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Großstadt vs Dorf - Unterschiede
24.04.2014, 12:31
Beitrag: #41
RE: Großstadt vs Dorf - Unterschiede
Die letzten Beiträge aus dem Werteverfallthema passen auch gut in dieses Thema, deshalb kopiere ich sie rüber.

(24.04.2014 09:22)Bunbury schrieb:  
(23.04.2014 22:49)Paul schrieb:  Es mag zwar "immer gehorsame" Kinder geben, aber das wäre eine krasse Seltenheit.

Soweit stimme ich dir zu. Mein Älterer hatte eine Klassenlehrerin, die in Bezug auf die Note 1 im Sozialverhalten gesagt hat, ein Kind, das diese (vorgegebenen) Anforderungen erfüllen würde, würde sie zum Psychiater schicken.

(23.04.2014 22:49)Paul schrieb:  Das man die Eltern respektiert und dann auch die Lehrer, ist sicherlich weit verbreitet. Gegenüber Fremden ist man deshalb in der Regel nicht gehorsam und hat deshalb genügend Übung für Konflicktsituationen.

Das geht weit an der Realität vorbei. Tatsächlich verhalten sich Kinder niemandem gegenüber so schlecht wie ihren Eltern (es sei denn sie müssen Gewalt fürchten). Das ist auch völlig normal, denn die Kinder wissen ja schließlich, daß ihre Eltern sie lieben.
Der zunehmend mangelnde Respekt hat aber sicherlich auch etwas damit zu tun, dass Eltern immer mehr an Authentizität verlieren. Kinder respektieren ihre Eltern dann, wenn sie sie als ehrlich empfinden- und das ist leider immer seltener der Fall, weil immer mehr Menschen ein Leben leben, das sie eigentlich gar nicht leben wollen.
(Ich würde lieber auf dem land leben, aber da gibt es keine Jobs. Ich würde lieber 20 Stunden arbeiten, aber mein Chef will nur, daß ich 15 oder 25 Stunden arbeite.Ich würde gerne arbeiten, aber ich weiß nicht, wie ich das mit den Kindern schaffen soll. ich würde gerne weniger arbeiten, aber dann werde ich nicht befördert.) Kinder haben ein großartiges Gespür dafür,wenn ihre Eltern Meinungen vertreten, die dem, was sie eigentlich wollen, gar nicht entsprechen.

Die meisten Kinder verhalten sich Fremden gegenüber wesentlich besser als ihren Eltern und Lehrern gegenüber. Lediglich, wenn sie von diesen Fremden "Angemacht" werden, ist die Hemmeschwelle geringer. Wenn so ein alter Knotterkopf am Spielplatz vorbei geht und die Kinder dort anschnauzt, gefälligst nicht so rumzuschreien, muss er sich über Schimpfworte nicht wundern.


(23.04.2014 22:49)Paul schrieb:  Ich bin auch der Auffassung, das es einen Unterschied in der Sozialisation auf dem Land und in der Stadt gibt. Tendentiell empfinde ich die Sozialisation auf dem Land als sozialer und wertegebundener.
Wenn man ein mensch ist, der bereit zur Anpassung ist, kann man das sicherlich so sehen. Das Normenkorsett ist auf dem Land sicherlich enger, man ist dadurch, daß jeder jeder kennt, an die Gesetze des Landlebens gebunden, wenn man nicht zum Außenseiter werden will. Solange man der Norm entspricht, ist das Leben auf dem Land sicherlich sozialer.
Freie Entfaltung ist da aber sicher nicht möglich. Das it der preis, den man auf dem Land nun mal bezahlt. Man kann nicht immer tun, was man selbst für richtig hält, sondern muss tun, was allgemein für richtig gehalten wird.

Der Beitrag von Chris deckt sich mit meinen Erfahrungen.

(24.04.2014 11:01)913Chris schrieb:  
(24.04.2014 09:22)Bunbury schrieb:  Das it der preis, den man auf dem Land nun mal bezahlt. Man kann nicht immer tun, was man selbst für richtig hält, sondern muss tun, was allgemein für richtig gehalten wird.

So krass würde ich es nun auch wieder nicht ausdrücken. Denn: Wo ist man denn heute schon noch "auf dem Land"? Die meisten Dörfer außer in der hinteren Walachei sind heute mow "verstädtert". Die meisten Einwohner sind Pendler in irgendwelche größeren Städte oder sind aus Städten zugezogen, was zur Folge hat, dass sie ihre Lebensweisen anpassen bzw. mitbringen.

In manchen Dörfern gibt es daher zwei Gesellschaften: Die wenigen "Alteingesessenen", bei denen die Männer zum Frühschoppen gehen und die Frauen zum Frauenbund und die darauf achten, dass keiner "aus der Reihe tanzt", indem sie sich etwa das Maul zerreißen, wenn´s z.B. wo offensichtliche Eheprobleme gibt oder die Kinder "einfach unglaublich" sind. Und die vielen "Zugezogenen", die ihrerseits wieder über"die Alten" lästern und ihren städtischen Lebensstil pflegen, zum Teil wenig Kontakt zu Nachbarn haben, zum Teil aber auch Kinderaufsicht teilen, miteinander Ausflüge machen und Grillwettbewerbe veranstalten. In Sportvereinen überschneiden sich oft beide Gesellschaften.

Die Kinder kriegen das natürlich mit, etwa wenn der Spielkamerad aus einer "alteingesessenen" Familie stammt und man selber nicht. Die Unterschiede fallen schnell auf, wenn´s etwa darum geht, wer wann und wie lange zum Spielen kommen darf oder wie und wann was gegessen wird. Sie vergleichen dann und picken sich das raus, was ihnen gefallen würde. Die Eltern müssen dann ihren Standpunkt durchsetzen. Oder sie tun es nicht, lassen den Kindern ihren Willen bzw. richten sich etwa bei Essens- und Bettgehzeiten nach den Wünschen der Kinder. Wenn (!) sie dann z.B. auch feste Hausaufgabenzeiten durchsetzen wollen, stehen sie vor einem Problem. Was wiederum Auswirkungen auf die schulischen Leistungen hat. Die "Alteingesessenen" neigen oft dazu, ihre Regeln den Kindern gegenüber durchzusetzen, die "Zugezogenen" neigen öfter dazu, eine freiere Erziehung auszuüben.

Werden die Kinder dann jugendlich, geht´s weiter. Gibt´s einen starken Sportverein, treffen sich die Jungs (v.a. der Alteingesessenen) beim Fußballverein und ihre Freundinnen ebenso. Die "Zugezogenen" machen teilweise mit, verbringen ihre Freizeit aber auch im Einkaufszentrum in der Stadt (wo die "Alteingesessenen" allerdings auch mitmachen, v.a. die Mädchen gehen so oder so "shoppen"). Abends am WE treffen sich wieder alle in der Disko. Aber bei den "Alteingesessenen" ist die Tendenz, relativ früh zu heiraten, ein Häuschen zu bauen und in der Nähe des Dorfes zu bleiben, im Allgemeinen höher als bei den "Zugezogenen", abhängig natürlich auch davon, ob man auf eine weiterführende Schule (in der Stadt) geht und studiert etc. Dann gründet man genauso spät wie die "Zugezogenen" eine Familie.
Inwieweit die Eltern da dreinfunken können, etwa indem sie ein bestimmtes Freizeitverhalten fördern oder nicht, indem sie das Alkoholverhalten tolerieren oder nicht oder indem sie eine bestimmte schulische Laufbahn fördern oder nicht, das hängt viel davon ab, wie weit sie ihre Sprößlinge schon im Kindesalter beeinflusst haben oder nicht.

Das alles ist jetzt kein soziokultureller Schmu aus einem schlauen Buch, sondern basiert auf Beobachtungen in meinem zentralbayerischen Umfeld (aufgewachsen und nach 15 Jahren "Herumtreiben" in größeren Städten wieder wohnhaft in einem Pendlerdorf mit noch einer Handvoll Bauernhöfe, in die Schule gegangen in die nächstgrößere Stadt, etwa 10km entfernt, beruflich die letzten 25 Jahre in drei Städten mit 300.000, 100.000 und 30.000 Einwohnern tätig gewesen).
Nach meinen Erfahrungen, teilweise durch eigene Anschauung gewonnen, teilweise durch Erzählungen von Studienfreunden und Arbeitskollegen aus ganz Deutschland (Esslingen, Hamm/Westfalen, Hamburg, Berlin, Köln, Wolfsburg), ist es kein großer Unterschied, ob man auf so einem Pendlerdorf in Bayern oder in BaWü oder in Niedersachsen oder im Berliner Umland lebt. Das Zusammenspiel zwischen Alteingesessenen und Zuwanderern bzw. dezidiert ländlich oder städtisch Lebenden ist überall ungefähr gleich. Und damit auch die Erziehungs"probleme" bzw. -entwicklungen.

VG
Christian

Bisher dachte ich der Landfluchttrend sei ungebrochen, wegen der Arbeitsplätze. In der industriealisierten Landwirtschaft werden Arbeitskräfte kaum noch benötigt. In Spezialkulturen wie Spargel und Weinbau arbeitet man mit billigen Saisonkräften. Es gibt arbeitstechnisch in Mittel- und Nordeuropa kaum noch einen Grund auf dem Land zu wohnen. Als Pendler in einer gewissen Entfernung schon eher. Wie dann das Leben aussieht, hat Chris sehr schön beschrieben.
In Südeuropa, wo wegen der Krise die Arbeitsplätze gerade für junge Leute fehlen, könnte das aber anders aussehen. Verläßt man dort evtl. wieder die Stadt und versucht sich als mow Selbstversorger auf dem Land?
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24.04.2014, 14:43
Beitrag: #42
RE: Großstadt vs Dorf - Unterschiede
Es gibt hier auf jeden Fall bei Besserverdienenden Eltern den trend, doch ein bißchen weiter ins Hinterland zu ziehen, weil man der meinung ist, daß man auf dem land Kinder besser aufziehen zu können.
Das hängt natürlich auch immer von den Arbetismöglichkeiten ab-meistens ist zumindest eines der Elternteile im Stande, von zu hause aus zu arbeiten, idealerweise pendeln beide - an einem Tag der eine, am anderen Tag der andere.
Ob das eine lebensform der Zukunft ist, weiß ich nicht- die Kinder bauen ihr Soziales Umfeld auf dem Land auf, die Eltern finden aber oft keine Gleichgesinnten auf dem land und laden ihre städtischen Freunde ein... ich denke nicht, daß das auf die Dauer funktioniert...

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25.04.2014, 09:41
Beitrag: #43
RE: Großstadt vs Dorf - Unterschiede
(24.04.2014 14:43)Bunbury schrieb:  Es gibt hier auf jeden Fall bei Besserverdienenden Eltern den trend, doch ein bißchen weiter ins Hinterland zu ziehen, weil man der meinung ist, daß man auf dem land Kinder besser aufziehen zu können.
Gibt es nicht auch noch den Grund, dass auf dem Land die Immobilienpreise oder Mieten günstiger sind?
Meist werden die günstigen Wohnpreise durch hohe Pendelkosten und Zeitverlust zwar wieder aufgehoben, es kommt wohl auf den Einzelfall an. Außerdem nimmt die Anzahl von Familien mit Kindern und höherem Einkommen weiter ab, so dass der Trend ins Hinterland in der Gesamtbetrachtung den Trend zurück in die Stadt nicht mehr ausgleichen dürfte.
Denn von dem lese ich oft. Ältere ziehen zurück in die Städte, weil dort das kulturelle und soziale Angebot größer ist.

Man muß wahrscheinlich dabei unterscheiden, es gibt das breite Angebot an Ärzten, Einkaufsmöglichkeiten und Kultur nicht nur in Großstädten sondern z.T. auch in Kleinstädten. In Großstädten hat man zusätzlich idR ein gutes öffentliches Verkehrsnetz, in dem man auf das eigene Auto verzichten kann. In Kleinstädten und Dörfern ist das fast immer unmöglich oder mit großen Einschränkungen verbunden. Und da die Demographie sich immer mehr in Richtung der Älteren bewegt, ist es eine spannende Frage, wo in den nächsten Jahrzehnten die Menschen leben werden. In der Stadt oder auf dem Dorf?
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25.04.2014, 11:42
Beitrag: #44
RE: Großstadt vs Dorf - Unterschiede
(25.04.2014 09:41)Renegat schrieb:  
(24.04.2014 14:43)Bunbury schrieb:  Es gibt hier auf jeden Fall bei Besserverdienenden Eltern den trend, doch ein bißchen weiter ins Hinterland zu ziehen, weil man der meinung ist, daß man auf dem land Kinder besser aufziehen zu können.
Gibt es nicht auch noch den Grund, dass auf dem Land die Immobilienpreise oder Mieten günstiger sind?
Meist werden die günstigen Wohnpreise durch hohe Pendelkosten und Zeitverlust zwar wieder aufgehoben, es kommt wohl auf den Einzelfall an.

Das spielt mit Sicherheit eine Rolle. Wenn man sich ansieht, was hier für ein Reihenhaus mit Badehandttuchgroßem Garten hingelegt wird, dann sind die Immobilenpreise sicher mit ein Entscheidungsgrund. Aber der Umzug aufs Land ist auch immer damit verbunden, daß ein Elternteil von zu Hause aus arbeitet oder gar nicht arbeitet, sonst ist das einfach nicht zu leisten.[/quote]

(25.04.2014 09:41)Renegat schrieb:  Außerdem nimmt die Anzahl von Familien mit Kindern und höherem Einkommen weiter ab, so dass der Trend ins Hinterland in der Gesamtbetrachtung den Trend zurück in die Stadt nicht mehr ausgleichen dürfte.

Ich glaube auch nicht, daß das dem Trend langsfristig entgegenwirkt. Es ist halt ein Trend bei denen, die sich das wirklich leisen können- und die sind absolut in der Minderheit. Und ich würde auch davon ausgehen, daß das, was sehr idyllisch scheint, wenn die Kinder ganz klein sind, schnell zur Stadtflucht führt, wenn die erst mal das Teenageralter erreichen und die Eltern ja ohnehin sozial nicht wirklich in der Dorfgemeinschaft angekommen sind...


(25.04.2014 09:41)Renegat schrieb:  Denn von dem lese ich oft. Ältere ziehen zurück in die Städte, weil dort das kulturelle und soziale Angebot größer ist.

Man muß wahrscheinlich dabei unterscheiden, es gibt das breite Angebot an Ärzten, Einkaufsmöglichkeiten und Kultur nicht nur in Großstädten sondern z.T. auch in Kleinstädten. In Großstädten hat man zusätzlich idR ein gutes öffentliches Verkehrsnetz, in dem man auf das eigene Auto verzichten kann. In Kleinstädten und Dörfern ist das fast immer unmöglich oder mit großen Einschränkungen verbunden. Und da die Demographie sich immer mehr in Richtung der Älteren bewegt, ist es eine spannende Frage, wo in den nächsten Jahrzehnten die Menschen leben werden. In der Stadt oder auf dem Dorf?

Die spannende Frage dürfte viel mehr sein, ob die Rentner der Zukunft überhaupt über genug Einkommen verfügen, um sich eine altergerechte Wohnung in der Stadt leisten zu können. Ich gehe davon aus, daß hier noch jede Menge sozialer Sprengstoff auf uns zukommt, wenn die Mieten und Nebenkosten in den Städten steigen, die Renten aber sinken. Nur- auch das ist ein Thema, über das keiner gerne spricht...

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25.04.2014, 12:01
Beitrag: #45
RE: Großstadt vs Dorf - Unterschiede
Bunbury, ich laß das mit den Zitaten, wird zu unübersichtlich.

-zu den Immobilienpreisen - Viele Städte versuchen, die Familien mit Kindern im Stadtgebiet zu halten, denn die sind die meist stabilisierende (Noch)Mittelschicht. Sie weisen Baugebiete mit Kinderbonus aus oder vergeben Fördermittel.
Die Speckgürtel in den Peripheriegemeinden mit den grünen Witwen waren auch nicht der "Weisheit letzter Schluß". Wahrscheinlich sind das gerade die Eltern mit inzwischen ausgezogenen Kindern, die das Reihenhäuschen mit Handtuchgarten jetzt wieder verkaufen und in die Städte ziehen. So ein Reihenhaus ist ja auch alles andere als altersgerecht, das berühmte "Leben auf der Treppe".
Eigentlich gehören Kinder in die Städte, jedenfalls wenn die Eltern dort arbeiten und damit ihren Lebensmittelpunkt haben. Diese örtlich und zeitlich völlig getrennten Welten sind menschenfeindlich und dazwischen diese weggeworfene Transportzeit, die nur mit smartphones etc genutzt werden kann.
Aber die Städte gehören den Autos und dem Konsum, da ist für Kinder kein Platz.

Ja und wo die armen Rentner der Zukunft leben werden, keine Ahnung. Müssen die vielleicht selbstversorgende Landkommunen gründen?
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25.04.2014, 15:30
Beitrag: #46
RE: Großstadt vs Dorf - Unterschiede
(25.04.2014 12:01)Renegat schrieb:  -zu den Immobilienpreisen - Viele Städte versuchen, die Familien mit Kindern im Stadtgebiet zu halten, denn die sind die meist stabilisierende (Noch)Mittelschicht. Sie weisen Baugebiete mit Kinderbonus aus oder vergeben Fördermittel.

Gut, da mag es regionale Unterschiede geben. Hier weiß ich jedenfalls, daß die besser begüterten hinter die Höhe ins Hinterland ziehen, weil sie da größere Häuser kaufen können. Natürlich ist die Scheidungsrate höher und irgendwann kommt jeder zurück vor die Höhe. Und obwohl es so ist, träumen viele, die hier auf ihre Badehandtuchgroßen Gärten blicken, davon nach hinten gehen zu können. (Nur wird das auch immer teurer.)
Ob die Kommunen wirklich diese Schicht an sich binden... ich weiß nicht. Kinderbetreuungsangebote treiben zumindest diese Kommune in die roten Zahlen. Die Sportplätze sollen in Zukunft von den Kindern selbst geplfegt werden, bevor sie darauf trainieren dürfen... Die Innenstadt stribt auch hier, während die Paketdienste Hochkonjunktur haben...

(25.04.2014 12:01)Renegat schrieb:  Eigentlich gehören Kinder in die Städte, jedenfalls wenn die Eltern dort arbeiten und damit ihren Lebensmittelpunkt haben. Diese örtlich und zeitlich völlig getrennten Welten sind menschenfeindlich und dazwischen diese weggeworfene Transportzeit, die nur mit smartphones etc genutzt werden kann.
Aber die Städte gehören den Autos und dem Konsum, da ist für Kinder kein Platz.

Für Kinder ist in diesem Land leider nirgendwo platz. Wir bruachen sie nur, damit sie fleißig konsumieren und somit unseren Lebensstandard hochhalten und damit sie mal unserer Rente zahlen. Um sich haben will sie keiner. Sie sollen einfach als volljährige, vollerwerbsfähige jungen Menschen irgendwo herkommen, ohne daß vorher jemand etwas von ihnen gesehen hat...

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25.04.2014, 19:47
Beitrag: #47
RE: Großstadt vs Dorf - Unterschiede
(25.04.2014 15:30)Bunbury schrieb:  ./.

Für Kinder ist in diesem Land leider nirgendwo platz. Wir bruachen sie nur, damit sie fleißig konsumieren und somit unseren Lebensstandard hochhalten und damit sie mal unserer Rente zahlen. Um sich haben will sie keiner. Sie sollen einfach als volljährige, vollerwerbsfähige jungen Menschen irgendwo herkommen, ohne daß vorher jemand etwas von ihnen gesehen hat...

na na na also mir stinkts es lediglich, dass ich bisher nur einen Enkel habe....

Um das Ross mal von der anderen Seite aufzuzäumen.
Ist den werten Diskutanten eigentlich schon einmal aufgefallen, wie leer die Friedhöfe werden?
Das soll kein Witz sein.
Ist Fakt, die vorhandenen Flächen werden längst nicht mehr benötigt.
Am unteren und am oberen Ende der Fahnenstange merkt man es zuerst.

Was wir brauchen sind Zuwanderer, Zuwanderer und nochmals Zuwanderer.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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25.04.2014, 21:51
Beitrag: #48
RE: Großstadt vs Dorf - Unterschiede
Auf den Fiedhöfen läßt sich kaum noch einer klassisch begraben, weil es für die weniger Begüterten zu teuer ist, aber vor allem, weil sie niemandem die Grabpflege aufbürden wollen. Und ein normales Erdgrab mit Stein und Einfassung, was nicht gepflegt wird, ist für die Sterbenden eine Horrorvorstellung. Auf dem Dorf bestimmt noch mehr als in der Stadt. Da kommt man sowas von ins Gerede, dagegen ist der am Samstag nicht gefegte Bürgersteig absolut tolerabel.
Heute läßt man sich deshalb höchstens als Urne bestatten, am besten im Friedwald oder gleich auf See verstreuen.
Und dabei haben wir gar keinen Bevölkerungswechsel, das nur weil archäologisch bei Änderung der Begräbnissitten meist ethnische Verschiebungen vermutet werden.
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25.04.2014, 22:29
Beitrag: #49
RE: Großstadt vs Dorf - Unterschiede
(25.04.2014 21:51)Renegat schrieb:  Auf den Fiedhöfen läßt sich kaum noch einer klassisch begraben, weil es für die weniger Begüterten zu teuer ist, aber vor allem, weil sie niemandem die Grabpflege aufbürden wollen. Und ein normales Erdgrab mit Stein und Einfassung, was nicht gepflegt wird, ist für die Sterbenden eine Horrorvorstellung. Auf dem Dorf bestimmt noch mehr als in der Stadt. Da kommt man sowas von ins Gerede, dagegen ist der am Samstag nicht gefegte Bürgersteig absolut tolerabel.

So sieht es aus. Wenn man erst mal nicht mehr da lebt, wo die Eltern begraben sind, wird das mit der Grabpflege verdammt problematisch. Und eine Gärtnerei zu beauftragen können sich nur die wenigsten leisten.
Ich habe es mitbekommen- was nach dem Tod meiner Mutter ablief, war nicht mehr feierlich.

(25.04.2014 21:51)Renegat schrieb:  Heute läßt man sich deshalb höchstens als Urne bestatten, am besten im Friedwald oder gleich auf See verstreuen.
Und dabei haben wir gar keinen Bevölkerungswechsel, das nur weil archäologisch bei Änderung der Begräbnissitten meist ethnische Verschiebungen vermutet werden.

Wink

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26.04.2014, 08:24
Beitrag: #50
RE: Großstadt vs Dorf - Unterschiede
(25.04.2014 22:29)Bunbury schrieb:  
(25.04.2014 21:51)Renegat schrieb:  Auf den Fiedhöfen läßt sich kaum noch einer klassisch begraben, weil es für die weniger Begüterten zu teuer ist, aber vor allem, weil sie niemandem die Grabpflege aufbürden wollen. Und ein normales Erdgrab mit Stein und Einfassung, was nicht gepflegt wird, ist für die Sterbenden eine Horrorvorstellung. Auf dem Dorf bestimmt noch mehr als in der Stadt. Da kommt man sowas von ins Gerede, dagegen ist der am Samstag nicht gefegte Bürgersteig absolut tolerabel.

So sieht es aus. Wenn man erst mal nicht mehr da lebt, wo die Eltern begraben sind, wird das mit der Grabpflege verdammt problematisch. Und eine Gärtnerei zu beauftragen können sich nur die wenigsten leisten.
Ich habe es mitbekommen- was nach dem Tod meiner Mutter ablief, war nicht mehr feierlich.

(25.04.2014 21:51)Renegat schrieb:  Heute läßt man sich deshalb höchstens als Urne bestatten, am besten im Friedwald oder gleich auf See verstreuen.
Und dabei haben wir gar keinen Bevölkerungswechsel, das nur weil archäologisch bei Änderung der Begräbnissitten meist ethnische Verschiebungen vermutet werden.

Wink


Natürlich, die Urnentürme und Urnenmauern sind der Anlass für die "Verödung" der Friedhöfe.
Die Ursache wiederum habt ihr auch genannt. Die geringe Kinderzahl.
Bei 5 Kindern blieb immer einer vor Ort, der die Gräber goss und die Grabpflege organisierte. Zwischen 20 und 25 Jahre!!!!!
Auch schon die A...karte gezogen, zumindest in der Beziehung, aber es ging immerhin.
Von meinen Dreien wird mit ziemlicher Sicherheit keiner mehr im Städtle auftauchen, also kein Familiengrab, Urnenturm.

Man möge mich nicht falsch verstehen, das ist nichts was ich irgenwo beklagen möchte.
Sondern eines der Anzeichen dieses grundlegenden Wandels der zZ abläuft.
Man braucht da überhaupt nichts beklagen, damit macht man ja nichts anders.
Konzepte um die dadurch entstehenden Probleme zu lösen braucht man.
Aber das ist Sache der Politik.

Mein Vorschlag: Zuwanderer, Zuwanderer und nochmals Zuwanderer

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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26.04.2014, 10:06
Beitrag: #51
RE: Großstadt vs Dorf - Unterschiede
Wenn immer mehr aufs Land ziehen, wird aus dem Dorf schnell eine Vorstadt. Das geht dann ganz von selber. Und das ufert aus. Ich erlebe es hier bei uns "auf dem Dorf":
Da hat sich eine Kollegin ein Haus gekauft. Will jetzt aber wieder weg, es ist erheblich unruhiger als sie es sich vorgestellt hat (in dem Fall nachvollziehbar). Sie will dabei auch gleich näher an ihren Arbeitsplatz. Ein Jahr gesucht, jetzt ist ein bezahlbarer Bauplatz in Sicht. In einem Dorf beim Städtle, wo sie arbeitet. Der Grund für ihre Auswahl:
In erster Linie der (relativ) niedrige Preis. Hier bei uns im Dorf sind die qm-Preise ähnlich hoch wie im Städtle und in der Stadt sowie im Umland der Stadt. Warum? Potenter Arbeitgeber in der Stadt, Einzugsbereich München (etwa 70 km entfernt! Aber Bahnanbindung und A9...), Städtle zu nah an der Stadt und damit derselbe potente Arbeitgeber als Preistreiber bei den Grundstücken...Entsprechend explodieren die Dörfer, die auch nur irgendwie in Pendlerreichweite zum besagten Arbeitgeber liegen, förmlich. Mittlerweile ziehen die Leute schon in die noch übriggebliebenen Dörfer, die ein paar hundert Einwohner haben und abseites der größeren Landstraßen liegen - nur dort kann man noch Bauplätze zu vernünftigen Preisen bekommen.
Einerseits werden besagte "Dörfer hinterm Wald" damit vor dem Vergreisen bewahrt, andererseits sind Einheimische darauf angewiesen, dass der Opa noch irgendwo einen Acker übrig hat, der als Bauland ausgewiesen werden kann...

(25.04.2014 12:01)Renegat schrieb:  Ja und wo die armen Rentner der Zukunft leben werden, keine Ahnung. Müssen die vielleicht selbstversorgende Landkommunen gründen?
Wird ja schon länger als Alternative zum Pflegeheim bzw. zum Allein-Ausharren in der kind-und partnerentleeren Wohnung gesehen. So weit ich das sehe, bislang v.a. im Norden der Republik umgesetzt. Diese Modelle sind - abgesehen von der Bezahlbarkeit in Zeiten sinkender Renten - auf zweierlei angewiesen:
- Kompetente ärztliche Betreuung vor Ort.
- regelmäßiger Nachzug von rüstigen Rentnern, die nicht nicht mehr rüstigen Leute betreuen können.

M.E. keine Unmöglichkeit, angesichts des demographischen Wandels und der großen Zahl von Ärzten, die eine Praxis eröffnen wollen, aber nicht kilometerweit fahren wollen, um die Hausbeteuung ihrer Patienten auch nur einigermaßen vernünftig betreiben zu können.

All in all:
Sich ausweitende Einzugsbereiche der Städte plus neue Wohnmodelle könnten positive und negative Folgen haben:
So könnte die ländliche Infrastruktur neu belebt werden, andererseits wird so auch die Verstädterung des Landes voran getrieben. Dadurch wiederum wird z.B. der Bestand an klassischen Einfamilienhäusern sinken - wenn auch nur relativ zur Zahl der Reihenhäuser und Wohnungen. Denn über kurz oder lang sind nur noch die für eine normale Familie finanzierbar...

Andererseits wird dadurch auch eine weitere Entwicklung verstärkt: Ich hab mich gestern mit jemandem unterhalten, der hier im Dorf die Nachmittagsbetreuung der Grundschulkinder managt. Der hat einen Wandel festgestellt:
Während früher die Eltern froh waren, dass ihre Kinder überhaupt betreut wurden, wird das heute als Grundvoraussetzung für eine Einschulung vorausgesetzt und dazu noch Forderungen gestellt. Ist das nicht möglich, weil sich das Betreuungsmodell eben einfach noch an älteren Ansprüchen orientiert (Betreuung pur), wir empört reagiert. Und zwar nicht von den Familien, bei denen die Eltern der Kinder bereits hier aufgewachsen sind, sondern von den Familien, die erst zugezogen sind, als quasi die Plaung der Kinder abgeschlossen war, also in den letzten 5-10 Jahren.

Auch das bedeutet "Verstädterung des Landes": An das Dorf werden Ansprüche gestellt, als befände man sich in der Vorstadt.

VG
Christian
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