ist vor allem dafür da, daß die Schüler sich mit dem Sprachklang vertraut machen, daß sie die Scheu vor der fremden Sprache verlieren.
An Grammatik ist in den ersten vier Klassen überhaupt nicht zu denken.
Grammatik und Satzbau im Englischen lernt man erst in der fünften Klasse- und damit das richtige Sprechen der Sprache. Was voher in der Grundschule läuft, ist pillepalle und nicht dazu geeignet, sich in Großbritannien zu verständigen. (Weiß ich von den Schottlandurlauben mit einem Grundschüler. Die verständigung begann erst nach Klasse 5.)
Deswegen ist die zweite Fremdsprache ab der sechsten Klasse dennoch zu früh...
Nicht umsonst liegt Anteil der Sitzenbleiber in der sechsten Klasse am höchsten....

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05.10.2012, 16:00
Beitrag: #73
RE: Bildungspolitik
Heute früh hätte ich mich beinahe an meinem Marmeladenbrot verschluckt, als ich das lesen musste: Angry

Zitat: Die 13 Werkrealschüler der Eschach-Schule in Dunningen (Kreis Rottweil) haben es nicht leicht: Das Schuljahr ist gerade ein paar Tage alt, da wird die soeben gebildete 10te Klasse wieder geschlossen- auf Anordnung des Staatlichen Schulamts in Donaueschingen.
Aus Sicht der Behörde ist die Sache klar, die Verwaltungsvorschriften sind da eindeutig: Wird die Mindestzahl von 16 Schülern nicht erreicht, gibt es eben keine Klasse. Dunningen ist kein Einzelfall. Auch in Geisingen (Kreis Tuttlingen) und Renningen (Kreis Böblingen) schicken die Schulämter die Kinder zu Schuljahresbeginn weg, weil es nicht reicht.
Plötzlich heimatlos, müssen sich die Jugendlichen nach Alternativen umsehen. [...]

Wie es dazu überhaupt kam:

Zitat:[...] Am Ende des alten Schuljahres sieht es in Dunningen noch recht gut aus: 17 Anmeldungen registriert die Schule am 23. Juli. Doch während der Ferien überlegen es sich einige Schüler anders, wechseln etwa auf die zweijährige Berufsfachschule oder beginnen eine duale Ausbildung. Der große Rest aber will den Werkrealschulabschluss machen und darf nicht. Dabei ist alles vorbereitet, die Lehrer eingeteilt, die Unterrichtsbücher gekauft. Die ersten Stunden werden gehalten. die dramatische Wende erfolgt am 15. September: Da fragt das Schulamt erneut die Zahlen ab. [...] Kurz darauf fällt die Entscheidung [...]
Quelle: Schwarzwälder Bote vom 5.10.2012


Nach knappen 3 Wochen Unterricht sagt man jetzt allen ernstes 16jährigen Schülern, "Übrigens, nächsten Montag braucht ihr nicht mehr zu kommen, wir machen dicht. Wer noch irgendeinen Schulabschluss möchte, muss halt schauen, wie er das macht. Hier gehts nicht!"


Noch eine kleine Anmerkung: Alle 3 betroffenen Schulen befinden sich im ländlichen Raum. Alternativschulen sind zwischen 15 und 30 km entfernt, die Busverbindungen sind seit Jahren unzureichend.

Angry ist mir übel....

nicht ärgern, nur wundern...
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05.10.2012, 17:48
Beitrag: #74
RE: Bildungspolitik
(05.10.2012 16:00)Uta schrieb:  Heute früh hätte ich mich beinahe an meinem Marmeladenbrot verschluckt, als ich das lesen musste: Angry

Verständlich. Ich frage mich da allerdings, warum da keine verbindlichen Zusagen von den Schülern eingefordert wurden? Dann hätte man diese Planungsunsicherheit umgehen können...

Was sagen eigentlich die Eltern zu dieser Paragraphenreiterei? Wenn uns als nicht direkt Betroffenen schon der Hut hochgeht, dann muss bei denen doch bald der Bürgerkrieg ausgerufen werden...

Beppe
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05.10.2012, 18:59
Beitrag: #75
RE: Bildungspolitik
(05.10.2012 17:48)913Chris schrieb:  Ich frage mich da allerdings, warum da keine verbindlichen Zusagen von den Schülern eingefordert wurden?

Die Zeitung sagt dazu folgendes:

"Die Schwierigkeiten haben auch damit zu tun, dass die Landesregierung das ehrgeizige Ziel verfolgt, lernschwachen Schülern zu erfolgreichen Abschlüssen zu verhelfen: Notenhürden kippen und dadurch gerät ein verlässliches Anmeldesystem aus den Fugen. Hinzu kommt, dass es immer weniger Schüler gibt. In dünn besiedelten Räumen hat ein Buhlen um die letzten Kinder und Jugendlichen eingesetzt."

(05.10.2012 17:48)913Chris schrieb:  Was sagen eigentlich die Eltern zu dieser Paragraphenreiterei? Wenn uns als nicht direkt Betroffenen schon der Hut hochgeht, dann muss bei denen doch bald der Bürgerkrieg ausgerufen werden...

Beppe
Jep, die sind kurz vorm Amok, reden von Behörden-Willkür, von drohender Benachteiligung, von starker Verunsicherung seitens der Kinder, etc.

Ich habe in einem der betroffenen Orte meine halbe Jugend verbracht und dort auch noch einiges an Verwandtschaft. Ich werde mich in der nächsten Zeit mal nach der Stimmung im Ort und den Stand der Dinge erkundigen.

Planungsunsicherheit ist genau das Stichwort. Es ist eine Katastrophe. Keiner hat hier mehr eine Garantie darauf, dass die Kinder die gewählte Schulform bis zum Ende werden durchziehen können aber nicht aufgrund fehlender eigener Leistung, sondern alleine was die Rahmenbedingungen angeht. Keiner weiß, ob es die Schulform dann überhaupt noch geben wird und wieviel Schuljahre sie bis dahin umfasst hat. Ob sie sich auch mit einem doppelten Jahrgang um die Studienplätze prügeln können, oder ob der Abschluss überhaupt noch was wert ist, ob sie sich mitten unterm Schuljahr eine neue Schule suchen sollen, oder ob sie lieber gleich Sozialhilfe beantragen sollen.

Das nenne ich doch mal wirklich gelungene Bildungspolitik!

nicht ärgern, nur wundern...
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17.10.2012, 19:23
Beitrag: #76
RE: Bildungspolitik
Es ist (mal wieder) bewiesen worden, dass das deutsche Bildungssystem extrem ungerecht ist.
http://www.spiegel.de/schulspiegel/unger...57156.html
Wann ändert sich endlich was daran ?? Angry

"Auflehnung ist das heiligste aller Rechte und die notwendigste aller Pflichten."
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17.10.2012, 22:49
Beitrag: #77
RE: Bildungspolitik
Dann, wenn diejenigen, die großen Einfluss haben, ein Interesse haben, etwas daran zu ändern.
Momentan sieht es nicht so aus...

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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17.10.2012, 22:51
Beitrag: #78
RE: Bildungspolitik
(17.10.2012 22:49)Bunbury schrieb:  Dann, wenn diejenigen, die großen Einfluss haben, ein Interesse haben, etwas daran zu ändern.
Momentan sieht es nicht so aus...
Warum sollten sie auch ?? Sie sind ja davon nicht (direkt) betroffen.

"Auflehnung ist das heiligste aller Rechte und die notwendigste aller Pflichten."
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17.10.2012, 23:27
Beitrag: #79
RE: Bildungspolitik
Doch in gewisser Weise schon.
Wenn die Bücher, die ich in letzter Zeit so gelesen habe, auch nur halbwegs den Kern der Sache treffen, dann ist es durchaus so gewollt. Man braucht eine gewisse dumme Schicht, damit eben die Hilfsjobs auch noch gemacht werden...

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18.10.2012, 13:21
Beitrag: #80
RE: Bildungspolitik
(17.10.2012 23:27)Bunbury schrieb:  Doch in gewisser Weise schon.
Wenn die Bücher, die ich in letzter Zeit so gelesen habe, auch nur halbwegs den Kern der Sache treffen, dann ist es durchaus so gewollt. Man braucht eine gewisse dumme Schicht, damit eben die Hilfsjobs auch noch gemacht werden...
Dafür gibts doch Ausländer, klingt merkwürdig ist aber so. Zum Beispiel Rumänen und/oder Polen. Die sind sogar noch billiger. Sad Rolleyes

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