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Neutrales, vereinigtes Deutschland?
04.07.2012, 16:14
Beitrag: #38
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
(02.07.2012 16:45)krasnaja schrieb:  Es gab keine sowjetische Expansion

1.) in der Konferrenz von Moskau Otober 1944 überließ Churchill (nach einem Stück Papier mit Prozentangaben) vorbehaltlich der Bestätigung durch die USA die Tschechei, Ungarn, das ges. Baltikum der UdSSR. Auf einen Einfluss in Bulgarien und Rumänien verzichtete Churchill, wenn im Gegenzeug die UdSSR auf Einfluss in Griechenland verzichtget.

2.) In Jalta im Februar 1945 wurden diese Vereinbarungen von den USA bestätigt.

Ergo: Das, was Du als bedrohliche sowjetische Expansion darstellts, war mit den Westalliierten einvernehmlich vereinbart.

Polen war eine Ausnahme, es war in Jalta nicht zu einer Lösung gekommen, obwohl beide polnische Regierungen (die Londoner Exilregierung und das Lubliner Komitee eingeladen waren)
Stalin traute den Polen wohl nicht, deren Ziel die Restauration der Rzeczpospolita aus dem Mittelalter auf Kosten russischen Bodens war Und zu groß waren wohl die Wunden der Vergangenheit

Auslöser Kalter Krieg: Muss ich denn immer wieder darauf hinweisen, dass die Westalliierten für den 1. Juli 1945 einen Krieg gegen die UdSSR geplant hatten ?

Schon im Mai 1945 wurde die UdSSR nicht mehr als befreundete Nation tituliert.

Ein neutrales wiedervereinigtes Deutschland lag ganz sicher nicht im Interesse des Westens. Nach meiner persönlichen Einschätzung kamen die Bekenntnisse der Westalliierten (Byrnes-Rede vom Sept. 1946) erst zu einem Zeitpunkt, als eine einvernehmliche Lösung mit der UdSSR nicht mehr zu erzielen war.

Churchill war in seiner Haltung pragmatischer was die Ordnung zwischen "den weißen Felsen von Dover und den weißen Eiswüsten Rußlands" anging. Priorität hatten zunächst die Belange des Empires. Da spielte Polen keine große Rolle, Griechenland und das östliche Mittelmeer schon, da hier der freie Seeweg nach Indien (durch den Suez-Kanal) betroffen war.

Im Hinblick auf den Einfluss in Mitteleuropa rächte sich den Westen die späte Invasion 1944, obwohl Stalin schon früher darauf gedrängt hatte. Da man den Russen quasi die Drecksarbeit überließ, musste man damit rechnen, dass diese schneller am Rhein standen, als es einem Recht sein konnte. Die Frühzeitige Fixierung der Besatzungszonen schon 1944 - sehr zugunsten Russlands, die fast die Hälfte des alten Reichsgebietes direkt bzw. indirekt zugesprochen bekamen - diente dazu die Russen notfalls hinter die vereinbarte Grenze zurückzudrängen. Dass es letztlich anders kam und die Amerikaner bereits in Thüringen standen führte dazu, dass Churchill und Truman die Franzosen bei der Potsdamer Konferenz am Katzentisch Platz nehmen ließen. Auf den Vorschlag, die Besatzungszonen - jetzt unter vier - neu zu verhandeln ließ sich Stalin aber nicht ein. Die Franzosen bekamen nur Anteile der amerikanischen bzw. britischen.

Der Daily Telegraph hat 1998 über Pläne Churchills berichtet, die unter dem Codenamen "Operation Unthinkable" geführt wurden. Im Falle eines vorzeitigen Sturzes Hitlers wurde erwogen mit deutscher Unterstützung gegen die UdSSR zu kämpfen um die Rote Armee hinter die polnische Grenze von 1939 zu drängen. Russland wurde aber auch als Verbündeter gegen Japan gebraucht. Erst mit dem Sieg im Pazifik rückte Stalin als künftiger Gegner in den Vordergrund. Man könnte auch behaupten, der Abwurf der amerikanischen Atombomben diente nicht nur dazu den Krieg gegen Japan zu beenden, sondern mehr Moskau einzuschüchtern.

Das Stalin in den 50er Jahren ein unabhängiges Gesamtdeutschland vorschlug kann auch in Zusammenhang mit seiner Strategie gegenüber Polen gesehen werden, die bereits 1944 in Teheran sichtbar wurde. Die "Streichholzschachtel-Lösung" - Verschiebung der poln. Ostgrenze auf die Curzon-Linie und dafür Entschädigung Polens im Westen mit deutschem Gebiet diente auch dazu, eine dauerhafte Feindschaft zwischen Deutschen und Polen zu provozieren, von der als lachender Dritter die UdSSR profitieren würden. Vielleicht waren die Stalin-Noten nur ein weiterer Schachzug in diesem Spiel. Die Angst vor der Revanche eines wiedervereinigten Deutschlands hätte Warschau noch enger an Moskau gebunden.
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RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ? - Marco - 04.07.2012 16:14

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