Dekadenztheorien
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01.07.2012, 10:42
Beitrag: #3
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RE: Dekadenztheorien
(17.06.2012 10:33)Renegat schrieb: So ganz verstanden habe ich sie nicht, auch wegen der Ironie. Ich denke, ein wesentlicher Bestandteil in der Entwicklung von Dekadenztendenzen ist einfach, daß es den Menschen irgendwann zu gut geht. Fangen wir bei einer handfesten Krise an- wenn die Menschen nicht genug haben, um anständig überleben zu können, werden sie darum kämpfen, Wege zu finden, um eben genug zu haben. Dabei ist nicht jeder Weg gut, und viele enden in Sackgassen. Aber hin und wieder gelingt es einer Gruppe von Menschen, durch gemeinsame Vorstellungen einen Teil der Probleme in den Griff bekommen und dadurch die Situation für die Gruppe zu verbessern. Solange diese Gruppe in der Minderheit ist, wird sie sich dafür einsetzen, daß dieses "gutgehen" sich fortsetzt. In dieser Zeit entwickeln sich alle weiter, sind kämperfisch, entwickeln Ideen. Irgendwann ist aber für die große Mehrheit der Bevölkerung das Level ereicht, was vorher als erstrebenswert angesehen wurde (und das sich tendenziell auch immer höher schraubt). In dem Augenblick, in dem der einzelne sieht, daß seine Grundbedürfnisse befriedigt werden, läßt sein Bemühen um eine Verbesserung der Situation nach, er wird egoistischer und weniger geneigt sein, sich in der Gruppe anzustrengen. Die Fortentwicklung verlangsamt sich oder kommt total zum Stillstand, und wenn daraus resultierend das gesamtw Wohlstandniveau abnimmt, trachtet der einzelne nur noch danach, sich selbst das Niveau zu sichern. Da der Mensch aber zu einer gewissen Trägheit neigt, läßt er sich dann auch ganz gerne ablenken und verfolgt auch dieses Ziel nicht mehr konsequent. Eine Gesellschaft, die dauerhaft bestehen will, muss demzufolge ihr Ziel immer höher stecken als sie gerade zu erreichen im Stande ist. Andererseits darf das Ziel auch nicht zu hoch oder gar statisch sein. Vielleicht ist Ägypten deswegen so konstant- den menschen dort ging es nicht so schlecht, daß Revolutionen drohten, aber auch nie so gut, daß sie in den Zustand der trägheit verfallen konnten. Die kleinasiatischen Stadtstaaten jedoch häuften Unmengen an Reichtümern an- immer nur punktuell.... Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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