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Handelsrouten und Handelsorte des Mittelalters:
15.09.2012, 19:10
Beitrag: #5
RE: Handelsrouten und Handelsorte des Mittelalters:
Der Handel im Frankenreich - Teil 2

Auf dem Wasser hingegen gab es viele dieser Probleme nicht: Der Fluss arbeitete unermüdlich (sofern man in die richtige Richtung wollte, also stromabwärts), die Schiffe waren relativ stabil und nicht schwer zu bedienen. Auch Piraten sind in der Merowingerzeit unbekannt, erst im späten neunten Jahrhundert nach Christus kommen die Normannen und verbreiten Furcht und Schrecken.

In den frühen Jahrhunderten des fränkischen Großreiches stand die Schifffahrt noch in ihrer Blüte und so wundert es nicht, dass eine der wichtigsten Handelsstädte eine alte Seefahrerstadt war: Die ehemalige griechische Übersee-Kolonie Massilia, das heutige Marseille.

Dort kamen all die Waren an, die von anderen Ufern des Mittelmeers an die Franken verkauft wurden, zum Beispiel auch Sklaven, deren Erwerb viel nun schwieriger war, weil es rund um das Mittelmeer kaum nichtchristliche Staaten gab. Ein weiterer wichtiger Handelsstoff war der Papyrus, der im 6. Jahrhundert eine wahre Blütezeit erlebte und bedeutend häufiger verwendet wurde als Pergament. Er war jedoch teuer, da er aus Ägypten importiert wurde. In den Handelsstädten konzentrierten sich deshalb auch Bildung und Wissenschaften.

Weitere Handelsgüter waren beispielsweise Olivenöl, Reis, Gewürze und Seide. Der Adel bekam außerdem Perlen, schöne Kleider, Schmuck und Juwelen. Von Marseille wurden die Waren weiter landeinwärts verschifft – und wo nötig gefahren.

Es gab professionelle (berufsmäßige) Händler, die die Waren über lange Strecken und teils weiter als durch das ganze Frankenreich transportierten, und auf dem Rückweg andere Güter mitnahmen. Es waren selten Franken, öfters Syrer oder Griechen und meistens Juden. Diese wurden im Frankenreich nicht verfolgt, sondern unterstützt und waren als Händler wichtige Träger der ganzen Kultur.

In manchen Städten gründeten die Kaufleute Gemeinschaften, in denen sie sich organisierten, absprachen und halfen. Diese Organisationen wurden von einem gewählten Konsul geleitet und übten eine sehr große Macht aus. Gregor von Tours berichtet, dass der syrische Kaufmann Eusebius den Bischof seiner Stadt absetzte und dieses Amt fortan selber bekleidete. In die kirchlichen Ämter setzte er seine Landsleute ein. Diese Macht gründete darauf, dass die Händler den Adel versorgten und seine Bedürfnisse stillten. Auch die Zolleinnahmen waren bedeutend, besonders an der Südküste.

An zweiter Stelle beim Handel standen die Klöster. Dies lief folgendermaßen ab: Die Mönche führten mehr Waren ein, als sie für den Eigenbedarf – also die Geistlichen und die zahlreichen Gäste – benötigten, und verkauften den Rest zu teilweise unchristlichen Preisen.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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RE: Handelsrouten und Handelsorte des Mittelalters: - Maxdorfer - 15.09.2012 19:10
Byzanz und seine Handelsrouten - Teil 1: - WDPG - 27.09.2012, 14:01

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