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US-UK Lend and Lease - Kriegsentscheidend?
03.09.2023, 14:26
Beitrag: #2
RE: US-UK Lend and Lease - Kriegsentscheidend?
Werner Brähler war als Leutnant an der Ostfront im Winter 1945 in Gefangenschaft geraten. Auf seiner Seite http://www.ausmeinerzeit.de/, die wirklich lesenswert ist, hat er im 7. Teil eine in Zusammenhang mit oben sehr interessante Passage:

Zitat:Die Indoktrination über den Marxismus - Leninismus - Kommunismus, die durch Vorträge der ANTIFA - Leute in den Baracken erfolgte, war von der politischen Führung in Moskau eine gewollte „Umerziehungsaktion”. Dabei war eindeutig festzustellen, dass die permanenten Bemühungen der Agitatoren bei der überwiegenden Anzahl der Kriegsgefangenen überhaupt nicht aufgenommen und nicht akzeptiert wurden. Es war über die ganze Zeit der Gefangenschaft eine vergebliche Mühe, uns klarzumachen, dass das kommunistische System eine nachahmenswerte Regierungsform für uns Deutsche sei. Es wunderte mich dennoch, mit welcher Ausdauer und Geduld man uns die angeblichen Vorteile immer wieder präsentierte und diese erfolglosen Überzeugungsversuche
fortsetzte. Als ein ANTIFA - Redner bei einem dieser politischen Vorträge in unserer Baracke pathetisch fragte: „Wer hat denn den Krieg letztendlich gewonnen?”, da kam aus einer der dreistöckigen Pritschenplätze die lapidare Antwort: „Oscar Meyer, Chicago”! Zur Erklärung: Wir hatten seit etlichen Wochen in unserer Wassersuppe kleine, fingernagelgroße quadratische Stückchen Schinken, englisch: „shoped ham” bekommen, oder bekamen eine 1-pound-Dose davon, das waren 456 g, die sich dann 16 Leute teilen mussten. Das waren dann für jeden Mann 28,5 g. Diese Lieferungen stammten von einer der größten Fleischfabriken in den Vereinigten Staaten von Amerika, nämlich von Oscar Meyer in Chicago, die auch heute noch existiert.

Es wurde bei uns häufiger darüber gesprochen, was wohl geworden wäre, wenn die U.S.A. der Sowjetunion nicht mit immensen Lebensmittellieferungen, Materialien und Ausrüstungsgegenständen geholfen hätte? Überall für uns sichtbar: Amerikanische Schuhe bei der Roten Armee, LKWs der Marken „DODGE” und STUDEBAKER, und jetzt sogar bei uns „shoped ham”. Wir merkten, dass die Sowjetunion einfach nicht in der Lage war, solche Grundbedürfnisse der Menschen und der Armee in ausreichender Menge selbst zu produzieren, zu verteilen und gut zu organisieren.

Die starre Bürokratie hatte ja - wie wir mit Erstaunen feststellen mussten - nicht nur Versorgungsprobleme mit Kriegsgefangenen, sondern auch mit der eigenen Bevölkerung, ja sogar mit den Armeeangehörigen. Überall, wo wir Einblick bekamen, bestand Unterversorgung und Mangelwirtschaft in fast allen Lebensbereichen. Lediglich diejenigen Menschen, die im Räderwerk der Beschaffung und Verteilung, oder privilegierte Funktionäre, die in ähnlichen Funktionen angesiedelt waren, konnten sich ausreichend versorgen oder hatten Kompensationsmöglichkeiten.

Ein wenig zwiespältig lese ich diese Zeilen von einem Wehrmachtsoffizier der damaligen Zeit schon - denn obwohl ohne Frage das Sowjetsystem ineffizient und Russland rückständig war, darf doch nicht übersehen werden, dass durch die in weiten Gebieten der Sowjetunion angewandte Taktik der verbrannten Erde, sowohl bei der Roten Armee zu Beginn des Krieges wie dann beim Rückzug der Wehrmacht, natürlich enorme Nöte ausgelöst hat, dazu die Ausbeutung der zu versklavenden "Untermenschen", bei der gemäss Generalplan Ost der Tod von 30 Millionen billigend in Kauf zu nehmen war. Sowas mochte ein Leutnant damals nicht gewusst haben, war er doch erst ab dem Sommer 1944 an der Front. Wohl aber nach dem Krieg, als er seine Memoiren schrieb.

Klar ist auch, dass Stalin die eigene Bevölkerung egal war, als nach dem Krieg es galt, die Bevölkerung der Tschechoslowakei mit den Kommunisten gut zu stellen, lieferte die Sowjetunion reichlich Getreide trotz der viel grösseren Not zu Hause.
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RE: US-UK Lend and Lease - Kriegsentscheidend? - Marek1964 - 03.09.2023 14:26

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