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Sine ira et Studio - Geschichtsschreibung bei Tacitus.
11.12.2012, 21:18
Beitrag: #5
RE: Sine ira et Studio - Geschichtsschreibung bei Tacitus.
Argh... Jetzt ist mein ganzer Antworttext futsch. Ich versuche mal, ihn zu rekonstruieren.

Also grundsätzlich stimme ich Sansavoir zu, auch wenn ich ehrlich gesagt Tacitus noch nicht im größeren Maßstab gelesen habe und mein Wissen nur aus einigen Sekundärquellen wie den Ausführungen von WernerS beziehe (danke dafür an dieser Stelle). Einerseits hat Tacitus nach Sansavoirs genannten Kriterien, denen ich ebenfalls zustimme, ein recht gutes Geschichtsbuch geschrieben, also eine interessante wie lehrreiche Mischung aus Geschichte und Geschichten; andererseits kann man ihn nicht als zuverlässige Informationsquelle nutzen, zumindest solange man ihn unreflektiert liest.
Doch übel nehmen kann man dies Tacitus noch lange nicht. Er ist als Mensch wie als Historiker ein Kind seiner Zeit und Produkt seiner aristorkratischen Erziehung, die ja eine Menge ausmacht (*Eine Anspielung auf das aktuelle 'Lebendige Forum' versuch* =D). Diese Einstellung anders ausgedrückt: Würde man ihm vorwerfen, nicht nach den Grundsätzen und Standarts der modernen Geschichtsschreibung gearbeitet zu haben, so müsste man gleichzeitig alle Menschen früherer Jahrhunderte und insbesondere alle Geschichtsschreiber beschuldigen, die wissenschaftliche historische Methode NICHT erfunden zu haben (dies zugegebener Maßen leicht satirisch gemeint).
Diese ist nun aber erst ein Produkt zumindest der Neuzeit, angefangen mit von Ranke und dann bis in die heutige Zeit. Man darf ja insbesondere nicht vergessen, dass die Möglichkeiten zur Erforschung nicht nur der älteren Vergangenheit wie auch die gesamten technischen Möglichkeiten der Menschheit in vergangenen Jahrhunderten und Jahrtausenden exponentiell angestiegen sind. Tacitus kann man nicht dafür verurteilen, dass er etwas nicht gemacht hat, was sonst auch keiner gemacht hat. In den erwähnten "Tricks", die die Beeinflussung verstecken, sehe ich im Übrigen in Wahrheit einfach nur schriftstellerisches Talent. Dabei muss ich aber wirklich auf meine relative Unkenntnis hinweisen, doch kann man diese sprachlichen Auffälligkeiten verschieden interpretieren.
Natürlich hat Tacitus als vergleichsweise guter Historiker zwar eine Mitschuld an der propagandistisch verfärbten Überlieferung und dass diese nicht überwunden wurde. Auch sein Werk hätte er an vielen Stellen besser schreiben können. Doch halte ich es für übertrieben, Tacitus deswegen schlecht darzustellen, weil er nicht zum "Held der Geschichtswissenschaften" geworden ist.

VG

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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RE: Sine ira et Studio - Geschichtsschreibung bei Tacitus. - Maxdorfer - 11.12.2012 21:18

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