Antwort schreiben 
 
Themabewertung:
  • 0 Bewertungen - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Zünfte, Innungen und Ordnungen
12.06.2013, 20:31
Beitrag: #11
RE: Zünfte, Innungen und Ordnungen
(12.06.2013 17:05)Uta schrieb:  Vielen Dank für die vielen Links und Tipps.

Bezüglich Heiratsverbot für Gesellen:

Nachdem was ich gelesen habe, verstehe ich das folgendermaßen: Heiratsverbote galten wohl häufig für Gewerke, in denen eine Wanderschaft zwingend vorgeschrieben war. Da manche Städte fürchteten, die Gesellen auf der Walz würden ihre Stadt meiden, sollten sich zuviele verheiratete Gesellen dort befinden, erließen diese Städte ein Heiratsverbot für bestimmte Gesellen (z.B. Straßburg 1522 für Tuchscherer)

Sollte es so einfach sein? Fanden die Wandergesellen in einer Stadt nicht genügend Meisterstöchter zum Poussieren, brachten sie ihr Knowhow eben in einer anderen Stadt unter? Huh


Bezüglich Frauenarbeit bin ich noch nicht wirklich weiter, nur einen Denkansatz:

In durchweg allen zünftig geregelten Handwerken gab es extra Bestimmungen für die Frauen, mit ausdrücklichen Verboten bezüglich Lehre und/oder Ausübung einer Gesellen- oder Meistertätigkeit. Frauen durften und sollten arbeiten aber um himmelswillen keine qualifierte Tätigkeit - einzige Ausnahme: Schneiderinnen / Näherinnen (dürfte sich aus der Tätigkeit am Kunden ergeben haben).

Auch wenn es - wie Maxdorfer ganz richtig schrieb - die ersten Zünfte ab dem 12./13. Jh. gab, die große "Gründungswelle" lag eher zwischen 14. und 16. Jh. Und genau in diesem Zeitraum werden die Arbeits- und Ausbildungsverbote immer konkreter und strikter in den Ordnungen formuliert.

Aus der offensichtlichen Notwendigkeit einer ausdrücklichen Erwähnung eines Verbots schließe ich, dass zuvor andere Zustände waren. Das heißt doch, dass es z.B. im Hochmittelalter für Frauen anscheinend durchaus möglich war, einen Handwerksbetrieb zu leiten und auch die Haupttätigkeit selbst auszuüben (sofern es körperlich machbar war). Allerdings war zu der Zeit normalerweise auch noch keine Ausbildung geregelt. Es hat sie zwar gegeben, aber es war noch nichts verbindlich oder einheitlich.

Da die Ausbildung - vom Lehrling zum Meister - ebenfalls in den o.g. Handwerkerordnungen erstmals geregelt wurde, besteht doch offensichtlich ein Zusammenhang zwischen Ausbildung und Verbot von qualifizierter Frauenarbeit.

Ok, ich stelle es mir einigermaßen schwierig vor, wenn ein unverheiratetes Mädchen während der Lehrzeit im Haus des Meisters wohnt oder nach der Gesellensprechung auf der Walz ist...

Das liefert einerseits natürlich gewichtige Argumente, warum Frauen nicht lernen konnten. Aber andererseits wurden Hürden wie Wanderjahre, Heiratsverbot und Mutjahre oft überhaupt nur in die Ordnungen aufgenommen, um die Zahl der Konkurrenten einigermaßen stabil zu halten. Es wäre also auch ein leichtes gewesen, die Zunfordnungen so zu stricken, dass die Frauen ihre Nischen hätten finden können.

Es hat also schon was mit dem doch recht eigenartig verschobenen Frauenbild, das sich im ausgehenden Mittelalters bzw. der frühen Neuzeit immer mehr verdeutlicht, zu tun. Oder?


Vermutlich schon, aber der Hintergründe gibt es schon ein paar Wink

Ohne aus dem Handgelenk konkret werden zu können.
Von meiner Urgroßmutter, Meistersgattin, ist überliefert, dass sie zwischen neun und halbzehn mit Kochen angefangen hat.
Die Tischgemeinschaft mit den Gesellen und Lehrlingen ist erst im und nach dem 1. WK aufgelöst worden. Ergo, hungrige Mäuler die Menge am Tisch.
Auf dem Herd wurde auch erst ab Mitte 19. Jahrhundert gekocht, zuvor auf dem offenen Feuer, was nochmals deutlich mehr Arbeit macht.
Soll heißen, wann wäre da Zeit zu handwerklichen Tätigkeiten gewesen?

Ich habe Probleme, mit dem "eigenartig verschobenen Frauenbild".
Auf dem Erbschaftsweg bin ich an ein Fotoalbum mit Bildern meiner Familie aus dem 19. Jahrhundert gekommen. Die Frauen, die da in die Linse blicken, (gegrinst wird erst seit den 30ern des 20. Jahrhunderts) selbstbewusst, manche überaus energisch. Nö, unterdrückt waren die nicht.

Zu den Heiratsverboten von Gesellen muss ich mal nachschauen, habe ich irgendwo etwas.

Man beachte aber, wir haben es mit dem HRR zu tun, ein Riesenraum, und 14.- 19. Jahrhundert! ein sehr sehr langer Zeitraum.
"Globale" Aussagen werden da schwer möglich sein

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Antwort schreiben 


Nachrichten in diesem Thema
Zünfte, Innungen und Ordnungen - Uta - 24.05.2013, 19:31
RE: Zünfte, Innungen und Ordnungen - Suebe - 12.06.2013 20:31

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste

Kontakt    |     Startseite    |     Nach oben    |     Zum Inhalt    |     SiteMap    |     RSS-Feeds