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Wahlen Allgemein 2013:
23.01.2013, 18:21
Beitrag: #101
RE: Wahlen Allgemein 2013:
(21.01.2013 21:44)WDPG schrieb:  Danke für das Reinstellen des Ergebnisses dieser hochinteressanten Wahlen, habe gestern im ZDF für lange Zeit die Hochrechnungen verfolgt, da das Ganze so knapp war (SPD/Grüne oder CDU/FDP) wollte ich gestern noch kein Ergebnis schreiben.

Dabei stand der knappe Vorsprung für Rot-Grün schon um 20.00 Uhr fest, die Sender haben sich nur nicht "getraut" die Meldung zu bringen. Man hatte wohl Angst sich durch zu viele wechselnde Prognosen unglaubwürdig zu machen.
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23.01.2013, 21:02
Beitrag: #102
RE: Wahlen Allgemein 2013:
(23.01.2013 18:21)Marco schrieb:  
(21.01.2013 21:44)WDPG schrieb:  Danke für das Reinstellen des Ergebnisses dieser hochinteressanten Wahlen, habe gestern im ZDF für lange Zeit die Hochrechnungen verfolgt, da das Ganze so knapp war (SPD/Grüne oder CDU/FDP) wollte ich gestern noch kein Ergebnis schreiben.

Dabei stand der knappe Vorsprung für Rot-Grün schon um 20.00 Uhr fest, die Sender haben sich nur nicht "getraut" die Meldung zu bringen. Man hatte wohl Angst sich durch zu viele wechselnde Prognosen unglaubwürdig zu machen.

Woher weißt du das? Ab 18:00 wurde erst ein kleiner Vorsprung für schwarz-gelb verkündet. Finde ich soweit plausibel, da auf dem Land schneller gezählt wurde, dann ein patt und erst recht spät der knappe Vorsprung. Wenn man überlegt, dass etwas über 300 Stimmen in Hildesheim den Ausschlag gaben, ist es nachvollziehbar, dass sich die Medien mit Ergebnissen aufgrund von Hochrechnungen nicht aus dem Fenster lehnen wollten.
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23.01.2013, 23:15
Beitrag: #103
RE: Landtagswahl in Niedersachsen aus Sicht der Parteien.
(23.01.2013 18:12)Marco schrieb:  Ein typischer Grünen-Wähler würde Graz oder Salzburg sicher Essen oder Wolfsburg vorziehen. ......

Deine Theorien könnten stimmen. Aber man muss schon auch sagen das ihr mehr sehr große Städte habt. Während es bei uns etliche eher ländlich geprägte Gebiete gibt, etwa das Burgenland wo Eisenstadt mit ca. 13.000 Einwohner, die deutlich größte Stadt ist und die Grünen eher schwach sind.
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23.01.2013, 23:19
Beitrag: #104
RE: Landtagswahl in Niedersachsen aus Sicht der Parteien.
(23.01.2013 18:12)Marco schrieb:  Ein typischer Grünen-Wähler würde Graz oder Salzburg sicher Essen oder Wolfsburg vorziehen.

Kenne Essen und Wolfsburg nicht wirklich, deshalb meine Frage. Warum wären Graz oder Salzburg eher die Stadt für Grünwähler, als Essen oder Wolfsburg?
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24.01.2013, 10:28
Beitrag: #105
RE: Wahlen Allgemein 2013:
Essen und Wolfsburg sind Arbeiterstädte, und das Mißtrauen der Arbeiter gegenüber den Grünen ist ganz tief verwurzelt.
Die Grünen sind letztendlich eine bürgerliche Partei (auch wenn man es so in der Regel nicht betrachtet), gegründet von Bürgersöhnen und Bürgertöchtern.
Also überall da, wo es viele Künstler und Akademiker gibt, wirst du auch viele Grüne finden. Und dort, wo es vorwiegend Arbeiter gibt, eben nicht...

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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24.01.2013, 10:56
Beitrag: #106
RE: Wahlen Allgemein 2013:
Mit 11% waren die Grünen in Wolfsburg zwar unter Landesdurchschnitt, aber nicht gerade schwach. Interessanter ist, dass in dieser "Arbeiterstadt" die CDU das Direktmandat holte. Was ich zum Wendland und Emsland sagte, bestätigt sich eindrucksvoll.
http://vis.uell.net/nds/13/atlas.html
http://www.waz-online.de/Wolfsburg/Wolfs...-Wolfsburg

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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24.01.2013, 11:40
Beitrag: #107
RE: Wahlen Allgemein 2013:
(24.01.2013 10:56)Arkona schrieb:  Mit 11% waren die Grünen in Wolfsburg zwar unter Landesdurchschnitt, aber nicht gerade schwach. Interessanter ist, dass in dieser "Arbeiterstadt" die CDU das Direktmandat holte. Was ich zum Wendland und Emsland sagte, bestätigt sich eindrucksvoll.
http://vis.uell.net/nds/13/atlas.html
http://www.waz-online.de/Wolfsburg/Wolfs...-Wolfsburg

Naja, so verwunderlich finde ich das nicht. Viele Arbeiter fühlen sich von der SPD veräppelt und wählen sie nicht. Und da es nichts konservativeres gibt als einen gestandenen Arbeiter, gibt es keine wirkliche Alternative. Da wird dann doch eher CDU gewählt als Grün, Linkgs oder gar FDP. Zudem habe ich mal einen Beitrag gesehen, dass Arbeiter mit Migrationshintergrund erstaunlich oft CDU wählen... (wo man doch immer davon ausging, sie würden SPD wählen)

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
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24.01.2013, 13:26
Beitrag: #108
RE: Wahlen Allgemein 2013:
(24.01.2013 10:28)Bunbury schrieb:  Essen und Wolfsburg sind Arbeiterstädte, und das Mißtrauen der Arbeiter gegenüber den Grünen ist ganz tief verwurzelt.
Die Grünen sind letztendlich eine bürgerliche Partei (auch wenn man es so in der Regel nicht betrachtet), gegründet von Bürgersöhnen und Bürgertöchtern.
Also überall da, wo es viele Künstler und Akademiker gibt, wirst du auch viele Grüne finden. Und dort, wo es vorwiegend Arbeiter gibt, eben nicht...

OK, das ist mir natürlich klar. Bei Wolfsburg dachte ich sowieso eher in diese Richtung. Städte die eher industriell geprägt sind haben wir aber genauso (wobei ich dieses Image manchmal nicht gut finde, oft haben die Städte dennoch viel zu bieten - aber das soll nicht das Thema hier werden).

Mit der bürgerlichen Partei hast du absolut recht, die Grünen, ihre Inhalte und ihr Stil spricht einfach großteils Akademiker an. Das Problem das man nicht zu den Arbeitnehmern vordringt, haben auch die österreichischen Grünen - nicht wirklich verwunderlich.
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24.01.2013, 15:41
Beitrag: #109
RE: Wahlen Allgemein 2013:
Frankfurt a.M. Ist das beste Beispiel dafür, daß eine schwarz-grüne Koalition gut und reibungslos regieren kann. Das kann sich nur noch verbessern wenn bei den Grünen Linksradikale wie Trittin altersbedingt verschwinden. Der neugewählte SPD-Oberbürgermeister, wie heißt er noch gleich?, ist da wohl kein Hindernis, denn
inzwischen hat man allgemein erkannt, daß er ein politisches Fliegengewicht, milde ausgedrückt, ist.
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24.01.2013, 17:25
Beitrag: #110
RE: Wahlen Allgemein 2013:
(24.01.2013 10:28)Bunbury schrieb:  [...]
Die Grünen sind letztendlich eine bürgerliche Partei (auch wenn man es so in der Regel nicht betrachtet), gegründet von Bürgersöhnen und Bürgertöchtern.[..]


Das stimmt absolut nicht, auch wenn es häufig so kolportiert wird.

Was bedeutet "bürgerlich" bzw. was sind die zentralen Werte bürgerlicher Politik?

Die Grundwerte einer bürgerlichen Partei sind Liberalismus und Konservativismus, zwei Werte, die den Grünen völlig fremd sind.

Die Grünen sind ganz im Gegenteil progressiv, etatistisch und in vielen Belangen antiliberal.

MfG, Titus Feuerfuchs
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24.01.2013, 17:27
Beitrag: #111
RE: Wahlen Allgemein 2013:
(24.01.2013 13:26)WDPG schrieb:  
(24.01.2013 10:28)Bunbury schrieb:  Essen und Wolfsburg sind Arbeiterstädte, und das Mißtrauen der Arbeiter gegenüber den Grünen ist ganz tief verwurzelt.
Die Grünen sind letztendlich eine bürgerliche Partei (auch wenn man es so in der Regel nicht betrachtet), gegründet von Bürgersöhnen und Bürgertöchtern.
Also überall da, wo es viele Künstler und Akademiker gibt, wirst du auch viele Grüne finden. Und dort, wo es vorwiegend Arbeiter gibt, eben nicht...

OK, das ist mir natürlich klar. Bei Wolfsburg dachte ich sowieso eher in diese Richtung. Städte die eher industriell geprägt sind haben wir aber genauso (wobei ich dieses Image manchmal nicht gut finde, oft haben die Städte dennoch viel zu bieten - aber das soll nicht das Thema hier werden).

Mit der bürgerlichen Partei hast du absolut recht, die Grünen, ihre Inhalte und ihr Stil spricht einfach großteils Akademiker an. Das Problem das man nicht zu den Arbeitnehmern vordringt, haben auch die österreichischen Grünen - nicht wirklich verwunderlich.

Akademiker müssen keinesfalls zwangsweise bürgerlich sein, oft ist sogar das Gegenteil der Fall!

Man soll sich nicht dadurch täuschen lassen, dass viele Grüne und ein Teil ihres Wählerklientels eine bürgerliche Herkunft haben, was jedoch nicht heißt, dass sie auch bürgerliche Werte vertreten.

Marx und Engels waren auch bürgerlicher Herkunft, aber -und da werden mir wohl ausnahmsweise alle hier zustimmen- standen sie keineswegs für bürgerliche Politik.

MfG, Titus Feuerfuchs
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24.01.2013, 18:05
Beitrag: #112
RE: Wahlen Allgemein 2013:
(24.01.2013 17:27)Titus Feuerfuchs schrieb:  Man soll sich nicht dadurch täuschen lassen, dass viele Grüne und ein Teil ihres Wählerklientels eine bürgerliche Herkunft haben, was jedoch nicht heißt, dass sie auch bürgerlicher Werte vertreten.
Marx und Engels waren auch bürgerlicher Herkunft, aber -und da werden mir wohl ausnahmsweise alle hier zustimmen- standen sie keineswegs für bürgerliche Politik.

Mit Parolen und blossem "Salon-Kommunismus" bekommt man keine 15% Stammklientel.

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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24.01.2013, 18:32
Beitrag: #113
RE: Wahlen Allgemein 2013:
(24.01.2013 18:05)Arkona schrieb:  
(24.01.2013 17:27)Titus Feuerfuchs schrieb:  Man soll sich nicht dadurch täuschen lassen, dass viele Grüne und ein Teil ihres Wählerklientels eine bürgerliche Herkunft haben, was jedoch nicht heißt, dass sie auch bürgerlicher Werte vertreten.
Marx und Engels waren auch bürgerlicher Herkunft, aber -und da werden mir wohl ausnahmsweise alle hier zustimmen- standen sie keineswegs für bürgerliche Politik.

Mit Parolen und blossem "Salon-Kommunismus" bekommt man keine 15% Stammklientel.

Mir ist jetzt nicht ganz klar, worauf du hinaus willst.Huh

Ich habe schließlich nicht behauptet, dass grüne Politik mit dem Kommunismus kongruent ist (wenn's auch unzweifelhaft Parallelen gibt), sondern widerlegt, dass sie bürgerlich ist und aufgezeigt, dass Bürgerliche nicht per se auch bürgerliche Politik machen.

MfG, Titus Feuerfuchs
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25.01.2013, 03:49
Beitrag: #114
RE: Wahlen Allgemein 2013:
Die Grünen sind jetzt eine linksbürgerliche Partei.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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25.01.2013, 06:43
Beitrag: #115
RE: Wahlen Allgemein 2013:
(25.01.2013 03:49)Sansavoir schrieb:  Die Grünen sind jetzt eine linksbürgerliche Partei.

"Linksbürgerlich" ist m.E. ein Oxymoron ähnlich wie "totalitärliberal".

Wie begründest du deine Ansicht?

MfG, Titus Feuerfuchs
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25.01.2013, 16:46
Beitrag: #116
RE: Landtagswahl in Niedersachsen aus Sicht der Parteien.
(23.01.2013 23:15)WDPG schrieb:  
(23.01.2013 18:12)Marco schrieb:  Ein typischer Grünen-Wähler würde Graz oder Salzburg sicher Essen oder Wolfsburg vorziehen. ......

Deine Theorien könnten stimmen. Aber man muss schon auch sagen das ihr mehr sehr große Städte habt. Während es bei uns etliche eher ländlich geprägte Gebiete gibt, etwa das Burgenland wo Eisenstadt mit ca. 13.000 Einwohner, die deutlich größte Stadt ist und die Grünen eher schwach sind.

Ein anderes Beispiel wäre Baden-Württemberg, das Bundesland könnte man ja von Größe und Verstädterungsgrad ein bißchen mit Österreich vergleichen und trotzdem regiert dort ein grüner Ministerpräsident...
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25.01.2013, 16:51
Beitrag: #117
RE: Wahlen Allgemein 2013:
(23.01.2013 21:02)Renegat schrieb:  
(23.01.2013 18:21)Marco schrieb:  Dabei stand der knappe Vorsprung für Rot-Grün schon um 20.00 Uhr fest, die Sender haben sich nur nicht "getraut" die Meldung zu bringen. Man hatte wohl Angst sich durch zu viele wechselnde Prognosen unglaubwürdig zu machen.

Woher weißt du das? Ab 18:00 wurde erst ein kleiner Vorsprung für schwarz-gelb verkündet. Finde ich soweit plausibel, da auf dem Land schneller gezählt wurde, dann ein patt und erst recht spät der knappe Vorsprung. Wenn man überlegt, dass etwas über 300 Stimmen in Hildesheim den Ausschlag gaben, ist es nachvollziehbar, dass sich die Medien mit Ergebnissen aufgrund von Hochrechnungen nicht aus dem Fenster lehnen wollten.

Habe das in der Zeitung gelesen,
es war wohl auch unklar wie man die Überhangmandate prognostizieren sollte.
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25.01.2013, 20:18
Beitrag: #118
RE: Wahlen Allgemein 2013:
(25.01.2013 06:43)Titus Feuerfuchs schrieb:  
(25.01.2013 03:49)Sansavoir schrieb:  Die Grünen sind jetzt eine linksbürgerliche Partei.

"Linksbürgerlich" ist m.E. ein Oxymoron ähnlich wie "totalitärliberal".

Wie begründest du deine Ansicht?

Ich denke, dass eine Diskussion, ob die Grünen eine bürgerliche Partei sind oder nicht und im speziellen Fall, ob sie linksbürgerlich sind, eine endlose Diskussion herbeiführen kann. Das Problem, das wir alle haben, ist gesellschaftliche Entwicklungen seit den 1990-er Jahren mit Begriffen aus dem 18. und 19. Jahrhundert zu erklären.

Titus schrieb sinngemäß, dass für das Bürgertum bzw. eine bürgerliche Partei Konservativismus und Liberalismus die entscheidenden Merkmale sind. Die Grünen sind nach seiner Meinung progressiv, etatistisch und in vielen Dingen antiliberal. Damit versuchte er Bunburys Meinung zu widerlegen, deren Meinung ist, die Grünen wären eine bürgerliche Partei, der ich mich im Prinzip angeschlossen habe, indem ich die Grünen als linksbürgerliche Partei bezeichnete. Dieser Begriff „linksbürgerlich“ wird von Titus abgelehnt.

Warum? Ich nehme an, dass er in den politischen Kategorien „bürgerliches contra linkes Lager“ denkt und sich selbst dem bürgerlichen Lager zugehörig fühlt. Dabei ist zu klären, was zeichnet das bürgerliche Lager aus. Sind es wirklich nur Wähler von konservativen oder liberalen Parteien. Oder ist es nicht auch so, dass Menschen mit bürgerlicher Herkunft linke Parteien wählen, Menschen aus dem Arbeitermilieu christdemokratisch (also konservativ) wählen? Inwieweit deckt sich die soziale Herkunft und der heutige gesellschaftliche Status mit dem Wahlverhalten? Die Wähler der Grünen sind von ihrer sozialen Herkunft und/oder ihren heutige gesellschaftlichen Status ganz eindeutig Angehörige der Mittelschicht (bzw. des Bürgertums). Sie sind häufig Akademiker, Richter, Journalisten oder Lehrer, aber auch Eigentümer mittelständischer Unternehmen, nicht nur aus der Bio- oder Solarbranche. Ihre politische Ausrichtung geht bisher eher ins linke Lager, wobei ich denke, dass Teile der Grünen in Zukunft zunehmend andere Optionen als rot-grün befürworten würden.

Deshalb habe ich für die Grünen den Begriff linksbürgerlich gewählt. Angelehnt habe ich diese Begriffswahl nach der Bezeichnung der DDP bzw. DSP aus der Weimarer Republik, die als linksliberale Partei zur Unterscheidung von der liberalen Partei DVP verwendet wurde.

Der Begriff „Bürger“ setzte sich seit dem 17. Jahrhundert für eine Mittelschicht durch, die sich einerseits klar gegen Adel und Klerus definierte, andererseits sich auch gegen Bauern und Lohnarbeitern abgrenzte. Diese Bürger waren jedoch keine homogene Schicht, sondern sehr heterogen, so dass eine weitere Unterscheidung in Groß- und Kleinbürgertum erfolgte. In Großbritannien waren z.B. die Grenzen zwischen Adel und Großbürgertum oder Kleinbürgertum und Lohnarbeiter bzw. Pächter fließend, ebenso war ein Aufstieg vom Kleinbürgertum ins Großbürgertum nicht unmöglich. Das englische Großbürgertum unterschied sich in Handelsbürgertum und einem Bürgertum mit agrarischem Großgrundbesitz. Letzteres war ein Sonderfall in England und war eine Folge der Rosenkriege und der „Tudorrevolution“. Fakt ist jedoch, es gab ein Großbürgertum, dessen Kapital mobil eingesetzt wurde und ein Großbürgertum dessen Kapital immobil gebunden war. Diese beiden Fraktionen standen hinter den Whigs und den Tories, aus denen sich im 19. Jahrhundert die Liberale und Konservative Partei bildeten und die zwischen 1688 und 1924 die englische bzw. britische Politik bestimmten.

Obwohl der Begriff bzw. Name „liberal“ oder „konservativ“ erst im 19. Jahrhundert sich durchsetzte, war deren Bedeutung schon im 18. Jahrhundert bekannt. Als Vertreter des Handelsbürgertums forderte schon John Locke die Freiheit des Individuums gegenüber staatlicher Gewalt. Ebenso Freiheit, Leben und Eigentum als unveräußerliche Rechte für jeden. Das sind Werte, die auch von den Grünen befürwortet werden. Ich weiß jetzt nicht, wo die antiliberale Komponente der Grünen liegen soll?

Der Begriff „Konservativismus“ bedeutet sinngemäß „erhalten“, „bewahren“ oder „konservieren“. Diese politische Strömung versucht das einmal Erreichte zu erhalten oder zu bewahren. Wirtschaftlich ist damit das Absichern seines (Grund-)Besitzes gemeint, sowohl gegenüber bürgerlichen Konkurrenten, gegenüber Besitzlosen und gegenüber dem Staat, de facto standen die Konservativen für einen Status Quo innerhalb der Gesellschaft. In diesem Sinn sind die Grünen natürlich nicht konservativ bzw. bürgerlich. Aber trifft diese Definition des Konservativen für das heutige Wählerpotential konservativer und bürgerlicher Parteien zu? Doch nicht wirklich. Es geht doch eher um das Bewahren idealistischer Werte und das tun doch Bürgerliche (Familienpolitik) und Grüne (Ökologie) doch jeder auf seine Weise.

Titus bezeichnet die Grünen als progressiv, also fortschriftlich. Das stimmt. Aber welche Partei kann sich dauerhaft dem Fortschritt entziehen? Die Konservativen von heute sind doch anders als die von 1900, 1950 oder 1980. Sie entwickeln sich doch ebenso wie andere Parteien.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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28.01.2013, 19:42
Beitrag: #119
RE: Wahlen Allgemein 2013:
(25.01.2013 20:18)Sansavoir schrieb:  Ich denke, dass eine Diskussion, ob die Grünen eine bürgerliche Partei sind oder nicht und im speziellen Fall, ob sie linksbürgerlich sind, eine endlose Diskussion herbeiführen kann.

Das ist ja der Sinn dieses Forums.Wink

(25.01.2013 20:18)Sansavoir schrieb:  Das Problem, das wir alle haben, ist gesellschaftliche Entwicklungen seit den 1990-er Jahren mit Begriffen aus dem 18. und 19. Jahrhundert zu erklären.

Philosophische und politische Grundbegriffe, wie z.B. Konservativismus, Egalität, Liberalismus,... sehe ich als zeitlos an.

(25.01.2013 20:18)Sansavoir schrieb:  [...]
Warum? Ich nehme an, dass er in den politischen Kategorien „bürgerliches contra linkes Lager“ denkt und sich selbst dem bürgerlichen Lager zugehörig fühlt.

Natürlich bin ich eher im bürgerlichen als im linken Lager zuhause. Bin jedoch mit diesen Zuschreibungen zurückhaltend, da sie einem ein Gedankenkorsett auferlegen.


(25.01.2013 20:18)Sansavoir schrieb:  Dabei ist zu klären, was zeichnet das bürgerliche Lager aus. Sind es wirklich nur Wähler von konservativen oder liberalen Parteien. Oder ist es nicht auch so, dass Menschen mit bürgerlicher Herkunft linke Parteien wählen, Menschen aus dem Arbeitermilieu christdemokratisch (also konservativ) wählen? Inwieweit deckt sich die soziale Herkunft und der heutige gesellschaftliche Status mit dem Wahlverhalten? Die Wähler der Grünen sind von ihrer sozialen Herkunft und/oder ihren heutige gesellschaftlichen Status ganz eindeutig Angehörige der Mittelschicht (bzw. des Bürgertums). Sie sind häufig Akademiker, Richter, Journalisten oder Lehrer, aber auch Eigentümer mittelständischer Unternehmen, nicht nur aus der Bio- oder Solarbranche. Ihre politische Ausrichtung geht bisher eher ins linke Lager, wobei ich denke, dass Teile der Grünen in Zukunft zunehmend andere Optionen als rot-grün befürworten würden.
Deshalb habe ich für die Grünen den Begriff linksbürgerlich gewählt.[...]

Der Kern unserer divergierenden Wahrnehmung liegt darin, dass es für mich entscheidend für die Beurteilung einer politischen Partei ist, festzustellen, wofür sie steht, während es für mich sekundär ist, wer sie wählt und welche Sozialisation ihre Mitglieder genossen haben.

Anders gesagt: Bürgerliche Wähler (wobei ich die von dir zitierten Gruppen keinesfalls alle per se als bürgerliche Hochburgen sehe) machen die Grünen noch lange zu keiner bürgerlichen Partei.



(25.01.2013 20:18)Sansavoir schrieb:  Der Begriff „Bürger“ setzte sich seit dem 17. Jahrhundert für eine Mittelschicht durch, die sich einerseits klar gegen Adel und Klerus definierte, andererseits sich auch gegen Bauern und Lohnarbeitern abgrenzte. Diese Bürger waren jedoch keine homogene Schicht, sondern sehr heterogen, so dass eine weitere Unterscheidung in Groß- und Kleinbürgertum erfolgte. [...]

Stimmt, diese Unterscheidung ist auch sehr wichtig. Das Kleinbürgertum, das weniger in Bildung und Aufklärung verhaftet ist, hat(te) eine verhandene Tendenz nach links bzw. in den 30er auch eine hohe Affinität zur NSDAP, die ja bekanntlich alles andere als bürgerlich war.

(25.01.2013 20:18)Sansavoir schrieb:  Obwohl der Begriff bzw. Name „liberal“ oder „konservativ“ erst im 19. Jahrhundert sich durchsetzte, war deren Bedeutung schon im 18. Jahrhundert bekannt. Als Vertreter des Handelsbürgertums forderte schon John Locke die Freiheit des Individuums gegenüber staatlicher Gewalt. Ebenso Freiheit, Leben und Eigentum als unveräußerliche Rechte für jeden.

Korrekt.
Auf's Eigentum legen die Grünen massiv ihre Hände, auf Gutverdiener und Unternehmen ebenfalls.

Maria Vassilakou, grüne Vizebürgermeisterin von Wien, wollte z.B. die Mietpreise staatlich festlegen lassen.

(25.01.2013 20:18)Sansavoir schrieb:  Das sind Werte, die auch von den Grünen befürwortet werden. Ich weiß jetzt nicht, wo die antiliberale Komponente der Grünen liegen soll?

Nein. Die Grünen sind hochgradig etatistisch, Subsidiarität des Staates ist ihnen fremd. Sie wollen den Bürger im Namen ihrer "Werte" massiv bevormunden. Die Grünen sind zu einer Gebots- und Verbotspartei geworden, das erlebe ich, seit die Grünen in der Wiener Stadtregierung sitzen, in natura.

Die Grünen sind auch -wenn es um den Umgang mit politisch anders Denkenden oder ihnen fremdstehenden gesellschaftlichen Gruppen (z.B. Katholische Kirche, Miltär, Polizei, Vertriebene Deutsche, Unternehmer, Autofahrer, Männer,etc......) geht- alles andere als liberal.



(25.01.2013 20:18)Sansavoir schrieb:  Der Begriff „Konservativismus“ bedeutet sinngemäß „erhalten“, „bewahren“ oder „konservieren“. Diese politische Strömung versucht das einmal Erreichte zu erhalten oder zu bewahren. Wirtschaftlich ist damit das Absichern seines (Grund-)Besitzes gemeint, sowohl gegenüber bürgerlichen Konkurrenten, gegenüber Besitzlosen und gegenüber dem Staat, de facto standen die Konservativen für einen Status Quo innerhalb der Gesellschaft.
In diesem Sinn sind die Grünen natürlich nicht konservativ bzw. bürgerlich. Aber trifft diese Definition des Konservativen für das heutige Wählerpotential konservativer und bürgerlicher Parteien zu? Doch nicht wirklich.

Das ist aber ein ganz andere Frage, die nichts mit der Beurteilung der Grünen zu tun hat.
Konservativ lässt sich auch nicht mit völligem Stillstand übersetzen. Keine Partei kann das wollen. Es geht vielmehr um eine Bewahrung zentraler Werte und Strukturen bzw. deren Anpassung gegenüber neuen Herausforderungen.

(25.01.2013 20:18)Sansavoir schrieb:  Es geht doch eher um das Bewahren idealistischer Werte und das tun doch Bürgerliche (Familienpolitik) und Grüne (Ökologie) doch jeder auf seine Weise.

Das Thema Umweltschutz ist m.E. der einzige Punkt, in dem man den Grünen unter Umständen Konservativismus attestieren kann. Es geht um die Bewahrung der Natur.

Aber entgegen den grünen Anfängen treibt das mittlerweile absurde Blüten, in deren Namen dem Bürger Gebote und Verbote oktroyiert werden, was wiederum mit Konservativismus und Liberalismus unvereinbar ist.

Die grünen Anfänge in den frühen 80ern -zumindest in Österreich- waren in der Tat bürgerlicher Natur. Es wurde konkrete Maßnahmen zum Umweltschutz gefordert, die Hainburger Au gerettet und diverse sinnvolle Maßnahmen zum Umweltschutz fanden Eingang in die Politik.

Seit Ende der 80er haben sich die Grünen jedoch wirtschafts- und gesellschaftspolitisch sukzessive an den linken Rand entwickelt.


(25.01.2013 20:18)Sansavoir schrieb:  Titus bezeichnet die Grünen als progressiv, also fortschriftlich. Das stimmt. Aber welche Partei kann sich dauerhaft dem Fortschritt entziehen? Die Konservativen von heute sind doch anders als die von 1900, 1950 oder 1980. Sie entwickeln sich doch ebenso wie andere Parteien.

Progressiv als Antagonismus zu konservativ in dem Sinne, dass sie für teils radikale Veränderungen stehen, die auch zunehmend Eingang in andere politische Strömungen gefunden haben (z.B. ein radikal egalitäres Gesellschaftsbild). Ob das ein Fortschritt ist, ist aber eine andere Frage.

Zum Thema Konservativismus und Veränderung siehe oben.

MfG, Titus Feuerfuchs
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31.01.2013, 21:48
Beitrag: #120
Diese Parteien treten zur Landtagswahl in Kärnten 2013 an:
Jetzt steht fest wer in Kärnten tatsächlich antritt:

-FPK (Spitzenkandidat ist Landeshauptmann Dörfler, man kämpft um Platz 1, wird für die FPK aber schwer werden)
-SPÖ (Spitzenkandidat ist Peter Kaiser, der gute Chancen auf Platz 1 hat)
-ÖVP (Spitzenkandidat ist Landesparteichef Obernosterer, dieser kämpft gegen den großen Abstieg, muss glaubwürdig eine Richtungsänderung verkaufen)
-Grüne (Spitzenkandidt ist Rolf Holub/Die Grünen erhoffen sich als Aufdeckerpartei Gewinne)
-Team Stronach (Spitzenkandidat Köfler ist der Bürgermeister von Spital an der Drau/ auf den Einzug hat man gute Chancen)
-BZÖ (Spitzenkandidat ist Bundesparteichef Bucher/ bis zur Abspalltung der FPK war man auf Platz 1, nun kämpft man um den Einzug)
-Piratenpartei Österreichs (Versuchen ihr Glück auf in Kärnten, Chancen sind schwer zu sagen)
-ASOK (Die Asok ist eine Linksallianz, bei der auch die KPÖ dabei ist)
-Lebenswerte Partei (eine Kleinpartei über die ich kaum was weiß)
-Liste Stark (diese trat schon bei Landtags- und auch Nationalratswahlen in Kärnten an, bisher war man weit unter 1%, tritt nicht in allen Wahlkreisen an).

Das LiF wollte auch antreten mit einem lokal bekannten Spitzenkandidaten, man hörte von dieser Kandidatur immer weniger und scheinbar tritt man jetzt doch nicht an.
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