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Napoleons zwei Seiten
03.06.2012, 14:12
Beitrag: #1
Napoleons zwei Seiten
Vertrauliche Äußerung Napoleons gegenüber dem französischen Gesandten in der Toskana vom 1.Juni 1797:
Glauben sie vielleicht das ich eine Republik begründen will? Welcher Gedanke! [...] Das ist eine Wahnvorstellung, in die die Franzosen vernarrt sind, die aber auch wie so manche andere vergehen wird. Was sie brauchen, das ist Ruhm, die Befriedigung ihrer Eitelkeit, aber von der Freiheit verstehen sie nichts. [...] Die Nation braucht einen Führer, einen durch Ruhm hervorragenden Führer, aber keine Theorien über Regierung, keine großen Worte, keine Reden von Ideologen, von denen die Franzosen nichts verstehen. Man gebe ihnen ihre Steckpferde, das genügt ihnen, sie werden sich damit amüsieren und sich führen lassen, wenn man ihnen nur geschickt das Ziel verheimlicht, auf das man sie zumarschieren lässt.
Quelle: Miot de Melito, Mémories I (übersetzt von Wilhelm A. Fleischmann), Schweizerbart, Stuttgart 1866, S. 163f.

Tagesbefehl Napoleons an seine Soldaten (Italien, 14.Juli 1797)
Soldaten, heute ist die Jahresfeier des 14.Juli. [...] Ihr seid [...] ganz dem Ruhm jenes Namens verbunden, der durch eure Siege neuen Glanz empfangen hat. Soldaten, ich weiß, ihr seid tief betrübt über die Leiden, die dem Vaterland drohen; aber das Vaterland kann nicht ernstlich gefährdet werden. Hier stehen die Männer, die es zum Triumph über das verbündete Europa geführt haben. Berge trennen uns von Frankreich; ihr würdet sie mit Adlerflügeln überqueren, wenn es nötig sein sollte, um die Verfassung aufrechtzuerhalten, die Freihet zu verteidigen, die Regierung und die Republik zu schützen.
Quelle: Walter Markov, Revolution im Zeugenstand, Bd. 2, Fischer, Frankfurt/M. 1987, S.697f.

Ziemlich doppelmoralisch oder ??
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03.06.2012, 14:19
Beitrag: #2
RE: Napoleons zwei Seiten
(03.06.2012 14:12)Annatar schrieb:  Ziemlich doppelmoralisch oder ??

Stimmt, das ganze bringt mich wieder mal auf die Frage welche Ziele Napoleon tatsächlich hatte, wo wollte er langfristig hin?
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03.06.2012, 14:21
Beitrag: #3
RE: Napoleons zwei Seiten
(03.06.2012 14:19)WDPG schrieb:  Stimmt, das ganze bringt mich wieder mal auf die Frage welche Ziele Napoleon tatsächlich hatte, wo wollte er langfristig hin?
Ich denke er hatte langfristig nur seinen eigenen Machtzuwachs im Blick und tat alles, um mehr Macht zu bekommen. Das reichte dann bis zum Posten des Konsuls und später Kaisers.
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04.06.2012, 00:39
Beitrag: #4
RE: Napoleons zwei Seiten
(03.06.2012 14:12)Annatar schrieb:  Ziemlich doppelmoralisch oder ??
Eher täuschend. Ich wage zu behaupten, dass nur eine der Ansichten seine wirklich vertretene war.

Der vernetzte Mensch von heute gerät in Gefahr,
die globalisierte Welt als eine Ansammlung von Zitaten zu erleben.

Doug Mack
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04.06.2012, 16:48
Beitrag: #5
RE: Napoleons zwei Seiten
(04.06.2012 00:39)Viriathus schrieb:  
(03.06.2012 14:12)Annatar schrieb:  Ziemlich doppelmoralisch oder ??
Eher täuschend. Ich wage zu behaupten, dass nur eine der Ansichten seine wirklich vertretene war.

Ja, und vermutlich erstere.





Zum gesamten Thema:

Interessante Gegenüberstellung, danke, dass du das so hervorgehoben hast. Aber etwas wirklich außergewöhnliches war das nicht.

Die Bevölkerung musste mit Propaganda gefüttert werden, wollte man im politischen Sinne bestehen. Das Volk musste seine Kampfparolen angenommen hören, sonst erzwang es das mit Gewalt. Kurz - die Bevölkerung wollte (in antiken Worten) "Brot und Spiele". Ich meine das in dem Sinne, dass das Volk nicht genau erläutert haben wollte, was das beste für das Land ist, sondern einfach das verwirklicht wissen wollte, was ihnen früher eingetrichtert wurde.

So war das bei Napoleon, aber so war das auch bei den meisten Herrschern, die nicht ganz legitimiert waren. Schon antike Usurpatoren täuschten der Bevölkerung tolle Reformen vor. Reden vor einfachem Volk gab es noch nicht, aber ich erinnere mich an eine Gesetzesänderung eines römischen Kaisers (das heißt, ich erinnere mich natürlich nur daran, von ihr gelesen zu habenTongueWink). Die Steuern wurden radikal gesenkt, was damals dringend nötig war. Aber in Wirklichkeit wurden sie doppelt so oft eingetrieben.

Auch später waren Gegenkönige oft brilliante Redner (der zweite Pseudodimitri aus Russland wird wohl nur wenigen etwas sagen...). Nicht zuletzt Hitler, der ja seine berühmt-berüchtigten Fensterreden hielt: Zu den Alliierten und zur Bevölkerung wurden Friedensglorifizierungen hingeheuchtelt, während in den Fabriken massiv aufgerüstet wurde. Ganz gleich war es auch bei Napoleon.
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