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Zeitalter der Ideologien
29.04.2013, 22:04
Beitrag: #6
RE: Zeitalter der Ideologien
(28.04.2013 23:36)WernerS schrieb:  Das neunzehnte Jahrhundert, eine Zeit der Ideologien. Nach 1789, als man merkte, dass das Königtum trotz Gottesgebundenheit nicht stabil ist und pragmatisch genug ist, suchten Staatstheoretiker und Philosophen sowie die Protosoziologen nach geeigneten Formen einen Staat aufzubauen.


Aus diesem Grund entstehen im 19. Jahrhundert die heute gängisten Weltansichten: Klerikalismus (Ultramontanismus), Antiklerikalismus, Sozialismus, Sozialdemokratismus, Nationalismus, Chauvinismus, Modernismus, Pazifizismus, Feminismus, Suffragetismus und viele mehr.


Nicht aus diesem Grund, das Ganze ist um einiges vielschichtiger.

Durch die rasante Technische Entwicklung (Eisenbahn, Telegarphen, Zeitungen,...)wurde die Welt kleiner und es entstand eine neue gebildete, aufgeklärte und wohlhabende Schicht: das Bürgertum.
Diese Menschen sind nun mal nicht so gern fremdbestimmt und stehen auch nicht gerne apathisch unter Kuratel eines Herrschers, der sich auf's Gottesgnadentum beruft. Das ist für einen aufgekärten Menschen keine Legitimation.

Der Fortschritt, dh die industrielle Revolution brachte auch eine zweite neue Gesellschaftsschicht hervor, die Arbeiterschaft.

Auf diesen Beiden dem Fortschritt entsprungenen Gesellschaftsschichten fußen die beiden heutigen Großparteien und ihere Ideologien:
-Sozialdemokratie und ihre radikale Form, der Kommunismus, als Vertreter der Arbeiterschaft einerseits und

-Christlich Soziale als Vertreter des Bürgertums andererseits.

Aber auch die dritte große Strömung -der Nationalismus- lässt sich mit dem Fortschritt in Technik und Gesellschaft erklären.
Vor dem Aufkeimen des Nationalismus hatte die politische Landschaft Europas aus ethnisch mehr oder weniger heterogenen Großreichen bestanden.
Die Menschen verbrechten ihr Leben auf sehr kleinem Raum und identifizierten sich nur mit der nächsten Umgebung.

Mit der zunehmenden Alphabetisierung und periodisch erscheinenden Schriften entstand zum einen ein eigenes Sprachbewußtsein (z.B. Tschechien oder Slowenien) und zum anderen eine Hochsprache, die es bis dato oft nicht gegeben hatte.
Das bedingte eine von gebildeteren Menschen getragene Identifikation mit der eigenen Ethnie und daraus erfolgenden Nationalismus. Die Menschen hatten keine Lust mehr, von anderen Ethnien v.a. der Deutschen aber ech z.B. der ungarischen fremdbestimmt zu sein.
Damit läßt sich der Zerfall der Kuk Monarchie erklären.
Aber auch z.T. die Genese der deutschen und italienischen Nation.

Diese Nationalstaatenbildung würfelte dann die Weltordnung durcheinander.



(28.04.2013 23:36)WernerS schrieb:  Anders das Folgejahrhundert: Nationalismus und Chauvinismus setzten sich um 1910 eher durch und wurde nach und nach auf ungewaltsamen Weg durchgesetzt. Der erste Weltkrieg ist das Weltanschauliche Ergebnis vielerlei ambivalenten nationalisitschen Interessen. So gesehen, ist das Zeitalter der Ideologien also nicht vorbei, es folgen liberale Umbrüche, wie im Deutschen Reich, Österreich, anfangs Russland und plötzlich auch sozialistische/kommunistische Umbrüche. [...]

Wo siehst du liberale Umbrüche im zaristischen/kommunistischen Russland?



(28.04.2013 23:36)WernerS schrieb:  Auf dem Balkan herrscht bis heute eine Art des Nationalismuses, der bis heute zu einer Spaltung der vielen Ethnien in dem ehemaligen Jugoslawien und Kroatien trennt. Es ist beinahe ein Ethnonationalismus, widerstreben dem Europäismus.

Nicht nur dort, würde Vergleichbares dem Großteil Osteuropas attestieren.


(28.04.2013 23:36)WernerS schrieb:  Doch nun kommt die steile These: Die liberale und sozialdemokratische Demokratie scheint sich wohl dauerhaft als Weltkonzept durchzusetzen. Wenn die Welt sich daran gewöhnt hat, besteht die Gefahr (oder die Hoffnung, das lasse ich völlig offen),dass dieses System für mehrere Jarhunderte wie die Monarchien im Mittelalter nicht angetastet werden.


Du nimmst Anleihen bei Fukuyama?
http://de.wikipedia.org/wiki/Ende_der_Geschichte

Teile diese Ansicht nicht. Nur der geringste Teil der Weltbevölkerung lebt unter einer Demokatie westlichen Zuschnitts. Eine großartige Ausbreitung derselben ist nicht zu erwarten, da sie mit vielen real existierenden Strukturenvöllig inkompatibel ist (Siehe "Demokratisierung" des Irak, Afghanistan, Arabischer Frühling oder Russland.)

(28.04.2013 23:36)WernerS schrieb:  Um nicht in den Verdacht zu geraten, eine Ideologielose Ideologie betreiben zu wollen, flüchten sich viele in konforme Konzepte, die mitunter eine Mischung sind aus mehreren Ideologien beispielsweise den deutschen Grünen.

...die aber wiederum eine starke eigene Ideologie haben.



(28.04.2013 23:36)WernerS schrieb:  Die große Frage hinter der geschichtlichen Entwicklung: Ist die Zeit der Ideologien bald vorbei oder werden sich in der Geschichte weiter Konzepte gegenüber stehen die durch ihre Träger gewaltsam durchgesetzt werden sollen?

Nein, ist sie nicht, denn dazu ist die Welt viel zu heterogen.

MfG, Titus Feuerfuchs
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Zeitalter der Ideologien - WernerS - 28.04.2013, 23:36
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