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Urheimat der Indoeuropäer
03.05.2014, 09:54
Beitrag: #21
RE: Urheimat der Indoeuropäer
So klar und deutlich sind die Nachweise doch gar nicht. Von Imperien zu sprechen verbietet sich allein schon deshalb, weil wir in der betreffenden Ära außer im Vorderen Orient noch gar keine staatlichen Strukturen haben.

Wir haben aber auch u.a. genetische Nachweise, dass sich die Ausbreitung der Indoeuropäer nicht direkt mit der Ausbreitung von Ackerbau und Vieh-/Pferdezucht korrelieren lässt. Gerade in Mitteleuropa haben sich zwar die Kenntnisse von Landwirtschaft ausgebreitet, aber nicht unbedingt auch die Indoeuropäer. Die mittelsteinzeitliche Bevölkerung Europas hat sich zwar technologisch-kulturell von den Indoeuropäern inspirieren lassen, hat sich aber nicht mit den Indoeuropäern vermischt oder sich gar von ihnen "überrennen" lassen - anders als die afrikanischen Vor-Bantu-Bevölkerungen, die sehr wohl zum Großteil quasi "überrannt" wurden. Anders lässt sich die rasche Ausbreitung der Bantu won West- nach Südafrika wohl kaum beschreiben.

In Mitteleuropa dauerte es teilweise einige hundert Jahre, bis man in Gegenden, die die Landwirtschaft schon lange kannten, auch andere kulturelle Merkmale, z.B. Keramik, findet, die auf eine Verbindung zu indoeuropäischen Kulturen hindeuten (z.B. Übergang Trichterbecher-Schnurkeramiker-/Streitaxt-Kultur, wobei auch hier diskutiert wird, ob es sich bei den Schnurkeramikern wirklich schon um Indoeuropäer gehandelt hat).

Das zeigt, dass es sich bei der Einwanderung der Indoeuropäer nach Mitteleuropa um einen langfristigen Prozess gehandelt hat und nicht um eine einmaliges Ereignis. Um eine Extremposition zu formulieren: Es könnte sein, dass erst die Kelten und Germanen die ersten Indoeuropäer waren, die Mitteleuropa erreichten und dass noch die Streitaxtleute keine (reinen) Indoeuropäer waren, sondern dass die Streitaxtleute die von Paul so oft postulierte Mischbevölkerung aus "autochthonen" Mitteleuropäerm und Indoeuropäern waren, die zur Einmischung nichtindoeuropäischer Sprachbestandteile in den Sprachschatz der späteren Sprecher von indogermanischen Sprachen führte bzw. zur teilweisen Überlagerung vorindogermanischer Sprachen mit einem indogermanischen Stratum...

VG
Christian
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03.05.2014, 10:31
Beitrag: #22
RE: Urheimat der Indoeuropäer
Ein reiner Kultur- und Sprachtransfer war das aber nun auch nicht. Das belegt die einstige Existenz der Tocharer in Zentralasien und das heutige Indien mit seiner immer noch existenten Kastenstruktur. Die "oberen" Kasten (Brahmanen) unterscheiden sich auch heute noch deutlich von den Parias. Man schaue die Figuren in einem Bollywood-Film, die schon rein phänotypisch wenig mit der indischen Durchschnittsbevölkerung zu tun haben.

Natürlich ist die Landwirtschaft älter als die Anwesenweit der Indoeuropäer in Europa. Das gilt allerdings nicht für die Pferdezucht, die m.E. von ihnen mitgebracht wurde und entscheidend für ihre Dominanz war. Noch den Kelten und Germanen waren Pferde ganz besonders heilig. So ein Kult kann nicht aus dem europäischen Waldland oder aus Gebirgsgegenden stammen, genausowenig die Technologie des Rades.

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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05.11.2014, 16:53
Beitrag: #23
RE: Urheimat der Indoeuropäer
(03.05.2014 09:54)913Chris schrieb:  Das zeigt, dass es sich bei der Einwanderung der Indoeuropäer nach Mitteleuropa um einen langfristigen Prozess gehandelt hat und nicht um eine einmaliges Ereignis.

Davon ist auszugehen. Es hat vermutlich mehrere Wellen gegeben, die sich von den umstrittenen "Ursitzen" nach Ost und West ausbreiteten. Denkbar ist auch in einigen Regionen ein allmähliches Einsickern indoeuropäischer Migranten. - Endgültig ins Reich der Fabel zu verweisen ist eine frühere Vorstellung, nach der ganze Horden aggressiver Indoeuropäer gleich den Hunnen nach Europa und Indien einfielen.

Dass die einwandernden indoeuropäischen Gruppen entweder eine Vorherrschaft oder zumindest eine Dominanz gegenüber der altansässigen Bevölkerung ausübten, davon ist auszugehen. Immerhin setzten sie ihre Sprache durch und auch ihren patriarchalischen Götterhimmel - auch wenn in vielen Regionen wie z.B. Griechenland vorindoeuropäische Gottheiten ihren Platz behielten. So u.a. Artemis, Demeter oder Aphrodite, die altmediterraner oder kleinasiatisch-vorderasiatischer Herkunft sind.

(03.05.2014 09:54)913Chris schrieb:  Um eine Extremposition zu formulieren: Es könnte sein, dass erst die Kelten und Germanen die ersten Indoeuropäer waren, die Mitteleuropa erreichten ...

Die indoeuropäischen Bevölkerungsgruppen erreichten Europa nicht als die fertigen Völker, die wir aus historischer Zeit kennen. Diese Völker wie Kelten oder Germanen entwickelten sich erst lange nach ihrer Ankunft aus einem indoeuropäischen Kontinuum unbestimmter ethnischer Herkunft. Die Germanen gingen um 500 v. Chr. aus der norddeutschen Jastorf-Kultur hervor, die Kelten werden frühestens um 800 v. Chr. im Raum Ostfrankreich/Süddeutschland fassbar, wo sie aus der Hallstattkultur hervorgehen.

Wo sich prägermanische oder präkeltische Gruppen während der Bronzezeit befanden, können wir nicht sagen. Auch wäre es historisch unzutreffend, bereits im 2. Jahrtausend von Kelten oder Germanen zu sprechen. Man kann höchstens sagen, dass indoeuropäische Sprachträger vermutlich im 3./2. Jahrtausend v. Chr. nach Zentraleuropa einwanderten und sich nach Verschmelzung mit der altansässigen Bevölkerung allmählich die Völker herausbildeten, die wir aus historischer Zeit kennen.

(03.05.2014 09:54)913Chris schrieb:  ... die zur Einmischung nichtindoeuropäischer Sprachbestandteile in den Sprachschatz der späteren Sprecher von indogermanischen Sprachen führte bzw. zur teilweisen Überlagerung vorindogermanischer Sprachen mit einem indogermanischen Stratum...

Ob es wirklich ein vorindoeuropäisches Substrat im Germanischen gibt, ist in der Forschung umstritten. Der Sprachwissenschaftler Theo Vennemann vertritt u.a. eine solche Hypothese, die allerdings inzwischen als überholt gilt. Ein Argument ist, dass man für die meisten angeblich vorindoeuropäischen Wörter inzwischen indoeuropäische Vergleiche gefunden hat. Es gibt auch noch andere Argumente, was sich hier nachlesen lässt: http://de.wikipedia.org/wiki/Germanische...thypothese
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05.11.2014, 20:10
Beitrag: #24
RE: Urheimat der Indoeuropäer
Ich geh mit dir vollkommen d´accord, Dietrich.
Ich hatte ja auch nur eine (zugegebenermaßen provokante) Extremposition formuliert.

Meines Wissens beschränken sich bei den geläufigsten indogermanischen Sprachen Europas die vorindogermanischen einsprengsel mow auf Orts- und Gewässernamen?

VG
Christian
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05.11.2014, 21:07
Beitrag: #25
RE: Urheimat der Indoeuropäer
(05.11.2014 20:10)913Chris schrieb:  Ich geh mit dir vollkommen d´accord, Dietrich.
Ich hatte ja auch nur eine (zugegebenermaßen provokante) Extremposition formuliert.

Meines Wissens beschränken sich bei den geläufigsten indogermanischen Sprachen Europas die vorindogermanischen einsprengsel mow auf Orts- und Gewässernamen

Ein beträchtliches vorindoeuropäisches Substrat findet sich u.a. im Griechischen, wozu Pflanzennamen, Bezeichnungen aus der Landwirtschaft, Ortsnamen und Ausdrücke aus der Seefahrt zählen. Das mag zeigen, was die etwa um 2200 v. Chr. in den Süden des Balkans einströmenden indoeuropäischen Gruppen alles nicht kannten oder wenig beherrschten.

Dass sich im Germanischen kein vorindoeuropäisches Substrat finndet, heißt natürlich nicht, dass es in Mitteleuropa keine alteuropäische Bevölkerungsschicht gab. Aber aus irgendeinem uns unbekannten Grund hat sich dort kein Substrat erhalten. Das könnte darauf hindeuten, dass die Vorbevölkerung - anders als in Griechenland - keinen hohen kulturellen oder zivilisatorischen Stand erreicht hatte. Anders gesagt: Die eindringenden Indoeuropäer konnten von den Autochthonen nichts (oder wenig) lernen.
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05.11.2014, 23:33
Beitrag: #26
RE: Urheimat der Indoeuropäer
Ich bin überzeugt das das Deutsche/Germanische ein umfangreiches nichtindogermanisches Substrat hat z.B.:
Erde, Mensch, Schwert, Schiff, Boot, Gott sterben, Abend, schlagen, schlafen, Brot, Familie, Ebbe, Fett, Hand, Fuß, Blut, Weg, heiraten, Heim, gehen, Licht, laufen, laut, Fisch, keimen, Hund, Haar.

Man müßte das Deutsche/Germanische mit einer baltischen Sprache vergleichen. Worte die nicht verwandt sind, müßten mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem nichtindogermanischen Vorläuferwortschatz stammen.
Ein slawische Sprache wäre als Vergleich unsicher, da das slawische stark durch das Ostgermanische beeinflußt sein müßte bzw. aus der Vermischung das Baltischen mit dem Ostgermanischen stammen kann.

viele Grüße

Paul

aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn)
in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt
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06.11.2014, 09:23
Beitrag: #27
RE: Urheimat der Indoeuropäer
(05.11.2014 23:33)Paul schrieb:  Man müßte das Deutsche/Germanische mit einer baltischen Sprache vergleichen. Worte die nicht verwandt sind, müßten mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem nichtindogermanischen Vorläuferwortschatz stammen.
Ein slawische Sprache wäre als Vergleich unsicher, da das slawische stark durch das Ostgermanische beeinflußt sein müßte bzw. aus der Vermischung das Baltischen mit dem Ostgermanischen stammen kann.

Du kannst dich darauf verlassen, dass die Linguisten das alles wieder und wieder untersucht haben. Da sind kaum noch neue Erkentnisse zu erwarten.
Gewagt ist deine These, das (Früh)Slawische wäre eine germanisch-baltische Mischsprache, also quasi ein Pidgin-Idiom. Ich weiß nicht wie du darauf kommst, außer einer geographischen Nachbarschaft. Sicher, es gibt Lehnwörter, aber Wortschatz und Grammatik des Slawischen sind eindeutig originär bzw. beruhen auf gemeinsamer Wurzel aus dem UIG (Urindogermanisch).

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06.11.2014, 10:44
Beitrag: #28
RE: Urheimat der Indoeuropäer
(05.11.2014 23:33)Paul schrieb:  Ich bin überzeugt das das Deutsche/Germanische ein umfangreiches nichtindogermanisches Substrat hat z.B.:
Erde, Mensch, Schwert, Schiff, Boot, Gott sterben, Abend, schlagen, schlafen, Brot, Familie, Ebbe, Fett, Hand, Fuß, Blut, Weg, heiraten, Heim, gehen, Licht, laufen, laut, Fisch, keimen, Hund, Haar.

Eines deiner Worte kann ich dir direkt wiederlegen, dazu reicht mein längst vergessenes Latein auch noch aus: Das Wort "Familia" gibt es auch im lateinischen.
Und du willst doch wohl nicht behaupten, die Römer hätten das aus dem nichtindogermanischen Ursubstrat geklaut, lange bevor sie ihren Fuß in die Richtung setzten...

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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06.11.2014, 12:14
Beitrag: #29
RE: Urheimat der Indoeuropäer
Wenn Familie aus dem Lateinischen kommen sollte, aber nicht indogermanisch wäre, könnte es also aus einer südlichen alteuropäischen Sprache und nicht aus der ehemaligen Sprache in der Erteböllekultur stammen.

viele Grüße

Paul

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06.11.2014, 12:54
Beitrag: #30
RE: Urheimat der Indoeuropäer
Ziemlich konstruiert, findest du nicht?
Es ist sehr viel einfacher anzunehmen, daß "Familia" indogermanische Wurzeln hat. Denn- soweit ich weiß- bezeichnet es ganz gut einen Sippenverband, dem ein männliches Oberhaupt vorsteht. Die patriarchalische Ausrichtung gilt auf jeden Fall als indogermanisches Merkmal, umstritten ist vielmehr, ob wirklich jede vorindoeuropäische Kultur matriarchalisch organisiert war...
Von daher müßtest du einen Zweifel an der indogermanischen Herkunft schon mit etwas mehr begründen, als daß es gut in deine Theorie paßt...Wink

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06.11.2014, 13:28
Beitrag: #31
RE: Urheimat der Indoeuropäer
@Paul, ich weiß nicht, warum du immer wieder mit der mittelsteinzeitlichen Ertebölle-Kultur Dänemarks kommst. Die liegt Jahrtausende früher und von ihrer Sprache ist nicht eine Silbe überliefert. Ihre Kultur ist am ehesten mit den Ureinwohnern der Pazifikküste (British Columbia) vergleichbar. Aber spekulieren kann ich auch, jeder hat 3 Würfe frei. Da ein Großteil Skandinaviens damals noch unter Eis lag, können sie genausogut auch die Vorfahren der heutigen Sami gewesen sein. Hvat nu?

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06.11.2014, 15:04
Beitrag: #32
RE: Urheimat der Indoeuropäer
(05.11.2014 23:33)Paul schrieb:  Ich bin überzeugt das das Deutsche/Germanische ein umfangreiches nichtindogermanisches Substrat hat

Ich sagte bereits, dass die germanische Substrathypothese in der Sprachwissenschaft als überholt gilt.

"Der Hauptgrund dafür, dass die Germanische Substrattheorie heute als widerlegt gilt, ist, dass für sehr viele der vermeintlich nicht-indogermanischen Wörter im rekonstruierten urgermanischen Lexikon inzwischen doch etymologische Vergleichspunkte in anderen indogermanischen Sprachen gefunden worden sind. Einige Beispiele dafür in der oben genannten Wortliste sind: ..."

http://de.wikipedia.org/wiki/Germanische...thypothese

(05.11.2014 23:33)Paul schrieb:  Als Spender ist die Spache der nördlichen Megalithiker der logischste Ursprung, da es eine intensive Vermischung zwischen ihnen und den Indogermanen aus dem heutigen Norddeutschland gab.

Man könnte die Sprache der nördlichen Megalithiker/Ertebölleleute/Arktische Ureinwohner wahrscheinlich sogar aus dem Deutschen rekonstruieren.

Die Ertebölle-Kultur war eine Kultur des 6. und 5. Jahrtausends v. Chr. Sie kann demnach keinen Einfluss auf Indoeuropäer gehabt haben, da diese erst viel später - vermutlich ab etwa 3000 v. Chr. - nach Mitteleuropa einwanderten. Zu dieser Zeit war in Mittel- und Norddeutschland die Trichterbecherkultur verbreitet, der die großen Megalithbauten zuzuschreiben sind. In Süddeutschland finden sich spätneolithische Kulturen, die aus den vorangegangenen bandkeramischen Kulturen hervorgingen.

Wenn wir eindringende indoeuropäische Gruppen postulieren wollen, so überlagerten die in erster Linie die Leute der Trichterbecher-Kultur und falls es ein sprachliches Substrat im Germanischen geben sollte (!?), so stammt es von von dort her.
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13.11.2014, 05:16
Beitrag: #33
RE: Urheimat der Indoeuropäer
Während der Trichterbecherkultur fand vermutlich die Indogermanisierung der Regionen statt, in der vorher die Erteböllekultur existierte. Die Menschen verschwanden nicht einfach, sondern vermischten sich mit indogermanischen Einwanderern und brachten auch ihre Sprache ein. Stämme/Bevölkerungen aus diesem Gebiet wanderten auch in den Süden, so das dieses Substrat auch in südgermanische Regionen kam(Präsüdgermanisch).

viele Grüße

Paul

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13.11.2014, 10:47
Beitrag: #34
RE: Urheimat der Indoeuropäer
@Paul, Bandkeramik und Ertebölle waren zeitlich genausoweit von den Indoeuropäern entfernt wie die pyramidenbauenden Pharaonen von uns. Lassen wir es also besser, da direkte Zusammenhänge zu konstruieren.

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13.11.2014, 14:01
Beitrag: #35
RE: Urheimat der Indoeuropäer
Im Raum der Erteböllekultur gab es eine Bevölkerungskontinuität, bis die Indogermanen einwanderten. Es gibt keine Hinweise darauf, das zwischendurch andere Einwanderer die Sprache der Menschen der Erteböllekultur zum Verschwinden gebracht hätten. Die benachbarten Menschen mit Merkmalen der Bandkeramikkultur waren wahrscheinlich Indogermanen, welche die Landwirtschaft von Einwanderern aus dem Süden übernahmen. Bei dieser Hypothese wird immer die Michelsberger Kultur genannt.

viele Grüße

Paul

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13.11.2014, 16:00
Beitrag: #36
RE: Urheimat der Indoeuropäer
Die Bandkeramiker waren ganz bestimmt keine Indoeuropäer, es sei denn man hängt der inzwischen widerlegten Anatolien-Hypothese von Colin Renfrew hartnäckig an. Zu Ertebölle hab ich schon vorher alles gesagt.

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13.11.2014, 16:08
Beitrag: #37
RE: Urheimat der Indoeuropäer
(13.11.2014 14:01)Paul schrieb:  Im Raum der Erteböllekultur gab es eine Bevölkerungskontinuität, bis die Indogermanen einwanderten. Es gibt keine Hinweise darauf, das zwischendurch andere Einwanderer die Sprache der Menschen der Erteböllekultur zum Verschwinden gebracht hätten. Die benachbarten Menschen mit Merkmalen der Bandkeramikkultur waren wahrscheinlich Indogermanen, welche die Landwirtschaft von Einwanderern aus dem Süden übernahmen. Bei dieser Hypothese wird immer die Michelsberger Kultur genannt.

In Mitteleuropa entstanden vom Mesolithikum bis zur Bronzezeit nacheinander verschiedene Kulturen, von denen die Ertebölle-Kultur nur eine ist. Vor der Ertebölle-Kultur haben wie die mesolithische Maglemose-Kultur, darauf folgt die Trichterbecherkultur. Es besteht also keine Veranlassung, nun ausgerechnet die Ertebölle-Kultur hervorzuheben, wie du das ständig tust.

Man kann vermuten, dass es während des Mesolithikums eine Bevölkerungskontinuität gab, jedoch ist das nicht sicher. Die Jäger, Sammler und Fischer lebten noch halbnomadisch und waren sehr mobil. Insofern sind Wanderungen und Bevölkerungsverschiebungen gerade in mesolithischer Zeit nicht ausgeschlossen.

Ganz anders sieht das zur Zeit der Trichterbecherkultur aus, die etwa von 4000-2800 v. Chr. existiert. Sie ist die erste vollneolithische Kultur Norddeutschlands und ihre bäuerliche Bevölkerung schuf u.a. die Megalithbauten bzw. Hünengräber. Diese Bevölkerung ist es, die von den einwandernden indoeuropäischen Gruppen überschichtet wurde, bzw. mit ihnen verschmolz.

Falls es überhaupt einwandernde Indoeuropäer gab, was wir nicht wissen, und von einigen Forschern durchaus bestritten wird!! Unter anderem von Alexander Häusler, der eine indoeuropäische Wanderung als Mythos betrachtet. Er vertritt die Hypothese, dass die Indoeuropäer identisch sind mit der alteingesessenen mitteleuropäischen Bevölkerung und sich organisch in diesem Raum entwickelt hätten - ohne Invasionen und Zuwanderungen, für die es keinen archäologischen Beleg gibt.

http://www.uni-leipzig.de/~diffint/index...view/36/23

http://www.nomadsed.de/fileadmin/user_up...eusler.pdf
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13.11.2014, 20:22
Beitrag: #38
RE: Urheimat der Indoeuropäer
Noch ein Tipp.
http://press.princeton.edu/titles/8488.html
Ziemlich plausibel und fachlich überzeugend. Sieht man mal davon ab, dass er das Reiten für älter als das Wagenfahren hält - das hat ihm seine pferdeverrückte Frau wohl eingeredet.

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14.11.2014, 12:00
Beitrag: #39
RE: Urheimat der Indoeuropäer
(13.11.2014 16:08)Dietrich schrieb:  In Mitteleuropa entstanden vom Mesolithikum bis zur Bronzezeit nacheinander verschiedene Kulturen, von denen die Ertebölle-Kultur nur eine ist. Vor der Ertebölle-Kultur haben wie die mesolithische Maglemose-Kultur, darauf folgt die Trichterbecherkultur. Es besteht also keine Veranlassung, nun ausgerechnet die Ertebölle-Kultur hervorzuheben, wie du das ständig tust.
Ganz anders sieht das zur Zeit der Trichterbecherkultur aus, die etwa von 4000-2800 v. Chr. existiert. Sie ist die erste vollneolithische Kultur Norddeutschlands und ihre bäuerliche Bevölkerung schuf u.a. die Megalithbauten bzw. Hünengräber. Diese Bevölkerung ist es, die von den einwandernden indoeuropäischen Gruppen überschichtet wurde, bzw. mit ihnen verschmolz.

Falls es überhaupt einwandernde Indoeuropäer gab, was wir nicht wissen, und von einigen Forschern durchaus bestritten wird!! Unter anderem von Alexander Häusler, der eine indoeuropäische Wanderung als Mythos betrachtet. Er vertritt die Hypothese, dass die Indoeuropäer identisch sind mit der alteingesessenen mitteleuropäischen Bevölkerung und sich organisch in diesem Raum entwickelt hätten - ohne Invasionen und Zuwanderungen, für die es keinen archäologischen Beleg gibt.

http://www.uni-leipzig.de/~diffint/index...view/36/23
http://www.nomadsed.de/fileadmin/user_up...eusler.pdf

Die Erteböllekultur ist wahrscheinlich die letzte nichtindogermanische Kultur in dem Raum. Danach setzte die Indogermanisierung ein, also in der Zeit der Trichterbecherkultur.
Urheimat ist hier auch ein relativer Begriff, da sich Sprache immer in einem Enwicklungsprozeß befindet. Die uralische Sprachfamilie und die Indogermanische Sprachfamilie hatten eine gemeinsame Wurzel, die wahrscheinlich vor langer Zeit in Sibirien gesprochen wurde. Viele ihrer Nachfahren wanderten nach Westen. Ein Teil vermischte sich wahrscheinlich mit einem anderen Volk welches dort lebte und bildete so die Urindogermanische Sprache. Als sich westlicher Urindogermanen mit den Menschen vermischten, welche in der Erteböllekultur lebten entstand die Prägermanische Sprache. Diese soll sich aber auf einem großen Gebiet entwickelt haben. Italiker trennten sich aus dem Dialektkontinium durch Auswanderung. Die Kelten gliederten sich aus, da sie sich im Süden mit anderen Völkern vermischten.

viele Grüße

Paul

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14.11.2014, 14:39
Beitrag: #40
RE: Urheimat der Indoeuropäer
(14.11.2014 12:00)Paul schrieb:  Die Erteböllekultur ist wahrscheinlich die letzte nichtindogermanische Kultur in dem Raum. Danach setzte die Indogermanisierung ein, also in der Zeit der Trichterbecherkultur.

Die letzte vorindoeuropäische Kultur im Raum des heutigen Deutschlands ist die Trichterbecherkultur. Sie entwickelte sich ab etwa 4200 v. Chr. zu einer Zeit, als an Indoeuropäer in Zentraleuropa noch nicht zu denken war - sofern wir überhaupt Einwanderungen indoeuroäischer Gruppen postulieren wollen. Diese Kultur wurde indoeuropäisch überformt und damit ging aus ihr die schnurkeramische oder Streitaxtkultur hervor.

(14.11.2014 12:00)Paul schrieb:  Urheimat ist hier auch ein relativer Begriff, da sich Sprache immer in einem Enwicklungsprozeß befindet. Die uralische Sprachfamilie und die Indogermanische Sprachfamilie hatten eine gemeinsame Wurzel, die wahrscheinlich vor langer Zeit in Sibirien gesprochen wurde. Viele ihrer Nachfahren wanderten nach Westen. Ein Teil vermischte sich wahrscheinlich mit einem anderen Volk welches dort lebte und bildete so die Urindogermanische Sprache.

Das ist eine nicht belegbare Hypothese. Die Sprachwissenschaft lehnt eine solche indo-uralische Sprachfamilie ab:

"Indo-Uralisch ist eine hypothetische Sprachfamilie, die aus den indogermanischen und den uralischen sowie möglicherweise weiteren verwandten Sprachen besteht. Das am häufigsten genannte Argument für eine solche Verwandtschaft gründet auf anscheinend gemeinsamen morphologischen Elementen, wie den pronominalen Wurzeln *m- (1. Person) und *t- (2. Person), oder der Akkusativendung *-m. Daneben werden weitere, weniger offensichtliche Übereinstimmungen vorgeschlagen, wie die indogermanische Pluralendung *-s und ihr uralisches Gegenstück *-t. Die meisten Linguisten erachten die Evidenzen jedoch für nicht ausreichend."

http://de.wikipedia.org/wiki/Indo-uralische_Sprachen

Davon ganz abgesehen könnten Berührungen beider Sprachfamilien durchaus zwischen in Mitteleuropa ansässigen indoeuropäischen Bevölkerungsgruppen und östlich benachbarten uralischen erfolgt sein.
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