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Die Sache mit der Nachhaltigkeit-eine historische These
07.08.2012, 11:05
Beitrag: #7
RE: Die Sache mit der Nachhaltigkeit-eine historische These
(07.08.2012 00:53)zaphodB. schrieb:  Das Zitat habe ich aus einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung, wo es eigentlich um die angebliche Nachhaltigkeit bei Indianerkulturen ging.
Die Legende der besonders nachhaltig wirtschaftenden Indianerkulturen müsste man evtl. gesondert untersuchen. Da spielen viele Faktoren eine Rolle, die mit der Aufarbeitung der geschichtlichen Abläufe zusammenhängen. Leider kennen wir die verschiedenen Wirtschaftsweisen der nordamerikanischen Indianer nur von den archäologischen Resten, deren Interpretation sich erst langsam der Objektivität nähert.
Wurden in dem Artikel auch die südlicher lebenden Altamerikaner angesprochen? Einen so großen Kontinent mit Nord-Südausdehnnung muß man schon differenziert betrachten.
Mit der Terra-Preta-Kultur in Amazonien habe ich mich etwas beschäftigt. In solchen, mehr gärtnerischen Anbausystemen könnte man wahrscheinlich eher Ansätze von Nachhaltigkeit finden. Oder auch in Neuguinea bei Kuk. http://www.forum-geschichte.at/Forum/sho...hp?tid=189


(07.08.2012 00:53)zaphodB. schrieb:  Aber so neuzeitlich oder phrasenhaft finde ich die These garnicht:
Nun, das Problem ist,wie oben bereits angedeutet hat daß eine Gesellschaft, sobald sie ein einigermaßen gutes Auskommen hat ,also erfolgreich ist,(zumindest galt das in Prae-Pille-Zeiten) durch geringere Sterblichkeit und höherer Geburten.und Überlebensrate zahlenmäßig expandiert. Und in dem Moment haben wir bei einer begrenzten Menge Rohstoffe das Problem ,daß die irgendwann selbst dann nicht mehr ausreichen ,wenn das einzelne Individuum sein "Konsumverhalten" nicht verändert. Eine nachhaltig agierende Gesellschaft müßte also nicht nur nachhaltig wirtschaften sondern dürfte auch nicht zahlenmäßig zu sehr expandieren
Wenn die Gesellschaft aber zahlenmäßig nicht expandiert entsteht mittelfristig ein demographisches Problem, das dazu führen kann, daß die Gesellschaft verschwindet.Historisch gesehen haben erfolgreiche Gesellschaften i.w. immer expandiert.
Da bin ich mir nicht so sicher.
Einerseits muß es gerade bei Bauernkulturen schon früh ein Bewußtsein für die Grenzresource "fruchtbarer Boden" gegeben haben. Spätestens als die Bandkeramiker alle günstigen Flussufer besiedelt hatten, stellten sie fest, dass die Bodenfruchtbarkeit auf schlechteren Böden noch schneller nachläßt. Schon in Familien gibt es Streit um das Erbe, d.h. wenn ein Bauernpaar zu viele Kinder hatte, reichte der bewährte Siedlungsplatz nicht aus. Eltern ziehen aber nicht möglichst viele Kinder groß, damit sich ihre überlegene Kultur ausbreitet. Deshalb kann ich mir gut vorstellen, dass es gerade in den frühen Kulturen, so etwas wie Geburtenkontrolle und Empfängnisverhütung gab. Das geht ja auch ohne Pille. Smile
Außerdem könnten einige Bräuche und relegiöse Regularien ein Hinweis auf diese frühe Erkenntnis sein, wie oben erwähnt.


(07.08.2012 00:53)zaphodB. schrieb:  Das Auffangen des Ressourcenproblems bei wachsender Bevölkerung durch technologischen Fortschritt war auch nicht immer die Lösung,wie das Anazazibeispiel zeigt.
Die knappen Ressourcen bei einer wachsenden Gesellschaft wurden dort zunächst durch Intensivierung der Landwirtschaft und Installation eines Bewässerungssystems aufgefangen,was zu noch größerer Expansion führte.. in der Folge kam es durch die damit Verbundene Abholzung und schnellerer Abführung des Oberflächenwassers zu Austrochknung,Bodenerosion,Missernten und schließlich zum Untergang der Kultur.
Hätte die Kultur aber stattdessen nicht expandiert sondern nachhaltig agiert,wäre sie in kürzerer Zeit von den einwandernden halbnomadischen Hirtenkulturen der Navajo,Ute, Apachen etc aufgerieben woren.
Könnte man das Anazazibeispiel vielleicht mit der besonderen Anziehungskraft von Sumer/Mesopotamien auf die angrenzenden Regionen vergleichen?
Geht es da wirklich um Bevölkerungszuwächse und Ressourcenknappheit oder eher um Kulturgefälle und den Wunsch nach bestimmten Gütern?

Manchmal denke ich, dass die Ausbreitungstendenz der nahöstlichen und damit auch der europäischen Kultur mit ihrem Hauptnahrungsmittel Getreide zusammenhängt. Getreide eignet sich nicht so gut für einen gärtnerischen Intensivanbau wie die verschiedenen Stärkeknollen oder Mais. Aber das wäre ein anderes Thema.
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RE: Die Sache mit der Nachhaltigkeit-eine historische These - Renegat - 07.08.2012 11:05

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