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Zeitalter der Ideologien
04.06.2013, 12:24
Beitrag: #17
RE: Zeitalter der Ideologien
(04.06.2013 10:44)WernerS schrieb:  Ich denke, dass wir gerade gewaltig aneinender vorbei schreiben. Möchte deswegen eine eigene Definition von "Ideologie" wagen, und dann nochmals erläutern, was die Fragestellung eigentlich meint.

Eine Ideologie [Weltanschauung] ist von Menschen gewollte, von einer bis mehreren verschiedenen Gruppen getragenen Idee. Diese Idee erfüllt in dem Sinne folgende Punkte: Geschichtstelos, also die Vollendung in einer optimalen Gesellschaft am Ende einer Transformation oder Revolution, einen Voluntarismus, also die den unbedingten Willen den Telos zu erreichen, den Zukunftsoptimismus, dass der Telos erreicht wird und meist alles Leid auszurotten, eine Inkonfomität der Trägerschicht auf aktuell herrschende pragmatische Verhältnisse und eine philosphisch - vordenkerische Schule.

Natürlich folgen wir einer Ideologie- der, daß die Wirtschaft quantitativ wachsen muss. Darauf fußt unserer gesamte Gesellschaft, unser gesamtes politisches System. Das ist die "Vision" der westlichen Welt, der alles andere untergeordnet wird. Fast alle Bedingungen, die du hier aufzählst, sind dabei erfüllt. Auch hier gibt es das Heilsversprechen, daß es allen gut gehen wird, wenn es nur genügend Wachstum gibt. Diese Weltanschauung wird von einer Gruppe getragen.

Nur, weil dieses System momentan nur wenige stürzen wollen, heißt das noch lange nicht, daß dahinter keine grundsätzliche Ideologie steckt. Nicht jese Ideologie muss die bestehende Ordnung stürzen wollen- vor allem dann nicht, wenn die bestehende Ordnung dieser Ideologie untergeordnet ist.

Ideologien werden oft erst im nachhinein als solche erkannt- erst wenn man sich bewußt ist, daß es eine Idee und keine Gesetzmäßigkeit ist, kann man ihr zustimmen oder sie ablehnen.

Was ich auf gar keinen fall für erforderlich halte, ist, daß einer Ideologie ein philosophisches Konzept zugrunde liegen muss. Auch einfache Botschaften taugen als Ideologie.

Für mich bestehen die Hauptkennzeichen einer Ideologie darin, daß sich alle gesellschaftlichen Erfordernisse an einer einzigen Idee orientieren, daß alles auf diese eine einzige idee hin ausgerichtet wird. Und das liegt hier vor. Es gab durchaus eine Revolution einiger weniger. Aber die hat halt keiner bemerkt, weil sie nicht mit Waffen erfolgte...

Eine Gesellschaft kann ohne eine ihr zugrundeliegende Idee gar nicht existieren. Alles, was über den Familien- oder Sippenverband hinausgeht, braucht eine Grundidee, um einen minimalen Konsens zwischen den einzelnen Mitgliedern der gemeinschaft herstellen zu können. Nach dem diese Funktion jahrhundertelang die religion inne hatte, sind es nun wirtschaftliche Konzepte.

Irgendwann wird sich die Menschheit daran mit dem gleichen Grausen erinnern, wie sie sich jetzt an das Zeitalter der Religionen erinnert. Hoffe ich zumindest. Die Alternative wäre "Matrix"...

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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Zeitalter der Ideologien - WernerS - 28.04.2013, 23:36
RE: Zeitalter der Ideologien - Bunbury - 04.06.2013 12:24

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