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Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus?
04.01.2013, 20:37
Beitrag: #1
Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus?
Ein Treppenwitz eigentlich. Ausgerechnet die Sieger entließen in der Nachkriegszeit fast alle ihre Kolonien in die Unabhängigkeit.

Warum eigentlich? Stellte sich das Halten der Stellung als Verlustgeschäft heraus? Hatte man mit dem Aufbau genug daheim zu tun?

Denn wenn wir mal ehrlich sind und uns die heutigen afrikanischen Verhältnisse betrachten, geschah das m.E. teilweise übereilt.

Adolf Hitler hatte übrigens nicht wirklich ernsthaftes Interesse an einer Rückerlangung von Kaisers Kolonien, auch wenn es halbherzig in den 1930ern propagiert wurde.

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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04.01.2013, 21:57
Beitrag: #2
RE: Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus?
(04.01.2013 20:37)Arkona schrieb:  Ein Treppenwitz eigentlich. Ausgerechnet die Sieger entließen in der Nachkriegszeit fast alle ihre Kolonien in die Unabhängigkeit.

Warum eigentlich? Stellte sich das Halten der Stellung als Verlustgeschäft heraus? Hatte man mit dem Aufbau genug daheim zu tun?

Denn wenn wir mal ehrlich sind und uns die heutigen afrikanischen Verhältnisse betrachten, geschah das m.E. teilweise übereilt.

Adolf Hitler hatte übrigens nicht wirklich ernsthaftes Interesse an einer Rückerlangung von Kaisers Kolonien, auch wenn es halbherzig in den 1930ern propagiert wurde.
Ich vermute die Entlassung der Kolonien in dien Unabhängigeit hatte mehrere Gründe, die auch im 2. Weltkrieg liegen.
So hat der 2. WK. gezeigt, wie verwundbar die Kolonialreiche der Weißen sind. Schließlich konnte Japan große Teile der weißen Kolonialgebiete besetzen (Niederländisch-Ostindien, Französisch-Indochina etc.). Das hatten auch einen Effekt auf die Bevölkerung in den Kolonien zeigte es doch, dass die Weißen nicht Unbesiegbar sind. Außerdem ließen die Japaner nach ihrer Niederlage viele Waffen in den besetzten Gebieten, die von den Unabhängigkeitsbewegungen benutzt wurden und stärkten die radikalen Unabhängigkeitsgruppen in Asien, was für die Europäer auch nicht so vorteilhaft war.
Abgesehen davon hatten sich schon vor dem 2. WK. Unabhängigkeitsbewegungen gegründet, die immer stärker wurden.
Da die weißen Kolonialstaaten nach dem 2. WK ziemlich geschwächt waren und die militärischen Versuchen die Unabhängigkeiten zu verhindern scheiterten, mussten sie die Staaten in den Unabhägigkeit entlassen.
Das hatte natürlich Auswirkungen auf die Kolonien in Afrika, wo sich nach und nach auch Unabhängigkeitsbewegungen bildeten.

"Auflehnung ist das heiligste aller Rechte und die notwendigste aller Pflichten."
Marquis de La Fayette
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04.01.2013, 21:59
Beitrag: #3
RE: Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus?
(04.01.2013 20:37)Arkona schrieb:  Denn wenn wir mal ehrlich sind und uns die heutigen afrikanischen Verhältnisse betrachten, geschah das m.E. teilweise übereilt.
Wieso übereilt?? Die Europäer hatten in den Jahren vor der Dekolonisation kaum etwas für die Entwicklung der afrikanischen Staaten getan. Glaubst du das wäre passiert, wenn selbige noch länger Kolonien geblieben wären??

"Auflehnung ist das heiligste aller Rechte und die notwendigste aller Pflichten."
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04.01.2013, 22:43
Beitrag: #4
RE: Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus?
(04.01.2013 21:59)Annatar schrieb:  
(04.01.2013 20:37)Arkona schrieb:  Denn wenn wir mal ehrlich sind und uns die heutigen afrikanischen Verhältnisse betrachten, geschah das m.E. teilweise übereilt.
Wieso übereilt?? Die Europäer hatten in den Jahren vor der Dekolonisation kaum etwas für die Entwicklung der afrikanischen Staaten getan. Glaubst du das wäre passiert, wenn selbige noch länger Kolonien geblieben wären??
Ich WILL provozieren!!!
Makaber gefragt: Wieviele Eisenbahnlinien wurden nach 1960 in Afrika gebaut? Alles was an Infrastruktur dort heute (noch) vorhanden ist, stellt den ruinierten Rest der Kolonialzeit dar. Ich finde es einfach falsch, alle Übel Afrikas auf die 50-100 Jahre flächendeckenden Kolonialismus zurückzuführen. Soll das noch in 1000 Jahren als Argument benutzt werden? Und dafür fährt der gottgleiche Diktator wie Mugabe im Mercedes mit vergoldeten Kühlergrill.
Komischerweise kommen solche Klagen und Berichte nicht aus Südostasien, das es im 20. Jahrhundert (Vietnamkrieg, Rote Khmer) nun übel wie keine andere Weltgegend getroffen hat.
Man könnte echt zum Rassisten werden, wenn man sich mal damit näher befasst. Ich befürchte, Afrika kann man abschreiben.

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04.01.2013, 22:55
Beitrag: #5
RE: Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus?
(04.01.2013 22:43)Arkona schrieb:  ----wenn man sich mal damit näher befasst.
könnte man einige Entwicklungen erkennen, die nicht zum negativen Pauschalurteil über Afrika passen.
Aber die sind hier ja nicht Thema. Smile
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04.01.2013, 23:48
Beitrag: #6
RE: Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus?
(04.01.2013 22:55)Renegat schrieb:  
(04.01.2013 22:43)Arkona schrieb:  ----wenn man sich mal damit näher befasst.
könnte man einige Entwicklungen erkennen, die nicht zum negativen Pauschalurteil über Afrika passen.
Aber die sind hier ja nicht Thema. Smile
Nur raus damit, das Forum braucht mal wieder eine harte sachliche Diskussion die ich hier mal anstossen wollte, bevor wir bei lauter alten Etruskern oder Markgrafen einschlafen. Deshalb habe ich den überspitzten Eingang gewählt.

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05.01.2013, 00:16
Beitrag: #7
RE: Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus?
(04.01.2013 22:43)Arkona schrieb:  Wieviele Eisenbahnlinien wurden nach 1960 in Afrika gebaut?

Afrika geht eben eigene Wege und manche brauchen Zeit.
In Bezug auf die Eisenbahnen hat Afrika vielleicht einfach unseren Umweg nicht mitgemacht, denn wir schaffen sie mit Privatisierung, Just-in-Time-LKWS und ganz aktuell mit den billigen Buslinien zwischen den Städten ja gerade ab.
Die billigen Buslinien hat Afrika schon lange.

Ok, du wolltest ja ein kontroverses Thema. Smile

Ernsthafter - bevor mich die Eisenbahnfans kreuzigen - es gibt einige pfiffige Entwicklungen, die die Menschen unabhängiger von den Großkonzernen machen, da sie eine einfache, selber herstell- und reparierbare Technik darstellen. Beispiele müßte ich suchen, hatte vor kurzem was gelesen zum Aufladen von Akkus.
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05.01.2013, 01:18
Beitrag: #8
RE: Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus?
(04.01.2013 22:43)Arkona schrieb:  Ich WILL provozieren!!!
Merk ich schon. Big Grin
(04.01.2013 22:43)Arkona schrieb:  Makaber gefragt: Wieviele Eisenbahnlinien wurden nach 1960 in Afrika gebaut? Alles was an Infrastruktur dort heute (noch) vorhanden ist, stellt den ruinierten Rest der Kolonialzeit dar. Ich finde es einfach falsch, alle Übel Afrikas auf die 50-100 Jahre flächendeckenden Kolonialismus zurückzuführen. Soll das noch in 1000 Jahren als Argument benutzt werden?
Vielfach liegen sie allerdings dort. Man denke nur an Mail oder die D.R. Kongo.
(04.01.2013 22:43)Arkona schrieb:  Und dafür fährt der gottgleiche Diktator wie Mugabe im Mercedes mit vergoldeten Kühlergrill.
Da liegt das zweite Problem Afrikas. Die Eliten sind vielfach korrupt und unfähig ihre Länder zu modernisieren.
(04.01.2013 22:43)Arkona schrieb:  Komischerweise kommen solche Klagen und Berichte nicht aus Südostasien, das es im 20. Jahrhundert (Vietnamkrieg, Rote Khmer) nun übel wie keine andere Weltgegend getroffen hat.
Was vielleicht daran liegen könnte, dass es schon vor der Kolonialherrschaft Staaten dort gegeben hat und nicht, wie vielfach in Afrika, Stämme.
Oder es lag am Kommunismus. Wink
(04.01.2013 22:43)Arkona schrieb:  Man könnte echt zum Rassisten werden, wenn man sich mal damit näher befasst. Ich befürchte, Afrika kann man abschreiben.
Nicht ganz, es gibt auch einige positive Beispiele wie Angola, Südafrika und Namibia.

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05.01.2013, 08:32
Beitrag: #9
RE: Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus?
(05.01.2013 01:18)Annatar schrieb:  Nicht ganz, es gibt auch einige positive Beispiele wie Angola, Südafrika und Namibia.
Sicher gibt es positive Beispiele, aber das ist die Minderzahl. Südafrika zähle ich nicht dazu, wenn man mal über die Kapregion hinausblickt. Das Land hat weltweit die so ziemlich höchste Mord- und Vergewaltigungsrate. Wer es sich leisten kann, wandert aus oder bunkert sich in bewachten Reichengettos ein. Das Land ist dank Nelson Mandela nicht explodiert, ruiniert sich aber mittelfristig trotzdem.
Außerdem kann die Situation auch in diesen Musterländern ganx fix kippen, wie uns die jüngere Vergangenheit lehrt. Liberia oder Äthiopien, beide nie Kolonie gewesen, bekommen auch keinen Fuß in die Tür.

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05.01.2013, 10:01
Beitrag: #10
RE: Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus?
(04.01.2013 20:37)Arkona schrieb:  Ein Treppenwitz eigentlich. Ausgerechnet die Sieger entließen in der Nachkriegszeit fast alle ihre Kolonien in die Unabhängigkeit.

Warum eigentlich? Stellte sich das Halten der Stellung als Verlustgeschäft heraus? Hatte man mit dem Aufbau genug daheim zu tun?


Die Entkolonialisierung ergab sich aus der UN-Charta, Kapitel XI aufwärts.
Die UN-Mitgliedstaaten "mussten" sie durchführen. Daher auch die ganzen Unabhängigkeiten im Jahr 1960.

Zitat:Denn wenn wir mal ehrlich sind und uns die heutigen afrikanischen Verhältnisse betrachten, geschah das m.E. teilweise übereilt.

kann man so sehen.
Wobei es sehr wohl Unterschiede gibt, ganz unten in der Skala erscheint der "Belgische Kongo", oben könnte man Uganda oder Kenia ansiedeln.
Ob es übereilt geschah ist natürlich ein anderes Thema, die wesentlich später in die "Unabhängigkeit entlassenen" zeigen nicht unbedingt ein graphierend besseres Abschneiden.

Zitat:Adolf Hitler hatte übrigens nicht wirklich ernsthaftes Interesse an einer Rückerlangung von Kaisers Kolonien, auch wenn es halbherzig in den 1930ern propagiert wurde.

Hitler hat in seinen letzten Wochen, glaube im März 45, geäußert, dass ihn die Rücksicht auf Italien gehindert hätte, die "koloniale Karte auszuspielen" wenn man zB im Sommer 1940 die franz. Kolonien für unabhängig erklärt hätte. (mM: Das wäre die einzige Chance gewesen "das Spiel 2. WK" zu gewinnen.)



(04.01.2013 22:43)Arkona schrieb:  
(04.01.2013 21:59)Annatar schrieb:  Wieso übereilt?? Die Europäer hatten in den Jahren vor der Dekolonisation kaum etwas für die Entwicklung der afrikanischen Staaten getan. Glaubst du das wäre passiert, wenn selbige noch länger Kolonien geblieben wären??
Ich WILL provozieren!!!
Makaber gefragt: Wieviele Eisenbahnlinien wurden nach 1960 in Afrika gebaut? Alles was an Infrastruktur dort heute (noch) vorhanden ist, stellt den ruinierten Rest der Kolonialzeit dar. Ich finde es einfach falsch, alle Übel Afrikas auf die 50-100 Jahre flächendeckenden Kolonialismus zurückzuführen. Soll das noch in 1000 Jahren als Argument benutzt werden? Und dafür fährt der gottgleiche Diktator wie Mugabe im Mercedes mit vergoldeten Kühlergrill.
Komischerweise kommen solche Klagen und Berichte nicht aus Südostasien, das es im 20. Jahrhundert (Vietnamkrieg, Rote Khmer) nun übel wie keine andere Weltgegend getroffen hat.
Man könnte echt zum Rassisten werden, wenn man sich mal damit näher befasst. Ich befürchte, Afrika kann man abschreiben.

Und das sagst du, als prominenter Vertreter des "Out of Africa"????

(04.01.2013 23:48)Arkona schrieb:  
(04.01.2013 22:55)Renegat schrieb:  könnte man einige Entwicklungen erkennen, die nicht zum negativen Pauschalurteil über Afrika passen.
Aber die sind hier ja nicht Thema. Smile
Nur raus damit, das Forum braucht mal wieder eine harte sachliche Diskussion die ich hier mal anstossen wollte, bevor wir bei lauter alten Etruskern oder Markgrafen einschlafen. Deshalb habe ich den überspitzten Eingang gewählt.

Die mangelnde Diskutierfreude seit einigen Wochen ist mir auch aufgefallen. Das wird aber vermutlich am "Weihnachtsfrieden" hängen.

TT:
Neben vielen Fehlern die die kolonialverwaltung den Afrikanern "vermacht" hat, die völlig willkürlichen Grenzziehungen zB, die zu ganz erheblichen Problemen geführt haben, ist es mMn unübersehbar:
Der Afrikaner denkt anders.
Denkt in Kategorien die dem Europäer des beginnenden 21. Jahrtausend unverständlich sind. Und umgekehrt.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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05.01.2013, 13:46
Beitrag: #11
RE: Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus?
(05.01.2013 08:32)Arkona schrieb:  
(05.01.2013 01:18)Annatar schrieb:  Nicht ganz, es gibt auch einige positive Beispiele wie Angola, Südafrika und Namibia.
Sicher gibt es positive Beispiele, aber das ist die Minderzahl.
Monetan noch. Wer weiß, wie es in 20 Jahren aussehen wird.
(05.01.2013 08:32)Arkona schrieb:  Südafrika zähle ich nicht dazu, wenn man mal über die Kapregion hinausblickt. Das Land hat weltweit die so ziemlich höchste Mord- und Vergewaltigungsrate. Wer es sich leisten kann, wandert aus oder bunkert sich in bewachten Reichengettos ein. Das Land ist dank Nelson Mandela nicht explodiert, ruiniert sich aber mittelfristig trotzdem.
Stimmt, wenn sich nicht grundlegend etwas ändert.
(05.01.2013 08:32)Arkona schrieb:  Außerdem kann die Situation auch in diesen Musterländern ganx fix kippen, wie uns die jüngere Vergangenheit lehrt. Liberia oder Äthiopien, beide nie Kolonie gewesen, bekommen auch keinen Fuß in die Tür.
Stimmt. Wobei in beiden Staaten sehr viele Volksgruppen leben, was eine expolsive Mischung ergibt (Liberianischer Bürgerkrieg).

"Auflehnung ist das heiligste aller Rechte und die notwendigste aller Pflichten."
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05.01.2013, 16:15
Beitrag: #12
RE: Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus?
(05.01.2013 10:01)Suebe schrieb:  Der Afrikaner denkt anders.
Denkt in Kategorien die dem Europäer des beginnenden 21. Jahrtausend unverständlich sind. Und umgekehrt.

Solche Pauschalurteile bringen keinen Erkenntnisgewinn und sind genausowenig zutreffend wie Aussagen über den "Schwaben an sich" oder das Denken der Europäer/US-Amerikaner oder aller Asiaten, Araber.
Darüberhinaus ist Afrika ein riesiger Kontinent mit unterschiedlichsten Sprach- und Religionsgruppen.
Gerade wegen der noch nicht so lange zurückliegenden Kolonialzeit und in vielen Staaten des Einflusses der christlichen Kirchen ist vielen Afrikanern die Denk- und Wirtschaftsweise der Europäer durchaus vertraut. Was den Europäern wegen ihrer rassistischen Scheuklappen selten bewußt ist, die sehen meist nur die folkloristische Exotik.
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05.01.2013, 17:03
Beitrag: #13
RE: Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus?
(05.01.2013 16:15)Renegat schrieb:  
(05.01.2013 10:01)Suebe schrieb:  Der Afrikaner denkt anders.
Denkt in Kategorien die dem Europäer des beginnenden 21. Jahrtausend unverständlich sind. Und umgekehrt.

Solche Pauschalurteile bringen keinen Erkenntnisgewinn und sind genausowenig zutreffend wie Aussagen über den "Schwaben an sich" oder das Denken der Europäer/US-Amerikaner oder aller Asiaten, Araber.
Darüberhinaus ist Afrika ein riesiger Kontinent mit unterschiedlichsten Sprach- und Religionsgruppen.
Gerade wegen der noch nicht so lange zurückliegenden Kolonialzeit und in vielen Staaten des Einflusses der christlichen Kirchen ist vielen Afrikanern die Denk- und Wirtschaftsweise der Europäer durchaus vertraut. Was den Europäern wegen ihrer rassistischen Scheuklappen selten bewußt ist, die sehen meist nur die folkloristische Exotik.


Aber natürlich Honey
Die Wahrheit liegt in der folkloristischen Exotik.
Das wars nun wirklich für eine Weile.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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05.01.2013, 22:44
Beitrag: #14
RE: Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus?
Indonesien erklärte sich am 17.08.1945 für unabhängig. Die Niederlande versuchten mit brutaler militärischen Gewalt, die Unabhängigkeit zu unterdrücken und konnten erst durch massiven Druck der USA - von der nicht nur Böses ausgeht - dazu gebracht werden, am 27.12.1949 die Unabhängigkeit anzuerkennen. West-Neuguinea mit einer Papuabevölkerung blieb bis 1963 niederländisch.

In diesen rd. 18 Jahren haben die Holländer praktisch nichts für die Entwicklung von West-Neuguinea (indonesisch jetzt Irian Barat) gemacht. Als Indonesien ultimativ die Angliederung des Landes verlangte,
gaben die Holländer widerstandslos nach. Ich frage mich, warum sie das Land behalten haben. Der einzige Grund ist die von Amerikanern betriebene Gold- ünd Kupfermine in Freeport, an deren Erträgen sich seitdem die korrupte indonesische Armee beteiligt hat.
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06.01.2013, 01:55
Beitrag: #15
RE: Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus?
(05.01.2013 22:44)Harald1 schrieb:  West-Neuguinea mit einer Papuabevölkerung blieb bis 1963 niederländisch.

In diesen rd. 18 Jahren haben die Holländer praktisch nichts für die Entwicklung von West-Neuguinea (indonesisch jetzt Irian Barat) gemacht. Als Indonesien ultimativ die Angliederung des Landes verlangte,
gaben die Holländer widerstandslos nach. Ich frage mich, warum sie das Land behalten haben. Der einzige Grund ist die von Amerikanern betriebene Gold- ünd Kupfermine in Freeport, an deren Erträgen sich seitdem die korrupte indonesische Armee beteiligt hat.

Westpapua ist doch bis heute eine Kolonie. Die Kolonialmacht hat gewechselt. Wieso hat die Welt da zugeschaut?
Das geteilte Papua war sicherlich militärisch zu schwach um sich gegen die neue Besetzung effektiv zu wehren.

Die einheimische Bevölkerung hat zum 2. mal 2011 ihre Unabhängigkeit erklärt. Der Erklärung folgte eine Verhaftungswelle. Der Unabhängigkeitskampf wird auch militärisch geführt.

http://www.freewestpapua.de/index.php/al...sse-fallen

viele Grüße

Paul

aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn)
in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt
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06.01.2013, 11:03
Beitrag: #16
RE: Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus?
Na ja, ich bin mir sicher, dass auch die Siegermächte geschwächt aus dem 2. Weltkrieg hervorgingen schon allein dadurch, dass die Truppen aus den Kolonien zu den Kriegsschauplätzen abgezogen werden mussten und dann in den Besatzungszonen Deutschlands und Österreichs für eine gewisse Zeit besonders schwierige "Kolonien" hinzukamen.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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06.01.2013, 11:30
Beitrag: #17
RE: Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus?
Ganzganz wichtig ist auch der Kalte Krieg.
Natürlich haben viele Kolonialtruppen - auch Afrikaner - im 2.Wk. auf Seiten der Alliierten gekämpft und sahen daraufhin nicht mehr ein, wie Menschen zweiter Klasse behandelt zu werden. Aber die Unabhängigkeitsbestrebungen kamen in Afrika meist aus zwei Quellen: Einmal die intellektuelle Elite der jeweiligen Länder. Die hatten sich in England oder Frankreich ausbilden lassen und kamen mit den Idealen des "Mutterlandes" wieder heim.
Wichtiger waren allerdings die Militärs. Die hatten erkannt, dass die Kolnialmächte gerade geschwächt waren - Kriegsfolgen, wirtschaftliche Schwächeperiode der 50er/60er Jahre - und nutzten die Gelegenheit, selber die Macht zu übernehmen.
Eben diese Eliten und diese Militärs beherrschen die ehemaligen Kolonien im Grunde bis heute, auch wenn es keine solche personellen Kontinuitäten gibt wie z.B. in Simbabwe oder der Elfenbeinküste oder Ghana oder in einem der anderen Länder, in denen derjenige, der der erste Staatschef nach der Unabhängigkeit wurde, bis zu seinem Tode herrschte, der 30 oder 40 Jahre nach der Unabhängigkeit den ersten Wechsel brachte.

Und nun kommen wir zum Kalten Krieg. Der ermöglichte nämlich so mancher Kolonie erst die Unabhängigkeit: Eine Unabhängigkeitsbewegung bildete sich auf Grund der Ideen, die eine in Europa ausgebildete Elite mitgebracht hatte. Oft waren das linke Ideale. Die Unabhängigkeitsbestrebung hing dann ebenfalls linken Idealen an und wurde oft aus dem Ostblock unterstützt bzw. finanziert, meist beides. In Angola oder Mocambique z.B. artete das in einen Stellvertreterkrieg zwischen westlichen und marxistisch orientierten Strömungen aus. Im Kongo siegte der aus dem Westen finanzierte Mobutu. In Angola, Tansania und anderswo siegte der jeweilige Marxist. Der aber dennoch - da er für seine Unterstützer DIE Kontaktperson war, eine feudalistisch angehauchte Herrschaftsform durchsetzen konnte, indem er etwa Angehörige seines Stammes bevorzugte. Nachdem diese Stammesmitglieder einmal die Schlüsselstellen des Staates besetzt hatten, war es schwer, sie wieder loszubekommen, so dass die meisten Staaten Afrikas bis heute von einer Stammesoligarchie beherrscht werden, die nur per Umsturz wieder wegzukriegen ist. So ein Umsturz führt aber oft nur zur Auswechslung einer Oligarchie durch eine andere. Siehe z.B. Ruanda.

Der Kern der afrikanischen Probleme liegt darin, dass der gesamte Kontinent nicht aus Nationalstaaten besteht. Bleiben wir in Ostafrika: Hutu und Tutsi leben traditionell in Nachbarschaft - gehören ethnissch sogar eigentlich der selben Volksgruppe an, unterscheiden sich lediglich in der Lebensweise . , sind aber insgesamt auf mehrere Staaten (Ruanda, Burundi, Tansania, Kongo, Uganda) verteilt. Während also in Ruanda die Hutu als aus Sicht der Kolonialmächte "verlässliche" Partner die Schaltstellen innehatten, bis sie von den Tutsi, die benachteiligt wurden, daraus vertrieben wurden (und nun selber in der Position der von einer Oligarchie unterdrückten und von der Macht = Einfluss = Reichtum ferngehaltenen Bevölkerungsgruppe sind), war es im benachbarten Burundi genau andersherum. Wobei hier noch interessant ist, dass Massaker wie das in Ruanda in Burundi ebenfalls stattfanden. Viele Burundi-Tutsi flüchteten nach Ruanda und kurbelten hier den Rassismus an...
Im Kern ging es aber bei allen "ethnischen" Kämpfen in der Region immer nur darum, einer bestimmten Elite die Herrschaft zu erhalten bzw. zu ermöglichen.

Und diese Kämpfe zwischen Eliten sind der Grund für die Unruhen, die den afrikanischen Staaten ihren Reichtum vorenthalten: Er wird bei den Kämpfen zerstört bzw. auf den Konten einzelner Eliten gebunkert.
Erst wenn diese Eliten ihrer Macht beraubt werden und echte Demokratien aufgebaut werden (wozu allerdings erst einmal die Eliten entmachtet werden müssten, was ich auf längere Sicht nicht sehe), kann Afrika seinen Reichtum wirklich auf breite Bevölkerungsschichten verteilen und aus seiner Misere herauskommen.

VG
Christian
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06.01.2013, 14:04
Beitrag: #18
RE: Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus?
@Chris: Nur eine Klarstellung. Tussi und Hutu gehören nicht derselben Volksgruppe an. Die Tutsi sind Nilotohamiten (wie die Massai), waren und sind Viehhirten und beherrschten die Hutus in den Königreichen Ruanda und Burundi. Die Hutus sind ackerbautreibende Bantus.
Man kann hier auch fragen, warum die Weltöffentlichkeit und die UN nichts unternommen hat gegen den unbeschreiblichen Völkermord an den Tutsi. Deren erwachsene Männer kämpften im Kongo und die Hutus, unter der Führung katholischer Geistlicher, ermordeten die Frauen, Kinder und Greise. Als die Männer zurückkamen war der gespenstische Spuk sofort zu Ende.
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07.01.2013, 01:31
Beitrag: #19
RE: Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus?
(05.01.2013 10:01)Suebe schrieb:  [...]Die mangelnde Diskutierfreude seit einigen Wochen ist mir auch aufgefallen. Das wird aber vermutlich am "Weihnachtsfrieden" hängen.[....]


Das Problem ist schlicht und einfach durch einen zu schmalen Userstamm begründet.

Verschärft wird es dadurch, dass viele hier Angst bekommen und zu weinen beginnen, sobald der Ton,vorallem bei sog. "heiklen" Themen, etwas rauher wird.

Der am Beginn der Foreneröffnung praktizierte Liberalismus wurde leider wieder reduziert, was sich vorrangig in der Schließung von Threads bemerkbar macht.

MfG, Titus Feuerfuchs
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07.01.2013, 02:00
Beitrag: #20
RE: Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus?
(05.01.2013 16:15)Renegat schrieb:  
(05.01.2013 10:01)Suebe schrieb:  Der Afrikaner denkt anders.
Denkt in Kategorien die dem Europäer des beginnenden 21. Jahrtausend unverständlich sind. Und umgekehrt.
Solche Pauschalurteile bringen keinen Erkenntnisgewinn und sind genausowenig zutreffend wie Aussagen über den "Schwaben an sich" oder das Denken der Europäer/US-Amerikaner oder aller Asiaten, Araber.

Es ist wohl klar, dass es hier nicht um die paar Prozent geht, die in europäischen Maßstäben denken, sondern um den Rest. Und dieser Rest denkt nun mal anders als der durchschnittliche Europäer.

Lies mal Reiseberichte wie z.B. Peter Kohle "Afrika -Patt Problem" oder Jaroen van Bergeijek "Mein Mercedes ist nicht zu verkaufen". Hier erfährt man anschaulich, wie es in Afrika läuft.

http://www.amazon.de/Afrika-Patt-Problem...p/38311027

http://www.amazon.de/Mein-Mercedes-nicht...pd_sim_b_1


Die PC-Theorie, alle seien gleich, ist nunmal einfach nicht haltbar.


(05.01.2013 16:15)Renegat schrieb:  Darüberhinaus ist Afrika ein riesiger Kontinent mit unterschiedlichsten Sprach- und Religionsgruppen.

Korrekt, selbiges trifft -abgesehen von der Größe- auf Europa auch zu.

(05.01.2013 16:15)Renegat schrieb:  Gerade wegen der noch nicht so lange zurückliegenden Kolonialzeit und in vielen Staaten des Einflusses der christlichen Kirchen ist vielen Afrikanern die Denk- und Wirtschaftsweise der Europäer durchaus vertraut.

Sebst wenn dem so ist: Die meisten können und wollen nichts damit anfangen.

(05.01.2013 16:15)Renegat schrieb:   Was den Europäern wegen ihrer rassistischen Scheuklappen selten bewußt ist, die sehen meist nur die folkloristische Exotik.

Du wehrst dich ja immer brav gegen (ganz bestimmte) böse Pauschalisierungen, so wie es dir in deinem sozialen Umfeld beigebracht wurde.
Das ist für dich aber bei Europäern, denen du hier pauschal nonchalant Rassismus unterstellst, kein Problem.

Also erzähle uns bitte nichts von Scheuklappen und Pauschalurteilen, das wirkt in diesem Kontext nämlich einfach nur lächerlich.



Übrigens:

Schon mal gemerkt, dass in Afrika z.T. extremer Rassismus herrscht, und zwar nicht primär vonseiten der Weißen, sondern va. zwischen autochthonen Ethnien und auch gegenüber Weißen?
Mugabe z.B. enteignete und diskriminiert Weiße, und trieb sein Land damit in wirtschaftliche Agonie.

Die Stereotype, Afrika sei deshalb so unterentwickelt, weil die bösen Europäer dafür Sorge tragen, ist ein bisserl zu simpel.
Sie ist nur einer von vielen Gründen und ich für meinen Teil bezweifle, dass das der Hauptgrund ist.

MfG, Titus Feuerfuchs
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