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Lastenausgleich
03.11.2013, 13:10
Beitrag: #18
RE: Lastenausgleich
(03.11.2013 01:52)Sansavoir schrieb:  Da ich drei Tage zwangsweise nur offline war, habe ich diese Diskussion erst jetzt entdecke. Ich habe den Eindruck, dass dieses Thema "Lastenausgleich" und "Integration der Vertriebenen" zu positiv diskutiert wurde. Nur Harald deutete an, dass es nicht so war.

Meine Oma, mein Vater und mein Onkel waren Flüchtlinge, die 1945 nach einer neunmonatiger von Bromberg aus im Raum Oschersleben (Sachsen-Anhalt) angesiedelt wurden. Sie erhielten damals und während der gesamten DDR-Zeit keinen Lastenausgleich. Erst 1992, nach einigen bürokratischen Hürden, erhielt meine Oma als 87-jährige Frau eine Entschädigung. Ebenso mein Vater und Onkel, die als Kinder aus ihrer Heimat vertrieben wurden.

Ich möchte nur dazu sagen, dass meine Oma, mein Vater und mein Onkel schwere Jahre nach dem Krieg hatten. Sie und die anderen Vertriebenen waren in ihrer neuen Heimat nur Außenseiter, in den Dorf ging eine strikte Trennung zwischen Alteingesessenen und Neusiedlern, die noch in den 80-er Jahren bestand, als die meisten Neusiedler in zwei Neubaublöcken wohnten. Bis ca. 1960 wohnte meine Oma auf dem Hof eines einheimischen Bauern zur Miete. Dessen Frau, war eine Polin, die während des 1. Weltkrieges als Schnitterin ins Dorf kam. Sie machte meiner Oma das Leben besonders schwer.

Meine Oma hatte im Dorf zeitlebens nur Freunde oder Bekannte, die aus Westpreußen, Pommern oder Schlesien stammten. Lehrer oder Pfarrer hatten sich nicht um eine Integration der Flüchtlingskinder bemüht, ihr Verhalten unterschied sich nicht gegenüber dem Verhalten der anderen Dorfbewohner. Mein Onkel und mein Vater nutzten die erste Möglichkeit, die sich ihnen bot, das Dorf zu verlassen und anderswo ein neues Leben zu beginnen.

Ähnliches kann ich auch über das Schicksal der Eltern oder Großeltern von Bekannten erzählen. Die Sudetendeutschen hatten oft Schwierigkeiten in Berufen zu arbeiten, die ihre fachlichen Qualifikationen entsprachen. So fanden oft Ingenieure nur Arbeit als Meister, der Meister aus den Sudeten arbeitete dann oft als Schlosser oder Bergmann usw.

Staatlicherseits wurde die Existenz von Flüchtlingen aus den Ostgebieten verschwiegen. Indirekt wurde den Flüchtlingen vorgeworfen, dass ihre Existenz nur das Produkt der ungerechten deutschen Expansion sei, beginnend bei den Ordensrittern und endend bei den Nationalsozialisten. Wer sich dagegen wehrte, wurde als Revisionist beschimpft und bestraft. Mehr möchte ich jetzt dazu nicht sagen.


Vielen Dank für dieses Statement über die Integration in der Ex-DDR.
Hierzu gibt es im Lastenausgleichsgesetz folgende Regelung:

Zitat:Bewohner der DDR sind nach der deutschen Einigung nicht in den Lastenausgleich einbezogen worden. Der Einigungsvertrag übertrug den Lastenausgleich auf die neuen Länder lediglich für Aussiedler, die sich dort nach dem 3. 10. 1990 und vor dem 1. 1. 1993 niederließen. Vertriebene, die nach der Vertreibung ihren Wohnsitz in der DDR genommen und ihn dort bis zum 3. 10. 1990 beibehalten haben, erhalten anstelle einer Entschädigung nach dem LAG eine einmalige Zahlung von 4 000 DM nach dem Vertriebenenzuwendungsgesetz vom 27. 9. 1994. Das am 1. 1. 1993 in Kraft getretene Kriegsfolgenbereinigungsgesetz leitete die Beendigung des Lastenausgleichs ein; Anträge auf Lastenausgleich können seit dem 1. 1. 1996 nicht mehr gestellt werden.

also ganz ohne Lastenausgleich auch dort nicht.

Stand 1949 hatte die DDR eine sehr attraktive Regelung für Vertriebene zu bieten!
Die Landreform.
Während im Westen den aus bäuerlichen Berufen kommenden Ostvertriebenen nur der Weg als Hilfsarbeiter in die Industrie oder zB auf den Bau blieb, konnten sie in der DDR Bauer bleiben!
ein nicht zu unterschätzendes Faktor.
Kein sozialer Abstieg!

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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