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Wetter und Weltgeschichte
30.10.2012, 20:57
Beitrag: #13
RE: Wetter und Weltgeschichte
Es gibt viele bahnbrechende Themen der Weltgeschichte, bei denen das Wetter eine Rolle gespielt haben könnte. Drei Beispiele:

Der Untergang des Römischen Weltreiches. Meteorologen haben herausgefunden, dass gerade in den Jahrhunderten, in denen das weströmische Reich seinem Untergang entgegenging, das Klima in dessen Provinzen merklich kühler wurde. In den Blütejahren, den ersten zwei Jahrhunderten nach Christus, war es relativ warm und das über längere Zeit. Während dessen gab es jedoch weiterhin genügend Niederschläge. Ab dem dritten nachchristlichen Jahrhundert wurde das Wetter schließlich kühler und trockener, und damit die Felder unfruchtbarer. Möglich, wenn auch nicht sicher, dass das einen Grund für den Untergang des Imperium Romanum darstellte.

Doch selbst wenn dem nicht so ist, hängt doch ein weiterer Aspekt bei dem Zerfallsprozess mit dem Wetter zusammen: Die Völkerwanderung, in deren Folge barbarische Stämme das Reich bedrängten und schließlich nach und nach übernahmen, wurde zumindest teils durch Temperaturschwankungen hervorgerufen. Nachgewiesen ist zumindest, dass die Kimbern, die im heutigen Dänemark siedelten, von den zurückgehenden Ernteerträgen die kalten und langen Winter des Nordens nicht mehr überstehen und kamen in eine Existenzkrise. In deren Folge brachen sie in Richtung Süden auf, schlossen sich mit den Teutonen zusammen, die ebenfalls auf Wanderschaft waren, und wurden zu einer Bedrohung für das römische Reich. Es wird des Weiteren spekuliert, dass die Wanderung der Hunnen durch einen Rückgang der Getreidevorkommen hervorgerufen wurde. Und ohne Hunnenwanderung keine Gotenwanderung, ohne Gotenwanderung keine Wanderung der Vandalen, Alanen etc… Ob das alles so stimmt, ist natürlich fraglich, trotzdem sollte man auch hier den Einfluss des Wetters nicht unterschätzen.

Außerdem wird für das sechste nachchristliche Jahrhundert ein Asteroideneinschlag irgendwo in Eurasien vermutet. Chinesische und europäische Geschichtsschreiber der damaligen Zeit berichten erstaunlich übereinstimmend, dass sich der Himmel viele Jahre lang verdunkelte. Das rief natürlich Missernten und große Hungersnöte hervor. Die Bedeutung dieses Ereignisses wird teils über-, teils unterschätzt. Während manche Historiker sie für bedeutungslos halten, sehen andere in ihr den Grund für riesige Bevölkerungsbewegungen, den Aufstieg des Islam und des Mongolenreiches unter Dschingis Khan. Die Realität wird wohl irgendwo in der Mitte liegen.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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Wetter und Weltgeschichte - Maxdorfer - 02.08.2012, 19:35
Wetter und Weltgeschichte - Luki - 26.08.2012, 14:00
Wetter und Weltgeschichte - Luki - 05.10.2012, 19:47
RE: Wetter und Weltgeschichte - Maxdorfer - 30.10.2012 20:57
Wetter und Weltgeschichte - Luki - 01.11.2012, 13:04

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