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Zinnvorkommen Bronzezeit
24.08.2015, 18:00
Beitrag: #21
RE: Zinnvorkommen Bronzezeit
Hallo Suebe,

sicher hast Du recht mit der Frage nach der Technologieentwicklung. Deine Ansicht hinsichtlich "natürlicher Bronzeerze" --> Kupfer und Zinn in einem Mineral vereinigt verweist auf ein sehr seltenes Phänomen, welches nach meiner Kenntnis nur in Zentralasien vorkommen soll. Wesentlich häufiger dürfte die Konstellation von Arsen-Kupfermischerzen sein, welche beim Verhütten zu durchaus brauchbaren Legierungen führt. Da Arsen als Nichtmetall beim Verhütten flüchtig ist, ist eine gleichbleibende Qualität der Arsenbronzen schwer zu garantieren. Auch ein Umschmelzen führt zu Arsenverlusten. Ich gehe davon aus, dass gezielte Arsenzugaben nicht möglich waren. Auch dürfte die Giftigkeit des Arsens den Metallurgen nicht verborgen geblieben sein. Man suchte sicher nach besseren Lösungen bei der Bronzeherstellung. Die früheste Bronzekultur Mitteleuropas, die Aunjetitzer Kultur dürfte zeitlich kaum den Mittelmeerkulturen nachhinken, zumal sie im Gegensatz zu den Mittelmeerkulturen Zugang zum Zinn hatte. Ein Fernhandel von Bronze via Donau/Troja/Mesopotamien sollte ins Auge gefasst werden.
In der Talsperre Pirk der Weißen Elster bei Plauen kommt der seltene Fall von Kupfervorkommen und Zinnvorkommen auf kleinstem Raum vor. Kupfer in Vererzungsspalten im Dockelsberg und Zinnstein im Flussgrund. In der Spätbronzezeit dürfte das genutzt worden sein. Da Zinnstein als Wascherz in feinkörniger Form vorkommt, kann er direkt in die Kupferschmelze eingestreut werden. Sicher hat es gedauert, bis das optimale Mischungsverhältnis von 5 - 10% Zinnanteil gefunden wurde. Für Werkzeuge und Waffen galt eher 5%, für Schmuck bzw. komplexe Gußformen eher 10%.
Zinnbarren im Fernhandel dürften eine späte Lösung darstellen, da dem Zinn ein Bleianteil von 0,1% gezielt zugesetzt wurde, um die Zinnpest, einem Zersetzungsvorgang zu vermeiden.
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31.12.2017, 20:05
Beitrag: #22
RE: Zinnvorkommen Bronzezeit
In Archäometrie und Denkmalpflege 2016 - METALLA Sonderheft 8
schrieben Marahren/Berger/Brüggemann/Pernicka: "Vergleich der stabilen Zinnisotopen-Zusammensetzung von Kassiteriten aus europäischen Zinn-Lagerstätten", S. 190-193:
(sinngemäß) Ein Vergleich einer großen Zinnstein-Probenzahl innerhalb einer Lagerstätte zeigte eine so große Streuung in den Isotopen, dass praktisch zwischen den Lagerstätten nicht mehr unterschieden werden kann. Die Hoffnung, mit Zinnisotopie die Lagerstätte der Himmelsscheibe von Nebra zuordnen zu können hat sich damit massiv eingetrübt. Zwischen Cornwall und Grupka anhand der Isotope konnte nicht mehr unterschieden werden.

Eigener Beitrag:
Auch scheint der Gebrauch von Zinn in der Frühbronzezeit noch recht selten gewesen zu sein. Insbesondere Cu-Fahlerze mit hohen Antimon- u. Arsenanteilen waren wohl die Hauptlieferanten von "Bronzen" auch in Mesopotamien. Leider liegen nur sehr wenige moderne Analysen von "Altfunden" vor. Neue Funde z.B. in Dermsdorf ca. 2 km vom Hügelgrab von Leubingen entfern wurde in einem Topf 97 Bronzebeile bzw. 3 Dolche gefunden. Davon sind lediglich eine Handvoll Beile vom Typ Neyruz (Schweiz) zinnhaltig. Alle anderen (sächsischen Beilformen) sind auf Fahlerzbasis mit Antimon und Arsen (auch silberhaltig) legiert. [Der Hortfund von Dermsdorf]
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08.01.2018, 17:37
Beitrag: #23
RE: Zinnvorkommen Bronzezeit
Danke für die informativen Beiträge!

VG
Christian
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08.01.2018, 17:42
Beitrag: #24
RE: Zinnvorkommen Bronzezeit
In denke, man hat die Bronze ursprünglich mehrfach erfunden, weil man das angestrebte Kupfer nicht sauber hinbekam.

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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19.09.2019, 16:27
Beitrag: #25
RE: Zinnvorkommen Bronzezeit
Und hier gibt es neues zum Zinn in der Bronzezeit.

https://www.archaeologie-online.de/nachr...inns-4427/

aus dem Link
Zitat: Dabei konnten sie nachweisen, dass dieses Zinn in Form von Barren nicht, wie bislang angenommen, aus Zentralasien stammt, sondern aus europäischen Zinnlagerstätten

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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